... Der lebenslangen Bildung von Menschen wird eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der durch den gesellschaftlichen Megatrend verursachten Veränderungen zugeschrieben. Das deutsche Bildungssystem steht dabei vor der Herausforderung, die prognostizierte Verschiebung der Altersstrukturen kurzfristig zu antizipieren, um der veränderten Nachfrage nach Bildungsangeboten sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Weise gerecht zu werden.
Insbesondere die Weiterbildung älterer Arbeitnehmer gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung, denn nur durch den Erhalt und die Weiterentwicklung deren Beschäftigungsfähigkeit kann es zukünftig gelingen, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und seine Innovationsfähigkeit zu erhalten. Aber wie ist es eigentlich um die Beteiligung der älteren Arbeitnehmer an Weiterbildung bestellt? In der Bildungsforschung wird diesbezüglich häufig die Diskrepanz zwischen der enormen Hochschätzung von Bildung und der dauerhaft schwachen Weiterbildungspartizipation thematisiert. Älteren wird dabei unterstellt, dass sie durch ihr Weiterbildungsverhalten maßgeblich zu dieser Widersprüchlichkeit beitragen. In diesem Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Erwünschtheit von Weiterbildung und den dauerhaft niedrigen Teilnahmequoten kristallisiert sich deshalb eine zentrale Frage der Bildungsforschung heraus: Wie kann die stabile Weiterbildungszurückhaltung älterer Beschäftigter durchbrochen werden? Der dieser Frage zugrunde liegende Wunsch nach Veränderung kann sich aber nur dann erfüllen, wenn etwas über die Ursachen bekannt ist. Diesem Anliegen hat sich die vorliegende Arbeit verschrieben. Unter Berücksichtigung der individuellen und betrieblichen Perspektive sowie der objektiven Randbedingungen soll geklärt werden, durch welche Faktoren die betriebliche Weiterbildung älterer Arbeitnehmer determiniert ist. Die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit lautet also:
Wie lässt sich die vergleichsweise unterdurchschnittliche Beteiligung älterer Arbeitnehmer an Weiterbildung erklären?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. BEGRIFFLICHE GRUNDLAGEN
- 1.1 Der Begriff der Weiterbildung
- 1.2 Der ältere Arbeitnehmer aus Sicht der Forschung
- 1.3 Die (berufliche) Weiterbildungsbeteiligung
- 2. GESELLSCHAFTLICHER KONTEXT
- 2.1 Der demographische Wandel
- 2.1.1 Geburtenrückgang
- 2.1.2 Wachsende kulturelle Heterogenität
- 2.1.3 Steigende Lebenserwartung
- 2.2 Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt
- 2.2.1 Veränderungen auf der Angebotsseite
- 2.2.2 Veränderungen auf der Nachfrageseite
- 2.3 Fazit
- 3. DATENQUELLEN DER BETRIEBLICHEN WEITERBILDUNG
- 3.1 Personenbefragungen
- 3.1.1 Berichtssystem Weiterbildung (BSW)
- 3.1.2 Europäische Weiterbildungserhebung AES
- 3.1.3 Mikrozensus (MZ)
- 3.1.4 Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)
- 3.1.5 BIBB/IAB-Erhebung bzw. BIBB/BAUA-Erhebung
- 3.1.6 Vergleich der Personenbefragungen: BSW vs. MZ
- 3.2 Unternehmensbefragungen
- 3.2.1 Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
- 3.2.2 Europäische Weiterbildungserhebung CVTS
- 3.2.3 IAB-Betriebspanel
- 3.2.4 Vergleich der Unternehmensbefragungen
- 3.3 Einzelstudien
- 3.4 Fazit
- 4. ERKLÄRUNGSANSÄTZE UND THEORIEGELEITETE ANNAHMEN
- 4.1 Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer aus betrieblicher Perspektive (Fremdselektion)
- 4.1.1 Humankapitaltheorie (HKT)
- 4.1.2 Leistungsfähigkeit und Lernvermögen älterer Arbeitnehmer
- 4.1.3 (Mangelndes) Bewusstsein über die Folgen des demographischen Wandels
- 4.1.4 Die Förderung der beruflichen Weiterbildung älterer Arbeitnehmer durch die Bundesagentur für Arbeit
- 4.2 Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer aus individueller Perspektive (Selbstselektion)
- 4.2.1 Humankapitaltheorie (HKT)
- 4.2.2 Theorie der Entwicklungsaufgaben
- 4.2.3 Stigmatisierungsmodell und Selbstkonzept
- 4.2.4 Lernwiderstände
- 4.3 Überlegungen zu objektiven Randbedingungen der Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer
- 4.3.1 Betriebsgröße
- 4.3.2 Branche und Produktionsregime
- 4.3.3 Betriebliches Weiterbildungsangebot und seine Funktion
- 4.3.4 Technologieverbreitungsgrad
- 4.3.5 Arbeitsgestaltung und Personaleinsatzplanung
- 4.3.6 Individuelle Merkmale
- 5. EMPIRISCHE ANALYSE DES BETRIEBLICHEN WEITERBILDUNGSVERHALTENS AUF DER BASIS DES IAB-BETRIEBSPANELS
- 5.1 Deskriptive Befunde
- 5.2 Multivariate Befunde
- 6. ZUSAMMENFASSENDE BEFUNDE ZUR WEITERBILDUNGSBETEILIGUNG ÄLTERER ARBEITNEHMER
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer. Ziel ist es, die vergleichsweise niedrige Teilnahme älterer Beschäftigter an Weiterbildungsmaßnahmen aus individueller und betrieblicher Perspektive zu erklären.
- Demographischer Wandel und seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
- Die Rolle der Weiterbildung im Kontext des demographischen Wandels
- Analyse von Einflussfaktoren auf die Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer aus betrieblicher Perspektive (Fremdselektion)
- Untersuchung von individuellen Hemmnissen für die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen (Selbstselektion)
- Empirische Analyse von betriebsspezifischen Faktoren und soziodemographischen Merkmalen, die die Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer beeinflussen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert den gesellschaftlichen Kontext der Arbeit und die zentrale Forschungsfrage, die sich mit den Ursachen für die niedrige Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer beschäftigt. Kapitel 1 definiert die zentralen Begriffe der Weiterbildung, des älteren Arbeitnehmers und der Weiterbildungsbeteiligung. Kapitel 2 beleuchtet den demographischen Wandel und seine Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt. Kapitel 3 befasst sich mit verschiedenen Datenquellen der betrieblichen Weiterbildung, sowohl Personen- als auch Unternehmensbefragungen, und deren Vergleichbarkeit. Kapitel 4 erörtert verschiedene Erklärungsansätze und Theorien, die die Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer aus individueller und betrieblicher Perspektive beleuchten. Kapitel 5 präsentiert die empirische Analyse des betrieblichen Weiterbildungsverhaltens auf Basis des IAB-Betriebspanels.
Schlüsselwörter
Weiterbildungsbeteiligung, ältere Arbeitnehmer, demographischer Wandel, Humankapitaltheorie, betriebliche Weiterbildung, Selbstselektion, Fremdselektion, IAB-Betriebspanel, soziodemographische Merkmale, Lernwiderstände.
- Arbeit zitieren
- Andreas Kirchner (Autor:in), 2009, Die Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer aus individueller und betrieblicher Perspektive , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140927