Kreditinstitute stehen aktuell vor einem gravierenden Strukturwandel. Dieser resultiert insbesondere aus den veränderten Eigenkapitalanforderungen aus den Basel II-Richtlinien, dem Wegfall der Gewährsträgerhaftung, dem Abschwung des Immobilienmarktes in Ostdeutschland sowie der steigenden Anzahl von Unternehmensinsolvenzen, welcher aus einem konjunkturellen Abschwung resultiert. In Folge dessen befinden sich die Unternehmensinsolvenzen weiterhin auf einem hohen Niveau von etwa 30.000 jährlich (Stand 2007/2008). Im Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise kann davon ausgegangen werden, dass diese eine erhöhte Anzahl von Insolvenzen mit sich bringen wird. Die daraus folgende erschwerte Kreditrückführung von Seiten der betroffenen Unternehmen führt zu einem höheren Ausfall von Krediten, dem sich die Banken stellen müssen. Der steigende Wettbewerbsdruck in Folge der Globalisierung in Verbindung mit einer geringen Eigenkapitalrendite zwingt deutsche Banken dazu, ihre Rentabilität auf ein vergleichbares Niveau zu steigern und ihre operativen Risiken zu minimieren. Im Vergleich zu europäischen Banken mit durchschnittlich 15 Prozent Eigenkapitalrendite, erreichen deutsche Banken lediglich 9 Prozent. Zur Lösung dieser Herausforderung stehen den Kreditinstituten bestimmte Handlungsalternativen zur Verfügung, wie die eigene Betreuung des Kreditengagements – dies eventuell in Verbindung mit einem externen Dienstleister – oder der Verkauf des Kredites an spezielle Investoren. Für einen Verkauf der Forderung sprechen die Eigenkapitalentlastung, der Liquiditätszufluss, eventuell geringere Refinanzierungskosten auf dem Kapitalmarkt sowie ein geringerer Personalaufwand für das Fachpersonal (Sanierungsabteilung, Analysten, Abwicklungsspezialisten). Eine wichtige Rolle bei der Veräußerung dieser Engagements übernehmen dabei die Investoren, welche sich auf die Betreuung und aktive Restrukturierung von Not leidenden Krediten spezialisiert haben. Die einzelnen Käufer verfolgen dabei unterschiedliche Strategien, wobei die Gesundung des Unternehmens und damit eine Wertsteigerung des Fremdkapitals im Vordergrund stehen. Hemmnisse bei der Veräußerung der Forderungen bestehen in Bank- bzw. Amtsgeheimnis und im Datenschutzgesetz. So dürfen Kreditinstitute keine Informationen über Kreditverhältnisse offenlegen, soweit keine Zustimmung des Schuldners vorliegt. Die Verschwiegenheitspflicht der Bank gegenüber ihrem Kunden steht somit der Auskunftspflicht dem Käufer gegenüber entgegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangssituation
- Motivation und Zielsetzung
- Grundlagen und Charakteristika von Problemkrediten
- Definition Kredite
- Problemkredite / Notleidender Kredit
- Distressed Debts
- Sub- und Non-Performing Loans
- Rahmenbedingungen und Markt für Non-Performing Loans
- Historische Entwicklung
- Rahmenbedingungen
- Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
- Rechtliche Rahmenbedingungen
- Forderungsabtretung
- Banklizenz
- Bankgeheimnis
- Datenschutz
- Amtsgeheimnis
- Akteure und ihre Motivationen
- Motivationsgründe der Transaktionspartner
- Verkaufsanreize und Handlungsalternativen der Banken
- Investoren und Erwerbsmotive
- Investitionsstrategien von NPL Investoren
- Passives Investment
- Trading
- Buy-and-Hold-Investoren
- Aktives Investment
- Control-Oriented Strategie
- Non-Control-Oriented Strategie
- Exit-Strategien
- Investitionsmöglichkeiten der NPL Investoren
- Single Name Transaktionen
- Basket- und Portfoliotransaktionen
- Repräsentative Struktur einer NPL Transaktionen
- Typische Ausgangssituationen
- Vorüberlegungen einer NPL Transaktion für Investoren
- Informationsbedarf der Investoren / Due Diligence
- Bewertung und Preisfindung aus Sicht der Investoren
- Grundsätzliche Rendite- und Preisfindungsüberlegungen zu NPL
- Discounted Cash Flow Methode
- Marktorientierte Methode
- Liquidationswertverfahren
- Fazit
- Zielerreichung
- Perspektiven und Handlungsempfehlungen
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Thema Non-Performing Loans (NPL) aus Investorensicht. Ziel ist es, die Grundlagen und Charakteristika von Problemkrediten zu beleuchten, die Akteure und ihre Motivationen im NPL-Markt zu analysieren und die Struktur einer NPL-Transaktion aus Investorensicht zu beleuchten. Dabei werden die verschiedenen Investitionsstrategien und -möglichkeiten sowie die Bewertung und Preisfindung von NPL-Krediten betrachtet.
- Definition und Charakteristika von Problemkrediten
- Rahmenbedingungen und Markt für NPL
- Akteure und ihre Motivationen im NPL-Markt
- Struktur einer NPL-Transaktion
- Bewertung und Preisfindung von NPL-Krediten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Non-Performing Loans (NPL) ein und erläutert die Ausgangssituation sowie die Motivation und Zielsetzung der Seminararbeit. Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen und Charakteristika von Problemkrediten definiert, wobei die verschiedenen Arten von Problemkrediten, wie Distressed Debts, Sub- und Non-Performing Loans, näher betrachtet werden. Außerdem werden die Rahmenbedingungen und der Markt für Non-Performing Loans beleuchtet, einschließlich der historischen Entwicklung, der wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
Kapitel 3 befasst sich mit den Akteuren im NPL-Markt und ihren Motivationen. Es werden die Verkaufsanreize und Handlungsalternativen der Banken sowie die Erwerbsmotive der Investoren analysiert. Die verschiedenen Investitionsstrategien von NPL-Investoren, wie passives und aktives Investment, werden vorgestellt und die Exit-Strategien erläutert. Außerdem werden die Investitionsmöglichkeiten der NPL-Investoren, wie Single Name Transaktionen und Basket- und Portfoliotransaktionen, beschrieben.
Kapitel 4 beleuchtet die repräsentative Struktur einer NPL-Transaktion aus Investorensicht. Es werden die typischen Ausgangssituationen, die Vorüberlegungen der Investoren, der Informationsbedarf und die Due Diligence sowie die Bewertung und Preisfindung von NPL-Krediten betrachtet. Die verschiedenen Methoden zur Bewertung und Preisfindung, wie die Discounted Cash Flow Methode, die marktorientierte Methode und das Liquidationswertverfahren, werden vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Non-Performing Loans (NPL), Problemkredite, Distressed Debts, Sub- und Non-Performing Loans, NPL-Markt, NPL-Investoren, Investitionsstrategien, Exit-Strategien, Bewertung und Preisfindung, Discounted Cash Flow Methode, marktorientierte Methode, Liquidationswertverfahren.
- Arbeit zitieren
- Markus Keller (Autor:in), 2009, Non-Performing Loans aus Investorensicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141423