Wettbewerb und Innovationen


Seminararbeit, 2009

25 Seiten, Note: 1,0 bis 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Analytische Untersuchungen der Schumpeterschen Hypothese
2.1 Das Modell von Nelson und Winter (1977/1982)
2.1.1 Allgemeine Rahmenbedingungen des Modells
2.1.2 Grundlagen der Modellsimulation
2.1.2.1 Simulationsvariante 1
2.1.2.2 Simulationsvariante 2
2.1.2.3 Simulationsvariante 3
2.1.3 Ergebnisse der Simulationen
2.1.3.1 Ergebnisse der ersten Variante
2.1.3.2 Ergebnisse der zweiten Variante
2.1.3.3 Ergebnisse der dritten Variante
2.1.4 Zusammenfassung der Simulationsergebnisse
2.2 Die empirische Studie von Blundell et al. (1999)
2.2.1 Das Modell von Blundell et al.
2.2.2 Ergebnisse der Paneldatenanalyse
2.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
2.3 Die Studie von Aghion et al. (2005)
2.4 Überblick über ausgewählte Studien

3 Zusammenfassung der Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

1 Simulationsergebnisse Variante 1

2 Simulationsergebnisse Variante 2 (zurückhaltender Wettbewerb)

3 Simulationsergebnisse Variante 2 (aggressiver Wettbewerb)

4 Imitationskosten

5 Simulationsergebnisse Variante 3 (zurückhaltender Wettbewerb)

6 Simulationsergebnisse Variante 3 (aggressiver Wettbewerb)

7 Resultate der Innovationsgleichung

8 Schematische Darstellung der „Inverted-U“-Beziehung

1 Einleitung

Für den dauerhaften Erfolg von Unternehmen auf Märkten ist es von grundlegender Bedeutung, dass sie ihre Position gegenüber Konkurrenten fortlaufend festigen bzw. stärken. Dies kann insbesondere durch Innovationen und technische Fortschritte gewährleistet werden, da die Unternehmen dadurch in der Lage sind, entweder bestehende Rückstände gegenüber ihren Konkurrenten auszugleichen oder selbst Vorteile auf den Märkten zu erschließen. Der Wert den die Innovationen für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen besitzen steht daher außer Frage. Allerdings beschäftigt der Zusammenhang zwischen dem Wettbewerb bzw. der Marktstruktur und dem Ausmaß, in dem Unternehmen Innovationen tätigen, die Volkswirtschaftslehre schon seit mehreren Jahrzehnten. Im Fokus der wissenschaftlichen Diskussionen steht dabei in erster Linie welche Art von Wettbewerb bzw. welche Marktstruktur das beste Umfeld für Innovationsaktivitäten seitens der Unternehmen bietet.

Der erste Ökonom der sich dieser zentralen Rolle der Innovationen bewusst war, war der Österreicher Joseph A. Schumpeter[1]. Er entwickelte das Konzept der „schöpferischen Zerstörung“[2]. Dieses kann als Prozess beschrieben werden, bei dem „old ideas and industrial structures [...] are continually replaced by new industrial activity”[3], so dass die schöpferische Zerstörung als „source of continuous progress and improved living standards“[4] angesehen werden kann. In Bezug auf den Zusammenhang zwischen der Marktstruktur und dem Ausmaß der Innovationsaktivitäten argumentierte Schumpeter, dass ein Monopolist einen größeren Anreiz habe in Innovationen zu investieren, als ein Unternehmen in einem wettbewerblich ausgestalteten Markt. Dies liege darin begründet, dass Unternehmen, die als Monopolisten agieren, in der Lage seien, die durch die Innovationen erzielten zusätzlichen Gewinne selbst und ohne Gefahr der Imitation durch Konkurrenten erschließen zu können. Der durch das Vorhandensein eines monopolistischen Marktes entstehenden statische Effizienzverlust, resultierend aus der Diskrepanz zwischen dem Preis eines Gutes und dessen Grenzkosten, werde dabei durch die „dynamic progressivness“[5], die aus den Innovationen und dem damit einhergehenden technischen Fortschritt entsteht, mehr als ausgeglichen. Folglich seien nach Schumpeter die „gains to society from continuing innovation […] vastly greater than those associated with competetive pricing”[6].

Aufbauend auf diesen Argumentationen Schumpeters wurde die sogenannte „Schumpetersche Hypothese” formuliert: „A market structure involving large firms with a considerable degree of market power is the price that society must pay for rapid technological advance”[7]. Diese Aussage steht bis heute im Mittelpunkt etlicher volkswirtschaftlicher Diskussionen. Aus diesen sind eine Vielzahl theoretische Überlegungen hervorgegangen, die die Hypothese entweder stützen oder ihr widersprechen[8].

Da die Theorie aber keine konsistenten Ergebnisse in Bezug auf die Validität der Schumpetersche Hypothese zulässt, wollen wir in der vorliegenden Seminararbeit versuchen mit Hilfe analytischer Methoden eindeutige Argumente für bzw. gegen die Gültigkeit der Aussage der Schumpeterschen Hypothese zusammen zu stellen. Dazu werden wir uns im folgenden, zweiten Abschnitt mit einigen der vielfältig vorhandenen analytischen Untersuchungen zur Schumpeterschen Hypothese auseinandersetzen. Zum Abschluss fassen wir die Ergebnisse im dritten Abschnitt nochmals zusammen.

2 Analytische Untersuchungen der Schumpeterschen Hypothese

In diesem Abschnitt werden wir uns im Wesentlichen mit drei Untersuchungen beschäftigen, wobei dem Simulationsmodell von Richard R. Nelson und Sidney G. Winter die größte Bedeutung zukommt. Bei den beiden anderen Untersuchungen handelt es sich um Beiträge von Richard Blundell et al. bzw. von Philippe Aghion et al.. Im vierten und letzten Teil dieses Abschnitts werden wir die Ergebnisse weitere Studien überblicksartig darstellen.

2.1 Das Modell von Nelson und Winter (1977/1982)

In ihrem Beitrag „The Schumpeterian Tardeoff Revisited“ haben Nelson und Winter ein Modell entwickelt, welches sich mit dem Zusammenhang von Innovationen und Marktstrukturen auseinandersetzt. Auf Grund der Komplexität, die mit der Entwicklung eines solchen Modells einhergeht[9], haben Nelson und Winter detaillierte Rahmenbedingungen für ihr Modell geschaffen.

2.1.1 Allgemeine Rahmenbedingungen des Modells

Im Zentrum des Modells von Nelson und Winter befindet sich eine Industrie, in der eine festgelegte Anzahl von Unternehmen nur ein homogenes Gut produzieren. Jedes Unternehmen produziert zu jeder Zeit die ihr maximale mögliche Menge an Gütern. Begrenzt wird diese Menge lediglich durch den Kapitalstock des jeweiligen Unternehmens, da diese die Inputfaktoren auf einem Faktormarkt einkaufen müssen, wobei die Preise für alle Industriemitglieder identisch sind. Ein Unternehmen kann also nur in dem Maße Güter produzieren, in dem es Inputfaktoren beziehen kann. Im Gegensatz zu den Preisen der Inputfaktoren werden die Herstellungskosten im Modell als Variable angesehen, da der Output eines Unternehmens, der mit einer Geldeinheit hergestellt werden kann, durch die Entwicklung besserer Technologien ansteigen wird.

Nelson und Winter unterscheiden zwei Arten von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E-Aktivitäten), die die Unternehmen verfolgen können: innovative und imitative F&E-Aktivitäten. Ziel der innovativen F&E-Aktivitäten ist die Entwicklung bzw. die Erforschung neuer Produktionstechnologien, wohingegen imitative F&E lediglich darauf abzielt, die Innovationen anderer Unternehmen möglichst schnell zu kopieren. Die Unternehmen werden so modelliert, dass sich die Ausgaben für F&E- Aktivitäten proportional zur Größe des Unternehmens verhalten. Große Unternehmen werden daher mehr für F&E-Aktivitäten aufwenden als kleine. Da die Wahrscheinlichkeit erfolgreich F&E zu betreiben wiederrum proportional zu dem F&E-Aufwand eines Unternehmens ist, folgt daraus, dass große Unternehmen mit einer höhere Wahrscheinlichkeit erfolgreich innovieren oder imitieren können.

Des Weiteren werden innerhalb des Modells zwei Systeme unterschieden, in denen innovative F&E-Aktivitäten stattfinden können. Im „science-based“[10]-System resultieren die technischen Weiterentwicklungen aus Ergebnissen außerhalb der Industrie, z.B. aus Forschungen an Universitäten. Die Produktivitätssteigerung, die die Unternehmen durch diese externen Weiterentwicklungen maximal erschließen können, bezeichnen Nelson und Winter als „latent productivity“[11]. Im „science-based“-System ist das Betreiben von innovativer F&E also nichts anderes als der Versuch, mit den Entwicklungen außerhalb der Industrie Schritt zu halten. Investieren die Unternehmen weniger in innovative F&E-Aktivitäten hat dies zur Folge, dass die tatsächliche Produktivität innerhalb der Industrie geringer ist, als es durch die exogen vorgegebene „latent productivity“ möglich wäre. Im Gegensatz zum „science-based“-System steht das „cumulative technology“[12]-System. In diesem betreiben die Unternehmen innovative F&E um ihre Technologien ohne externes Wissen weiterzuentwickeln.

Im Zusammenhang mit dem Modell beschreibt der Begriff „Marktstruktur“ den Grad der Kapital- oder Outputkonzentration. Die vorliegende Marktstruktur und das Verhalten von Unternehmen auf den Märkten ist von großer Bedeutung, da sie Einfluss auf die Überlebensfähigkeit der einzelnen Unternehmen haben. So beeinflusst bspw. die Größe der konkurrierenden Marktteilnehmer die Zeit, die innovierenden Unternehmen zur Verfügung steht, bevor imitative Unternehmen die Innovationen duplizieren können. Weiterhin wirkt sich das Unternehmensverhalten darauf aus, ob weniger profitable Unternehmen aus dem Markt verdrängt werden oder nicht. Dies liegt darin begründet, dass sich Unternehmen auf den Märkten aggressiv oder zurückhaltend verhalten können. Wie sich dies im Einzelnen auswirkt werden wir zu einem späteren Zeitpunkt untersuchen[13].

In der Industrie wie Schumpeter sie beschreibt „firms do not know ex ante whether it pays to try to be an innovator or an imitator“[14]. Von dieser grundlegenden Annahme nehmen Nelson und Winter in ihrem Modell allerdings Abstand und weisen jedem Unternehmen über die Zeit konstante F&E-Strategien zu; d.h., dass Unternehmen immer entweder innovative oder imitative F&E betreiben und diese Strategien im Laufe der Zeit nicht ändern.

Betrachtet man die von Nelson und Winter geschaffenen Rahmenbedingungen, so lässt sich erkennen, dass es sich um ein stochastisches und dynamisches Modell handelt. Auf Grund seiner Komplexität kann es nicht mit Hilfe theoretischer oder formelmäßiger Methoden untersucht werden. Daher griffen Nelson und Winter auf eine Computersimulation zurück.

2.1.2 Grundlagen der Modellsimulation

Nelson und Winter simulieren das Modell in drei unterschiedlichen Varianten. Alle haben das gemeinsame Ziel, den Einfluss der Marktkonzentration auf die Häufigkeit von Innovationsaktivitäten und die Überlebensfähigkeit innovativer F&E-Aktivitäten innerhalb der Modellindustrie zu untersuchen.

In jeder Variante des Modells investiert eine Hälfte der Unternehmen sowohl in innovative, als auch in imitative F&E, wohingegen die andere Hälfte ausschließlich imitative F&E betreibt. Zum Startzeitpunkt der Simulation befinden sich alle am Markt aktiven Unternehmen in einem Gleichgewicht und sind von identischer Größe. Ein Eintreten von Konkurrenten in den Markt wird nicht zugelassen. Zur Kalibrierung des Modells haben Nelson und Winter festgelegt, dass sich ein Kalenderjahr aus vier Perioden zusammensetzt und der simulierte Zeitraum 25 Jahre, also 100 Perioden, beträgt. Zusätzlich dazu gibt es eine Periode, in der die Simulation initiiert wird. Des Weiteren haben sie die Wachstumsrate der „latent productivity“ im Falle eines langsamen Wachstums auf 2% p.a. bzw. auf 6% p.a. im Falle eines schnellen Wachstums festgelegt. Dies bedeutet, dass die „latent productivity“ schneller steigt, wenn z.B. an einer Universität ein besonders innovativer Forschungserfolg gelingt. Außerdem unterscheiden Nelson und Winter noch zwischen „hard imitation“[15] und „easy imitation“[16]. Bei „hard imitation“ können Innovationen anderer Unternehmen nur mit erheblichem Mehraufwand kopiert werden. Dies kann bspw. dann eintreten, wenn ein strenges Patentrecht vohanden ist. Im Gegensatz dazu kann im Falle der „easy imitation“ eine Innovation mit geringen Aufwendungen immitiert werden.

2.1.2.1 Simulationsvariante 1

In der ersten Variante besteht der Markt aus einem Oligopol im „science-based“- System. Innerhalb des Marktes sind vier Unternehmen aktiv, der Markt ist also schon von Beginn an hoch konzentriert. Jedes Unternehmen besitzt zum Startzeitpunkt der Simulation die gleiche Produktivität. Mit Hilfe dieser Variante soll der Einfluss der Variablen „rate of growth of latent productivity“[17] und „ease of imitation“[18] auf das Verhalten des Marktes untersucht werden.

2.1.2.2 Simulationsvariante 2

Grundlage der zweiten Variante ist ein Markt mit 16 Unternehmen in einem „science-based“-System. Auch in dieser Variante des Modells werden die Variablen „rate of growth of latent productivity“ und „ease of imitation“ variiert. Es soll untersucht werden, wie die Performance und Überlebensfähigkeit der Unternehmen, die innovative F&E betreiben, beeinflusst wird.

[...]


[1] Vgl. Schumpeter (1950).

[2] Schumpeter (1950), S. 138.

[3] Sastry (2005), S. 1.

[4] Ebenda.

[5] Nelson/Winter (1982), S. 114.

[6] Ebenda.

[7] Nelson/Winter (1982), S. 114.

[8] Vgl. Sastry (2005); hier besonders: Arrow (1962), S. 619 - 623.

[9] Bspw. können die Wirkungen von Innovationen erst zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt richtig erfasst werden.

[10] Nelson/Winter (1982), S. 119.

[11] Nelson/Winter (1977), S. 273.

[12] Nelson/Winter (1982), S. 119.

[13] Auf die von Nelson/Winter (1982) kurz dargestellte formelle Darstellung des Modells werde ich hier nicht weiter eingehen, da diese nicht entscheidend zum allgemeinen Verständnis des Modells beiträgt.

[14] Nelson/Winter (1982), S. 121.

[15] Nelson/Winter (1982), S. 122.

[16] Ebenda.

[17] Ebenda.

[18] Ebenda.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Wettbewerb und Innovationen
Hochschule
Technische Universität Clausthal  (Institut für Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Seminar Fairness, Veträge, Innovationen
Note
1,0 bis 1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
25
Katalognummer
V141487
ISBN (eBook)
9783640494309
ISBN (Buch)
9783640493845
Dateigröße
1213 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Untersuchung der Schumpeterschen Hypothese
Schlagworte
Wettbewerb, Innovation, Schumpeter, Schumpetersche Hypothese, Zusammenhang zwischen Wettbewerb und Innovation
Arbeit zitieren
Jan Lampp (Autor:in), 2009, Wettbewerb und Innovationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141487

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