Frauen und Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1959 und 1969


Term Paper, 2004

24 Pages, Grade: 1,6


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Gliederung

1. Einleitung

2. Fernsehgeschichte zwischen 1959 und 1969

3. Soziologie des Fernsehens - Fernsehgebrauch zwischen 1959 und 1969
3.1 Allgemeine Zahlen zur Verbreitung des Fernsehens
3.2 Weiblicher Fernsehgebrauch

4. Fernsehen für Frauen - eine Analyse anhand der Programmzeitschrift Hörzu
4.1 Allgemeine Informationen zur Programmzeitschrift HÖRZU
4.2 Untersuchung des Jahrgangs 1959
4.2.1 Analyse der Zeitschrift HÖRZU
4.2.2 Analyse des Fernsehprogramms für Frauen
4.2.2.1 Ratgebersendungen für Frauen
4.2.2.2 Sendungen für die ganze Familie
4.3 Untersuchung des Jahrgangs 1965
4.3.1 Veränderungen der HÖRZU im Vergleich zum Jahrgang 1959
4.3.2 Analyse des Fernsehprogramms für Frauen

5. Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

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1. Einleitung

Obwohl ja bekanntermaßen in etwa die Hälfte der Bevölkerung Frauen sind, wird das nicht immer in allen Bereichen des Lebens so dargestellt. Die Situation hat sich mit Sicherheit in den letzten 30 Jahren erheblich verbessert, wir können heute beinahe von der Gleichstellung von Mann und Frau sprechen. Was sich auch in einem so großen Gebiet wie dem Fernsehen, oder den Medien im Allgemeinen zeigt. Doch das war nicht immer so. Die Frage die sich diese Arbeit stellt ist, inwiefern hat sich das Fernsehen für Frauen zwischen 1959 und 1969 präsentiert? Inwiefern hat das Medium Fernsehen zum Wandel des Frauenbildes in dieser Zeit, also vor Beginn einer wirklichen Frauenbewegung, beigetragen, in wiefern hat es das gewandelte Frauenbild in sein Programm integriert?

Frauen und Fernsehen ist ein in einer Arbeit diesen Ausmaßes eigentlich nicht zu bewältigendes Thema, daher mussten einige Einschränkungen gemacht werden. Zunächst, wie dem Titel zu entnehmen, eine geografische, nämlich auf die Bundesrepublik Deutschland, und eine zeitliche auf die Phase zwischen 1959 und 1969. Ein Zeitraum mit nicht nur weltpolitisch maßgeblichen Veränderungen, sondern auch wichtigen Ereignissen in der Fernsehgeschichte, wie zum Beispiel die Einführung des "zweiten" Programms. Aber auch in diesem eingegrenzten Zeitraum kann das Thema "Frauen und Fernsehen" sehr viele Bereiche erfassen. Ich habe mich entschieden die Mediennutzung von Frauen und das Programmangebot für Frauen näher zu betrachten. Mit Sicherheit ebenfalls interessante Gebiete, wie Frauenarbeit in den Medien oder Frauen in der Fernsehwerbung, als Darsteller und Zielgruppe, mussten hinsichtlich des gesetzten Rahmens dieser Arbeit ausgespart bleiben.

Die Forschungslage zum Thema Frauen und Fernsehen ist sehr heterogen. Über Fernsehen und Programmgeschichte im Allgemeinen gibt es ausreichend Literatur, allein durch Knut Hickethier stehen uns einige sehr hilfreiche Werke zur Verfügung. Erhebliche Probleme bereitete mir die Suche nach Daten zur Fernsehnutzung von Frauen zwischen 1959 und 1969. Zwar war es von Anfang an Aufgabe kommerzieller Institute, wie Infratest oder Emnid, die Zuschauer zu erforschen, aber diese Studien existieren heute zum Teil nicht mehr oder liegen bei den Sendern und werden nicht herausgegeben. Und beinah alle Untersuchungen, die ich einsehen konnte, wie zum Beispiel von Demoskopischen Institut Allensbach, unterscheiden nicht zwischen dem weiblichen und dem männlichen Zuschauer. Diese differenzierte Art der Forschung entsteht erst mit der wachsenden Gleichstellung und Emanzipation im Lauf der 70er Jahre. Allein die seit 1964 regelmäßig durchgeführte Studie "Massenmedien" von Klaus Berg und Marie-Luise Kiefer geht zumindest teilweise auf die spezifische Mediennutzung von Frauen ein.

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Auch eine Frauenprogrammgeschichte muss erst noch geschrieben werden, daher konnte ich zwar die HÖRZU auswerten, aber fundierte Informationen zu den einzelnen Sendungen, von denen viele heute gar nicht mehr existieren und/oder nicht eingesehen werden können, nicht geben.

Die Quellenlage lässt sich recht einfach beschreiben, denn die einzigen verwendeten Quellen, waren die Jahrgänge 1959 und 1965 der Programmzeitschrift HÖRZU. Nach aufwendiger Recherche konnten sie vom Institut für Zeitungsforschung in Dortmund auf Mikrofilm bereitgestellt werden. Leider waren sie teilweise beschädigt und so konnten der Jahrgang 1959 nicht komplett bearbeitet werden, die Ausgaben von September und Oktober fehlen.

Da das Fernsehen ja in den späten 50er Jahren und 60 Jahren noch ein recht junges Medium war, gab es viele Veränderungen, vor allem auch institutionsgeschichtliche. Diese werden im ersten Abschnitt der Arbeit erläutert, bevor ich dann auf die Soziologie des Fernsehens eingehe. Zunächst in allgemeiner Form, dann auf Frauen bezogen, wobei die Probleme bei diesem Abschnitt ja bereits erwähnt wurden. Um herauszufinden welche Programmangebote es für Frauen zwischen 1959 und 1969 gab, habe ich die Jahrgänge 1959 und 1965 der Programmzeitschrift analysiert. Es hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt mehr als zwei Jahrgänge zu untersuchen, und ich hab mich für dieses beiden entschieden, weil einerseits genug Zeit dazwischen liegt, dass Veränderungen eingetreten sein können, sich allerdings auch noch Parallelen ziehen lassen. Außerdem bot es sich natürlich an, einen Jahrgang zu wählen in dem das ZDF noch nicht existiert und einen späteren nach seiner Einführung. Allerdings habe ich die HÖRZU nicht nur in ihrer Eigenschaft als Programmzeitschrift geprüft, sondern auch in ihrer Funktion als Illustrierte. Hier lag die Wahl des Jahrgangs 1965 und eines früheren relativ nahe, da im Januar 1965 der Chefredakteur Eduard Rhein durch Hans Bluhm ersetzt wurde, was natürlich Veränderungen mit sich brachte. Diese Analysen der Programmzeitschrift HÖRZU sind im dritten Teil der Arbeit ausgeführt. Zunächst mit allgemeinen Angaben zu Zeitschrift HÖRZU, dann aufgeteilt nach den beiden untersuchten Jahrgängen.

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2. Fernsehgeschichte zwischen 1959 und 1969

Die Programmgeschichte und die Geschichte der Frauen im Fernsehen ist ein Teil der Fernsehgeschichte. Vor allem um die Analyse der Jahrgänge der Programmzeitschrift HÖRZU in die allgemeinen Veränderungen der Rundfunkgeschichte einordnen zu können, muss zunächst die institutionelle Entwicklung des Fernsehens von den Anfängen bis 1969 dargestellt werden.

Die Neuorganisation des Rundfunks nach dem zweiten Weltkrieg war bestimmt von den Zielen der alliierten Besatzungsmächte. Das bedeutete, dass die Sender nicht zentral geleitet werden sollten und die Einflussnahme durch den Staat so gering wie möglich gehalten werden sollte.1 Diese Bestrebungen standen natürlich vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zentral gelenkten national-sozialistischen Rundfunk.

Abgesehen von dieser Gemeinsamkeit waren die Auffassungen über die Organisation der Rundfunkanstalten allerdings nicht bei allen Besatzungsmächten identisch. Die USA gründeten für jedes in ihrer Besatzungszone gelegene Land eine Sendeanstalt, also in München, Stuttgart, Frankfurt und Bremen. Frankreich und Großbritannien nur jeweils eine Sendeorganisation für ihre gesamte Besatzungszone, in Baden-Baden und Hamburg. Es entstehen also in den Nachkriegsjahren sechs Sendeanstalten mit verschieden großen Einzugsgebieten, aber alle als öffentlich-rechtliche Anstalten konstituiert. Sie wurden von unabhängigen Rundfunkräten geleitet und der technische Betrieb wurde von den Rundfunkanstalten selbst gewährleistet und nicht wie vor 1945 von der Post.2

Nach einem im Einverständnis mit der britischen Militärregierung geschlossenen Beschluss des NWDR-Verwaltungsrates, mit Adolf Grimme als Generaldirektor3, vom 13. August 1948 konnte die Fernsehentwicklung beginnen. Der Nordwestdeutsche Rundfunk hatte ein großes Einzugsgebiet und ein dementsprechend großes Gebührenaufkommen und konnte daher die Kosten für den Aufbau eines Fernsehsenders tragen. Zwischen dem 27. November 1950 und dem 24. Dezember 1952 wurde in Hamburg und später auch in Berlin und Köln in unregelmäßigen Abständen ein Versuchsprogramm gesendet. Am 25. Dezember 1952 begann der NWDR täglich ein Programm zu senden.4

Um die teuren Produktionskosten zu decken, war es von Anfang an geplant, dass alle Sender das selbe Programm ausstrahlen würden. Bereits 1950 wurde die

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Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit zu erleichtern. Um das Ungleichgewicht der verschieden großen Sendegebiete der einzelnen Anstalten zu beheben gab es bald Umgestaltungstendenzen und so wurde der NWDR bis 1955 in den Sender Freies Berlin, den Westdeutschen Rundfunk und den Norddeutschen Rundfunk aufgegliedert.

1959 entstand durch die Integration des Saarlandes in die BRD der Saarländische Rundfunk als 9. Sendeanstalt.5

Ab der Mitte der 50er Jahre gab es bereits Initiativen zu Erschaffung eines zweiten Programms. Darin sah die Bundesregierung die Möglichkeit ihren Einfluss auf das Fernsehen zu erhöhen und so begann sie, aber auch die ARD, mit den Vorbereitungen. Die Gründung der "Deutschland Fernsehen GmbH" durch die Bundesregierung führte zum Verfassungsstreit, aber das Urteil aus Karlsruhe bestätigte die Autonomie der Länder in Rundfunkangelegenheiten, also ihre die Kulturhoheit.

Am 6. Juni 1961 verfassten die Ministerpräsidenten der Länder einen Staatsvertrag zur Gründung des zweiten deutschen Fernsehens. Bis zum Sendebeginn am 1. April 1962 sendete die ARD ein Übergangsprogramm, das später in ein drittes Programm umgewandelt wurde. Die dritten Programme sollten auf Wunsch der Ministerpräsidenten der Länder regional ausgerichtet sein und sich vor allem auf Bildung spezialisieren, erst in den 70er Jahren wurde das Unterhaltungsprogramm ausgebaut.6

Das erste Vollprogramm für die gesamte Bundesrepublik wurde vom ZDF ausgestrahlt, das im Gegensatz zur ARD auch nicht föderalistisch aufgebaut war, sondern zentral organisiert.7

Laut Staatsvertrag sollte das ZDF ein Kontrastprogramm zum Gemeinschaftsprogramm der ARD bilden. Probleme dabei waren, dass zunächst die Mitarbeiter fehlten, die dann von den ARD-Sendeanstalten angeworben wurden und dass dem ZDF zu wenige eigene Studios zur Verfügung standen, um ein tägliches Programm zu gewährleisten. Daher mussten ausländische Filme, Serien und Sendungen von privaten Produktionsfirmen angekauft werden.8

Um seine Zuschauerzahlen zu erhöhen, versuchte das ZDF sein Pogrammschema an eine empirisch ermittelte Tageszeitnutzung anzupassen und so wurden zum Beispiel

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die ZDF-Nachrichten, das HEUTE-Journal, früher ausgestrahlt wie die ARDTagesthemen.9

Die durch ein erweitertes Programm entstehenden Kosten konnten, sowohl beim ZDF als auch bei der ARD, bald nicht mehr durch das Gebührenaufkommen ausgeglichen werden und so entstand bald die Diskussion um Fernsehwerbung. 1954 betrugen die Rundfunkgebühren 2,00 DM Radio-Grundgebühr plus 5,00 DM für Fernsehen. Nach langen Debatten wurde die Kosten 1970 auf insgesamt 8,50 DM, zusammengesetzt aus 2,50 DM Grundgebühr und 6,00 DM Fernsehgebühr, erhöht. Da 5,00 DM, die zu dieser Zeit noch monatlich von der Post eingezogen wurden, 1954 dem zweifachen Stundenlohns eines Arbeiters entsprachen und natürlich noch die Anschaffungskosten für ein Fernsehgerät hinzukamen, dauerte es einige Zeit bis sich Fernsehen als Massenmedium durchsetzte. Das soll der nächste Abschnitt genauer darstellen.

3. Soziologie des Fernsehens - Fernsehgebrauch zwischen 1959 und 1969

3.1 Allgemeine Zahlen zur Verbreitung des Fernsehens

Nach den Erlebnissen in den USA und Großbritannien hatte man erahnen können welchen Siegeszug das Fernsehen auch in Deutschland antreten wird.10 Allerdings waren die Nachkriegsjahre eher von einer Technik-Skepsis geprägt, im Hintergrund natürlich immer die Erfahrungen der technik-enthusiastischen Zeit unter dem Nationalsozialismus.11 Erst mit dem Voranschreiten des Wirtschaftswunders, und natürlich der damit verbundenen Steigerung der finanziellen Möglichkeiten der Bürger, fängt das Fernsehen an, sich als Massenmedium durchzusetzen. Es kann, laut Knut Hickethier, als "metaphorischer Vorbote der Technisierung ganzer Lebensbereiche"12 gesehen werden. Zwischen 1952 und 1963 erleichterten vor allem soziale Entwicklungen die Verbreitung des Fernsehens. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit, der Lohnanstieg bei fast gleich bleibenden Lebenshaltungskosten und kürzere Arbeitszeiten wären zu nennen.13

Dennoch kostete ein Gerät zu Beginn der Fernsehära noch weit über 1000 DM, was mehreren Monatslöhnen eines Arbeiters entsprach, und auch wenn mit dem Erscheinen billigerer Geräte die enorme Ausbreitung des Fernsehens begann, gibt es vor allem an Anfang noch eine deutliche soziale Differenz des Publikums.

[...]


1Hickethier, Knut, Das Fernsehspiel der Bundesrepublik. Themen, Form, Struktur, Theorie und Geschichte; 1951-1977, Stuttgart 1980, S.10.

2 Hickethier, Das Fernsehspiel der Bundesrepublik, S.10.

3 Bleicher, Joan Kristin, Chronik der Institutionsgeschichte des deutschen Fernsehens, in: Hickethier, Knut (Hg.), Institution, Technik und Programm. Rahmenaspekt der Programmgeschichte des Fernsehens, (Kreuzer, Helmut / Thomsen, Christian W. (Hg.), Geschichte des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland, Bd.1), München 1993, S.371.

4 Hickethier, Das Fernsehspiel der Bundesrepublik, S.11.

5 Hickethier, Das Fernsehspiel der Bundesrepublik, S.11f.

6 Bleicher, Joan Kristin, Institutionsgeschichte des deutschen Fernsehens, in: Hickethier, Knut (Hg.),

Institution, Technik und Programm. Rahmenaspekt der Programmgeschichte des Fernsehens, (Kreuzer, Helmut / Thomsen, Christian W. (Hg.), Geschichte des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland, Bd.1), München 1993, S.103.

7 Hickethier, Das Fernsehspiel der Bundesrepublik, S.13.

8 Bleicher, Institutionsgeschichte des deutschen Fernsehens, S.100-103.

9 Bleicher, Institutionsgeschichte des deutschen Fernsehens, S.103.

10 Schildt, Axel, Moderne Zeiten: Freizeit, Massenmedien und "Zeitgeist" in der Bundesrepublik der 50er Jahre, in: Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 31, Hamburg 1995,S.263.

11 Hickethier, Knut, Geschichte des deutschen Fernsehens, Stuttgart u. Weimar 1998, S.110.

12 Hickethier, Geschichte des deutschen Fernsehens, S.110.

13 Hickethier, Geschichte des deutschen Fernsehens, S.112.

Excerpt out of 24 pages

Details

Title
Frauen und Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1959 und 1969
College
University of Augsburg
Grade
1,6
Author
Year
2004
Pages
24
Catalog Number
V141331
ISBN (eBook)
9783640484881
ISBN (Book)
9783640484638
File size
466 KB
Language
German
Keywords
Fernsehen, Frauen, HÖRZU, Sozilologie des Fernsehen
Quote paper
Sabine Wimmer (Author), 2004, Frauen und Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1959 und 1969, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141331

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