Die Zeit der Regimes nach dem Zweiten Weltkrieg liegt noch gar nicht allzu weit in der Vergangenheit und dennoch weist die jüngere Generation eine große emotionale Distanz dazu auf.
Herta Müller wendet sich in ihrem Essay „In der Falle“ denjenigen Gedichten zu, die die Zustände frei denken wollender Menschen in einem diktatorischen Regime widerspiegeln. Im öffentlichen Leben wurde es ihnen verweigert, ihre Gedanken frei zu äußern. Deswegen mussten diese niedergeschrieben werden. Besonderen Gehalt bekommen diese Texte mit dem Moment der Angst, das in der gelebten Diktatur ständig präsent war. Diese akute Angst, von Herta Müller zuweilen mit Recht zur Todesangst erhoben, setzt sich unweigerlich zwischen die einzelnen Verse und kommt immer wieder hervor, wenn sie gesprochen werden. Egal ob laut oder im Stillen für sich.
Die Besonderheiten und Wirkungen solcher lyrischen Werke sollen in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen. Dabei wird auf die von Herta Müller angebrachten Gedichte Theodor Kramers, Inge Müllers und Ruth Klügers eingegangen, die sie in ihrem Essay „In der Falle“ behandelt.
Die „Falle“ wird nach Müller durch die Diktatur konstruiert. Jedoch besteht sie weiterhin, auch wenn die Diktatur selbst untergeht. Was geschieht mit ihr? Und was passiert mit denjenigen, die in ihr sind? – Egal ob als Opfer, Lockmittel oder Bediener.
Die Lyrik, auf die sich Herta Müller bezieht, ist diejenige der Unterdrückten eines Regimes. Kann sie als Mahnmal nach der Diktatur stehen? Mindestens steht sie aber als Hilfe, Trost, Stütze oder sogar Zufluchtsort für die Menschen, die nur noch in einem literarischen Ort Freiheit finden können. Wie dies funktioniert, soll anhand des Essays „In der Falle“ gezeigt werden. Auch wenn durch den autobiographischen Charakter dieser ausgewählten Gedichte nur Einzelfälle gezeigt werden können, stehen diese jedoch exemplarisch für die Grausamkeiten eines diktatorischen Systems. Die Kette eines Staates ist, wie das Sprichwort besagt, nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Und dieses Glied ist in den starken Ausdrücken der Verse geschwächter Dichter zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Literatur und Regime
- Herta Müller und die Gedichte der Unterdrückten
- 2 Lyrik als Mahnmal!?
- 2.1 wozu Gedichte dienen können
- 2.2 Emotionen als Konserve
- Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Lyrik der Unterdrückten in diktatorischen Regimen, insbesondere im Kontext des Essays „In der Falle“ von Herta Müller. Sie analysiert, wie Gedichte als Ausdruck von Widerstand und Überleben in einem repressiven Umfeld dienen können und welche Rolle die Todesangst in diesen Texten spielt.
- Die Rolle der Lyrik als Ausdruck von Widerstand und Überleben in einem diktatorischen Regime
- Die Bedeutung der Todesangst in der Literatur eines diktatorischen Regimes
- Die Analyse von Gedichten von Theodor Kramer, Inge Müller und Ruth Klüger im Kontext von Herta Müllers Essay „In der Falle“
- Die Konstruktion der „Falle“ durch das diktatorische System und ihre Auswirkungen auf die Menschen
- Die unterschiedlichen Positionen und Verhaltensweisen von Menschen in einem diktatorischen Staat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Relevanz der Lyrik der Unterdrückten in einem diktatorischen Regime dar. Sie beleuchtet die emotionale Distanz der jüngeren Generation zu dieser Zeit und die Bedeutung der Todesangst in den Gedichten.
Das erste Kapitel analysiert die Gedichte der Unterdrückten im Kontext von Herta Müllers Essay „In der Falle“. Es beleuchtet die Lebensumstände und Denkweisen von Menschen in einem diktatorischen System und zeigt, wie Zynismus und Ironie als Mittel des Widerstands eingesetzt werden.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Frage, ob Lyrik als Mahnmal nach der Diktatur dienen kann. Es untersucht die Funktion von Gedichten als Hilfe, Trost und Zufluchtsort für die Menschen, die in einem literarischen Ort Freiheit finden können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Lyrik der Unterdrückten, die Todesangst, die Diktatur, die „Falle“, Herta Müller, Theodor Kramer, Inge Müller, Ruth Klüger, Widerstand, Überleben, Zynismus, Ironie, Mahnmal, Freiheit, Repression.
- Arbeit zitieren
- Mathias Seeling (Autor:in), 2009, Überleben und Schreiben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141731