Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der ersten Investitur des Normannen Robert Guiskards im Jahre 1059 als Herzog über Apulien, Kalabrien und Sizilien durch den Papst Nikolaus II..
Es stellt sich hierbei die Frage, wie es zu einer solchen Belehnung gekommen ist, zumal die päpstliche Politik den Normannen gegenüber zunächst eine feindliche war, welche die Eindringlinge aus der Normandie über Jahre hinweg auch mit byzantinischer Unterstützung bekämpft hatte. Interessanter ist jedoch, was den normannischen Eroberer Robert Guiskard dazu bewog, die von ihm unterworfenen Gebiete ausgerechnet der päpstlichen Kurie als Lehen aufzutragen.
Vielfach wird in der Forschungsliteratur darauf hingewiesen, dass die päpstliche Belehnung die normannische Usurpation auf eine legale Rechtsgrundlage stellte und die faktische Hegemonie gegenüber der langobardischen Bevölkerung legitimierte – insofern sei der Belehnungsakt entscheidende Voraussetzung für die Konstitution einer dauerhaften Herrschaft in Süditalien und für die Normannen von höchster Wichtigkeit gewesen.
Bei der Beschäftigung mit dem geleisteten Lehnseid und den erzählenden Quellen eröffnet sich jedoch ein differenzierteres Bild von der Bedeutung, welche die normannischen Herrscher einer Legitimierung durch den Papst beimaßen. Die internormannische Ausrufung Robert Guiskards zum Herzog vor dem Heer im eroberten Reggio, der letzten byzantinischen Bastion in Apulien, drängt sich dabei in den erzählenden Quellen in den Vordergrund, während die Belehnung durch den höchsten kirchlichen Glaubensträger in zwei der drei Quellen mit keinem Wort erwähnt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Papst als Lehnsherr
- Die Reformer in Bedrängnis
- Der Eid von Melfi
- Der Normanne als Vasall
- Roberts Guiskards Aufstieg in der normannischen Herrschaftsstruktur
- Investiert durch den Papst
- Robert Guiskards Herrschaftsauffassung
- Zwischen Melfi und Reggio
- Gottunmittelbarkeit und Eroberungsrecht
- Das Lehen als Erbherzogtum ...
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Investitur des normannischen Heerführers Robert Guiskard im Jahre 1059 zum Herzog über Apulien, Kalabrien und Sizilien durch Papst Nikolaus II. Die Arbeit befasst sich mit den Umständen, die zu dieser Belehnung führten, und analysiert die Motive sowohl des Papstes als auch von Robert Guiskard.
- Die politische Situation und die Beziehung zwischen dem Papsttum und den Normannen im 11. Jahrhundert
- Die Rolle des Papstes als Lehnsherr und die Bedeutung der päpstlichen Investitur für die Normannen
- Die Herrschaftsauffassung Robert Guiskards und die Frage, ob er die Investitur als Legitimation seiner Herrschaft sah
- Die internormannische Herzogsausrufung in Reggio und deren Bedeutung im Vergleich zur päpstlichen Investitur
- Die Ausdeutung der historischen Quellen und die Frage der Interpretation der historischen Ereignisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel stellt den Kontext der Arbeit dar und führt in die Thematik der Investitur Robert Guiskards ein. Es beleuchtet die politische Situation des 11. Jahrhunderts und skizziert die Herausforderungen, denen das Papsttum und die Normannen gegenüberstanden.
- Der Papst als Lehnsherr: Dieses Kapitel analysiert die päpstliche Politik gegenüber den Normannen, insbesondere die Entwicklung von Feindseligkeit hin zu einer Lehnsbeziehung. Es behandelt den Hintergrund der Reformen im Papsttum und die Ereignisse, die zur Investitur in Melfi führten.
- Der Normanne als Vasall: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Aufstieg Robert Guiskards innerhalb der normannischen Herrschaftsstruktur und der Bedeutung der päpstlichen Investitur für seine Herrschaft. Es beleuchtet die interne Dynamik innerhalb der normannischen Gemeinschaft und die Rolle des Papstes in diesem Kontext.
- Robert Guiskards Herrschaftsauffassung: Dieses Kapitel untersucht die Herrschaftsauffassung Robert Guiskards und die Frage, inwieweit er die päpstliche Investitur als Legitimation seiner Herrschaft ansah. Es analysiert die internormannische Herzogsausrufung in Reggio und setzt sie in Bezug zur päpstlichen Investitur.
Schlüsselwörter
Papsttum, Normannen, Robert Guiskard, Investitur, Süditalien, Apulien, Kalabrien, Sizilien, Lehnswesen, Legitimation, Herrschaft, Quellenkritik, Historia Normannorum, Gesta Roberti Wiscardi, Die Taten Rogers, Gottfried Malaterra.
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- Student Angela Kunze (Autor), 2008, Legitimierung der Herrschaft durch den Papst oder bloße Anerkennung faktischer Hegemonie?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141859