Die Dominanz der USA in den transatlantischen Beziehungen am Beispiel des Balkankonfliktes


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

28 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die transatlantische Sicherheitspolitik
2.1. Die Entwicklung der transatlantischen Sicherheitspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende des Kalten Krieges.
2.2. Die unterschiedlichen Ausprägungen in der transatlantischen Sicherheitspolitik

3 Die transatlantische Sicherheitspolitik nach dem Kalten Krieg
3.1. Die USA und Europa nach dem Ende der Bipolarität
3.2. Die Clinton-Administration

4 Die transatlantische Sicherheitspolitik im Balkankonflikt
4.1. Bosnien
4.2. Kosovo

5. Resümee

1. Einleitung

Bereits in den 80er Jahren machten in Europa Schlagworte, wie Schaffung einer europäischen Sicherheitsarchitektur, Errichtung eines europäischen Pfeilers in der NATO und Bildung einer eigenen Sicherheits- und Verteidigungsidentität die Runde. Angesichts der sowjetischen Bedrohung Europas blieben diese Termini lange Zeit Theorie, die meisten europäischen NATO-Staaten wagten nicht das amerikanische Übergewicht im transatlantischen Bündnis in Frage zu stellen.

In dieser Proseminararbeit geht es darum, das sicherheitspolitische Verhältnis zwischen den USA und Europa zu betrachten, um in weiterer Folge zu analysieren, inwiefern die Vereinigten Staaten das transatlantische Bündnis beherrscht haben, bzw. ob sie es heute noch dominieren.

Die folgenden Zahlen, die sich allerdings nicht nur auf sicherheitspolitische Aspekte beziehen, sollen zunächst nur einmal verdeutlichen, welche militärischen und ökonomischen Potentiale diese zwei Teile des politischen Westens besitzen. Die USA und die EU tragen heute mit 53% zum weltweiten BSP und in weiterer Folge mit 67% zum Welthandel bei1. Auf die Vereinigten Staaten und die Europäische Union allein entfallen 41% der weltweit produzierten Güter, 36% des Welthandels, 56% der Weltmilitärausgaben und 84,9% des Rüstungshandels. Angesichts dieser Zahlen ist es auch nicht verwunderlich, dass Europa und die USA über einen entscheidenden Einfluss in internationalen Organisationen wie der Weltbank, dem IWF und der WTO verfügen, d.h., sie sind in der Lage globale Entwicklungen zu beeinflussen.

Trotz oder gerade wegen dieser offensichtlichen Überlegenheit des Westens ist die Stabilität in den transatlantischen Beziehungen nicht mehr so ausgeprägt wie während des Ost-West-Konfliktes. Die Amerikaner beklagten sich vermehrt über die mangelnde Bereitschaft der Europäer mehr Bündnisverpflichtungen zu übernehmen. Während die USA 3,2%2 ihres BSP für Militäraufgaben ausgeben, investieren die europäischen NATO-Mitglieder nur 2,1%3 in den Verteidigungsetat.

Erstmals seit 1945 wurden die Europäer mit ethnischen Konflikten konfrontiert, die mit friedlichen Mitteln nicht zu lösen waren. Zweimal sahen sich die Europäer, allerdings nur auf Drängen der Amerikaner, zum militärischen Intervenieren veranlasst (Bosnien und Kosovo), wobei den Europäern vor Augen geführt wurde, wie weit sie in Bezug auf die Militärtechnik hinter die USA zurückgefallen waren, dies zeigte sich insbesondere bei den Luftangriffen gegen die jugoslawischen Streitkräfte. Sie verfügten weder über präzisionsgesteuerte Waffen, noch hatten sie genügend Transportpotential. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass 80 % der Einsätze von amerikanischen Piloten geflogen wurden. Die Europäer sind daher angehalten, verstärkte Maßnahmen zu ergreifen, um in Zukunft Konflikte, die sich im eigenen Hinterhof befinden, besser und vor allem ohne amerikanische Hilfe lösen zu können. Erste Schritte wurden von den EU-Staaten bereits eingeleitet, in dem man eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik vereinbarte und in weitere Folge eine „ Europäische Schnelle Eingreiftruppe entwickelte.

Inwiefern sich die Europäer von der amerikanischen Dominanz in der transatlantischen Sicherheitspolitik entfernen oder befreien können bleibt abzuwarten. Die Amerikaner werden allerdings in Zukunft nicht bereit sein, bei ethnischen Konflikten in Europa die Kastanien für ihre Verbündteten aus dem Feuer holen zu müssen.

2. Die transatlantische Sicherheitspolitik:

2.1. Die Entwicklung der transatlantischen Sicherheitspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende des Kalten Krieges.

In diesem Kapitel gilt es die Frage zu beantworten, in welchem Ausmaß sich die amerikanische Dominanz auf die Entwicklung und die Entstehung der NATO auswirkte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag Europa wirtschaftlich, politisch wie auch militärisch danieder. Im Zentrum dessen befand sich das auf vier Zonen aufgeteilte und von den Alliierten besetzte Deutschland. Nach Beendigung der militärischen Auseinandersetzungen demobilisierten die Westmächte, allen voran die Amerikaner, ihre Streitkräfte und stellten ihre Wirtschaften auf Friedensbedarf und Wiederaufbau um. Im ersten Nachkriegsjahr reduzierte sich die Zahl ihrer Soldaten von fünf Millionen auf 900000

Die folgende Tabelle soll dies dokumentieren4:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Amerikaner hatten ursprünglich, getrieben von den isolationistischen Strömungen im eigenen Land, die Intention, sich möglichst schnell aus Europa militärisch sowie politisch zurückzuziehen. Doch die aggressive Außenpolitik Stalins machte das unmöglich.

Die Sowjetunion schlug einen militärisch vollkommen konträren Weg zu den Westmächten ein, sie verringerte kaum die Stärke ihrer Truppen, sondern führte die Politik der Expansion fort. Drei Jahre nach Beendigung des Krieges hatte man sich von allen europäischen Nachbarn Gebiete einverleibt und unter die Kontrolle von kommunistischen Regierungen gebracht. Durch diese Entwicklung sahen sich die Amerikaner gezwungen, ihr militärisches und politisches Engagement in Europa fortzusetzen. Die Regierung unter Truman forcierte nun das Vorhaben Westeuropa als „dritte Kraft“ neben der UdSSR und den USA aufzubauen. Die Truman-Doktrin basierte auf dem Prinzip der Unterstützung für so genannte freie Völker, damit waren die Staaten Westeuropas gemeint, die sich den Expansionsplänen der Sowjetunion widersetzten. Mit Hilfe des Marshallplanes gelang es der Truman- Administration, die wirtschaftliche Situation in Westeuropa zu verbessern, denn nur ein ökonomisch starkes Europa konnte ein Gegengewicht zur UdSSR sein.

Angesichts der permanenten Bedrohung von Seiten der Sowjetunion, unternahmen die Europäer einen ersten Schritt in Richtung einer kollektiven Sicherheitspolitik. Der Brüssler Fünfmächte Vertrag, aus dem die Westunion hervorging, sah vor, dass die Mitgliedstaaten (Frankreich, Großbritannien, Belgien, Luxemburg und die Niederlande) wirtschaftlich miteinander kooperieren und sich vor militärischen und politischen Angriffen schützen, weiters wurde in diesem Kontrakt eine enge Bindung an die USA und Kanada beschlossen. Diese beiden Länder wurden zudem aufgefordert, dem Vertrag beizutreten. Im April 1949 wurde der Nordatlantikvertrag von 12 Staaten unterzeichnet und wenige Monate später ratifiziert.

Die Bundesrepublik war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in diesem Vertrag berücksichtigt worden, da ein wieder erstarktes Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit bei den meisten europäischen Staaten Ängste hervorrief. Angesichts der zunehmenden Spannungen mit der UdSSR setzte die US- Regierung ihre Position durch, die besagte, dass nur mit Hilfe einer wiederbewaffneten BRD, die in das nordatlantische Verteidigungsbündnis integriert ist, ein militärisches Kräftegleichgewicht in Mitteleuropa zu erreichen wäre. Die Bundesrepublik trat in Folge dessen dem Nordatlantikpakt 1955 bei. Der Nordatlantikpakt basierte auf einem Militär- und Verteidigungsbündnis, welches einen Angriff auf die Streitkräfte oder das Territorium eines Mitgliedstaates vereiteln sollte. Der Verteidigungsauftrag selbst leitete, in Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen, seine Berechtigung vom naturgegebenen Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung her.5

Das transatlantische Bündnis beruhte auf dem Prinzip des freiwilligen Zusammenschlusses und sah sich nicht als supranationale Institution. Beschlüsse können nur durch Einstimmigkeit erreicht werden.

In den darauf folgenden Jahrzehnten war die Nato immer mit Phasen der Entspannung und der Verschärfung konfrontiert. In diesen wurde die Vormachtstellung der USA innerhalb der NATO immer deutlicher, vor allem als die zwei NATO-Mitglieder Großbritannien und Frankreich nach einer Militärintervention auf Druck der Amerikaner ihre Truppen aus der Region des Suezkanals abziehen mussten. Frankreich war das einzige NATO-Mitglied, das die hegemoniale Stellung der USA nicht akzeptieren wollte. Charles de Gaulles war strikt dagegen, dass französische Truppen von amerikanischen Generälen befehligt wurden, aufgrund dessen forcierte Gaulles die Idee, die Nato zu europäisieren, um den französischen Einfluss innerhalb des transatlantischen Bündnisses zu stärken. Da sich die französische Regierung mit diesen Ideen nicht durchsetzen konnte, entzog sie der Nato die Kommandogewalt über ihre Truppen, Frankreich verließ somit die militärischen Strukturen der Nato. Auch in diesem Fall wird deutlich, wie stark die Dominanz der Amerikaner innerhalb des westlichen Militärbündnisses war.

[...]


1 Zeitschrift für Politikwissenschaft, 1998, S.1

2 Angelika Volle/ Werner Weidenfeld, Europäische Sicherheitspolitik in der Bewährung, S. 8

3 Ebd., S.9

4 Gunter Poser, Die Nato. Aufgaben und Struktur des nordatlantischen Bündnisses, S.13

5 Gunter Poser, Die Nato, Aufgaben und Struktur des nordatlantischen Bündnisses,S.21

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Dominanz der USA in den transatlantischen Beziehungen am Beispiel des Balkankonfliktes
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Internationale Politik
Note
3
Autor
Jahr
2002
Seiten
28
Katalognummer
V141224
ISBN (eBook)
9783640482719
ISBN (Buch)
9783640482733
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dominanz, Beziehungen, Beispiel, Balkankonfliktes
Arbeit zitieren
Mag. Wolfgang Bilewicz (Autor:in), 2002, Die Dominanz der USA in den transatlantischen Beziehungen am Beispiel des Balkankonfliktes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141224

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