Die Produktion von Gütern unterliegt in Industrienationen strengen Auflagen hinsichtlich des Schutzes der Arbeiter. Dennoch stehen in diesen Ländern auch Produkte aus Staaten zum Verkauf, in denen diesem Arbeiterschutz nur eine untergeordnete oder gar keine Bedeutung zukommt.1 Diese paradox anmutende Situation, seit Jahren vielfach öffentlich kritisiert, wird von Menschenrechtsorganisationen2 und Forschern verschiedener Disziplinen als Folge von Globalisierungsprozessen verstanden.
Durch die rapide Vermehrung und Verdichtung grenzüberschreitender gesellschaftlicher Interaktionen nutzen immer mehr Unternehmen die Möglichkeit, das mobil gewordene Kapital in Regionen zu investieren, in denen sie aufgrund günstigerer Arbeitskräfte und des Fehlens sozialer Standards die maximale Rendite erzielen können.3
Es sind aber vor allem jene Länder, in die das Kapital von Unternehmen aus Industrienationen fließt, die Sozialstandards im Sinne von Arbeiterrechten vielfach nicht beachten. Daher ist die Durchsetzung von internationalen Sozialstandards stets auch eine Komponente des Nord-Süd- Konfliktes, der unter anderem in der ungleichen Wirtschaftskraft der jeweiligen Länder begründet ist.4 Industrienationen sowie Entwicklungs- und Schwellenländer konkurrieren auf dem internationalen Wirtschaftsmarkt. Das Problem der Missachtung internationaler Sozialstandards ist daher eng mit globaler Wirtschaftspolitik im Kontext der Globalisierung verknüpft.
Trotz des skizzierten aktuellen Zusammenhangs der unbefriedigenden Einhaltung internationaler Arbeiterrechte gehen die ersten Versuche zur Formulierung und Durchsetzung dieser Normen bereits auf die Zeit der Industrialisierung zurück. Die Gründung der International Labour Organisation (ILO) nach dem ersten Weltkrieg war einer der ersten multilateralen Lösungsansätze auf internationaler Ebene und löste die vorangegangenen bilateralen Lösungsansätze ab.5 Es folgten weitere Maßnahmen6, so z.B. in jüngerer Vergangenheit der Global Compact, der sich an multinationale Unternehmen wendet und eine freiwillige Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards dieser Unternehmen unter Aufsicht der United Nations (UN) vorsieht.7 Die Bilanz der bisher unternommenen Maßnahmen hat zwar zu einem hohen Grad der internationalen Normierung von Sozialstandards geführt, jedoch die Einhaltung dieser Standards nicht im selben Maße erreicht. Die Analyse der Hintergründe dieser Entwicklung ist Aufgabe dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehungsgeschichte und Begründung internationaler Sozialstandards
- Überblick zur Geschichte internationaler Sozialstandards
- Die Begründung von internationalen Sozialstandards
- Über den Zusammenhang von Wirtschaft und Sozialstandards
- Über den Zusammenhang von Sozialstandards und einer negativen Lohnanpassung
- Gefangenen- oder Kooperationsdilemma? Über die Durchsetzungsmöglichkeiten von internationalen Sozialstandards
- Die theoretischen und praktischen Rahmenbedingungen für die Implementierung internationaler Sozialstandards
- Die theoretischen Rahmenbedingungen der Implementierung internationaler Sozialstandards
- Die Grenzen und Möglichkeiten von Standardisierung auf globaler Ebene
- Die Diskussion um die Implementierung internationaler Sozialstandards vor dem Hintergrund des Nord-Süd Konfliktes
- Die ILO als Forum für Arbeitsstandards
- Die ILO: Aufbau und Funktion
- Möglichkeiten und Grenzen der Regelimplementierung und Regeldurchsetzung
- Die Verknüpfung von Handel und Sozialstandards durch die WTO
- Akteure und ihre Positionen zur Einführung einer Sozialklausel
- Die Befürworter einer Sozialklausel
- Die Gegner einer Sozialklausel
- Die WTO: Aufbau und Funktion
- Grenzen und Möglichkeiten einer Sozialklausel im Rahmen der WTO
- Ansatzpunkte der Implementierung einer Sozialklausel
- Die Grenzen der Implementierung einer Sozialklausel
- Akteure und ihre Positionen zur Einführung einer Sozialklausel
- Die ILO als Forum für Arbeitsstandards
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Grenzen und Möglichkeiten der Implementierung internationaler Sozialstandards im Kontext der Globalisierung. Sie konzentriert sich auf die Rolle internationaler Organisationen, insbesondere der International Labour Organisation (ILO) und der World Trade Organisation (WTO), bei der Durchsetzung von Arbeitsnormen.
- Die historische Entwicklung und die Begründung internationaler Sozialstandards
- Die Herausforderungen der Implementierung von Sozialstandards auf globaler Ebene
- Die Rolle der ILO und der WTO bei der Durchsetzung von Arbeitsnormen
- Die Problematik der Nord-Süd-Beziehungen im Zusammenhang mit Sozialstandards
- Die Diskussion um die Einführung einer Sozialklausel in der WTO
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Problem der mangelnden Einhaltung internationaler Sozialstandards im Kontext der Globalisierung vor und erläutert die Relevanz der Thematik.
- Die Entstehungsgeschichte und Begründung internationaler Sozialstandards: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung von Sozialstandards und untersucht die verschiedenen Begründungen für deren Durchsetzung, unter anderem aus ökonomischer und sozialpolitischer Perspektive.
- Die theoretischen und praktischen Rahmenbedingungen für die Implementierung internationaler Sozialstandards: Dieses Kapitel analysiert die Herausforderungen der Implementierung von Sozialstandards auf globaler Ebene und setzt sich mit den Grenzen und Möglichkeiten von Standardisierungsprozessen auseinander.
- Die Diskussion um die Implementierung internationaler Sozialstandards vor dem Hintergrund des Nord-Süd-Konfliktes: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der ILO und der WTO im Kontext der Implementierung internationaler Sozialstandards und analysiert die Debatte um die Einführung einer Sozialklausel in der WTO.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen internationaler Sozialstandards, Globalisierung, Arbeitsnormen, ILO, WTO, Nord-Süd-Konflikt, Sozialklausel, Global Governance.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2008, Implementierung internationaler Sozialstandards, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142096