Diese Arbeit ist für all die Menschen geschrieben, die als Betroffene oder Angehörige unter einer Alkoholsucht leiden und denen mein ganzer Respekt und meine Wertschätzung gilt.
Bedingt durch meine eigene Geschichte, sind mir Menschen mit Alkoholproblemen, ihr „Suchen“, oft auch ihre Verzweiflung nicht unbekannt, sondern sehr vertraut.
In der Arbeit mit süchtigen Menschen traten immer wieder Werte- und Sinnfragen auf. Ich nahm diese auf und es entwickelten sich eher Gespräche, die dem Bereich der Spiritualität zuzuordnen wären, als dem der herkömmlichen Suchtberatung.
Dem anderen die Möglichkeit zu geben sich für diese ihm innewohnende „schöpferische Quelle“ zu öffnen oder sie ihm zugänglich zu machen, sah ich als das eigentliche Bestreben meiner Beratungsarbeit an und soll hier u.a. erstmals in Worte gekleidet werden.
Durch meine spätere Arbeit in der Psychosozialen Beratungsstelle als Honorarkraft stellte ich mehr und mehr fest, dass all diese Menschen auf einer Art „Suche“ sind. Wonach sie letztendlich suchten, war vielen zu Beginn noch gar nicht klar und ich verstand meine Aufgabe eher als eine Art „Fährtensucherin“, die ihnen bei ihrer „Suche“ behilflich sein wollte.
Ich möchte in dieser Arbeit ausführen, was hinter der Hypothese: „Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht“ steckt, was für sie spricht und was eventuell dagegen.
Ich versuche aufzuzeigen, welchen Stellenwert und welche Bedeutung „Wertefragen“ bei dieser Suche für die Klienten haben, welche Rolle die Einstellung des Beraters zu seinen eigenen Werten spielt und welche Auswirkungen diese Einstellung auf die „Hilfevermittlung“ hat.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINFÜHRUNG IN DAS THEMA „ALKOHOLSUCHT“
- 1.1 Begrifflichkeiten
- 1.1.1 Sucht/Abhängigkeit
- 1.1.2 Alkoholmissbrauch
- 1.1.3 Alkoholsucht
- 1.2 Kriterien der Alkoholsucht
- 1.3 Wirkungsweise von Alkohol
- 1.4 Erklärungsmodelle
- 1.4.1 Psychologische Erklärungsmodelle
- 1.4.1.1 Psychoanalytischer Ansatz
- 1.4.1.2 Objektbeziehungstheoretischer Ansatz
- 1.4.1.3 Verhaltenstherapeutischer Ansatz
- 1.4.1.4 Familientherapeutischer Ansatz
- 1.4.2 Das Multifaktorielle Modell nach Loviscach
- 1.4.3 Verdeutlichung der Ursachen am Beispiel der Erwerbstätigkeit
- 1.4.3.1 Risikogruppen
- 1.4.3.2 Erwerbsleben und Suchtentwicklung
- 1.4.3.3 Arbeitslosigkeit
- 1.4.3.4 Sinnerfahrungen
- 2. „HINTER JEDER SUCHT STECKT EINE SEHNSUCHT?!”
- 2.1 Argumente zur Belegung der Hypothese
- 2.1.1 Ein Gedicht von Satire
- 2.1.2 Die Bedürfnispyramide nach Maslow
- 2.1.3 Die Selbstverwirklichungstendenz des Menschen
- 2.1.4 Eigene Überlegungen zur Sucht und Sehnsucht
- 2.1.4.1 Umkehrschluss
- 2.1.4.2 Zustände und Umstände
- 2.1.4.3 Geduld und Erwartungshaltungen
- 2.2 Argumente zur Widerlegung der Hypothese
- 2.2.1 Hormonelle Faktoren
- 2.2.2 Genetische Faktoren
- 2.2.3 Das „Suchtgedächtnis“
- 2.3 Zusammenfassende Bewertung
- 3. WERTEFRAGEN IN DER SUCHTHILFE
- 3.1 Bedeutung von „Werten“
- 3.1.1 Definition
- 3.1.2 Einfluss gesellschaftlicher Werte
- 3.2 Basis-Werte
- 3.2.1 Zunehmende Bewusstheit
- 3.2.2 Selbstannahme
- 3.2.3 Eigenverantwortung
- 4. DIE ARBEIT AN EINER SUCHTBERATUNGSSTELLE
- 4.1 Zielgruppen
- 4.2 Grundlagen der Einrichtung
- 4.2.1 Menschenbild
- 4.2.2 Suchtverständnis
- 4.2.3 Arbeitsansatz
- 4.3 Aufgabenbereiche der Suchtberatungsstelle
- 4.3.1 Diagnostik
- 4.3.2 Beratung
- 4.4 Die Rolle des Beraters
- 4.4.1 Grundhaltung des Beraters
- 4.4.1.1 Mein Menschenbild
- 4.4.1.2 Kennzeichen des personenzentrierten Ansatzes nach Rogers
- 4.4.2 Ziele der Beratung
- 4.4.3 Einfluss der Werte des Beraters auf den Beratungsprozess
- 4.5 Verdeutlichung anhand einer Fallgeschichte
- 4.5.1 Die Geschichte von Frau Schneider
- 4.5.1.1 Vorgeschichte von Frau Schneider
- 4.5.1.2 Auszüge aus den Beratungsgesprächen
- 4.5.1.3 Weitere Entwicklung von Frau Schneider
- 4.5.2 Resümee
- 5. HANDLUNGSANSÄTZE
- 5.1 Ganzheitliche Schulung
- 5.2 Unterrichtsfach „Ethik“
- 5.3 Ausweitung der ambulanten Therapie
- 5.4 Arbeitskreis „Wertefragen in der Suchthilfe“
- 5.5 Einbeziehung der Medien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Wertefragen in der Arbeit mit alkoholsüchtigen Menschen. Sie beleuchtet verschiedene Erklärungsmodelle für Alkoholsucht und hinterfragt die These „Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht“. Die Arbeit beschreibt auch die Praxis in einer Suchtberatungsstelle und diskutiert Handlungsansätze.
- Erklärungsmodelle für Alkoholsucht
- Die Rolle von Sehnsucht und Werten bei Suchtentstehung
- Die Bedeutung von Werten in der Suchthilfe
- Praxis der Suchtberatung
- Handlungsansätze zur Prävention und Intervention
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung in das Thema „Alkoholsucht“: Dieses Kapitel legt die Grundlagen der Arbeit, indem es verschiedene Begrifflichkeiten wie Sucht, Abhängigkeit und Alkoholmissbrauch definiert und die Kriterien für Alkoholsucht erläutert. Es beschreibt die Wirkungsweise von Alkohol und beleuchtet verschiedene Erklärungsmodelle, darunter psychologische Ansätze (psychoanalytisch, objektbeziehungstheoretisch, verhaltenstherapeutisch, familientherapeutisch) sowie das multifaktorielle Modell nach Loviscach. Besondere Aufmerksamkeit wird auf den Einfluss des Erwerbslebens und der Arbeitslosigkeit auf die Suchtentwicklung gelegt, mit der Analyse von Risikogruppen und der Bedeutung von Sinnerfahrungen am Arbeitsplatz.
2. „Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht?!”: Dieses Kapitel untersucht die These, dass hinter jeder Sucht eine Sehnsucht steckt. Es werden Argumente sowohl für als auch gegen diese Hypothese präsentiert. Die Argumentation für die These stützt sich auf ein Gedicht, Maslows Bedürfnispyramide und die Selbstverwirklichungstendenz des Menschen. Die Gegenargumente beziehen sich auf hormonelle und genetische Faktoren sowie das „Suchtgedächtnis“. Das Kapitel schließt mit einer zusammenfassenden Bewertung der verschiedenen Perspektiven.
3. Wertefragen in der Suchthilfe: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bedeutung von Werten in der Suchthilfe. Es definiert den Begriff „Werte“ und analysiert den Einfluss gesellschaftlicher Werte auf den Umgang mit Sucht. Es werden wichtige Basiswerte wie zunehmende Bewusstheit, Selbstannahme und Eigenverantwortung im Kontext der Suchtberatung herausgestellt und deren Bedeutung für den therapeutischen Prozess erläutert.
4. Die Arbeit an einer Suchtberatungsstelle: Dieses Kapitel beschreibt die Arbeit in einer Suchtberatungsstelle, beginnend mit der Definition der Zielgruppen und den grundlegenden Prinzipien der Einrichtung, einschließlich Menschenbild, Suchtverständnis und Arbeitsansatz. Die Aufgabenbereiche der Beratungsstelle, insbesondere Diagnostik und Beratung, werden detailliert dargestellt. Die Rolle des Beraters, seine Grundhaltung (inklusive eines personenzentrierten Ansatzes nach Rogers), die Ziele der Beratung und der Einfluss der Werte des Beraters auf den Beratungsprozess werden umfassend diskutiert. Eine Fallgeschichte veranschaulicht die beschriebenen Aspekte.
5. Handlungsansätze: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Handlungsansätze zur Verbesserung der Arbeit mit alkoholsüchtigen Menschen. Es werden Vorschläge für eine ganzheitliche Schulung, die Integration des Unterrichtsfachs „Ethik“, die Ausweitung der ambulanten Therapie, die Einrichtung eines Arbeitskreises zu Wertefragen in der Suchthilfe und die Einbeziehung der Medien diskutiert. Diese Ansätze zielen darauf ab, präventive Maßnahmen zu stärken und die Unterstützung für Betroffene zu verbessern.
Schlüsselwörter
Alkoholsucht, Abhängigkeit, Sehnsucht, Werte, Suchthilfe, Beratung, Erklärungsmodelle, Prävention, Intervention, Maslow, Rogers, personenzentrierter Ansatz, Gesellschaftliche Werte, Basiswerte, Selbstannahme, Eigenverantwortung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Wertefragen in der Suchthilfe am Beispiel der Alkoholsucht
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Werten in der Arbeit mit alkoholkranken Menschen. Sie beleuchtet verschiedene Erklärungsmodelle für Alkoholsucht, hinterfragt die These „Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht“, beschreibt die Praxis in einer Suchtberatungsstelle und diskutiert Handlungsansätze zur Verbesserung der Hilfe für Betroffene.
Welche Erklärungsmodelle für Alkoholsucht werden behandelt?
Die Arbeit betrachtet verschiedene psychologische Erklärungsmodelle (psychoanalytisch, objektbeziehungstheoretisch, verhaltenstherapeutisch, familientherapeutisch) sowie das multifaktorielle Modell nach Loviscach. Der Einfluss des Erwerbslebens (Risikogruppen, Arbeitslosigkeit, Sinnerfahrungen) auf die Suchtentwicklung wird ebenfalls analysiert.
Wie wird die These „Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht“ untersucht?
Die Arbeit präsentiert Argumente für und gegen diese These. Pro-Argumente basieren auf einem Gedicht, Maslows Bedürfnispyramide und der Selbstverwirklichungstendenz. Gegenargumente beziehen sich auf hormonelle und genetische Faktoren sowie das „Suchtgedächtnis“. Eine zusammenfassende Bewertung der verschiedenen Perspektiven wird gegeben.
Welche Rolle spielen Werte in der Suchthilfe?
Der Text definiert den Begriff „Werte“ und analysiert den Einfluss gesellschaftlicher Werte. Wichtige Basiswerte wie zunehmende Bewusstheit, Selbstannahme und Eigenverantwortung werden im Kontext der Suchtberatung hervorgehoben und deren Bedeutung für den therapeutischen Prozess erläutert.
Wie wird die Arbeit in einer Suchtberatungsstelle beschrieben?
Die Arbeit beschreibt die Zielgruppen, grundlegenden Prinzipien (Menschenbild, Suchtverständnis, Arbeitsansatz), Aufgabenbereiche (Diagnostik, Beratung) und die Rolle des Beraters (Grundhaltung, personenzentrierter Ansatz nach Rogers, Ziele der Beratung, Einfluss der Werte des Beraters). Eine Fallgeschichte veranschaulicht die beschriebenen Aspekte.
Welche Handlungsansätze zur Verbesserung der Suchthilfe werden vorgeschlagen?
Die Arbeit schlägt eine ganzheitliche Schulung, die Integration des Unterrichtsfachs „Ethik“, die Ausweitung der ambulanten Therapie, die Einrichtung eines Arbeitskreises zu Wertefragen in der Suchthilfe und die Einbeziehung der Medien vor. Diese Ansätze zielen auf Prävention und verbesserte Unterstützung für Betroffene ab.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind Alkoholsucht, Abhängigkeit, Sehnsucht, Werte, Suchthilfe, Beratung, Erklärungsmodelle, Prävention, Intervention, Maslow, Rogers, personenzentrierter Ansatz, gesellschaftliche Werte, Basiswerte, Selbstannahme und Eigenverantwortung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst fünf Kapitel: Einführung in die Alkoholsucht, die Untersuchung der These „Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht“, Wertefragen in der Suchthilfe, die Arbeit an einer Suchtberatungsstelle und schließlich Handlungsansätze zur Verbesserung der Situation.
- Quote paper
- Jeanette Richter (Author), 2003, Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht. Zur Bedeutung von Wertefragen in der Arbeit mit alkoholsüchtigen Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142169