In dieser Facharbeit werde ich nach einer kurzen Einleitung am Beispiel der Gespräche Nathans mit seiner Tochter Recha, mit dem Tempelherrn und mit Sultan Saladin überprüfen, inwieweit die Gesprächspartner durch das aufklärende Gespräch zu einem toleranten Miteinander erzogen worden sind beziehungsweise inwieweit sich ihr Verhalten verändert hat. Es soll deutlich werden, dass die Erziehung "ein aufklärerischer Weg im besten Sinne" ist und dass die "Erkenntnis nicht aufgepfropft, nicht als Denksystem präsentiert" wird, "sondern [sich] in Dialogen entfaltet, in denen die Partner, als Menschen ernst genommen, ohne Zwang aus ihrer Position heraus provozierende Denkanstöße bekommen, die sie selbst zu vernünftiger Einsicht weiterführen."
Grundlage für die erzieherische Wirkung der aufklärenden Gespräche bilden drei gute Taten, die vor Beginn der eigentlichen Handlung liegen. Auf diese guten Taten, die dem Leser (Zuschauer) nicht in epischer Form, sondern durch die Personen in unterschiedlicher Betrachtungsweise mitgeteilt werden, gehe ich zunächst ein. Mithilfe dieser guten Taten kommen der Christ, der Jude und der Moslem ins Gespräch, weil die Differenzen, die zwischen der guten Tat und dem Denken der handelnden Personen bestehen, im Gespräch aufgedeckt und aufgehoben werden. Die guten Taten machen ebenfalls den aufklärerischen beziehungsweise erziehenden Charakter des Dramas deutlich, weil "für den Großteil der Aufklärer [feststeht], dass der Mensch von Natur gut ist. Daher kommt es nur darauf an, das Gute in ihm durch Belehrung und Erziehung zu entwickeln, um ihn zu einem glücklichen, mündigen und freien Bürger zu machen. Die zukünftige Gemeinschaft derart aufgeklärter Weltbürger wird sich von selbst zu einer humanen und toleranten Gesellschaft – frei von Hass, Armut und Krieg – organisieren." Nathan, der sich selbst erzogen hat, erzieht auf der Grundlage der guten Taten und aufklärenden Gespräche Recha, Saladin und den Tempelherren. Die Erziehung des Tempelherrn bedarf großer Anstrengung, sodass Nathan bei dieser Person von Recha und Saladin unterstützt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Nathan der Erzieher
- Der Mensch ist von Natur auf gut - Die guten Taten
- Nathan erzieht Recha
- Nathan verändert den Tempelherren
- Nathan klärt Saladin auf
- Auswertung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Facharbeit untersucht die erzieherische Wirkung der aufklärerischen Gespräche in Lessings Drama "Nathan der Weise". Dabei stehen die Dialoge Nathans mit seiner Tochter Recha, dem Tempelherren und Sultan Saladin im Mittelpunkt. Die Arbeit beleuchtet, wie die Gesprächspartner durch diese Dialoge zu einem toleranten Miteinander erzogen werden und inwieweit sich ihr Verhalten verändert.
- Die Rolle der guten Taten als Ausgangspunkt für die erzieherischen Gespräche
- Nathans pädagogisches Konzept und seine Methoden
- Die Auswirkungen der Dialoge auf die jeweiligen Gesprächspartner
- Die Verbindung zwischen Aufklärung und Toleranz im Werk
- Der Einfluss der religiösen Konflikte auf die Handlung und die Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort
Das Vorwort erläutert die Motivation des Autors, sich mit dem Thema "Nathan der Weise" auseinanderzusetzen. Es wird hervorgehoben, dass die Integration und das Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionszugehörigkeiten ein aktuelles und relevantes Thema ist, das auch in Lessings Drama behandelt wird. Die Arbeit konzentriert sich auf die erzieherischen Gespräche Nathans mit Recha, dem Tempelherren und Saladin und analysiert, inwieweit diese zu einem toleranten Miteinander beitragen.
Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext von Lessings Drama dar und geht auf die Vorgeschichte des "Fragmentenstreits" und die Auseinandersetzung mit der Religionskritik ein. Lessing suchte nach einer neuen Möglichkeit, seine theologischen Ideen zu kommunizieren und fand sie im Theater. Der Bezug zu Lessings Werk "Die Erziehung des Menschengeschlechts" wird hergestellt, um Parallelen zum Thema der Aufklärung im "Nathan der Weise" aufzuzeigen.
Nathan der Erzieher
Der Mensch ist von Natur auf gut - Die guten Taten
Dieser Abschnitt untersucht die Bedeutung der drei guten Taten, die vor dem eigentlichen Handlungsverlauf des Dramas liegen. Nathan, der selbst seine Familie durch einen Pogrom verloren hat, nimmt ein christliches Waisenkind auf. Der Tempelherr rettet Recha, Nathans angenommene Tochter, vor dem Tod und Saladin begnadigt den Tempelherren, nachdem er ihn eigentlich hinrichten lassen wollte. Die drei Akteure handeln in Ausnahmesituationen spontan und zeigen dabei ihre Fähigkeit zur Nächstenliebe. Die Analyse stellt jedoch fest, dass Nathans Verhalten eher rational als spontan ist, während Saladin und der Tempelherr durch ihre jeweiligen Hintergründe und Motivationen zu ihren guten Taten gelangen.
Auswertung
Dieser Teil der Arbeit analysiert die Gesprächssituationen zwischen Nathan, Recha, dem Tempelherren und Saladin. Die verschiedenen Perspektiven und Argumente der Figuren werden beleuchtet, um die erzieherische Wirkung der Gespräche zu untersuchen. Die Arbeit untersucht, wie Nathan seine Gesprächspartner zu kritischem Denken anregt, Vorurteile in Frage stellt und sie zu einer toleranteren Sichtweise auf andere Religionen führt.
Schlüsselwörter
Die Facharbeit fokussiert auf die Themenbereiche Aufklärung, Toleranz, Erziehung, Religionsdialog, Vorurteile, Fanatismus und Religionskritik. Die Analyse der erzieherischen Wirkung der aufklärerischen Gespräche im Drama "Nathan der Weise" bezieht sich dabei auf die Figuren Nathan, Recha, den Tempelherren und Saladin sowie auf die drei guten Taten, die als Ausgangspunkt für die Dialoge dienen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2011, Die erzieherische Wirkung aufklärerischer Gespräche. Toleranz in Lessings "Nathan der Weise" am Beispiel von Recha, dem Tempelherren und Saladin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1416331