„Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat, muß der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte“ (Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei Verbum“ (DV), 12).
Zur Erfüllung dieser Aufgabe dient den Exegeten v. a. die historisch-kritische Methode, deren Anwendung seit der Enzyklika Pius’ XII. ‚Divino afflante Spiritu’ vom Jahre 1943 dem katholischen Exegeten nicht nur erlaubt, sondern zur Pflicht gemacht wird.
Die Anwendung dieser Methode erlaubt es, „die heiligen Texte aus der scheinbaren Vertrautheit in jene Fremdheit zu rücken, die es erst möglich macht, die Stimme der Bibel und nicht immer nur die eigene zu hören“ und so „den Text vor der Vergewaltigung durch ein Verstehen, das im Text [...] nur die eigenen Lieblingsideen wiederfindet,“ zu bewahren.
Jedoch ist hiermit auch die Gefahr der Entfremdung zwischen Leser und Text verbunden, die bis zum Versinken der Texte in Bedeutungslosigkeit für den heutigen Leser führen kann: „Zu Gegenständen der Vergangenheit geworden, reden sie nur noch zu dieser und verstummen gegenüber den heutigen Fragen.“
Obwohl also die historisch-kritische Methode „sich als eine sachgerechte und den Texten angemessene Auslegungsform erwiesen“ hat, ist sie „weder vorraussetzungslos noch unveränderlich“ . Sie darf also nicht um ihrer selbst willen betrieben werden; ihr Ziel muß es vielmehr sein, „einen zuverlässigen Weg zu weisen, der zur Begegnung mit Jesus Christus im Neuen Testament führt.“
Mit diesem Ziel als Vorgabe soll in der vorliegenden Arbeit unter Verwendung der historisch-kritischen Methode das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, welches als drittes von vier Gleichnissen Bestandteil der fünften und letzten großen Rede des Matthäus-Evangeliums, nämlich der Rede über die Endzeit (Mt 24, 1 – 25, 46), ist, näher in den Blick genommen werden. Dabei kommen im einzelnen die sechs Schritte Textkritik, Literarkritik, Formkritik, Gattungskritik, Traditionskritik und Redaktions-kritik zur Anwendung. Die einzelnen Schritte werden dabei im folgenden kurz vorgestellt und dann anhand des Textes vollzogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Textkritik
- Literarkritik
- Form- und Gattungskritik (Formgeschichte)
- Formkritik
- Gattungskritik
- Traditionskritik
- Redaktionskritik
- Schluß
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Exegese des Gleichnisses von den zehn Jungfrauen aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 25, 1-13), dem dritten von vier Gleichnissen innerhalb der fünften und letzten großen Rede über die Endzeit (Mt 24, 1 — 25, 46). Die Arbeit verfolgt das Ziel, das Gleichnis mithilfe der historisch-kritischen Methode zu analysieren und so ein tieferes Verständnis des Textes zu gewinnen. Dabei werden die sechs Schritte Textkritik, Literarkritik, Formkritik, Gattungskritik, Traditionskritik und Redaktionskritik angewandt.
- Die Bedeutung des Gleichnisses für die Endzeitrede des Matthäus-Evangeliums
- Die Rolle der verschiedenen Methoden der Exegese bei der Analyse des Gleichnisses
- Die Traditionsgeschichte des Gleichnisses und die Frage nach seiner Entstehung
- Die Bedeutung der Parusie und der Wachsamkeit für die Gemeinde des Matthäus-Evangeliums
- Die Interpretation des Gleichnisses im Kontext der Bergpredigt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historisch-kritische Methode als Grundlage der Exegese vor und erläutert ihre Bedeutung für das Verstehen von biblischen Texten. Sie betont die Notwendigkeit, die Texte aus ihrer historischen und kulturellen Einbettung heraus zu betrachten, um ihre ursprüngliche Bedeutung zu erfassen.
Der Hauptteil der Arbeit widmet sich der Analyse des Gleichnisses von den zehn Jungfrauen. Die Textkritik beschäftigt sich mit den verschiedenen Lesarten des Textes und versucht, den ursprünglichen Text zu rekonstruieren. Die Literarkritik untersucht die Struktur und Eigenart des Gleichnisses und seine Stellung im Kontext der Endzeitrede. Die Formkritik analysiert den Text auf seine sprachlichen Besonderheiten und inhaltliche Gliederung. Die Gattungskritik ordnet das Gleichnis in die Gruppe der Gleichnisse ein und diskutiert die Frage, ob es sich um eine Parabel oder eine Allegorie handelt. Die Traditionskritik untersucht die mündliche Vorgeschichte des Gleichnisses und versucht, die verschiedenen Überlieferungsschichten zu erkennen. Die Redaktionskritik analysiert die Rolle des Matthäus als Redaktor und untersucht seine redaktionellen Eingriffe in den Text.
Der Schluß fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und betont die zentrale Botschaft des Gleichnisses: die Aufforderung zu steter Bereitschaft für die Wiederkunft Christi. Die Arbeit zeigt, dass die Interpretation des Gleichnisses in enger Verbindung zur Bergpredigt steht und dass die Umsetzung des Glaubens in konkreten Taten („guten Werken") essentiell für die christliche Lebensführung ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, die Endzeitrede des Matthäus-Evangeliums, die historisch-kritische Methode, Textkritik, Literarkritik, Formkritik, Gattungskritik, Traditionskritik, Redaktionskritik, Parusie, Wachsamkeit, Bereitschaft, gute Werke, Bergpredigt.
- Quote paper
- Magnus Kerkloh (Author), 2002, Exegese von Mt 25, 1-13: Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14050
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