Die römische Satire - Horaz' 6. Satire des 1. Buches, Verse 23-48


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: 2,5

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Übersetzung Satire 1,6 Vers 23 – 48

3. Kommentar

4. Interpretation der Satire 1,6

5. Schlussbemerkungen

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Satire allein wird von den Römern als ihr eigenes Produkt angesehen, welches sie nicht wie nahezu alle anderen literarischen Gattungen von den Griechen übernommen haben.

Mit Horaz[1] bekam die römische Satire ihre endgültige Form und erreichte auch ihren Höhepunkt.

Von Horaz selbst wurden seine Satiren (das erste Buch entstand zwischen 41 und 35 v. Chr.) als sermones (Gespräche) bezeichnet.

Sie sind ein Spiegel des Lebens und beschreiben

„wie’s einmal so zugeht in den Gassen Roms: damals und vielleicht auch

noch heute, dort und vielleicht auch hier. Gesehen mit den Augen eines

Mannes, der von Jugend auf das Verhalten seiner Umwelt beobachtet,

bewertet, hernach beschrieben hat. Ohne Bitterkeit, ohne scharfe Attak-

ken, sondern mit Anteilnahme ebenso mit differenzierter und gegeben-

falls auch distanzierter Stellungnahme, und so, dass das Schmunzeln

nicht zu kurz kommt.“[2]

Horaz hat seine Satiren in zwei Büchern verfasst. Das erste teilt sich in vier Triaden.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der sechsten Satire des ersten Buches, im Detail mit den Versen 23-48.

Zu Beginn wird eine mögliche Übersetzung dieses Abschnittes vorgestellt, an die sich ein analysierender Kommentar mit einfließenden Interpretationsansätzen anschließt. Des Weiteren werden eine kurze Interpretation der gesamten sechsten Satire und zusammenfassende Schlussbemerkungen folgen.

2. Übersetzung Satire 1,6 Vers 23 – 48

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Kommentar

Es gibt in den verschiedenen Horaz-Kommentaren Unstimmigkeiten darüber, ob das Bild des Ruhmes mit strahlendem Wagen von einem anderen Dichter entlehnt wurde. Es soll für die Zeit eine ungewöhnliche Metapher sein, da der Ruhm öfter geflügelt als fahrend dargestellt wird. Allerdings scheint die Personifizierung des Ruhmes ehr auf das Bild eines antiken Siegers abzuzielen, an dessen Triumphwagen die Besiegten gefesselt sind.

Sed steht am hier am Versanfang nicht als Einleitung für einen Einwurf, denn ein solcher wäre mit at konstruiert worden.[4][5]

Horaz führt die Gedanken in Vers 24 und 25 mit einer lebhaft wirkenden Anrede weiter.

Quo tibi ist eine häufig mit dem Infinitiv gebrauchte Formel. Zum besseren Verständnis kann prodest ergänzt werden. Konstruiert wird diese Formel meist mit dem Dativ.

Clavum depositum ist der Purpursaum, welcher von Senatoren auf der Toga Praetexta getragen wird und den Tillius ablegen musste. Er bemühte sich, nachdem er wegen seiner niederen Herkunft aus dem Senat ausgeschlossen worden war, erfolgreich um ein Amt als Tribun (gegen Ende der Kaiserzeit musste einem Tribunat ein Senatorenamt vorausgehen.). Auch Horazens Befürchtung, er würde aufgrund seiner Herkunft als Sohn eines Freigelassenen im Senat gern gesehen, kommt hier zum Tragen.[6]

Mit invidia in Vers 26 beginnt der Hauptteil des Abschnittes, in dem Horaz den eigentlichen Schwerpunkt der Satire explizit thematisiert: Der Neid, den die Menschen niederer Herkunft zu spüren bekommen, die sich in hohen Positionen präsentieren und somit zu Personen der Öffentlichkeit werden. Das Streben nach solchen Ämtern stellt Horaz als übersteigerten Ehrgeiz dar. Er geht sogar so weit, denjenigen, der sich die Amtstracht des Senatoren anlegt, also den Purpurstreifen auf der Brust und die Schuhe mit schwarzen Bändern an die Beine schnürt, als insanus zu bezeichnen (Vers 27 und 28). Damit kann der krankhafte Ehrgeiz gemeint sein, aber auch die Eigenschaft, sich von Emotionen leiten zu lassen und damit im Gegensatz zu dem Epikureer Horaz, der mit seinen Möglichkeiten vollauf zufrieden ist, das Leben eines Nichtphilosophen zu führen.

Impediit bezieht sich auf die vier Riemen, mit denen die Senatoren ihre Schuhe am Bein festschnürten.[7][8]

In Vers 29 muss das est im zweiten Fragesatz noch einmal ergänzt werden. Durch den Wegfall des zweiten est werden die beiden Fragen gewissermaßen zusammen gezogen.

Ut in Vers 30 leitet einen Vergleich ein: der krankhaft eitle Barrus weckt das Interesse der Mädchen an seiner Schönheit, gleichwie der krankhaft Ehrgeizige durch sein öffentliches Amt das Interesse der Bürger an seiner Herkunft hervorruft. Zur besonderen Hervorhebung stellt Horaz in diesem Abschnitt Antiklimax und Klimax gegenüber: Der Eitle lässt die Mädchen in Vers 32 nach den Einzelheiten vom Gesicht bis hin zum Kopfhaar (Abstieg vom Großen hin zum Kleinen) fragen, während der Ehrgeizige in Vers 34 und 35 verspricht für alles zu sorgen; angefangen beim einzelnen Bürger bis zu den göttlichen Heiligtümern (Steigerung vom Kleinen hin zum Großen). Bei dem Versprechen in Vers 34 könnte es sich um eine Anspielung auf die Eide der magistratus handeln. Senatoren mussten allerdings keine derartigen Eide leisten. Die Konstruktion omnis mortalis wird häufig statt omnes mortales verwendet.[9]

In Vers 38 bis 44 konstruiert Horaz einen fiktiven Dialog mit einem Ehrgeizigen, der ein Amt einnimmt, welches ihm aufgrund seiner Geburt nach Meinung des römischen Volkes nicht zusteht. Begonnen wird mit der Anrede eines Sklavensohns, der ein hohes Amt bekleidet. Dama und Dyonisius (Vers 38) sind gebräuchliche Sklavennamen. Saxum in Vers 39 bezeichnet den Tarpejischen Felsen am Südhang des Capitols. Dort wurden wegen Inzest, Verrat und Überlauf zum Tode Verurteilte hinunter gestoßen. Dabei kann es sich bei dem Angeredeten allerdings nicht um einen einfachen Tribun handeln, denn derartige Amtshandlungen wurden ausschließlich von Praetoren ausgeführt.

Der angeredete Beamte antwortet in Vers 40 auf den Vorwurf und rechtfertigt die Bekleidung seines Amtes mit einem Kollegen, der nicht nur der Sohn eines Freigelassenen ist, sondern selbst ein Freigelassener und somit von noch niederer Herkunft. Mit gradus ist hier einer der Ränge im Theater gemeint, in welchem die Plätze nach gesellschaftlichem Stand vergeben wurden. Novius ist womöglich ein von Horaz erdichteter Name der von novus, dem Neuling, abgeleitet ist. Das hoc in Vers 41 ist mit „deswegen“ zu übersetzen. Paulus und Messalla sind bekannte römische Adelige von hohem Rang. Horaz macht dem Angesprochenen in diesem Vers Überheblichkeit zum Vorwurf und verteidigt im nächsten den herabgewürdigten Novius, indem er aufzeigt, dass dieser zumindest eine beeindruckende Eigenschaft besitzt: eine laute Stimme. Gleichzeitig verdeutlicht er dabei, dass der angesprochene keinerlei interessante Fähigkeiten besitzt, somit das Amt mit ihm eventuell sogar fehlbesetzt ist. Das enklitische que in Vers 43 ist wie oft in der antiken Poesie umgestellt (an concurrant statt an tria angehängt). Die cornua und tubas, die Novius mit seiner Stimme übertreffen kann, sind diejenigen, die traditionell bei Leichenfeiern auf dem Forum ertönen. Mit diesem Vers (44) endet der Abschnitt, in dem Horaz von anderen Personen redet und er kehrt zurück zu sich selbst.[10][11]

[...]


[1] Quintus Horatius Flaccus *65 v. Chr.; † 8 v. Chr.

[2] Kytzler, B.: Horaz. Eine Einführung, Stuttgart 1996 (S. 68)

[3] Heindorf, L. F.: Des Q. Horatius Flaccus Satiren. Erklärt von L.F. Heindorf , Leipzig 18593 S.147-152

[4] Düntzer, H.: Kritik und Erklärung der Satiren des Horaz. Ein Handbuch zur tieferen Auffassung der Satiren des Horaz, Braunschweig 1841 (S. 151)

[5] Wüstemann, E.F.; Heindorf, L.F.; Zumpt, K.G.: Des Q. Horatius Flaccus Satiren, Leipzig 1843 (S.189-190)

[6] Wüstemann, E.F.; S. 189-190

[7] Wüstemann E.F.; S. 190-191

[8] Knorr ,O.: Verborgene Kunst. Argumentationsstruktur in den Satiren des Horaz, in: Beiträge zur Altertumswissenschaft Bd. 15, Hildesheim 2004 (S. 139)

[9] Wüstemann, E.F.; S. 191-192

[10] Wüstemann, E.F.; S. 192-194

[11] Hering, W.: Die Dialektik von Inhalt und Form bei Horaz. Satiren Buch I und Epistula ad Pisones, in: Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike Bd 20, Berlin 1979 (S. 42)

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die römische Satire - Horaz' 6. Satire des 1. Buches, Verse 23-48
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
2,5
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V141310
ISBN (eBook)
9783640492404
ISBN (Buch)
9783640492572
Dateigröße
391 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Anonym, 2009, Die römische Satire - Horaz' 6. Satire des 1. Buches, Verse 23-48, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141310

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