1. Einleitung
1.1 Darstellung der Thematik
Mit Beginn der 90er Jahre sahen sich die an der europäischen Integration beteiligten Staaten zunehmend mit den Herausforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt, einer modifizierenden Gesellschaftsstruktur und letztlich dem
demographischen Wandel, als größte Herausforderung der Sozialstaaten in Europa, konfrontiert. Da die Entstehung der Europäischen Union (EU) auf der Idee einer Wirtschaftsgemeinschaft basiert, konzentrierten sich die Kompetenzen und Aufgaben der EU primär auf wirtschaftliche Aspekte, wobei die zunehmenden Herausforderungen zu einer Notwendigkeit der Diskussion über Sozialsysteme auf europäischer Ebene führten.
Dabei sah sich der Europäische Rat von Lissabon im Jahre 2000 mit einem Quantensprung konfrontiert und entgegnete der immer wichtiger werdenden Rolle der sozialen Dimension mit einem klaren strategischen Ziel, welches den Aufbau von Wissensinfrastrukturen, die Förderung von Innovation und Wirtschaft und letztlich die Modernisierung von Sozialschutz- und Bildungssystemen beinhaltete.
Historisch gesehen waren die Mitgliedstaaten noch nie bereit gewesen, ihre Kompetenzen in den Bereichen der Sozialsysteme im Allgemeinen und der Gesundheitssysteme im Besonderen aufzugeben, wobei die bisherigen Instrumente der EU in Form von Richtlinien und Verordnungen mit langwierigen Entscheidungsprozessen verbunden und den rasant heranwachsenden Druckpotentialen, die auf die nationalen Gesundheitssysteme einwirkten, nicht
gewachsen waren.
Diese Rahmenbedingungen waren der Auftakt für die Offene Methode der Koordinierung, die in Deutschland auch unter ihrem Akronym OMK bekannt ist und ein innovatives Politikinstrument darstellt, das zum einen die gemeinsamen Herausforderungen in Europa seitens der Gesundheitssysteme lösen und zum anderen den spezifischen Charakter und die Souveränität der nationalen Systeme bewahren könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Darstellung der Thematik
- 1.2 Konzeption der Arbeit
- 1.3 Gesundheitswissenschaftliche Terminologie
- 2. Kernelemente der Offenen Methode der Koordinierung (OMK)
- 2.1 Definition und Erläuterung
- 2.2 Historischer Ursprung und Entwicklung
- 2.3 Anwendungsbereiche der OMK auf verschiedene Politikfelder
- 2.4 Eingliederung zu klassischen Instrumenten der Gemeinschaftspolitik
- 3. Steuerungsebenen und Ordnungspolitik im Gesundheitswesen
- 3.1 Steuerungsebenen im Gesundheitswesen
- 3.1.1 Globalsteuerung und Global Governance (Makroebene)
- 3.1.2 Verbandsebene (Mesoebene)
- 3.1.3 Dezentrale Steuerung (Mikroebene)
- 3.2 Bedeutung nationaler Wirtschaftsordnungen in der Europäischen Union
- 3.2.1 Ideal- und Realtypen von Wirtschaftsordnungen
- 3.2.2 Die Rolle der Sozialen Marktwirtschaft in der Europäischen Union
- 4. Nationale Gesundheitssysteme Europas
- 4.1 Einführung in die Gesundheitssysteme
- 4.2 Klassifizierung der Gesundheitssysteme
- 4.2.1 Beveridge-Modell
- 4.2.2 Bismarck-Modell
- 4.2.3 Beveridge versus Bismarck
- 4.3 Das deutsche Gesundheitssystem im europäischen Vergleich
- 4.4 Einflüsse der Europäischen Union auf das nationale Gesundheitssystem
- 4.4.1 Direkte Einflüsse auf das nationale Gesundheitssystem
- 4.4.2 Indirekte Einflüsse auf das nationale Gesundheitssystem
- 5. Prozessschritte der OMK im Gesundheitswesen
- 5.1 Schritt 1: Ziele der OMK im Gesundheitswesen
- 5.1.1 Gesundheitsziele
- 5.1.2 Zieldimensionen der Offenen Methode der Koordinierung
- 5.1.3 Reflektion deutscher Zielvorgaben seitens des SGB V
- 5.2 Schritt 2: Festlegung von Indikatoren und Benchmarks
- 5.2.1 Anforderungen an die Indikatoren
- 5.2.2 Indikatorenportfolio der OMK im Gesundheitswesen
- 5.2.3 Herausforderungen und Problematik der Indikatorenbildung
- 5.2.4 Benchmarking und Best Practice
- 5.2.5 Sanktionsfähigkeit weicher Regulierungsmechanismen
- 5.3 Schritt 3: Umsetzung und Ausarbeitung Nationaler Aktionspläne
- 5.3.1 Bedeutung Nationaler Aktionspläne für den OMK-Prozess
- 5.3.2 Der deutsche Nationale Aktionsplan 2008-2010
- 5.4 Schritt 4: Monitoring, Review und Gegenseitiges Lernen
- 5.4.1 Monitoring
- 5.4.2 Peer-Review
- 5.4.3 Gegenseitiges Lernen
- 5.4.3.1 Bedeutung des gegenseitigen Lernens im OMK-Prozess
- 5.4.3.2 Lernanreize der Offenen Methode der Koordinierung
- 6. Szenarien und Handlungsoptionen für das deutsche Gesundheitswesen
- 6.1 Das defensive Szenario: Schwächen und Risiken der OMK für das deutsche Gesundheitssystem
- 6.2 Das offensive Szenario: Stärken und Chancen der OMK für das deutsche Gesundheitssystem
- Arbeit zitieren
- David Matusiewicz (Autor:in), 2009, Europäisierung des Gesundheitswesens , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142465