Seit Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts durchläuft die politische Kultur in Westeuropa einen tiefgreifenden Wandel. Im Zuge der Auflösung traditioneller Parteibindungen, des gesteigerten Aufkommens von Wechselwählern, Politik(-er)verdrossenheit, medialer Schnelllebigkeit sowie des Bedeutungsverlustes der Volksparteien, tritt an die Stelle der bewährten Sach- und Kompromissorientierung früherer Tage vermehrt der Populismus als neuartige Form der Politikvermittlung (vgl. Decker 2006: 13 ff.) auf. Spätestens die zahlreichen Wahlerfolge auf Seiten der rechtspopulistischen Parteien in Europa, aber auch das Erstarken linkspopulistischer Kräfte in Südamerika sowie die sukzessive Übernahme populistischer Stilelemente durch die etablierten Parteien weisen darauf hin, dass populistische Strategien längst nicht mehr den Charakter eines Kurzzeitphänomens besitzen, sondern als „scharfe politische Waffe“ (Holtmann/Krappidel/Rehse 2006: 16) Eingang in das politische Alltagsgeschäft gefunden haben. Dies allein mag noch kein Grund zur Besorgnis sein. Doch zeigt sich, dass vor allem die extremistischen Kräfte an beiden Rändern des politischen Spektrums mit Hilfe populistischer Charakteristika neuen Aufwind erlangt haben und im Gewand vermeintlich progressiver, sozialer Bewegungen das „parteipolitische Kräfteparallelogramm“ (Hartleb 2006: 111) in vielen europäischen Ländern zu ihren Gunsten verschieben konnten. Besonders der europäische Rechtspopulismus entfaltet dabei eine Wirkung, die in ihrer Reichweite und Beständigkeit alle (negativen) Erwartungen übertrifft. Ob Le Pens „Front National“ (FN), die „Schweizer Volkspartei“ (SVP), die italienische „Lega Nord“ (LD), die „Liste Pim Fortyn“ (LPF) in den Niederlanden oder die FPÖ in Österreich – die rechtspopulistische Parteienfamilie konnte über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg in nahezu allen europäischen Ländern erfolgreich Fuß fassen und bisweilen sogar Regierungsbeteiligung erlangen (vgl. ebd: 111 ff.). Als einer der erfolgreichsten Vertreter rechtspopulistischer Parteien gilt dabei der belgische „Vlaams Belang“ (VB).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Rechtspopulismus - aktuelles Phänomen moderner Demokratien
- Rechtspopulismus – ein Definitionsversuch
- Rechtspopulismus als Erfolgsrezept: Der Vlaams Belang im politischen System Belgiens
- Vlaams Belang: eine rechtspopulistische Partei
- Die Rolle des Vlaams Belang im belgischen Parteiensystem am Beispiel der belgischen Integrationsdebatte
- Schlussbetrachtung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Diskursstrategien des belgischen Vlaams Belang, einer rechtspopulistischen Partei, und untersucht, wie diese Partei im politischen System Belgiens erfolgreich ist. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des Vlaams Belang in der belgischen Integrationsdebatte und untersucht, wie die Partei mit Hilfe populistischer Strategien Einfluss auf die politische Agenda und die Entscheidungsfindungsprozesse der belgischen Regierung nimmt.
- Rechtspopulismus als politisches Phänomen
- Die Diskursstrategien des Vlaams Belang
- Die Rolle des Vlaams Belang im belgischen Parteiensystem
- Die belgische Integrationsdebatte
- Der Einfluss des Vlaams Belang auf die politische Agenda
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Rechtspopulismus als ein aktuelles Phänomen moderner Demokratien vor und erläutert die Bedeutung des Vlaams Belang als Beispiel für eine erfolgreiche rechtspopulistische Partei. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Definition von Rechtspopulismus und analysiert die verschiedenen Ansätze in der wissenschaftlichen Debatte. Das dritte Kapitel untersucht den Vlaams Belang als rechtspopulistische Partei und analysiert seine Rolle im belgischen Parteiensystem. Dabei wird insbesondere die Integrationsdebatte als Beispiel für den Einfluss des Vlaams Belang auf die politische Agenda herangezogen. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung des Vlaams Belang für die europäischen Demokratien.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Rechtspopulismus, den Vlaams Belang, die belgische Integrationsdebatte, die Diskursstrategien, das politische System Belgiens, die politische Agenda und den Einfluss von rechtspopulistischen Parteien auf die europäischen Demokratien.
- Arbeit zitieren
- Torben Fischer (Autor:in), 2009, „Eigen volk eerst“ - rechtspopulistische Diskursstrategien am Beispiel des belgischen Vlaams Belang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141706