Es ist schon eine schöne Beschäftigung sein Wochenende in einer Ausstellung alter Meister zu verbringen. Ganz so wie es immer gepredigt wird, wirken Gemälde in Natura tatsächlich ganz anders als ihre Kopien in Büchern. Man erkennt die reale Größe, die realen Farben und mit etwas Glück sogar die Pinselführung des Künstlers. Das ganze Kunstwerk wird viel realer. Es gibt aber noch eine Steigerung des Wirklichkeitscharakters von Bildern in Tableaux vivants – Lebenden Bildern. Dabei wird das Bild aus seiner Zweidimensionalität gerissen und schreitet mit Hilfe von lebendigen Personen tatsächlich in die Wirklichkeit. Gemälde werden möglichst detailgetreu und bewegungslos nachgestellt. Besonders in der Goethezeit war dieser Zeitvertreib sehr beliebt. Schönheit und Anmut sollten vermittelt werden , und die Grenzen zwischen betrachtendem Subjekt und betrachtetem Objekt wurden spielerisch verwischt.
Wieso aber greift ein Filmemacher des zwanzigsten Jahrhunderts auf die Darstellung lebender, aber trotzdem statischer, Bilder inmitten eines bewegten Filmes zurück? Eben das tat Pasolini 1963 in seinem dritten Film La Ricotta. Dreimal wird der schwarz-weiße Handlungsverlauf von cholorierten, statischen Bildern, die einen sehr starken Kontrast zum restlichen Film darstellen, unterbrochen. Steht auch hier die Darstellung des Schönen im Vordergrund oder handelt es sich nur um Effekthascherei, um Farbtupfer in farbloser Umgebung?
Diese Hausarbeit stellt sich der Frage nach der Funktion der lebenden Bilder in La Ricotta. Dafür werden zunächst einige allgemeine Anmerkungen zum Thema Tableaux vivants gemacht, bevor nach Blick auf die Vorbilder des Regisseurs Pasolini ein Versuch erfolgt die Stellung und Funktion der lebenden Bilder im vorliegenden Film zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Lebende Bilder im Film allgemein
- 3. Lebende Bilder im Film
- 3.1 Lebende Bilder im Film im Allgemeinen
- 3.2 Lebende Bilder in La Ricotta
- 3.2.2 Die farbigen Tableaux vivants
- 3.2.3 Vorbild Manierismus
- 3.2.4 Weitere Lebende Bilder
- 3.2.5 Zeitraffer als Kontrastmittel
- 4. Der Aspekt des Todes
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Funktion lebender Bilder in Pasolinis Film "La Ricotta". Die Arbeit analysiert zunächst den allgemeinen Kontext der "Tableaux vivants" und ihre Entwicklung, bevor sie sich auf die spezifische Verwendung dieser Technik in "La Ricotta" konzentriert. Ziel ist es, die ästhetische und narrative Bedeutung dieser statischen Bilder innerhalb des bewegten Filmes zu verstehen.
- Die Geschichte und Entwicklung der "Tableaux vivants"
- Die Verwendung von "Tableaux vivants" im Film allgemein
- Die spezifische Funktion der farbigen "Tableaux vivants" in "La Ricotta"
- Der Kontrast zwischen Bewegung und Stillstand im Film
- Die Rolle der "Tableaux vivants" in der Erzählung von "La Ricotta"
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der "Tableaux vivants" ein und stellt die Forschungsfrage nach der Funktion dieser Bilder in Pasolinis "La Ricotta". Sie vergleicht die Wirkung von Gemälden im Original mit deren Nachstellung durch lebende Personen und hebt die besondere ästhetische Qualität und den Realitätscharakter der "Tableaux vivants" hervor. Der Kontrast zwischen den statischen, farbigen Bildern und dem schwarz-weißen Filmverlauf in "La Ricotta" wird als zentraler Punkt der Untersuchung hervorgehoben. Die Arbeit kündigt an, zunächst allgemeine Aspekte der "Tableaux vivants" zu beleuchten, bevor die spezifische Anwendung in Pasolinis Film analysiert wird.
2. Lebende Bilder im Film allgemein: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte und die verschiedenen Ausprägungen der "Tableaux vivants". Es beschreibt die Entwicklung von den italienischen Festumzügen des 15. Jahrhunderts über die Tanzkunst und die "Lebenden Bilder" der Goethezeit bis hin zur Fotografie und zum Film. Der Text analysiert die Veränderungen der "Tableaux vivants" in den verschiedenen Medien und untersucht die kritischen Aspekte der Dreidimensionalität und des Verhältnisses zwischen Betrachter und Betrachtetem, insbesondere im Kontext von Fotografie und Film. Die Einbettung der statischen Bilder in einen bewegten Kontext wird als Schlüsselfaktor für die Interpretation hervorgehoben.
3. Lebende Bilder im Film: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die "Tableaux vivants" im filmischen Kontext. Es unterscheidet zwischen theatralen und solitären "Tableaux vivants" im Film, wobei die Integration der statischen Bilder in den Handlungsverlauf und die semantische Beziehung zum filmischen Erzählen betont werden. Das Kapitel bereitet die Analyse der "Tableaux vivants" in Pasolinis "La Ricotta" vor, indem es die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten der Darstellung dieser Technik im Film aufzeigt. Der Kontrast zwischen Bewegung und Stillstand im Film und die damit verbundene Wirkung auf den Zuschauer werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Tableaux vivants, Lebende Bilder, La Ricotta, Pier Paolo Pasolini, Film, Manierismus, Bewegung, Stillstand, Ästhetik, Narrative Funktion, Farbgestaltung, Goethezeit.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der "Tableaux vivants" in Pasolinis "La Ricotta"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit analysiert die Funktion und Bedeutung von „lebenden Bildern“ (Tableaux vivants) in Pier Paolo Pasolinis Film „La Ricotta“. Der Fokus liegt auf der ästhetischen und narrativen Wirkung dieser statischen Bilder innerhalb des bewegten Filmes, insbesondere im Kontrast zwischen den farbigen Tableaux vivants und dem schwarz-weiß gehaltenen Film.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Geschichte und Entwicklung der Tableaux vivants von den italienischen Festumzügen bis hin zum Film. Sie untersucht die Verwendung von Tableaux vivants im Film allgemein und deren spezifische Funktion in „La Ricotta“. Weitere Themen sind der Kontrast zwischen Bewegung und Stillstand, die Rolle der Tableaux vivants in der Erzählung und der Einfluss des Manierismus.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Lebende Bilder im Film allgemein, Lebende Bilder im Film (mit Fokus auf La Ricotta), Der Aspekt des Todes und Schlussbetrachtung. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage vor und skizziert die Vorgehensweise. Kapitel 2 bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Tableaux vivants. Kapitel 3 konzentriert sich auf deren filmische Anwendung, insbesondere in „La Ricotta“. Die Kapitel 4 und 5 bieten eine vertiefende Analyse und Zusammenfassung.
Welche Aspekte der Tableaux vivants in "La Ricotta" werden besonders untersucht?
Die Arbeit untersucht insbesondere die farbigen Tableaux vivants in „La Ricotta“, ihren Kontrast zum schwarz-weiß Film, ihre narrative Funktion und ihren Bezug zum Manierismus. Es wird analysiert, wie die statischen Bilder die filmische Erzählung unterstützen und welche ästhetische Wirkung sie erzielen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Tableaux vivants, Lebende Bilder, La Ricotta, Pier Paolo Pasolini, Film, Manierismus, Bewegung, Stillstand, Ästhetik, Narrative Funktion, Farbgestaltung, Goethezeit.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden geboten?
Die Arbeit bietet Zusammenfassungen für jedes Kapitel. Diese geben einen Überblick über den Inhalt und die zentralen Argumentationslinien jedes Abschnitts, von der Einführung des Themas über die historische Entwicklung der Tableaux vivants bis zur Schlussbetrachtung und den gewonnenen Erkenntnissen.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die ästhetische und narrative Bedeutung der Tableaux vivants in Pasolinis „La Ricotta“ zu verstehen und deren Funktion innerhalb des filmischen Kontextes zu analysieren. Die Arbeit zielt darauf ab, die Wirkung dieser statischen Bilder im dynamischen Filmgeschehen zu beleuchten und deren Beitrag zur Gesamtinterpretation des Films zu ergründen.
- Arbeit zitieren
- Romy Knobel (Autor:in), 2009, "Lebende Bilder" in Pasolinis "La Ricotta", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141978