Die Zeiten deutsch-imperialer Bestrebungen sind längst vorbei. Trotzdem erfreut sich das Thema gerade in den letzten Jahren wieder wachsender Beliebtheit. Müsste man nicht annehmen, in den vergangenen neunzig Jahren nach dem Verlust der letzten deutschen
Schutzgebiete wäre deren Geschichte in zahllosen Arbeiten längst aufgearbeitet worden?
Mitnichten, denn gerade in Zeiten wachsender Globalisierung ist die Thematik der deutschen Kolonialgeschichte aktueller und beliebter denn je. Johannes Paulmann beschreibt in der im Juni erschienenen Ausgabe der ZfG die Kolonialgeschichte als Vorgeschichte der Globalisierung. Er bemerkt ferner, dass gerade
in der heutigen Zeit, die durch schnelllebige Entwicklungen weltweit gekennzeichnet ist, der Wunsch nach Informationen über vorangegangene imperiale Zeitalter merklich gestiegen ist.
Mit der Rückschau auf die europäische Kolonialherrschaft und die damit verbundene Prägung vieler Teile der Erde in politischem, gesellschaftlichem und kulturellem Sinn, lässt sich sowohl das damalige Verhalten der Mächtigen, als auch die aktuelle Politik in
Teilen besser nachvollziehen. Gerade vor dem Hintergrund der neu erwachsenden, postimperialen Versuche, Einflusssphären nach dem Kalten Krieg zu halten und neue Abhängigkeiten zu schaffen, lohnt ein Blick in die Geschichte des europäischen Imperialismus und der damit verbundenen Kolonialpolitik.
Während frühere Analysen europäischer und damit auch deutscher Kolonialpolitik die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Motive des Wunsches nach imperialen Großreichen zu erklären versuchten, so befasst sich die jüngere Forschung auch öfter mit den kulturellen, sozialen oder umweltpolitischen Aspekten der kolonialen Politik.
Die Literaturrecherche zu dieser Arbeit erwies sich deshalb als äußerst ergiebig. Sämtliche Pläne, Reden, Briefwechsel, Verträge oder Protokolle der damaligen Kaiser, der Regierung, der Reichskanzler, der Abgeordneten, Beamten oder des Militärs sind in
diversen Nachschlagewerken nachzulesen. Hinzu kommt noch eine große Anzahl an Sekundärliteratur zu den unterschiedlichsten Gesichtspunkten der deutschen Kolonialpolitik im Zeitalter des Imperialismus.
Aber was führte schließlich zu jenem denkwürdigen 24. April des Jahres 1884, an dem das Deutsche Reich in die Reihe der Kolonialmächte aufstieg?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Fachwissenschaftliche Begriffsklärung
- 2.1 Imperialismus
- 2.1.1 Definition
- 2.1.2 Etappen
- 2.2 Kolonialismus
- 2.2.1 Kolonie
- 2.2.2 Schutzgebiet
- 2.2.3 Kolonialpolitik
- 2.1 Imperialismus
- 3. Kolonialpolitische Strategien im Deutschen Reich
- 3.1 Ablehnung der Kolonialidee zu Beginn des Deutschen Reiches
- 3.2 Gründe der strategischen Wende seit Mitte der achtziger Jahre des 19. Jh.
- 3.2.1 Die Auswanderungsproblematik des Deutschen Reiches im 19. Jh.
- 3.2.1.1 Auswanderungsbewegungen im 19. Jh.
- 3.2.1.2 Einwanderung im Auswanderungsland: Von „Ruhrpolen“ und Wanderarbeitern
- 3.2.2 Wirtschaftliche Motive für die koloniale Ausbreitung durch das Deutsche Reich
- 3.2.2.1 Das Zeitalter des Imperialismus als Frühphase der Globalisierung
- 3.2.2.2 Die Zeit schwerer Wirtschaftskrisen der siebziger Jahre des 19. Jh.
- 3.2.2.3 Orientierung an der englischen Handelspolitik als Weg aus der Krise
- 3.2.3 Der Einfluss von Parteien und Kolonialgesellschaften auf die Kolonialpolitik des Deutschen Reiches
- 3.2.4 Kolonialpolitik als Mittel zur Befriedung des öffentlichen Dranges nach internationalem Ansehen
- 3.2.1 Die Auswanderungsproblematik des Deutschen Reiches im 19. Jh.
- 4. Außenpolitische Strategien in der Kolonialpolitik des Deutschen Reiches
- 4.1 Die Machtkonstellation am Ende des 19. Jh.
- 4.2 Von der Friedenssicherung in Europa bis zum Streben nach Weltgeltung außenpolitische Zielsetzungen der Kolonialpolitik im Spannungsfeld der Weltpolitik
- 4.2.1 Ausgewählte Problemlagen in der Zeit Bismarcks
- 4.2.2 Ausgewählte Problemlagen in der Zeit Caprivis
- 4.2.3 Ausgewählte Problemlagen in der Zeit Hohenlohes
- 4.2.4 Ausgewählte Problemlagen in der Zeit Bülows
- 5. Umsetzung der Kolonialpolitischen Strategien am Beispiel der „Musterkolonie Togo“
- 5.1 Inbesitznahme und Verwaltung
- 5.2 Wirtschaftliche Entwicklung und Bedeutung für das Deutsche Reich
- 5.3 Berichterstattung, Meinungsbildung und Propaganda im Sinne des Reiches
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die kolonialpolitischen Strategien des Deutschen Reiches im Zeitalter des Imperialismus. Ziel ist es, die Motive und Hintergründe der deutschen Kolonialpolitik zu analysieren und deren außenpolitische Implikationen aufzuzeigen. Dabei werden sowohl wirtschaftliche und politische Faktoren als auch der Einfluss von gesellschaftlichen Akteuren berücksichtigt.
- Wirtschaftliche Motive der Kolonialpolitik
- Außenpolitische Strategien und Machtkonstellationen
- Einfluss von Parteien und gesellschaftlichen Gruppen
- Entwicklung und Umsetzung kolonialer Strategien
- Das Beispiel der „Musterkolonie Togo“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung erläutert die aktuelle Relevanz der deutschen Kolonialgeschichte im Kontext der Globalisierung und verweist auf die Notwendigkeit einer umfassenden Aufarbeitung. Sie hebt die methodische Vorgehensweise hervor und skizziert die Forschungslage.
2. Fachwissenschaftliche Begriffsklärung: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie Imperialismus und Kolonialismus, differenziert zwischen verschiedenen Kolonialformen (Kolonie, Schutzgebiet) und präzisiert den Gegenstand der Kolonialpolitik. Es legt somit die Grundlage für die nachfolgende Analyse.
3. Kolonialpolitische Strategien im Deutschen Reich: Dieser Abschnitt behandelt die anfängliche Ablehnung der Kolonialidee im Deutschen Reich und die Gründe für den Strategiewechsel Mitte des 19. Jahrhunderts. Er analysiert die Auswanderungsproblematik, wirtschaftliche Motive (inkl. der frühen Globalisierung und Wirtschaftskrisen), den Einfluss von Parteien und Kolonialgesellschaften, sowie die Kolonialpolitik als Mittel zur Steigerung des internationalen Ansehens.
4. Außenpolitische Strategien in der Kolonialpolitik des Deutschen Reiches: Das Kapitel untersucht die außenpolitischen Strategien im Kontext der europäischen Machtkonstellation Ende des 19. Jahrhunderts. Es analysiert die Zielsetzungen der Kolonialpolitik im Spannungsfeld der Weltpolitik unter Bismarck, Caprivi, Hohenlohe und Bülow, beleuchtet die jeweiligen Problemlagen und Entscheidungen.
5. Umsetzung der Kolonialpolitischen Strategien am Beispiel der „Musterkolonie Togo“: Dieser Teil der Arbeit analysiert die Inbesitznahme, Verwaltung, wirtschaftliche Entwicklung und die propagandistische Darstellung der Kolonie Togo. Es wird untersucht, wie die kolonialpolitischen Strategien in der Praxis umgesetzt wurden und welche Rolle Togo für das Deutsche Reich spielte.
Schlüsselwörter
Kolonialpolitik, Deutsches Reich, Imperialismus, Kolonialismus, Globalisierung, Außenpolitik, Wirtschaft, Auswanderung, Togo, Bismarck, Caprivi, Hohenlohe, Bülow, Internationales Ansehen, Schutzgebiete, Musterkolonie.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Kolonialpolitische Strategien des Deutschen Reiches
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die kolonialpolitischen Strategien des Deutschen Reiches im Zeitalter des Imperialismus. Sie analysiert die Motive und Hintergründe der deutschen Kolonialpolitik und deren außenpolitische Implikationen, wobei wirtschaftliche und politische Faktoren sowie der Einfluss gesellschaftlicher Akteure berücksichtigt werden.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: wirtschaftliche Motive der Kolonialpolitik, außenpolitische Strategien und Machtkonstellationen, den Einfluss von Parteien und gesellschaftlichen Gruppen, die Entwicklung und Umsetzung kolonialer Strategien sowie das Beispiel der „Musterkolonie Togo“. Die Arbeit definiert auch zentrale Begriffe wie Imperialismus und Kolonialismus und differenziert zwischen verschiedenen Kolonialformen.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Hausarbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, fachwissenschaftliche Begriffsklärung (Imperialismus und Kolonialismus), kolonialpolitische Strategien im Deutschen Reich (inkl. Auswanderungsproblematik und wirtschaftlicher Motive), außenpolitische Strategien im Kontext der europäischen Machtkonstellation und die Umsetzung der Strategien am Beispiel der „Musterkolonie Togo“. Jedes Kapitel wird zusammengefasst.
Welche Zeiträume werden in der Hausarbeit betrachtet?
Die Hausarbeit betrachtet den Zeitraum des 19. Jahrhunderts, insbesondere den Zeitraum des Imperialismus und die Entwicklung der deutschen Kolonialpolitik vom späten 19. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Außenpolitik wird unter den Reichskanzlern Bismarck, Caprivi, Hohenlohe und Bülow analysiert.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hausarbeit nennt keine konkreten Quellen im FAQ-Teil. Die genaue Quellenangabe findet sich vermutlich im Hauptteil der Arbeit selbst.
Welche Schlüsselbegriffe werden verwendet?
Schlüsselbegriffe sind: Kolonialpolitik, Deutsches Reich, Imperialismus, Kolonialismus, Globalisierung, Außenpolitik, Wirtschaft, Auswanderung, Togo, Bismarck, Caprivi, Hohenlohe, Bülow, Internationales Ansehen, Schutzgebiete, Musterkolonie.
Was ist das Ziel der Hausarbeit?
Ziel der Hausarbeit ist es, die Motive und Hintergründe der deutschen Kolonialpolitik zu analysieren und deren außenpolitische Implikationen aufzuzeigen. Es soll ein umfassendes Bild der deutschen Kolonialpolitik im Kontext der damaligen Weltlage geschaffen werden.
Welches Beispiel wird im Detail untersucht?
Die „Musterkolonie Togo“ dient als Fallbeispiel, um die Umsetzung der kolonialpolitischen Strategien in der Praxis zu analysieren. Es wird untersucht, wie die Inbesitznahme, Verwaltung, wirtschaftliche Entwicklung und die propagandistische Darstellung der Kolonie Togo vonstatten gingen.
Wie ist die methodische Vorgehensweise der Hausarbeit?
Die methodische Vorgehensweise wird in der Einleitung der Hausarbeit beschrieben (genaue Angaben sind im FAQ nicht enthalten). Es wird aber auf eine umfassende Aufarbeitung der Thematik und die Berücksichtigung unterschiedlicher Faktoren hingewiesen.
Welche aktuelle Relevanz hat die Thematik?
Die Einleitung der Hausarbeit verweist auf die aktuelle Relevanz der deutschen Kolonialgeschichte im Kontext der Globalisierung und hebt die Notwendigkeit einer umfassenden Aufarbeitung hervor.
- Quote paper
- Stephan Porath (Author), 2008, Kolonialpolitische Strategien des Deutschen Reiches im Zeitalter des Imperialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142286