In der heutigen Kinowelt ist das Werk Carlos Sauras eine Besonderheit. Seit über einem halben Jahrhundert dreht er Filme, schreibt Bücher, inszeniert Opern und Theaterstücke, zeichnet, schauspielert und fotografiert leidenschaftlich gern. Sein unglaublich komplexes Gesamtwerk ist das Resultat seines vielschichtigen Lebens: Ein Leben, in dem der junge Saura Motorradrennen fuhr und aufgrund seiner mathematischen Begabung ein Ingenieursstudium begann; in dem ihn die franquistischen Zensurbehörden zwanzig Jahre lang quälten, ihm seine Erfolge internationalen Ruhm bescherten und Saura seine Misserfolge ohne den Mut zu verlieren entgegennahm; ein Leben, in dem die breite spanische Masse trotz der goldenen und silbernen Bären nicht in seine Filme ging; ein Leben mit Geraldine Chaplin, mit der über zehn Jahre zusammenlebte und ein Leben, das einem Bombenangriff im spanischen Bürgerkrieg fast zum Opfer gefallen wäre; ein Leben, das das Grauen des Krieges und die darauf folgende Einsamkeit nie mehr ganz und nur durch Arbeit verwinden konnte.
Die vorliegende Arbeit stellt das Gesamtwerk Carlos Sauras vor und analysiert dieses im Hinblick auf die von ihm verwendeten Themen, Motive und Stilmittel. Es zeigt sich, dass Sauras Interesse primär dem menschlichen Individuum in der spanischen Gesellschaft gilt, weswegen er sich überwiegend mit den aktuellen Problemen seiner Landsleute beschäftigt. Mehrere Werke widmete Saura historischen spanischen Persönlichkeiten sowie der spanischen Kunst und Kultur, er schuf u.a. eine Reihe von Tanzfilmen, darunter seinen Welterfolg Carmen. Es gefällt Saura, Filme zu drehen und in ihnen seine persönlichen Erfahrungen, Vorlieben und Interessen zu verarbeiten. Er spielt mit dem filmischen Medium, verfremdet durch überraschende Techniken unsere gewohnte Wahrnehmung und fordert den Zuschauer dadurch permanent zur aktiven Auseinandersetzung auf. Häufig lässt er den Ausgang seiner Filme offen und erlaubt es dem Publikum, sich seine eigene Fortsetzung zu schreiben oder die Lücken in den Geschichten auszufüllen. Auf die Gefahr hin, dass viele Zuschauer seine Filme als kompliziert und unverständlich empfinden, vermischt er Träume, Alpträume, Erinnerungen und seelische Vorgänge seiner Protagonisten. Sauras Kino ist nicht einfach - und gerade deswegen faszinierend und interessant. So fanden seine Arbeiten in Cineastenkreisen bis über die Landesgrenzen hinaus Beachtung und gewannen zum Teil hohe Auszeichnungen auf internationalen Filmfestivals.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Die neoformalistische Filmanalyse
- 2.1 Über die Natur des Kunstwerkes
- 2.2 Das Medium Film und die filmischen Verfahren
- 2.3 Die aktive Rolle des Zuschauers
- 2.4 Hypothesenbildung durch Denkmuster
- 2.5 Wichtige Begriffe für die Analyse narrativer Filme
- 2.6 Zusammenfassung
- 3. Leben und Werk Carlos Sauras
- 3.1 Die ersten Jahre
- 3.1.1 Kindheit
- 3.1.2 Jugend und Studium
- 3.1.3 Privatleben
- 3.2 Filmübersicht
- 3.2.1 Kurzfilme
- 3.2.2 Langspielfilme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit analysiert das Werk des spanischen Filmregisseurs Carlos Saura anhand neoformalistischer Ansätze. Sie beleuchtet seine Themen, Motive und Stilmittel, die in seinen Filmen zum Ausdruck kommen. Die Arbeit untersucht die Verbindung zwischen Sauras künstlerischer Vision und seinen persönlichen Erfahrungen sowie den soziokulturellen Kontexten seiner Zeit.
- Analyse der neoformalistischen Filmanalyse als Methode
- Biografische und filmische Entwicklung Carlos Sauras
- Analyse zentraler Themen und Motive in Sauras Filmen
- Bedeutung von Stilmitteln und filmischen Techniken in Sauras Werk
- Verknüpfung von Sauras Filmen mit dem soziokulturellen Kontext Spaniens
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und stellt den Kontext der Arbeit vor. Kapitel 2 beleuchtet die neoformalistische Filmanalyse, die als methodisches Instrument der Arbeit dient. Es erklärt die wichtigsten theoretischen Grundlagen und Begriffe, die für die Analyse von Filmen relevant sind. Kapitel 3 befasst sich mit dem Leben und Werk von Carlos Saura, seiner filmischen Entwicklung und seinen wichtigsten filmischen Werken. Es betrachtet seine frühen Kurzfilme, Langspielfilme und die Bedeutung von Flamenco in seinem Werk. Dieses Kapitel bietet einen Überblick über Sauras Karriere und die Entwicklung seiner künstlerischen Vision.
Schlüsselwörter (Keywords)
Carlos Saura, spanischer Film, neoformalistische Filmanalyse, Themen und Motive, Stilmittel, filmische Techniken, soziokultureller Kontext, Flamenco, Langspielfilme, Kurzfilme.
- Arbeit zitieren
- Petra Häußer (Autor:in), 2002, Carlos Saura. Themen, Motive und Stilmittel im Werk des spanischen Filmregisseurs. Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14211