Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklungen nach dem 2. Weltkrieg.
2.1 Die allgemeine politische Situation
2.2 Kontrollierter Aufschwung durch die Militär- regierung in der ABZ?
2.3 Die Konsequenzen für den Sport in der ABZ
2.4 Die Rolle des Arbeitersports
3. Zusammenfassende Bewertung
4. Bibliographie
1. Einleitung
Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit dem Thema der Nachkriegsentwicklung des deutschen Sports in der Amerikanischen Besatzungszone (ABZ). Dabei gilt es zum einen, die allgemeine Situation nach der Diktatur darzustellen und zum anderen, mit welchen Mitteln die US-Amerikaner das besiegte und zerstörte Dritte Reich in die Demokratie zu führen versuchten.
Vom Allgemeinen dann zum Speziellen, d.h., es soll der sportliche Fragenkatalog beantwortet werden. Wie packt man den Sport und sein System an? Neu- oder Wiederaufbau? Zersplitterung oder Einheitssportbewegung?
Vorweg kann schon gesagt werden, dass dabei die Rolle der ehemaligen Arbeitersportler eine beachtenswerte war und somit auch Berücksichtigung in dieser Hausarbeit finden muss.
Die Sekundärliteraturlage kann durchaus als schlecht miserabe bezeichnet werden. Eine gesamt süddeutsche Sportbetrachtung sucht man vergebens. So muss von einzelnen Landessportbünden auf die gesamte ABZ geschlossen werden.
„Um den Einfluß der Besatzungsmächte in ihrer realen Wirkung einschätzen zu können, muß man dabei die Sportentwicklung in dieser Zeit bis zumindest auf die Kreisebene zurückverfolgen. Dies ist meines Wissens bisher nirgendwo geschehen, so daß auf diesem Gebiet bislang mehr Thesen als gesicherte Erkenntnisse die Diskussion bestimmen.“ (Nitsch 1985, S. 41)
Nichtsdestotrotz muss das Ziel dieser Arbeit sein, eine möglichst umfassende Darstellung über Situation und Problematik des Sportaufbaus in der ABZ zu liefern und kritische Fragezeichen hinter Kohärenzlücken in der Sekundärliteratur zu setzen. Wo möglich, sollen diese Lücken plausibel geschlossen werden.
Die Hausarbeit basiert auf der Referatsleistung in dem Hauptseminar „Die Nachkriegsentwicklung des deutschen Sports (1945-1957)“.
2. Entwicklungen nach dem 2. Weltkrieg
2.1 Die allgemeine politische Situation
Der Kriegsauslöser und -verlierer Deutschland lag ohne jeden Zweifel 1945 moralisch, geistig und körperlich am Boden. Seine Städte und Stätten waren von zwölf Jahren Schreckensherrschaft und von fast sechs Jahren Gefechte gezeichnet. Neben den Wohnvierteln trafen die Bomben auch zahlreiche Bildungs- und Sportstätten (Schulen, Turn- und Schwimmhallen, etc.). Das dies einem raschen Aufbau des Bildungs- und Sportstandortes hinderlich war, steht außer Frage.
„Die noch vorhandenen Einrichtungen wurden zuweilen allein von den Besatzungssoldaten genutzt. Schulunterricht im Drei-Schichten-System war bis weit in die 50er Jahre störungsfrei nicht möglich. Für Vereinssport in Schulturnhallen war kaum Platz.“ (Sywottek, In: Nitsch; Pfeiffer 1995, S. 2)
Selbst, wenn Gebäude dem Bombenhagel entgingen, hieß das noch lange nicht, dass die Einrichtungen dem deutschen Volk zur Verfügung standen. Die Besatzungsmächte, mit ihren Verwaltungsstäben und Organisationseinrichtungen, nutzten diese Räumlichkeiten.
Nicht viel befriedigender stellte sich die Ernährungssituation nach dem 2. Weltkrieg dar. Die Lebensmittelkarten und die darauf zugewiesenen Kalorien reichten nicht zum Leben, sondern gerade einmal zum überleben.
Schwarzmarktgeschäfte und eine erhöhte Kriminalität waren die Konsequenzen, die besonders bei Jugendlichen und Kindern, die in den ersten Nachkriegsmonaten keiner Schulpflicht nachkommen mussten, eklatant hoch waren.
2.2 Kontrollierter Aufschwung durch die Militärregierung in der ABZ?
Und in der Tat packten die Amerikaner die Probleme in Deutschland bzw. in ihrer Zone, die aus den Ländern Groß-Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Bremen bestand, zunächst beherzt an. „Entnazifizierung, Entmilitarisierung, Kontrollen und Dezentralisierung der Wirtschaft, Reparationszahlungen, Bestrafung der deutschen Kriegsverbrecher und ein demokratischer Neuaufbau“ (Gissel 1988, S. 24) waren die grundlegenden Ziele der Alliierten und somit auch der USA. Insbesondere die „politische Säuberung“ hatte Priorität in der ABZ. Alle ehemaligen Nationalsozialisten sollten aus ihren Ämtern und Positionen entfernt werden.
Um zu differenzieren, erstellte die Militärregierung einen Fragekatalog, der über die vergangenen politischen Aktivitäten Aufschluss geben sollte (131 Fragen!). Mitläufer behielten meist ihre Position, während den am höchsten belasteten Nationalsozialisten der sofortige Arrest drohte (vgl. Informationen zur politischen Bildung 1998, S. 26). Das dieser Auftrag nicht zu 100% zu erfüllen war, musste schnell eingesehen werden.
„Es begann die Ära eines neuen Klassenstaats, dessen Bürger man in „Hauptschuldige“ und „Belastete“, in „Minderbelastete“ und „Mitläufer“ und in „Entlastete“ sortierte. Es begann die Zeit, in der „Persilscheine“, die Ehrenerklärung ehemaliger KZ-Häftlinge, wertvoller waren als pures Gold, wo aber auch größere Geldsummen bei der Festsetzung des neuen Status hilfreich waren. Es huben die Jahre an, in denen kleine Parteigenossen in die Arbeitslager wanderten, in denen hochqualifizierte Fachleute und Wissenschaftler im Steinbruch arbeiteten und in denen Profit-Haie, die sich vorher bei den oberen Zehntausend des NS-Reichs angebiedert hatten, bei den Spruchkammern nur eine kleine Geldbuße hinterlegten, während sie längst neue Geschäfte mit den neuen Herren machten.“ (Zentner 1989, S. 467)
Die angedeutete „Säuberungsprozedur“ hielten die Besatzer nur einen begrenzten Zeitraum aufrecht. Keine Gefängniskapazitäten und der Personalmangel in der Verwaltung waren die hauptsächlichen Ursachen. Vielmehr verwendeten die USA nun ihre Kraft auf eine „Re-education“ der Deutschen. Diese „Umerziehung“ beinhaltete die geistig-politische Umgestaltung, auf der Grundlage der demokratischen Werte. Wobei im Zentrum die Herrichtung der Bildungsinstitutionen stand, um die Inhalte der „Re-education und der konzipierten Schulpolitik überhaupt verbreiten und vermitteln zu können (vgl. DSB II 1990).
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