Ungewissheitsorientierung im schulischen Kontext


Hausarbeit, 2007

36 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1
1.1 Der ungewissheitsorientierte Schüler
1.2 Der gewissheitsorientierte Schüler

Kapitel 2
2.1 Die ungewissheitsorientierte Lehrperson
2.2 Die gewissheitsorientierte Lehrperson

3. Kapitel
3.1 Wie wirkt sich Ungewissheitsorientierung auf das Lernverhalten von Schülern und das Lehrverhalten von Lehrern aus?
1.2.1 Kooperative Lernformen für sowohl ungewissheitsorientierte als auch gewissheitsorientierte Schüler
3.2.1 Lehr- Lerntechniken zur Aktivierung in stark strukturierten Lernsituationen
3.2.2 Möglichkeiten zur Strukturierung offener Lernsituationen

4. Kapitel
4.1 I.Stunde
4.2 II. Stunde
4.3 III. Stunde
4.4 IV.Stunde

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Anhang

Einleitung:

Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem psychologischen Konstrukt der Ungewissheitsorientierung in Bezug auf die Anwendung im Unterrichtsgeschehen, welches sich so benannt, erstmals bei Sorrentino, Short und Raynor (1984) findet. Es soll gezeigt werden, dass dem Orientierungsstil einer Person, also jenem „interindividuellen variablen Merkmal von Personen, das für die Reaktion auf Ungewissheit von Situationen verantwortlich ist“(Schmidt, 1997, S.24), eine wesentliche Bedeutung für die Gestaltung von Unterricht zukommt.

Die Notwendigkeit schlägt sich in der Verwendung bestimmter Unterrichtsformen nieder, da die Schüler, je nach ihrem unterschiedlichen Orientierungsstil, verschiedene Methoden präferieren. Diese Erkenntnis korreliert mit der Forderung nach Methodenvielfalt innerhalb der Planung und Durchführung von Unterricht. In diesem Zusammenhang soll an einer kurzen Unterrichtsreihe von 4 Stunden gezeigt werden wie unterschiedliche Methoden unter der Berücksichtigung des Orientierungsstils durchzuführen sind und in welcher Weise die Schüler durch diese zum Lernen angeregt werden können. Abschließend folgt ein Resümee der wichtigsten Punkte. Dazu möchte ich im Vorfeld auf die Verhaltensweisen von ungewissheits- und gewissheitsorientierten Lernern und Lehrpersonen eingehen, und an Beispielen kooperativer und konventioneller Lehrmethoden die Folgen für den Unterricht darlegen. Zu diesem Zweck komme ich nun zu einer genaueren Definition der Begriffe Ungewissheitsorientierung und Gewissheitsorientierung. Wobei zuerst noch eine genauere Bestimmung ungewisser Situationen vorangestellt werden muss. „Unter ungewissen Situationen werden solche, die mehrdeutig, komplex, unlösbar und/oder neu sind (Bundner, 1962) oder wenn ungenügend Informationen über den weiteren Verlauf der Situation vorliegen (Dalbert 1999a) zusammengefasst“(König, 2003, S.10). Im Umgang mit solchen Inkonsistenzen bedeutet dies nun für den Orientierungsstil, dass „das Konzept der Ungewissheitsorientierung [...] den unterschiedlichen Umgang von Menschen mit Situationen, in denen Unklarheit besteht [beschreibt]“ (ebd.).

Unter Ungewissheitsorientierung versteht man ein Verhalten von Personen, welches darauf ausgerichtet ist sich mit neuen Erfahrungen, veränderten Lebensumständen und gegensätzlichen Meinungen anderer positiv auseinander zu setzen. Ungewissheitsorientierte Personen zeichnen sich dadurch aus, dass sie offen für neues sind. Sie haben das Bedürfnis ihr Wissen neu zu ordnen und zu erweitern um Ungewissheit bewältigen zu können.

Unter Gewissheitsorientierung versteht man ein Verhalten von Personen, welches darauf ausgerichtet ist sich mit neuen Erfahrungen, veränderten Lebensumständen und gegensätzlichen Meinungen anderer negativ auseinander zu setzen oder diese zu vermeiden. Gewissheitsorientierte Personen zeichnen sich dadurch aus, dass sie versuchen veränderte Situationen nicht mit einer Neuordnung ihres Wissen zu lösen, sondern mit bestehenden Gewohnheiten um Ungewissheit zu vermeiden. Für die beiden Orientierungsstile kann man also festhalten, dass sie das Verhalten von Lernern und Lehrpersonen wesentlich beeinflussen werden, da diese eine unterschiedliche Haltung gegenüber verschiedenen Lehr- und Lernmethoden bedingen, und maßgeblich sind für die Anwendung unterschiedlicher Arbeitstechniken, sowie für das Entscheidungsverhalten.

Kapitel 1

Das Verhalten von ungewissheitsorientierten und gewissheitsorientierten Schülern

In diesem Kapitel soll gezeigt werden wie der jeweilige Orientierungsstil das Verhalten beeinflusst und welche Voraussetzungen und Möglichkeiten dies für den Unterricht bietet.

1.1 Der ungewissheitsorientierte Schüler

Von Rokeach (1960, zitiert nach Schmidt, 1997) werden Personen die ungewissheitsorientiert sind als „open minded“(Schmidt, 1997, S.20), also geistig offen, bezeichnet. Damit bezieht Rokeach (1960, zitiert nach Schmidt, 1997) sich auf ein Merkmal, welches er für diesen Orientierungsstil als typisch ansieht, nämlich die Ausrichtung des individuellen Wertesystems auf neue Ansichten und Informationen. Dies bedeutet, dass ungewissheitsorientierte Lerner bestrebt sind neue Lösungswege zu finden und dabei auch bereit sind unkonventionelle und kreative Alternativen mit in Betracht zu ziehen. Eine These von Kagan (1972, zitiert nach Schmidt, 1997), dass für beide Orientierungsstile primär die Beseitigung von Ungewissheit im Vordergrund stehe, wird durch Sorrentino und Hewitt (1984, zitiert nach Schmidt, 1997) angezweifelt, und durch eine Studie widerlegt. Nach der Durchführung von Leistungstests wurde überprüft ob die Teilnehmer mehr über ihre eigenes Leistungsvermögen wissen wollten oder nicht und es wurde die Möglichkeit einer Präzisierung der vorherigen Leistung angeboten. Sorrentino und Raynor (1990, zitiert nach Schmidt, 1997) kamen zu dem Ergebnis, dass nur die ungewissheitsorientierten Personen daran interessiert sind mehr über eigene Fähigkeiten zu erfahren. Ungewissheitsorientierte Schüler setzen sich außerdem „aktiv mit relevanten Argumenten“ (Chaiken, 1980, zitiert nach Schmidt, 1997) auseinander und führen somit eine „systematische Einstellungsänderung“ (ebd.) herbei, wodurch sie dann in der Lage sind neue Erkenntnisse zu akzeptieren und diese zur Erweiterung ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse zu nutzen. Weiterhin lassen sich solche Lerner, nach Sorrentino et al (1988, zitiert nach Schmidt, 1997) auch dadurch stark motivieren, wenn bei vorliegenden Aufgaben eine hohe persönliche Abhängigkeit besteht. Erfolgsorientierte Schüler sind hierbei nochmals stärker motiviert und zeigen bessere Leistungen als nicht- erfolgsorientierte Lerner. Hieran zeigt sich ebenfalls, dass Ungewissheitsorientierte, nach Sorrentino et al (ebd.) eher selbstbezogen handeln, da sie bei einer Aufgabe ohne persönliche Bezugnahme meist auf Heuristiken zurückgreifen und wenig motiviert sind. In ihrer Habilitationsschrift von 1995 bezieht sich Dalbert (1995, zitiert nach Schmidt, 1997) auf das Bewältigungsverhalten bei Situationen die Unklarheiten beinhalten. Anhand von Studien zeigt sie, dass „... Ungewissheitsorientierte einer belastenden Situation aktiv suchend gegenübertreten und versuchen, Dissonanzen durch positive Umbewertungen aufzulösen.“.(Dalbert, 1995, zitiert nach Schmidt, 1997) Für ungewissheitsorientierte Schüler bedeutet dies nun in bezug auf Lernmethoden, dass sie kooperative Lernformen bevorzugen und bereitwillig den sozialen Vergleich mit anderen eingehen um mehr über den eigenen Fähigkeitsstand zu erfahren. Diese Feststellungen belegen Untersuchungen in Kanada, Iran und Deutschland durchgeführt von Huber, Sorrentino, Davidson, Eppler und Roth (1991, zitiert nach Schmidt, 1997). Verständlicherweise zeigen die Schüler dann auch innerhalb dieser Lernmethoden eine höhere Leistung und Motivation, während sie bei konventionellen Unterrichtsformen weniger Leistungsstark sind. Für Unterricht und Lehrperson bedeutet dies, dass die betreffenden Schüler sich in Lernformen wie Gruppenarbeit oder bei Projekten sehr engagiert zeigen werden, bei Formen wie Frontalunterricht oder Stillarbeit zwar auch gute Ergebnisse erzielen können aber ihrem Leistungspotential in Gruppen hinterherhinken werden (Schmidt, 1997, S.110). Daraus ergibt sich wie wichtig es für die Lehrperson ist sich über den Orientierungsstil von Schülern im klaren zu sein, um sie in adäquater Weise einschätzen zu können, wobei natürlich der individuelle Orientierungsstil der Lehrkraft eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

1.2 Der gewissheitsorientierte Schüler

Im Gegensatz zu ungewissheitsorientierten Schülern möchte der gewissheitsorientierte Lerner „[...] sich in für [ihn] klaren Verhältnissen [...] bewegen, [seine] vorhandenen Kenntnisse und Erfahrungen in bezug auf sich und [seine] Umwelt stabil [...] halten[...]“(Schmidt, 1997, S.20) Bei diesen Individuen spricht Rokeach (1960, zitiert nach Schmidt, 1997) von „closed minded“(Schmidt 1997, S.20), also geistig verschlossenen Personen. Auch hier nimmt er Bezug auf ein bestimmtes Merkmal dieses Orientierungsstiles, nämlich der Ausrichtung des Wertesystems auf vorhersagbare Ereignisse (Rokeach, 1960, zitiert nach Schmidt, 1997). Aufgrund der Gestalt dieses Wertesystems kann es bei diesen Menschen nach Rokeach (ebd.) häufig zu Autoritätsglauben, Vorurteilsbereitschaft und kognitiven Problemlösestrategien kommen. Die bereits erwähnte These von Kagan (1972, zitiert nach Schmidt, 1997) konnte für diesen Orientierungstyp nicht bestätigt werden. Sorrentino und Hewitt (1984, zitiert nach Schmidt. 1997) kommen zu dem Ergebnis, dass Gewissheitsorientierte keinen Wert darauf legen etwas über ihre eigene Leistungsfähigkeit zu erfahren, da sie bestrebt sind ungewisse Situationen zu vermeiden und gerade in einer solchen Begebenheit wäre diese enthalten. Auch im Entscheidungsverhalten zeigen sich Unterschiede zu ungewissheitsorientierten Personen, denn gewissheitsorientierte Personen stützen sich auf Heuristiken und einfache Entscheidungsregeln, womit sie eine eher „[heuristische] Entscheidungsänderung“ (Chaiken, 1980, zitiert nach Schmidt, 1997) herbeiführen und so auch für „periphere Überredungen“ (Schmidt, 1997, S.23) zugänglich sind. Dies bedeutet, dass gewissheitsorientierte Schüler versuchen mit ihren bisherigen Fähigkeiten eine Aufgabe zu lösen. Sie verlassen sich dabei auf ihr vorhandenes Wissen und sind weitaus weniger dazu bereit kreative Alternativen auszuprobieren und dadurch neue Fähigkeiten zu gewinnen.

Weiterhin zeigen gewissheitsorientierte Schüler bei Aufgaben die für das persönliche Weiterkommen relevant sind, nach Sorrentino et al (1988, zitiert nach Schmidt, 1997) eine geringere Leistungsbereitschaft, als bei solchen in denen keinerlei individuelle Betroffenheit vorliegt. Als Grund könnte gesehen werden, dass Situationen in denen eine bestimmte Leistung abgeprüft und benotet wird, immer eine gewisse Unklarheit über deren Ausgang mit sich bringen. Da gewissheitsorientierte Lerner allerdings bestrebt sind solche Dissonanzen zu vermeiden, in diesem Fall dafür aber keine Möglichkeit besteht, zeigen sie sich weniger motiviert als ungewissheitsorientierte Schüler. Diesen Umstand stellt auch Dalbert (1995, zitiert nach Schmidt, 1997) bezüglich des Bewältigungsverhaltens gegenüber Informationen fest. „Dalbert erklärt, [...] dass das Bewältigungsverhalten Gewissheitsorientierter durch das Streben nach kognitiver Konsistenz und die Vermeidung kognitiver Dissonanzen gekennzeichnet ist[...]“ (Dalbert, 1995, zitiert nach Schmidt, 1997).

Für gewissheitsorientierte Schüler bedeutet dies, dass sie konventionelle, statt kooperativer Lernmethoden bevorzugen. Sie scheuen sich vor dem sozialen Vergleich mit anderen, um ihre persönlichen Ansichten, Meinungen und Fähigkeiten keiner Prüfung Aussetzen zu müssen. Eine Studie von Roney und Sorrentino (1987, zitiert nach Schmidt, 1997) belegt, „[...]dass ungewissheitsorientierte Personen Klarheit und Gewissheit aufrechterhalten, indem sie Unkonsistenzen und Ambiguität vermeiden oder ignorieren.“(ebd.) Hieraus ergibt sich das Problem, dass neben Schülern die aktiv und offen an neue Dinge herangehen und in kooperativen Lernformen stark motiviert sind auch Schüler in einer Klasse sein werden, die sich in konventionellen Methoden stärker motiviert zeigen und Einzelarbeit bevorzugen. Auch hier zeigt sich wieder, dass es von Vorteil ist die Orientierungsstile innerhalb der Klasse zu kennen, um einen ausgewogenen Unterricht bieten zu können. Deshalb sollte bei der Planung und Durchführung von Unterricht darauf geachtet werden mehrere Methoden anzuwenden und versucht werden, dass die verschiedenen Methoden die Lerner möglichst in gleichem Maße ansprechen. Im nächsten Kapitel wird nun noch auf die Orientierungsstile der Lehrpersonen einzugehen sein

Kapitel 2

Das Verhalten ungewissheitsorientierter und gewissheitsorientierter Lehrerinnen und Lehrer.

Dieses Kapitel behandelt wie sich der jeweilige Orientierungsstil auf die Planung und Durchführung von Unterricht auswirkt, und welche Konsequenzen sich daraus für die Schüler ergeben.

2.1 Die ungewissheitsorientierte Lehrperson

Wie ungewissheitsorientierte Schüler bevorzugen auch Lehrpersonen mit diesem Orientierungsstil offene Lernformen und pflegen meist einen Unterrichtsstil der den Schülern Raum für Spontaneität und die eigenständige Aneignung von Wissen ermöglicht. Ihr Unterricht sollte im Wesentlichen dadurch geprägt sein, dass sie „[...]eher Raum für Ideen, Vorschläge und Bedürfnisse ihrer Schüler nach sozialem Austausch und wechselseitiger Unterstützung [zulassen]“ (Huber & Roth, 1999, S.34). Anhand einer Studie über die Orientierungsstile von 3 Grundschullehrerinnen und deren Auswirkungen auf den Unterricht stellten Huber und Roth (1999) fest, dass der Unterricht einer ungewissheitsorientierten Lehrerin mit den vorab formulierten Hypothesen im Hinblick auf die Ungewissheitsorientierung übereinstimmte. Ihr Unterricht war, wie schon erwähnt, von „Spontaneität und Kreativität“ (Huber & Roth, 1999, S.37) geprägt. Bei dieser Lehrperson bleibt außerdem festzuhalten, dass sie sich ihrer Rolle im Klassenzimmer bewusst ist und zustande kommende Konflikte auch auf ihre eigene Beteiligung hinterfragt (Huber & Roth, 1999, S.37) Diese Haltung entspricht ihrem Orientierungsstil insofern, dass sie versucht kreative und neuartige Lösungen für bestimmte Probleme zu finden und dabei auch bereit ist ihre eigenen Einstellungen zu revidieren um so durch Umstrukturierung zur Aneignung weiterer Fähigkeiten zu gelangen. In diesem Zusammenhang steht auch der Prozess der Entscheidungsfindung, welcher sich ebenfalls nach dem Orientierungsstil richtet. Im Allgemeinen versteht man unter diesem Vorgang einen „Prozess des Ordnens und Umordnens von Informationen, der zur Wahl einer Handlung führt.“(Gelatt, 1989a, zitiert nach Scheller, 1996). Diese Definition lässt sich nun in unserem Fall auf den Ablauf des Wissenserwerbs anwenden. Wenn eine ungewissheitsorientierte Lehrerin also eine Konfliktsituation reflektiert und dabei ein eigenes Fehlverhalten feststellt, wird sie diese Vorgehensweise wahrscheinlich nicht noch einmal wiederholen, sondern einen besseren Lösungsweg suchen, was dann wieder in das Denkschema ungewissheitsorientierter Personen passt. Es werden, nach Chaiken (1980, zitiert nach Schmidt, 1997) durch aktive Auseinandersetzung mit relevanten Argumenten systematische Einstellungsänderungen herbeigeführt, wie dies auch bei Schülern mit dem gleichen Orientierungsstil der Fall ist und daher gilt die Feststellung zur Entscheidungsfindung natürlich in gleicher Weise für ungewissheitsorientierte Schüler.

Im weiteren Verlauf der erwähnten Studie (Huber & Roth, 1999) muss allerdings eine der Lehrerinnen genauer beleuchtet werden. Diese Lehrperson, die als ungewissheitsorientiert eingestuft wurde, zeigt, nach Huber und Roth (1999, S.37) im Verlauf ihres Unterrichts, dass dieser trotz ihres Orientierungsstils als sorgfältig geplant und lehrerzentriert gelten kann. Wie lässt sich diese Tatsache nun mit den charakteristischen Merkmalen der Ungewissheitsorientierung verbinden? Die Antwort auf diese Frage liegt darin, dass die Lehrerin zwar ihren Unterricht konsequent plant und durchdenkt bei Hinweisen auf Alternativen aber nicht zögert solche auszuprobieren. Man kann also sagen, dass hier eine Mischform zwischen den beiden Orientierungsstilen vorliegt. Die angesprochene Lehrkraft zeichnet sich dadurch aus, dass sie bereitwillig neue Alternativen ausprobiert, nach Huber und Roth (1999, S.39), diese aber erst dann einsetzt, wenn die Möglichkeit besteht einen Teil der Verantwortung an eine Autorität abzugeben, was eigentlich wieder dem Orientierungsstil der Gewissheitsorientierung entsprechen würde. Für den Unterricht ergibt sich daher, dass er „[…] mehr durch verbalen Austausch als durch andere Schüleraktivitäten zu charakterisieren ist“ (Huber & Roth, 1999, S.37) und „[…] folgt eher formalen Kriterien als aktuellen Bedingungen im Klassenzimmer“ (ebd.). Des Weiteren reflektiert diese Lehrerin im Gegensatz zu ihrer Kollegin die Rolle im Klassenzimmer während des Unterrichts nicht (ebd.). Im Großen und Ganzen folgen die ungewissheitsorientierten Lehrpersonen eher dem Beispiel der zuerst beschriebenen Verhaltensweise. Es kann also festgehalten werden, dass ungewissheitsorientierte Lehrpersonen im Allgemeinen bestrebt sein werden einen offenen und schülerzentrierten Unterricht zu konzipieren, aber gleichzeitig auch in der Lage sind die Unterrichtsform den jeweiligen Möglichkeiten innerhalb der Klasse anzupassen. Für die Schüler ergeben sich folgende Konsequenzen bei dieser Art des Unterrichtens.

Für ungewissheitsorientierte Schüler dürften sich in diesem Unterricht viele Möglichkeiten bieten ihr Verlangen nach sozialen Kontakten zu befriedigen. Er wird ihnen vermehrt die Gelegenheit geben ihre Fähigkeiten auf die Probe zu stellen, um so mehr über sich herausfinden zu können und durch positive Umbewertung eine Neuordnung des Wissens herbeizuführen, wodurch wiederum kreative Lösungsansätze zum Einsatz kommen. Gewissheitsorientierte Schüler werden sich in diesem Unterricht eher häufig Situationen ausgesetzt sehen, die für sie ein geringeres oder höheres Maß an Ungewissheit mit sich bringen. Eine Folge hiervon könnte sein, dass diese Lerner weniger motiviert sind und schlechtere Leistungen bringen als dies in konventionellen Lernmethoden der Fall wäre, was aber wiederum nicht bedeutet, dass diese Ergebnisse zwangsläufig unzureichend sein müssen (vgl. Schmidt, 1997, S.110).

[...]

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Ungewissheitsorientierung im schulischen Kontext
Hochschule
Universität des Saarlandes
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
36
Katalognummer
V140590
ISBN (eBook)
9783640487943
ISBN (Buch)
9783640488124
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ungewissheitsorientierung, Kontext
Arbeit zitieren
Julia Dagmar Didie (Autor:in), 2007, Ungewissheitsorientierung im schulischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140590

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