Bodenklassifikationen und ihre Systematisierungskriterien

Wie kommt der Boden zu seiner Bezeichnung?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Abbildungen

1 Einleitung

2 Nationale Klassifikationssysteme
2.1 Die deutsche Systematik
2.2 Die U.S.-amerikanische Systematik
2.3 Probleme nationaler Klassifikationen

3 Internationale Klassifikationssysteme
3.1 Die Weltbodenkarte der FAO
3.2 World Reference Base for Soil Resources

4 Systematisierungskriterien für Bodenklassifikationen

5 Zusammenfassung

Literatur

Anhang:

Bodenklassifikationssystem Japans

Abbildungen

Abb. 1: Humuspodsol

Abb. 2: Schema des deutschen Klassifikationssystems

Abb. 3: Schema der U.S. Soil Taxonomy

Abb. 4: Bodenkarte der FAO

1 EINLEITUNG

Bei der Betrachtung des abgebildeten Bodenprofils (Abb.1) kommen den Bodenkundlern dieser Erde verschiedene Begrifflichkeiten in den Sinn: So handelt es sich für einen Amerikaner um einen Humod aus der Ordnung der Spodosols (SCHACHTSCHABEL ET AL. 2002:483); für einen Deutschen um einen Humus-PP (PP = Podsol) aus der Abteilung der Terrestrischen Böden (EBD.:481) und ein japanischer Forscher würde wahrscheinlich die Bezeichnung wählen ( 2006). Neben den genannten nationalen Bodenbezeichnungen existieren noch viele weitere: eine Russische, Niederländische, Französische oder Kanadische - um nur einige wenige Beispielstaaten zu nennen (BAKKER DE 1970; HILLEL ET AL. 2005:211ff.). Zudem wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jh. mit der Erstellung Weltbodenkarte auch zunehmend internationale Begriffe eingeführt. Daher wäre es ebenso möglich, den dargestellten Boden als einen Humic P (P= Podzol) zu bestimmen (SCHACHTSCHABEL ET AL. 2002:485).

Hinter den vielseitigen Bezeichnungen sind komplexe Systematiken über Einteilung und Entstehung von Böden verborgen, die sich von Nation zu Nation unterscheiden. Diese sogenannten Bodenklassifikationssysteme verstehen sich - im Sinne der Definition von Klassifikationen - als „organized bod[ies] of knowledge about something of interest.“ (HILLEL ET AL 2005:204).

In der folgenden Arbeit soll es nun darum gehen, die unterschiedlichen Systematiken vorzustellen, wobei deren Arbeitsweisen und Systematisierungskriterien jeweils von besonderer Bedeutung sind. Allgemein gilt es, Prinzipien herauszuarbeiten, die allen Klassifikationen zugrunde liegen und die Basis für eine Vergleichbarkeit bilden. Zu Beginn ist es jedoch notwendig, einzelne nationale und auch die wesentlichsten internationalen Systematiken in kurzer Form zu charakterisieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Humuspodsol; Quelle:

2 NATIONALE KLASSIFIKATIONSSYSTEME

2.1 Die deutsche Systematik

Nachdem die deutschen Bodensystematik noch vor mehr als 100 Jahren auf einer Einteilung in Vegetationsboden-, Gesteinsboden- und Reliefbodentypen basierte (SCHACHTSCHABEL ET AL. 2002:480) und vor allem aufgrund des Klimas und der daraus resultierenden Vegetation eine Gliederung erschaffen wurde, so wird sie heute durch das Profil, die Horizontfolge der Böden, charakterisiert (EBD.). Einen ersten Entwurf dazu lieferte W. L. Kubiena, in dem die Bodengenese in den Mittelpunkt der Systematisierung gestellt wurde (EBD.:479) und welcher bald durch Ergänzungen des bekannten deutschen Bodenkundlers E. M ü ckenhausen erweitert und verbessert wurde (EBD.).

Die deutsche Klassifikation ist - wie in Abb. 2 ersichtlich - hierarchisch geordnet und gliedert sich ausgehend von einer Grobeinteilung in Abteilungen wie Terrestrische, Semiterrestrische, Semisubhydrische oder Subhydrische Böden in Bodenklassen (z.B.: Terrestrische Rohböden, Braunerden, Podsole, etc.). Diese wiederum lassen eine Aufspaltung in Bodentypen zu: Am Beispiel der A/C-Böden wären das u.a. Ranker, Regosol oder Rendzina. Bei diesen können im Folgenden erneut Subtypen, Variet ä ten, sogar Subvariet ä ten unterschieden werden (ebd.:480f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Schema des deutschen Klassifikationssystems Quelle: Eigene Darstellung, Jana Kirchhübel.

Diesem deutschen System liegt eine Ordnung nach Bodenhorizonten, deren Mächtigkeiten und Ausprägungen sowie anderen (größtenteils) eindeutigen Bodenmerkmalen zugrunde. Diese Merkmale können sowohl die Genese des Bodens als auch diagnostische Materialien und Eigenschaften - wie u.a. die Farbe oder das Ausgangsmaterial - betreffen (SCHACHTSCHABEL ET AL. 2002:473).

2.2 Die U.S.-amerikanische Systematik

Die Klassifikation der USA arbeitet grundsätzlich auf einer annähernd ähnlichen Basis, welche in der ersten Hälfte des 20. Jh. dem der des deutschen Systems noch beinahe identisch war (SCHACHTSCHABEL ET AL. 2002:482). Mit der Erstellung der Soil Taxonomy in den 1950er und 60er Jahren (HILLEL ET AL. 2005:217) wurde ein von Grund auf neues System geschaffen, bei welchem nach wie vor - wie im deutschen System - pedogene Eigenschaften im Vordergrund stehen. Dazu werden jedoch diagnostischer Horizonte hinzugezogen, die einen quantitativ festgelegten Charakter aufweisen (EBD.). Es soll eine Zuordnung auf der Grundlage von echten Eigenschaften vorgenommen werden - nicht aufgrund von nur zum Teil wissenschaftlich belegten Ursachen, die gewisse Eigenschaften hervorgerufen haben könnten (EBD.:236). Dennoch spielen Bodenbildungsprozesse sowie der Einfluss regionaler, klimatischer Aspekte eine wesentliche Rolle (EBD.). Letzterer vor allem, da er sich sowohl auf den mineralischen als auch auf den organischen Bodenbestand auswirkt (EBD.:240)

Auch das Gliederungsprinzip erfolgt nach einem eigenen neuen System: Die bisherigen Bodenbezeichnungen wurden redigiert und auf griechische und lateinische Formen zurückgeführt - gleiches geschah mit den Bezeichnungen für Eigenschaften und diagnostische Materialien (SCHACHTSCHABEL ET AL. 2002.:479). Das hierarchische System, was schließlich ausgebildet wurde (Abb.3), ordnete den Orders bestimmt Buchstabenkombinationen zu, aus denen schließlich die Suborders einer jeden Gruppe gebildet wurden: Im Beispiel der Spodosols (Order) ist diese ‚od’, sodass eine Bodenform (Suborder) Cryod, Humod oder Orthod lauten muss. Die nachfolgenden Great Groups werden nach gleichem Prinzip aus Buchstaben der Suborders gebildet. Die Soil Taxonomy findet nicht nur in den USA Anwendung, sondern auch in vielen anderen Staaten, die kein eigenes System erstellt haben. Der Grund dafür mag die Möglichkeit sein, neue Bodentypen relativ einfach einordnen zu können (EBD.:484).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Schema der U.S. Soil Taxonomy; Quelle: HILLEL ET AL. 2005:241.

2.3 Probleme nationaler Klassifikationen

Nationale Klassifikationen sind auf die Bodenvorkommen und Standortbedingungen des eigenen Landes abgestimmt, denn sie wurden aus diesen entwickelt. Daher dienen sie vorrangig den Bodenkundlern des jeweiligen Staates zur genetischen Bodenforschung und der staatsinternen Bodenkartierung (SCHACHTSCHABEL ET AL. 2002:474). Sie bieten in diesem Rahmen eine sehr geeignete Grundlage für die Erforschung von standortspezifischem Bodenverhalten und der Bodenentwicklung. PHILLIPS & MARION (2007) weisen in einer Gegenüberstellung jener herkömmlichen nationalen Systematiken mit der SGC (Soil Geomorphic Classification) darauf hin, dass die Einteilung der Bodentypen häufig auf subjektiver bzw. willkürlicher Basis stattgefunden hat (EBD.:8(96)). Als eines dieser Systeme betrachteten sie im Besonderen die U.S. Soil Taxonomy. Die SGC hingegen nahm eine Einteilung anhand sechs definitiver Faktoren vor: „(1) underlying geology […] the presence or absence of (2) texture contrast subsoils, (3) eluvial horizons, (4) surface and/or subsurface stone lines or zones, (5) lithological contrasts between soil and underlying geology, and (6) redoximorphic features“ (EBD.:1(89)). Von diesen zuverlässigen Faktoren erhofften sie sich, eine präzisere Systematik erstellen zu können. Die Ergebnisse der Untersuchung hingegen zeigten, dass sich trotz der unterschiedlichen Herangehensweise kaum Unterschiede ausmachen lassen und die erstellten Klassifikationen ähnliches widerspiegeln (EBD.: 6(94), 8(96)).

Jedoch zeigen sie auch die Grenzen dieser Systeme auf: im internationalen Rahmen sind kaum Vergleiche möglich, da die Systeme zum einen mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten arbeiten, die nur in teilweise mit anderen Klassifikationen übereinstimmen. Zum anderen unterscheiden sie sich bereits im Aufbau so stark, dass neue Böden zum Teil nur sehr schwer eindeutig eingeordnet werden können. In diesem Sinne erscheint es notwendig, weltweite Systeme zu rate zu ziehen, die eine Einordnung von Böden international erlauben und doch auf einem abstrakteren Niveau arbeiten als es den nationalen Systemen möglich ist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Bodenklassifikationen und ihre Systematisierungskriterien
Untertitel
Wie kommt der Boden zu seiner Bezeichnung?
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Die Ökozonen der Erde
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V141337
ISBN (eBook)
9783640492824
ISBN (Buch)
9783640493029
Dateigröße
779 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bodenkunde, Klassifikationen, Soil Taxonomy, FAO, World Reference Base for Soil Resources, Weltbodenkarte
Arbeit zitieren
Jana Kirchhübel (Autor:in), 2008, Bodenklassifikationen und ihre Systematisierungskriterien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141337

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