Die Freudsche Traumdeutung und das Dispositiv aufgearbeitet im Kontext des medienwissenschaftlichen Textes von Jean-Louis Baudry
DAS DISPOSITIV:
METAPSYCHOLOGISCHE BETRACHTUNGEN DES REALITÄTSEINDRUCKS (1975)
Die Freudsche Traumdeutung und das Dispositiv
Siegmund Freuds metapsychologische Untersuchungen richten sich darauf, eine Apparatur zu verstehen und zusammenzufügen, die in der Lage ist mnestische Spuren, also Spuren der Erinnerung, in Form von Vorstellungen wiederzugeben, was nach Baudry als Dispositiv zu bezeichnen wäre. Das Subjekt wird also getäuscht, es fällt Illusionen zum Opfer, also dem was man im Wachzustand als Halluzination und im Schlaf als Traum bezeichnet, es ist also Opfer eines Realitätseindrucks.
Der Schlafende befindet sich in einer erzwungenen Unbeweglichkeit, so wird der nachgeburtliche Zustand, oder sogar das intrauterine Leben wiederholt, diese Unbeweglichkeit ist es die auch der Besucher des dunklen Kinosaals wieder findet, welcher sich im Sessel vergraben hat. Die Unbeweglichkeit des Zuschauers gehört zum Dispositiv des Kinos.
Freud untersucht in seiner Traumdeutung die Darstellungsmittel im Traum. Er kommt dabei auf das Unbewusste zu sprechen.
Die Beziehung zwischen Kino und Traum wurde schon häufig vermutet und hat sich auch im Gemeinsinn eingeprägt. Die kinematographische Projektion soll an den Traum erinnern, sie soll eine Art Traum sein, ein Beinahe-Traum.
Freud erkannte die Rolle und Funktion des Traums als Hüter des Schlafes und als Wunscherfüllung, seine Eigenarten wurden untersucht und ebenso die Übersetzung von Trauminhalten in versteckte Gedanken.
Das 7. Kapitel der Traumdeutung, das Freud 15 Jahre später schrieb, befasst sich mit den Bedingungen der Entstehung eines Traums, sucht die Gründe warum der Traum im Seelenleben einen besonderen qualitativen Charakter besitzt und auch die besondere Traumwirkung. Der Traum präsentiert sich dem Bewusstsein des Träumenden mit einem Realitätscharakter der eigentlich der Wahrnehmung der Außenwelt zugehört. Der Aufbau und die Funktion des psychischen Apparats bewirken das sich der Traum dem Träumenden als Realität zeigt, Freud sagt: „Der Traum ist somatisch eine Reaktivierung des Aufenthalts im Mutterleibe mit der Erfüllung der Bedingungen von Ruhelage, Wärme und Reizabhaltung.“ Somit wird eine Regression, eine Rückbildung, verursacht, die Regression der Libido bis zur Stufe der halluzinatorischen Wunschbefriedigung und die Regression der Ich-Entwicklung bis hin zur Herstellung des primitiven Narzissmus, was den absolut egoistischen Charakter des Traums zur Folge hat, die Person die in seinen Szenen die Hauptrolle spiele, sein immer als die eigene zu erkennen.
Der Traumwunsch wird im Ausgang von Tagesresten gebildet die dem Vollbewusstsein angehören und durch Regungen aus dem Unterbewusstsein verstärkt werden. Gedanken werden dabei, in vorwiegend visuelle Bilder umgesetzt, also Wortvorstellungen auf die ihnen entsprechenden Sachvorstellungen zurückgeführt, so also ob eine Rücksicht auf die Darstellbarkeit den Prozess beherrschen würde.
Die Vollendung des Traumvorgangs liegt darin, dass der zu einer Wunschphantasie umgearbeitete Gedankeninhalt als sinnliche Wahrnehmung bewusst wird. Der Traumwunsch wird halluziniert und findet als Halluzination im Glauben an die Realität seine Erfüllung.
Der Traum also als eine halluzinatorische Wunschpsychose, ein Zustand in dem die mentalen Vorstellungen für Realitätswahrnehmungen gehalten werden.
Freud hat die Hypothese formuliert, das die halluzinatorische Befriedigung eine Befriedigungsform ist, die wir am Anfang unseres Seelenlebens antreffen, wenn Wahrnehmung und Vorstellung noch nicht unterschieden werden können, wenn das System Wahrnehmung-Bewusstsein noch nicht differenziert ist. Wenn das Objekt des Wunsches, bzw. des Bedürfnisses fehlt kann es halluziniert werden. Das wiederholte Scheitern dieser Form der Befriedigung hat die Einrichtung der Realitätsprüfung zur Folge, die zur Differenzierung zwischen Wahrnehmung und Vorstellung führt. Eine Wahrnehmung die durch Handeln zum Verschwinden gebracht werden kann wird als äußerliche erkannt. Die Realitätsprüfung ist also von der Bewegungsfähigkeit abhängig, wenn diese aufgehoben ist, etwa im Schlaf, kann die Realitätsprüfung nicht wirksam werden, somit erscheint die Wahrnehmung im Traum uns immer als Realität.
Die durch den Schlaf vollzogenen Umwandlungen im psychischen Apparat, der Rückzug der Besetzungen, Labilität der verschiedenen Systeme, Rückzug der Bewegungsfähigkeit tragen zur Erzeugung der Traumeigenschaften bei: Darstellbarkeit, Umsetzung der Gedanken in Bilder, Zuordnungen von Realität an die Vorstellungen.
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- Citation du texte
- Mag. phil. Elsa Kremser (Auteur), 2006, Die Freudsche Traumdeutung und das Dispositiv, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140316