Die Ehre in "Don Juan - Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast" von Tirso de Molina


Hausarbeit, 2004

14 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Ehrenkonzeptionen der Literatur des Siglo de Oro
2.1.1 Die äußere/ weltliche Ehre
2.1.2 Die weibliche Ehre
2.1.3 Verlust und Wiederherstellung der Ehre
2.1.4 Der Ehebruch und seine Folgen
2.2 Tirso de Molina – Biographie
2.3 Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast – Inhalt
2.4 Die Ehre im Drama
2.4.1 Die äußere Ehre
2.4.2 Die weibliche Ehre
2.4.3 Wiederherstellung der Ehre im Drama

3. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem Drama Don Juan – Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast, das von Tirso de Molina um 1620 verfasst wurde.[1]

Im Vordergrund dieser Hausarbeit steht die Frage, wie das Thema der Ehre im Don Juan behandelt wird. Nach einer allgemeinen Vorstellung der Ehrenkonzeptionen im Siglo de Oro, Informationen über den Autor und den Inhalt des Werkes, werde ich auf die einzelnen Aspekte der Ehre im Don Juan eingehen.

Ich werde untersuchen, welche Ehrbegriffe in dem Drama relevant sind und wie sie umgesetzt wurden, wobei sich die Untersuchung auf die äußere Ehre, die weibliche Ehre und den Verlust der Ehre konzentrieren wird.

Bei der Analyse des Dramas fällt auf, dass jede Figur stets das Ziel verfolgt, ihre Ehre zu bewahren. Die Frauenfiguren in dem Drama, deren weibliche Ehre von der des Mannes abhängt, sind dabei die Leidtragenden.

2. Hauptteil

2.1 Ehrenkonzeptionen der Literatur des Siglo de Oro

Die Ursprünge des Ehrgefühls gehen auf die sozialgeschichtlichen mittelalterlichen Traditionen zurück, die geprägt sind durch konfliktreiche, rassenbedingte Probleme mit den Mauren und Juden. Die im Mittelalter entstandene Auffassung von Ehre ergibt sich aus der Beziehung des Ritters zum König oder seinem Herrn und umfasst Dogmen wie ´edle Herkunft´, ´Tugend´, ´Tapferkeit´ und ´kriegerisches Geschick´. Die mittelalterliche Standesehre (honra estamental) und der Ehrbegriff der Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts haben nur geringfügige Gemeinsamkeiten.[2]

Im Spanien des Siglo de Oro existierten zwei Ehrauffassungen, die von großer gesellschaftlicher Bedeutung waren. Einerseits bezeichnete die Ehre (la honra) die Tugenden eines Mannes und andererseits war die Ehre ein gesellschaftlich bestimmter Wert, der den Ruf (la fama) eines Menschen bestimmte. Der Mann selbst war nicht für seinen Ruf verantwortlich, vielmehr wurde er durch die öffentliche Meinung gebildet.[3]

Für die Herausbildung des dramatischen Ehrbegriffs ist insbesondere die Gesetzgebung des Mittelalters maßgebend, in welcher Ehre mit Ruf gleichgesetzt wurde. „Ehre bedeutet Ruf, wenn sie verloren geht, verliert man das Leben. Daher muß die Ehre wiederhergestellt werden. Allerdings sollten Entehrung und Ehrenrestitution möglichst geheim gehalten werden, denn das Wissen um den Ehrenkonflikt könnte die Schande nur noch vergrößern.“[4] Selbst nur ein Verdacht einer anstößigen Handlung reichte aus, um den Mann seiner Ehre und seinem öffentlichen Ruf zu berauben.

Im Theater des Siglo de Oro wurden besonders drei Ehrenkonstituenten in den Ehrendramen thematisiert: die äußere/ weltliche Ehre, die Frauenehre in Verbindung mit der Blutreinheit und die Ehre, die über das Leben gestellt wurde.[5]

2.1.1 Die äußere/ weltliche Ehre

Die Tradition der äußeren Ehre ergibt sich aus den Gesetzestexten der Partidas, der Leyes de Toro und der Fueros. „Hier steht der Ehrbegriff vor allem für weltliche/ äußere Güter, wie `Reichtum`, `Macht´, `Herkunft`, `Ansehen`/ `Blutreinheit`, Jungfräulichkeit`/ `Keuschheit` und erfährt parallel dazu eine radikale Reduktion von einer Ethik der Öffentlichkeit hin zu einem bloßen `qué dirán`, d. h. zu Klatsch, Verleumdung und totaler Entleerung.“[6]

Die äußere Ehre wurde in der Gesellschaft als prinzipiell zerbrechlich angesehen, so dass ein Gerücht ausreichte, um den Ruf eines Menschen zu zerstören. Als Folge davon, stellten die Menschen die Ehre über das eigene Leben und sie würden sogar Verbrechen begehen, um sie zu schützen.[7]

Der Gegensatz zur äußeren Ehre ist die verinnerlichte Ehrenkonzeption `La honra de Dios`, dessen Ursprung im Alten und Neuen Testament liegt. Hier besteht der Ehrengewinn darin, ein tugendhafter Mensch im christlichen Sinn zu werden und göttliche Ehre zu erlangen. Im Zusammenhang wird die äußere Ehre als Motivation für die innere Ehre verstanden.

In den Ehrendramen des 17. Jahrhunderts erleidet die weltliche Ehre erheblich an Verlust, so dass nur der Adel als ehrenhaft angesehen wird. Durch diese Bedeutungsreduktion des Ehrbegriffs wird das bloße `qué dirán`, wie oben beschrieben, verabsolutiert.[8]

2.1.2 Die weibliche Ehre

In den Dramen des 16. und 17. Jahrhundert spielt die Ehre der Frau, neben dem des Rufes und der Blutreinheit, eine wichtige Rolle. Der Begriff der Frauenehre nimmt in den Ehrendramen eine zentrale Stellung ein.[9]

„Seit dem Fuero Juzgo nimmt die weibliche Ehre, verstanden als sexuelle Unversehrtheit, namentlich Jungfräulichkeit (bei nicht verheirateten) und Keuschheit (bei verheirateten), einen großen Raum ein. Im Zentrum stehen sowohl der Schutz der Frau als auch die Bestrafung des Sexualvergehens (Beischlaf/ Ehebruch).“[10]

Vor der Eheschließung wurden die Frauen von ihren Eltern strengstens bewacht und kontrolliert, nach der Heirat übernahm das der Ehemann, denn die Ehre der Frau definiert sich über die Ehre des Vaters oder über ihren Ehemann. Wenn der Vater oder der Ehemann die Ehre verliert, dann bedeutet das gleichzeitig ein Ehrverlust für die Frau.

„Obwohl Frauen selbst über keine Ehre (honra) verfügten, konnten sie durch ihr Verhalten doch der Ehre ihres Mannes und der ihrer Familie schaden.“[11] Beispielsweise der Verlust der Jungfräulichkeit oder der Keuschheit bedeutete einen Ehrverlust für die Frau und ihre gesamte Familie.

Die gesellschaftliche Stellung der Frau wird über die Gesetzgebung klar definiert und schlägt sich auch in den Ehrendramen des 17. Jahrhunderts nieder, denn in der Literatur besitzt die Frau keine eigene Ehre.

Die Handlungen im Don Juan werden durch die Entehrungen der Frauen vorangetrieben.

Für die Untersuchung der Stellung der Frauen im Drama ist es daher sinnvoll darzulegen, wie mit dem Verlust und der Wiederherstellung der Ehre im 17. Jahrhundert umgegangen wurde und wie sich das Thema zum anderen in den Ehrendramen seiner Zeit niederschlug.

[...]


[1] Vgl. Ingrid Simson: Das Siglo de Oro, S.64.

[2] Vgl. Alfonso de Toro: Von den Ähnlichkeiten und Differenzen, S.74-77.

[3] Vgl. Ingrid Simson: Das Siglo de Oro, S.18-19.

[4] Vgl. Alfonso de Toro: Von den Ähnlichkeiten und Differenzen, S.85.

[5] Ebd. S.85.

[6] Vgl. Alfonso de Toro: Von den Ähnlichkeiten und Differenzen, S.86.

[7] Ebd. S.105-108.

[8] Ebd. S.109-119.

[9] Ebd. S.99.

[10] Vgl. Alfonso de Toro: Von den Ähnlichkeiten und Differenzen, S.79.

[11] Vgl. Ingrid Simson: Das Siglo de Oro, S.34.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Ehre in "Don Juan - Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast" von Tirso de Molina
Hochschule
Universität Paderborn  (Romanistik)
Veranstaltung
Don Juan
Note
2,0
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V140465
ISBN (eBook)
9783640479153
ISBN (Buch)
9783640479061
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ehre, Juan, Verführer, Sevilla, Gast, Tirso, Molina
Arbeit zitieren
Anonym, 2004, Die Ehre in "Don Juan - Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast" von Tirso de Molina, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140465

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