Die Qualitative Sozialforschung und die Methode der Biographieforschung


Hausarbeit, 2009

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Qualitative Sozialforschung
2.1 Geschichtlicher Rückblick
2.2 Abgrenzung der Qualitativen zur Quantitativen Sozialforschung
2.3 Die Möglichkeit der Triangulation

3. Biographieforschung als Methode der Qualitativen Sozialforschung
3.1 Entwicklung dieser Methode
3.2 Etablierung in der Sozialen Arbeit
3.3 Das narrativ-biographische Interview
3.3.1 Biographische Fallrekonstruktion

4. Resümee

5. Literaturverzeichnis
5.1 Quellenangaben

1. Einleitung

Ist nicht jeder Sozialarbeiter, ganz gleich in welchem Berufsfeld etabliert, nicht auch ein Biographieforscher, wenn wohl auch ein laienhafter? Die Auseinandersetzung mit der Biographie einzelner Patienten/Klienten scheint unerlässlich, denn wie sonst sollte ein Sozialarbeiter beispielsweise erfahren, warum eine Obdachlosigkeit vorliegt; wie es zu Straftaten kam oder wie für Patienten gravierende Krankheiten körperlich sowie psychisch verlaufen, bzw. sich auswirken. Aufgrund meines Erkenntnisinteresses in Richtung der Biographieforschung liegt auch der zweite Schwerpunkt dieser Arbeit darauf. Erkenntnisse, die ich mit dem ersten Teil der Arbeit erlangen möchte, sind Antworten auf Fragen wie, „Was sind die Unterschiede zwischen Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung; sind es gänzlich verschiedene, separat zu nutzende Forschungsrichtungen“.

Im ersten Teil dieser Hausarbeit stelle ich die Qualitative und die Quantitative Sozialforschung, sowohl anhand von Definitionen als auch die geschichtlichen Hintergründe, vor. Desweiteren versuche ich die Unterschiede der beiden „Richtungen“ der empirischen Sozialforschung aufzuzeigen. Im zweiten Teil beschäftige ich mich ausführlicher mit einer qualitativen Forschungsmethode, nämlich der, des narrativ-biographischen Interviews. Auch hierbei erscheint es mir sinnvoll, erstmal die Geschichte bzw. die Entwicklung zu veranschaulichen, darauf aufbauend die Methodenanwendung, bzw. Etablierung in der Sozialen Arbeit, sowie im Anschluss das narrativ-biographische Interview darzustellen.

Das Augenmerk dieser Hausarbeit liegt bei der Qualitativen Sozialforschung, somit ist der im ersten Teil genannte geschichtliche Rückblick eher auf diesen Forschungsstrang ausgerichtet, ebenso wird im zweiten Teil eine qualitative Methode vorgestellt wird. Begründet liegt dies nicht ausschließlich auf der von mir verwendeten Literatur und meines Interesses, sondern auch auf der Ausrichtung des besuchten Seminars der „Rekonstruktion sozialer Prozesse“.

2. Qualitative Sozialforschung

Eine ganzheitliche Definition für den Begriff der Qualitativen Sozialforschung kann man u. a. in der Literatur von Uwe Flick finden. Nach Flick et. al. „[hat die] Qualitative Forschung […] den Anspruch, Lebenswelten ´von innen heraus` aus der Sicht der handelnden Menschen zu beschreiben[, womit] sie zu einem besseren Verständnis sozialer Wirklichkeit(en) beitragen und auf Abläufe, Deutungsmuster und Strukturmerkmale aufmerksam machen [will]“ (Flick et. al. 2005: 14).

2.1 Geschichtlicher Rückblick

Geschichtlich betrachtet hat Qualitative Forschung eine lange Tradition. Ihre Verwendung reicht bis in die Anfänge der Sozialwissenschaften zurück. Jedoch kam erst in den 1960er Jahren in den USA und in den 1970er Jahren im deutschsprachigen Raum Diskussion und Kritik an die lange vorherrschende standardisierte, quantifizierende Sozialforschung auf. Diese Zeit bezeichnen Flick et. al. als „[…] Renaissance qualitativer Methoden in den Sozialwissenschaften und mit einiger Verzögerung auch in der Psychologie […]“ (Flick et. al. 2005: 21).

Nach Flick et. al. lässt sich aktuell festhalten, dass sich einige Felder und Ansätze herausgebildet haben, die sich eigenständig entfalten. In diesem Zusammenhang zu nennen, sind die Ethnomethodologie, die objektive Hermeneutik, die Biographieforschung, die Ethnographie, Cultural Studies und (ethno-)psychoanalytische Forschung und Tiefenhermeneutik (ebd.: 26).

In den letzten Jahren hat sich die Qualitative Sozialforschung zu einem großen Feld entwickelt und ist heute in den Sozialwissenschaften und der Psychologie etabliert. Anwendungsorientierung in ihren Fragestellungen und Vorgehensweise sind schon immer kennzeichnend und gewinnt dadurch auch immer mehr in den eher angewandten Fächern wie Sozialarbeit, Pflegewissenschaft oder Public Health an Bedeutung (vgl. Flick et. al. 2005: 13; Flick 2005a: 11).

2.2 Abgrenzung der Qualitativen zur Quantitativen Sozialforschung

Einen ersten kleinen Einblick in die Unterschiede der Qualitativen und Quantitativen Sozialforschung bekommt man bereits durch die voneinander abweichenden Definitionen. Der Brockhaus definiert die Begriffe wie folgt: „Qualität die, Güte, Beschaffenheit“ und „Quantität die, Menge, Größe“ (Brockhaus 2000: 852, 727). Da diese Begriffserklärung jedoch keines Wegs ausreicht, um die Unterschiede darzulegen, beschäftigt sich dieses Kapitel genauer mit dem Verhältnis Qualitativer und Quantitativer Forschung.

Seit Beginn methodologischer Diskussionen der Sozialwissenschaften herrschen vor allem zwei Begriffe vor. Die naturwissenschaftliche Tradition (quantitative Forschung) ist dem ‚Erklären‘ zuzuordnen, während die Geisteswissenschaften (qualitative Forschung) sich ehr als ‚Verstehende‘ Wissenschaft begreifen. Die Grundlage der Naturwissenschaft sind allgemein gültige Aussagen in Form von Gesetzen, die Entdeckungen von ursächlichen Beziehungen zwischen Erscheinungen und Erklärung solcher mit Hilfe ihrer Gesetze; wohin gegen die Geisteswissenschaft die subjektiven Bedingungen, bzw. den Menschen als schaffendes Wesen versteht und somit soziales Handeln zu verstehen als Ziel ihrer methodologischen Position sehen (Lamnek 2005: 243).

Qualitative Forschung steht für ‚Offenheit‘ in vielerlei Hinsicht, während die Quantitative Forschung mit Zahlen arbeitet und sie für ihre vergleichenden statistischen Auswertungen auf ein hohes Maß an Standardisierung angewiesen ist, wie beispielsweise fest vorgegebene Antwortmöglichkeit auf Fragebögen und ist somit im Vergleich ‚Geschlossen‘. Geschlossen bedeutet auch, dass man bereits mit formulierten Hypothesen eine Untersuchung beginnt, darüber hinausreichende Erkenntnisse sind unmöglich, der Forscher prüft somit seine Hypothesen am Objekt (ebd.: 257f).

Im Gegensatz dazu steht die Qualitative Forschung, welche „[…] für das Neue im Untersuchten, das Unbekannte im scheinbar Bekannten offen [ist] […]“ (Flick et. al. 2005: 17). Die Zugangsweisen sind offen und aufgeschlossen, ebenso kann sich das Erkenntnisinteresse des Forschers während einer Untersuchung ändern, da keine Hypothesen zur Prüfung vorausgesetzt werden. Ebenfalls offen sind beispielsweise Fragen an den Untersuchungsgegenstand, da sich aus Vorausgegangenem, aus Erhebungssituationen heraus und aus inhaltlichem Ablauf neue Fragen ergeben (Lamnek 2005: 258f; Flick et. al. 2005: 17).

Eine weitere Unterscheidung der beiden Richtungen der Sozialforschung findet man in den Begrifflichkeiten ‚starr‘ und ‚flexibel‘. Elemente der Flexibilität im qualitativen Forschungsprozess sind „[…] das offene Vorgehen […], die Möglichkeit des Wechselns von einer Forschungslinie zu einer anderen, die Verschiebung der Relevanzstrukturen, die Veränderung des Forscherverständnisses […]“ (Lamnek 2005: 263). Für Flick et. al. zählt hierzu auch generell, dass Qualitative Forschung sich sehr stark dem Verlauf im Einzelfall anpasst (Flick et. al. 2005: 25).

Der Forscher in der quantitativen Forschung ist nur insofern flexibel, als dass er sich vorab entscheiden kann innerhalb vieler methodischer Möglichkeiten. Legt er sich aber einmal fest oder ist er gar mitten in einer Untersuchung, gibt es keine Möglichkeit aufgrund der Standardisierung nochmal etwas zu ändern, somit spricht man von einem starren Vorgehen der quantitativen Methoden.

Lamnek gibt eine sehr umfassende Übersicht zum Vergleich der Qualitativen und Quantitativen Sozialforschung und weist darauf hin, das dadurch, dass sich die jeweiligen Dimensionen deutlich unterscheiden, die Unterschiede der beiden Methodologien sichtbar werden:

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Qualitative Sozialforschung und die Methode der Biographieforschung
Hochschule
Universität Kassel
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V142166
ISBN (eBook)
9783640514335
ISBN (Buch)
9783640512409
Dateigröße
377 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Qualitative, Sozialforschung, Methode, Biographieforschung
Arbeit zitieren
Stefanie Backes (Autor:in), 2009, Die Qualitative Sozialforschung und die Methode der Biographieforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142166

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