Man kann zu Recht behaupten: die Phänomenologie Edmund Husserls ist ein methodisches System von schwer zu durchschauender Begrifflichkeit. Husserl führt seine Grundbegriffe teils explizit, teils implizit ein. Doch muss seine Phänomenologie als einheitliche Begriffsmatrix aufgefasst werden, damit wahllos herausgenommene Begriffe wie ‘Gegenwartserinnerung’ oder ‘Zukunftserinnerung’ trotz ihrer paradoxen Struktur ihre Bedeutung erhalten.
Der Begriff der passiven Synthesis ist ein teils explizit, teils implizit gegebener, hochkomplexer Begriff der Husserl´schen Phänomenologie. Er ist fundamental, da er inhaltlicher Startpunkt zur Beschreibung aller Synthesen des Bewusstseins überhaupt ist. Passive Synthesis kann mit dem gleich gesetzt werden, was Husserl als Urkonstitution bezeichnet. Dies führt weiterhin zu der Frage nach dem Wesen konstitutiver Leistungen des Bewusstseins.
Begriffe führen zu weiteren Begriffen. Im Hintergrund befindet sich Husserls Intentionalitätsverständnis mit seiner Scheidung in Retention, Protention und urimpressionalem Jetzt. Was versteht Husserl unter Anschauung, assoziativer Weckung und was ist das Wesen der Husserl´schen phänomenologischen Unterscheidung in Noema und Noesis?
Es ist einsichtig, dass dem unvorgebildeten Leser das phänomenologische Grundvokabular hier nicht bereitgestellt werden kann, da diesem Aufsatz quantitative Grenzen gesetzt sind. Vielmehr werden die vorgezeichneten Begrifflichkeiten als bekannt vorausgesetzt.
Diese Arbeit setzt sich folgende Ziele: Erstens: Anhand von gezielt ausgewählten Untersuchungen, die Husserl hinsichtlich spezifischer Strukturmerkmale einer Transzendentalphänomenologie durchgeführt hat, das Wesen der passiven Synthesis herauszuarbeiten. Zweitens: Eine(n) Antwort(versuch) auf die Frage zu geben, was Husserl allgemein unter passiver Synthesis versteht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - passive Synthesis innerhalb der Phänomenologie
- Die Selbstgebung in der Wahrnehmung
- Modalisierung der Synthesen der Wahrnehmung
- Das Phänomen der passiv intendierten Vorstellung und der assoziativen Synthese
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, das Wesen der passiven Synthesis in Edmund Husserls Phänomenologie zu erforschen. Sie untersucht, wie Husserl die konstitutive Leistung des Bewusstseins in der Wahrnehmung beschreibt, insbesondere im Kontext der Urkonstitution.
- Das Wesen der passiven Synthesis in der Husserl'schen Phänomenologie
- Die Rolle der Selbstgebung und der perspektivischen Abschattung in der Wahrnehmung
- Die Modalitäten der Wahrnehmungssynthesen und ihre noematischen Bedeutungen
- Das Phänomen der passiv intendierten Vorstellung und die assoziative Synthese
- Die Beziehung zwischen dem Bewusstseinsakt und der vermeintlichen Gegenständlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung - passive Synthesis innerhalb der Phänomenologie: Dieses Kapitel stellt die zentrale Rolle der passiven Synthesis in der Husserl'schen Phänomenologie dar und erläutert die Herausforderungen bei der Interpretation seiner komplexen Begrifflichkeit.
- Die Selbstgebung in der Wahrnehmung: Dieses Kapitel behandelt das Phänomen der perspektivischen Abschattung in der Wahrnehmung und erklärt, wie der gegenständliche Sinn eines Wahrgenommenen trotz der Beschränkung auf einzelne Seiten konstituiert wird.
- Modalisierung der Synthesen der Wahrnehmung: Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Modalitäten der Wahrnehmungssynthesen und deren noematische Bedeutungen, wodurch die Grundlage für das Verständnis der passiven Synthesis gelegt wird.
- Das Phänomen der passiv intendierten Vorstellung und der assoziativen Synthese: Dieses Kapitel widmet sich dem Phänomen der passiv intendierten Vorstellung und ihrer Beziehung zur assoziativen Synthese.
Schlüsselwörter
Passive Synthesis, Phänomenologie, Edmund Husserl, Wahrnehmung, Selbstgebung, Perspektivische Abschattung, Konstitution, Noema, Noesis, Intentionalität, Assoziative Synthese, Transzendentale Wende, Urkonstitution.
- Citar trabajo
- Hermann Sievers (Autor), 2009, Das Wesen der passiven Synthesis bei Edmund Husserl, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142008