Die Untersuchung des Seienden - als eine zentrale Frage seit den Anfängen der Philosophie überhaupt - in den Büchern VII-IX (Zeta, ta, Theta) der Metaphysik des Aristoteles beschäftigt sich mit der hauptsächlichen Frage „Was ist das Sei-ende?“. Besonders die Suche nach dem Seienden als „[…] Seins- und Erklärungsgrund alles Seienden“ (Rapp 1996: 1) nimmt in diesen sog. Substanzbüchern eine zentrale Stellung ein, wobei die Frage nach dem Seienden auch die Frage nach der Substanz sein muss. Dabei wird von Aristoteles der Versuch einer Definition der ousia als Wesen oder Substanz im Kontext abstrakter, autonom existierender Universalien als Ursache und Erkenntnisgegenstand von Eigenschaften unternommen.
Aristoteles als Begründer der Metaphysik (neben Platon) vertritt im Rahmen des Projekts, das Seiende als Seiendes zu untersuchen, die Auffassung, dass alles Seiende entweder eine Substanz ist oder auf eine bezogen ist; er thematisiert die Substanz, um nach den Prinzipien und Ursachen der Dinge, d. h. aber nach der Substanz bzw. nach den Konstituentien eines konkreten Einzeldings zu suchen. Dem Aspekt der Unterscheidung der Substanz von ihren Akzidentien (kata symbebekos legomenon) kommt hierbei eine große Bedeutung zu - aus diesem Zusammenhang lässt sich die ousia als das vorrangig Seiende ableiten. Ziel dieser Hausarbeit ist es, Bedeutung und Funktion des Begriffs der ousia im Kontext der Metaphysik als eine Seinslehre des Aristoteles darzustellen und gleichzeitig Aristoteles’ Behauptung, die (erste) Substanz der Dinge sei immer etwas Einzelnes auf eine begründete Verbindung zwischen dem gemeinsamen Allgemeinen und der einzelnen Substanz hin zu untersuchen. Nachgegangen wird weiterhin der Frage nach der Substanz als dem dreifach vorrangig Seienden im Rahmen der Wissenschaft vom Wesen, insofern für Aristoteles die Bedeutung der ousia eine doppelte ist: die der Einzeldinge (individuelle Substanz – prote ousia) und die der allgemeinen Wesen (deutere ousia, beide in ihrer Form eines Für-sich-Seins. Ausgehend von seiner Theorie des Hylemorphismus, welche besagt, dass Dinge aus den zwei Komponenten Materie (hyle) und Form (morphe) bestehen, wird dargelegt, dass dieser Dualismus von Materie und Form für Möglichkeit und Wirklichkeit steht und somit zu der bedeutenden Aussage führt, dass Einzelnes und Allgemeines mithilfe dieser Theorie eine Verbindung eingehen können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Aspekte und Arten der ousia bei Aristoteles
- 2.1 Die ousia als vorrangig Seiendes
- 2.2 Die ousia als Form und Materie (morphe und hyle)
- 2.3 Die ousia als das Zugrundeliegende (hypokeimenon)
- 2.4 Die ousia als Wesenswas oder Essenz (to ti en einai)
- 3. Kann Allgemeines Substanz sein?
- 4. Kritische Betrachtung der Substanztheorie
- 5. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Bedeutung und Funktion des Begriffs „ousia“ in Aristoteles' Metaphysik. Das Hauptziel ist die Darstellung von Aristoteles' Auffassung der Substanz und die Untersuchung seiner Behauptung, dass die erste Substanz immer etwas Einzelnes ist, unter Berücksichtigung der Verbindung zwischen Allgemeinem und Einzelnem. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Analyse der „ousia“ als dreifach vorrangig Seiendes und der Erläuterung des Hylemorphismus als Verbindung zwischen Einzelnem und Allgemeinem.
- Bedeutung und Funktion von „ousia“ in Aristoteles' Metaphysik
- Aristoteles' Auffassung von Substanz als Einzelnem und Allgemeinem
- Die „ousia“ als dreifach vorrangig Seiendes
- Der Hylemorphismus und seine Bedeutung für die Verbindung von Einzelnem und Allgemeinem
- Kritische Betrachtung von Aristoteles' Substanztheorie im Kontext moderner Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und beschreibt die zentrale Frage nach dem Seienden in Aristoteles' Metaphysik (Bücher VII-IX). Sie betont die Suche nach dem Seienden als Seins- und Erklärungs-grund und die Bedeutung der Substanz (ousia) in diesem Kontext. Die Arbeit untersucht Aristoteles' Definition von ousia als Wesen oder Substanz und die Beziehung zwischen dem Allgemeinen und der einzelnen Substanz. Das Ziel ist, die Bedeutung und Funktion des Begriffs ousia im Kontext der aristotelischen Metaphysik darzustellen und die Verbindung zwischen Allgemeinem und Einzelnem zu untersuchen.
2. Aspekte und Arten der ousia bei Aristoteles: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Aspekte und Arten der ousia bei Aristoteles. Es beginnt mit einer sprachlogischen Betrachtung des Begriffs und vergleicht ihn mit lateinischen Entsprechungen. Es werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Substanztheorie in den Kategorien und den Substanzbüchern der Metaphysik aufgezeigt. Der Abschnitt differenziert zwischen der logischen und ontologischen Bestimmung der ousia, wobei die primäre Substanz als das Nicht-Prädizierbare und die zweite Substanz als Art- und Gattungsbegriff erläutert werden. Die wechselseitige Beziehung beider Arten von ousia wird hervorgehoben und im Vergleich zu Platons Ideenlehre gesetzt. Schließlich wird die ousia als selbstständig existierende Substanz den Akzidentien gegenübergestellt, die als veränderliche Eigenschaften an den Substanzen existieren.
Schlüsselwörter
Ousia, Aristoteles, Metaphysik, Substanz, Hylemorphismus, Form, Materie, Einzelnes, Allgemeines, Seinslehre, Wesensbegriff, Kategorie, Akzidentien, Prote Ousia, Deuere Ousia.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Aristoteles' Substanzbegriff (Ousia)
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit untersucht den aristotelischen Substanzbegriff, die "Ousia", in seiner Bedeutung und Funktion innerhalb der Metaphysik. Der Fokus liegt auf Aristoteles' Auffassung von Substanz als Einzelnem und der Beziehung zwischen Einzelnem und Allgemeinem.
Welche Aspekte der "Ousia" werden behandelt?
Die Arbeit analysiert verschiedene Aspekte der "Ousia", darunter: die "Ousia" als vorrangig Seiendes, als Form und Materie (Hylemorphismus), als das Zugrundeliegende (Hypokeimenon) und als Wesenswas oder Essenz (to ti en einai). Es werden die Unterschiede zwischen primärer und sekundärer Substanz beleuchtet und im Vergleich zu Platons Ideenlehre gesetzt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Hausarbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Analyse der verschiedenen Aspekte der "Ousia" bei Aristoteles, ein Kapitel zur Frage, ob Allgemeines Substanz sein kann, eine kritische Betrachtung der Substanztheorie und einen Ausblick. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Was ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Darstellung von Aristoteles' Auffassung der Substanz und die Untersuchung seiner Behauptung, dass die erste Substanz immer etwas Einzelnes ist. Die Arbeit beleuchtet die Verbindung zwischen Allgemeinem und Einzelnem und analysiert die "ousia" als dreifach vorrangig Seiendes.
Welche Rolle spielt der Hylemorphismus?
Der Hylemorphismus, die Verbindung von Form und Materie, spielt eine zentrale Rolle im Verständnis von Aristoteles' Substanzbegriff. Die Arbeit erläutert den Hylemorphismus und seine Bedeutung für die Verbindung von Einzelnem und Allgemeinem.
Wird die Substanztheorie kritisch betrachtet?
Ja, die Arbeit beinhaltet eine kritische Betrachtung von Aristoteles' Substanztheorie im Kontext moderner Forschung.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Ousia, Aristoteles, Metaphysik, Substanz, Hylemorphismus, Form, Materie, Einzelnes, Allgemeines, Seinslehre, Wesensbegriff, Kategorie, Akzidentien, Prote Ousia, Deuere Ousia.
Welche Kapitel gibt es?
Die Arbeit umfasst folgende Kapitel: Einleitung, Aspekte und Arten der ousia bei Aristoteles (mit Unterkapiteln zu den verschiedenen Aspekten), Kann Allgemeines Substanz sein?, Kritische Betrachtung der Substanztheorie und Ausblick.
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- Silke Piwko (Author), 2008, Bedeutungen und Funktionen des Terminus 'ousia' bei Aristoteles, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142576