Preußen hatte in der Weimarer Republik eine zentrale Rolle inne. Knapp drei Fünftel aller Deutschen, insgesamt waren es 40 Millionen, was der Einwohnerzahl Frankreichs entsprach, lebten im Freistaat. Preußen war ein Mythos, Hegemonialmacht im Prozess der kleindeutschen Nationalbildung und Feder führend in politischen Angelegenheiten. Große Persönlichkeiten wie
Bismarck oder Wilhelm I und Wilhelm II formten den Staat und etablierten Preußen im System der Großmächte auf internationaler Bühne.
Von 1919 bis 1932 war Preußen in fester Hand der Weimarer Koalition. Zwölf Jahre regierte der Sozialdemokrat und von seinen Anhängern meist „roter Zarr“ genannte Otto Braun ununterbrochen als Ministerpräsident und Preußen erlangte einen Ruf als „Bollwerk der Demokratie“. Vor diesem Hintergrund müssen die Ereignisse um den 20. Juli 1932 als ein bitterer Einschnitt in der preußischen Geschichtsschreibung betrachtet werden. Der 20. Juli stellt ein Lehrstück sowohl für antidemokratische Skrupellosigkeit der Konservativen jener
Jahre als auch für die Hilflosigkeit und Ermattung der Sozialdemokratie dar.
Die vorliegende Arbeit versucht im Rahmen der politischen Vor- und Nachgeschichte des 20. Juli der Frage nachzugehen, warum sich die preußische Regierung offenbar widerstandslos der Reichspolitik beugte und somit der NSDAP den Weg ebnete. Warum setzten sich die führenden Eliten nicht zur Wehr? Warum hatte von Papen so leichtes Spiel? Was waren die Beweggründe für
das Ausbleiben offensiver Aktionen? Methodisch setzt die Arbeit zunächst auf eine Einführung, bevor sie sich zweitens auf den eigentlichen „Preußenschlag“ konzentrieren wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der erste Rückschlag für Preußen - Die Landtagswahl vom April 1932
- Der Rücktritt der Regierung Braun und die Übergangsphase
- Das neue Kabinett unter Franz von Papen
- Die Vorbereitung der Reichsexekution in Preußen:
- A) Von Papen gegen Preußen
- B) Der Altonaer Blutsonntag
- Der „Preußenschlag“
- Versäumte Maßnahmen
- Die Anrufung des Staatsgerichtshofes
- Erste Transformationsmaßnahmen der Reichsregierung
- Das Leipziger Urteil
- Stellungnahme Severings über den Verzicht auf einen gewaltsamen Widerstand
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Ereignisse rund um den 20. Juli 1932, insbesondere den „Preußenschlag“ und die Reaktion der preußischen Regierung auf die Reichsexekution. Sie untersucht die Gründe für den Verzicht auf einen Widerstand und analysiert die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die zur Machtergreifung der NSDAP führten.
- Die Rolle Preußens in der Weimarer Republik
- Die politische Krise und die Landtagswahl vom April 1932
- Die Vorbereitung und Durchführung der Reichsexekution in Preußen
- Die Reaktionen der preußischen Regierung und die Ursachen für den Verzicht auf Widerstand
- Die Auswirkungen des „Preußenschlags“ auf die Weimarer Republik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt den historischen Kontext des 20. Juli 1932 dar und erläutert die Bedeutung Preußens in der Weimarer Republik. Es wird die zentrale These der Arbeit vorgestellt, die die Ursachen für den Verzicht auf einen Widerstand der preußischen Regierung analysieren will.
- Der erste Rückschlag für Preußen - Die Landtagswahl vom April 1932: Dieses Kapitel beleuchtet die politischen und wirtschaftlichen Krisen der Weimarer Republik und die Bedeutung der Landtagswahl im April 1932. Es wird die Situation in Preußen im Kontext der gesamtdeutschen Entwicklungen dargestellt.
- Der Rücktritt der Regierung Braun und die Übergangsphase: Dieser Abschnitt beschreibt den Rücktritt der Regierung Braun und die folgende Übergangsphase bis zur Ernennung des neuen Kabinetts unter Franz von Papen. Die politischen Prozesse und Machtkämpfe werden erläutert.
- Das neue Kabinett unter Franz von Papen: Dieses Kapitel präsentiert die politische Ausrichtung des neuen Kabinetts unter Franz von Papen und beleuchtet die ersten Schritte zur Vorbereitung der Reichsexekution in Preußen.
- Die Vorbereitung der Reichsexekution in Preußen: Hier werden die Vorbereitungen der Reichsexekution im Detail analysiert, insbesondere die Rolle von Franz von Papen und die Ereignisse des Altonaer Blutsonntags.
- Der „Preußenschlag“: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Durchführung der Reichsexekution am 20. Juli 1932 und die Reaktion der preußischen Regierung.
- Versäumte Maßnahmen: In diesem Kapitel werden die Argumente für eine aktive Reaktion der preußischen Regierung auf die Reichsexekution untersucht.
- Die Anrufung des Staatsgerichtshofes: Dieses Kapitel befasst sich mit der Reaktion der preußischen Regierung auf die Reichsexekution, insbesondere mit der Anrufung des Staatsgerichtshofes.
- Erste Transformationsmaßnahmen der Reichsregierung: Dieser Abschnitt analysiert die ersten Maßnahmen der Reichsregierung nach der Reichsexekution.
- Das Leipziger Urteil: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Urteil des Staatsgerichtshofes in Leipzig und den Folgen für die politische Lage in Preußen.
- Stellungnahme Severings über den Verzicht auf einen gewaltsamen Widerstand: Der Abschnitt präsentiert die Stellungnahme des preußischen Innenministers Carl Severing und seine Erklärungen zum Verzicht auf einen Widerstand.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie dem „Preußenschlag“, der Reichsexekution in Preußen, der Rolle Preußens in der Weimarer Republik, der politischen Krise, der NSDAP, der Weimarer Koalition, dem Staatsgerichtshof, dem Verzicht auf Widerstand und den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die zur Machtergreifung der NSDAP führten. Die Analyse konzentriert sich insbesondere auf die Reaktionen der preußischen Regierung und die Ursachen für den Verzicht auf einen Widerstand.
- Quote paper
- André Schmiljun (Author), 2008, Der Fall Preußens am 20. Juli 1932 , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141071