Laut, bunt, verstörend, irritierend, anregend – all diese Attribute und noch viele individuell mehr kann man Peter Kubelka’s Film „Unsere Afrikareise“ zuschreiben. Mit dem 13 Minuten langen Werk setzte er Maßstäbe für den Avantgardefilm. Der exzentrische österreichische Filmemacher irritiert sein Publikum und lässt die Interpretation seiner Filme offen.
So sitzt man im Kino – nach dem erlebten Film – weiß nicht wie man damit umgehen soll, was darüber denken und wo ansetzen. In der folgenden Arbeit möchte ich Denkansätze bieten, wie man mit so einem Filmstoff umgehen - und ihn gedanklich weiter verwerten kann. Um Peter Kubelka’s Arbeit verstehen zu können, beziehungsweise zumindest einen Ansatz zu finden einen Zugang zu seinen Filmen zu bekommen, ist seine Lebensgeschichte durchaus nicht unwichtig. Seine enorme Verbundenheit zur Musik, die Vielfältigkeit mit der er damit aufgewachsen ist, lässt einen die außergewöhnliche Tonschnitt Komposition in „Unsere Afrikareise“ etwas leichter nachvollziehen. Auch seine Aktivitäten als Koch lassen Ansatz zur ganz persönlichen Interpretation der mannigfaltigen Bilder in seinem Experimentalfilm. Ein zweiter wichtiger Punkt ist Catherine Russels Aufsatz „Zoology, Pornography, Ethnography“ . Sie liefert uns einen theoretischen Ansatz, den Film wissenschaftlich und sozialtheoretisch einordnen zu können. Abschließend möchte ich noch die Brücke zu den Jagdsafaris schaffen, die Kubelka in seinem Film unterschwellig kritisch betrachtet. Die Mode das man um Tiere zu töten auf Pauschalurlaub zurückgreift um so seine Aggressionen getarnt als persönliche Leidenschaft ausleben zu können, stellt eine fragwürdige Tendenz unserer Gesellschaft dar.
INHALT:
I. EINLEITUNG
II. PETER KUBELKA
III. „UNSERE AFRIKAREISE“
VI. CATHERINE RUSSEL „ZOOLOGY, PORNOGRAPHY, ETHNOGRAPHY“
V. JAGDSAFARIS – TÖTEN ALS SPORT?
VI. BIBLIOGRAFIE
I. EINLEITUNG
Laut, bunt, verstörend, irritierend, anregend – all diese Attribute und noch viele individuell mehr kann man Peter Kubelka’s Film „Unsere Afrikareise“ zuschreiben. Mit dem 13 Minuten langen Werk setzte er Maßstäbe für den Avantgardefilm. Der exzentrische österreichische Filmemacher irritiert sein Publikum und lässt die Interpretation seiner Filme offen.
So sitzt man im Kino – nach dem erlebten Film – weiß nicht wie man damit umgehen soll, was darüber denken und wo ansetzen. In der folgenden Arbeit möchte ich Denkansätze bieten, wie man mit so einem Filmstoff umgehen - und ihn gedanklich weiter verwerten kann.
Um Peter Kubelka’s Arbeit verstehen zu können, beziehungsweise zumindest einen Ansatz zu finden einen Zugang zu seinen Filmen zu bekommen, ist seine Lebensgeschichte durchaus nicht unwichtig. Seine enorme Verbundenheit zur Musik, die Vielfältigkeit mit der er damit aufgewachsen ist, lässt einen die außergewöhnliche Tonschnitt Komposition in „Unsere Afrikareise“ etwas leichter nachvollziehen. Auch seine Aktivitäten als Koch lassen Ansatz zur ganz persönlichen Interpretation der mannigfaltigen Bilder in seinem Experimentalfilm.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist Catherine Russels Aufsatz „Zoology, Pornography, Ethnography“[1]. Sie liefert uns einen theoretischen Ansatz, den Film wissenschaftlich und sozialtheoretisch einordnen zu können.
Abschließend möchte ich noch die Brücke zu den Jagdsafaris schaffen, die Kubelka in seinem Film unterschwellig kritisch betrachtet. Die Mode das man um Tiere zu töten auf Pauschalurlaub zurückgreift um so seine Aggressionen getarnt als persönliche Leidenschaft ausleben zu können, stellt eine fragwürdige Tendenz unserer Gesellschaft dar.
II. PETER KUBELKA
Der Avantgarde-Filmemacher Peter Kubelka, 1934 geboren, an der Pram im Innviertel in Oberösterreich aufgewachsen, in Wien lebend, zählt zu den international bekanntesten und renommiertesten Experimentalfilmern.
In seiner Jugend war Kubelka, nachdem er vom Land in die Großstadt gezogen war, sowohl Wiener Sängerknabe als auch österreichischer Juniorenmeister im Diskuswerfen, ein musikalischer auf alten Blasinstrumenten spielender Querkopf mit eigenem Ensemble („Spatium Musicum“), der auch Judoka war.
Seine ersten Erfahrungen in punkto Film hat er 1953an der Wiener Filmakademie, die damals noch als Abendschule geführt wurde, gesammelt. Gemeinsam mit Ferry Radax zählte er zu den ersten Studenten die dreimal pro Woche abends Unterricht an der Akademie bekamen. Kubelka hatte bereits eine Sportfilmdokumentation realisiert, für die er ein Stipendium des Landes Oberösterreich bekam wodurch er an der römischen Filmhochschule “Centro Sperimentale di Cinematografia” ein zweijähriges Regiestudium absolvieren konnte. Durch Bekanntschaften die er dadurch schloss, konnte er danach gemeinsam mit Radax “Mosaik im Vertrauen” drehen, was laut eigener Aussage erstmals ihren eigenen Vorstellungen davon entsprach, was Film sein könne. Kubelka war noch nicht der Avantgardist der er heute ist, sondern ein vom italienischen Neoverismus begeisterter Student, getrieben von der Unzufriedenheit mit konventionalisierten Erzählformen.[2]
1958 ist Kubleka schon einen Schritt weiter in der Definition seiner Persönlichkeit als Avantgardist. Er sollte als Auftragsarbeit einen einminütigen Werbefilm für die Biermarke “Schwechater” drehen. So war die Vorgabe der Firma, Mannequins die aus Sektflöten Bier trinken, zu filmen. Kubelka tauchte mit einer handbetriebenen 35-mm-Kamera auf, dem Angestellten der Brauerei, der die Dreharbeiten überwachen sollte, erklärte er, dass sich so die Frequenz besser kontrollieren ließe. Als dieser später noch mehr Aufnahmen haben wollte, kurbelte Kubelka weiter, obwohl sein weniges Filmmaterial schon längst durch die Kamera gelaufen und aufgebraucht war. Bei der Gestaltung von “Schwechater” drängt Kubleka die Bilder an den Rand figurativer Erkennbarkeit und gibt sie gerade so als Bilder zu erkennen. Während sich der eigentliche Ikonoklasmus gegen die Idee einer Abbildbarkeit und das Bild als solches richtet, ist die Avantgarde an der Eigenständigkeit des Bildes als grafischer Entität interessiert. Nur das gefilmte Objekt wird beliebig und austauschbar. Eine bestimmte Anzahl an Aufnahmen ist für Kubelka notwendig, alles darüber hinaus geht, wäre redundant. Die Differenz zum industriellen Film wird bis in die Verulkung des gesamten Aufnahmeteams mit der leeren Kamera hineingetragen.[3]
[...]
[1] Russell, Catherine. Zoology, Pornography, Ethnography. In: Experimental Ethnography. The Work of Film in the Age of Video. Duke Univeristy Press: Durham, London, 1999. S. 119-135.
[2] vgl. Tscherkassky, Peter. Die rekonstruierte Kinematografie. Zur Filmavantgarde in Österreich. http://www.tscherkassky.at/download/kinemato.pdf Zugriff: 3.4.2008
[3] vgl. Tscherkassky, Peter. Die rekonstruierte Kinematografie. Zur Filmavantgarde in Österreich. http://www.tscherkassky.at/download/kinemato.pdf Zugriff: 3.4.2008
- Citar trabajo
- Elsa Kremser (Autor), 2008, Kubelkas Afrikareise, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140319