Private Equity Investments. Fondsperformance und Benchmarks


Mémoire (de fin d'études), 2009

77 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen der Private Equity Assetklasse
2.1 Definition und Begriffsabgrenzung
2.2 Segmente und Finanzierungsphasen
2.3 Marktstruktur und -teilnehmer
2.3.1 Direktinvestitionen
2.3.2 Beteiligungsgesellschaften
2.3.3 Dachfonds und Publikumsfonds
2.4 Ablauf einer Private Equity-Transaktion
2.5 Entwicklung und volkswirtschaftliche Bedeutung

3 Performancemessung von Private Equity-Investitionen
3.1 Datenauswahl
3.1.1 Datenquellen
3.1.2 Selection Bias
3.2 Agency-Problematik
3.3 Illiquidität
3.4 Leverage
3.5 Bewertung nicht realisierter Beteiligungen
3.6 Methoden der Performancemessung
3.6.1 Multiples
3.6.2 Interner Zinsfuß vs. Time-Weighted Rate of Return
3.6.3 Profitabilitätsindex
3.6.4 Public Market Equivalent
3.6.5 Verbandsempfehlungen und Praxis
3.7 Aggregation der Performance

4 Performanceanalyse und Benchmarking von Private Equity
4.1 Werttreiber
4.2 Vergleichsgrößen
4.2.1 Innerhalb der Private Equity-Anlageklasse
4.2.2 Außerhalb der Private Equity-Anlageklasse
4.3 Risikomessung und -quantifizierung
4.3.1 Risikoarten
4.3.2 Klassische Risikokennzahlen
4.3.3 Alternative Methoden zur Risikomessung
4.4 Einflussfaktoren auf die Performance
4.4.1 Investitionsfokus
4.4.2 Fondsgröße und Fondsflüsse
4.4.3 Managementqualität
4.4.4 Marktzyklus von Private Equity-Investitionen
4.4.5 Corporate Governance
4.5 Private Equity in der strategischen Asset Allocation

5 Fazit und Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Beispiel zur Berechnung des IRRPME

Tabelle 2: IRR-Methoden zur Aggregation der Einzelrenditen

Tabelle 3: Performancevergleich nach Vintage Year und Investitionsfokus

Tabelle 4: Korrelation von Private Equity mit anderen Asset-Klassen

Tabelle 5: Beispiel zur Berechnung des IRRPME inkl. einer Short-Position

Tabelle 6: Untersuchungen zur Rendite und zum Risiko von Private Equity

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Unternehmensphasen und Risikokapitalgeber

Abbildung 2: Der Private Equity-Finanzierungsprozess

Abbildung 3: Rendite-Reporting nach den EVCA-Richtlinien

Abbildung 4: Werttreiber von Private Equity-Investitionen

Abbildung 5: Werttreiber von Private Equity-Investitionen im Zeitablauf

Abbildung 6: Benchmark einzelner Werttreiber

Abbildung 7: Adjustierte Performance von Private Equity

Abbildung 8: Rendite und Standardweichung von Private Equity-Fonds

Abbildung 9: Diversifikation innerhalb von Private Equity

Abbildung 10: Persistenz der relativen Fondsperformance

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise hat die Private Equity-Branche in den zurückliegenden Monaten einen rasanten Imagewechsel vollzogen. Wurden Private Equity-Fonds noch vor zwei Jahren als Heuschrecken bezeichnet, werden sie heute als finanzstarke Investoren wahrgenommen, die in die Krise geratene Unternehmen vor der drohenden Insolvenz bewahren können.[1]

Seit den ersten nennenswerten Finanzierungen mit privatem Beteiligungskapital in den 1970er-Jahren in den USA hat sich Private Equity zu einer etablierten Asset-Klasse entwickelt. Allein in Deutschland, dem zweitgrößten europäischen Markt für Private Equity[2], haben entsprechende Fonds Ende 2008 Beteiligungen an über 6.000 Unternehmen mit insgesamt 212 Milliarden Euro Umsatz und 1,2 Millionen Beschäftigten gehalten.[3]

Die zunehmende Attraktivität verdankt der Private Equity-Markt der verbreiteten Erwartung von überdurchschnittlichen Renditen und einer geringen Korrelation zu anderen Anlageformen, insbesondere zum Aktienmarkt. Diese kann zumindest bezüglich der hohen Rendite von Private Equity-Investitionen durch zahlreiche Studien bestätigt werden. Bei näherer Betrachtung der Studien lässt sich jedoch eine starke Heterogenität der Ergebnisse erkennen, die auf unterschiedlichen Datenquellen, uneinheitlichen Methoden zur Performancebestimmung und die Berücksichtigung von wechselnden Risiken zurückzuführen ist.

Für den börsennotierten Kapitalmarkt wurden bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren vor allem von Markowitz (1952) und Sharpe (1964) allgemein anerkannte Methoden entwickelt, um den Erfolg sowie das Risiko von Investitionen zu bestimmen und zu bewerten. Die spezifischen Anforderungen einer adäquaten Performancemessung sowie -analyse in der Private Equity-Branche werden allerdings erst seit wenigen Jahren berücksichtigt. Im Gegensatz zum Kapitalmarkt ist der Markt für Private Equity durch ein hohes Maß an Illiquidität gekennzeichnet. Zudem weisen Private Equity-Investitionen unregelmäßige Zahlungsströme und wenig transparente Methoden zur Bewertung ihrer Beteiligungen auf. Die mangelnde Bereitschaft vieler Private Equity-Fonds zur Offenlegung ihrer Methoden und Ergebnisse sowie das Fehlen eines Sekundärmarktes für nicht an der Börse gelistete Beteiligungen erschweren die Bewertung von Private Equity-Investitionen zusätzlich.

Dennoch hat sich als Kennzahl für den Erfolg der interne Zinsfuß (IRR) als Quasi-Standard in der Private Equity-Branche etabliert. Für die laufende Erfolgsmessung nicht abgeschlossener Transaktionen ergibt sich bei Ermittlung des IRR allerdings das Problem, welches Verfahren für die Bewertung der nicht realisierten Beteiligungen herangezogen werden soll. Deshalb hat es verstärkte Bemühungen in der Private Equity-Branche gegeben, für eine erhöhte Transparenz und Vergleichbarkeit zu sorgen. Diese Bemühungen führten letztlich zu konsistenten Richtlinien zu der Bewertung von Beteiligungen und einer einheitlichen Performancemessung. Im Jahr 2006 wurden von der European Private Equity und Venture Capital Association (EVCA) und weiteren Private Equity-Dachverbänden entsprechende Richtlinien verabschiedet.[4]

Ein wichtiger Aspekt einer umfassenden Performancemessung ist die Bewertung des Risikos. Ohne geeignetes Risikomaß lässt sich keine angemessene Beurteilung einer Investition anstellen. Außerdem stellt sich bei der relativen Betrachtung einer Investition die Frage, welcher Maßstab für ein Benchmarking von Private Equity herangezogen werden soll.

Diese Arbeit stellt die spezifischen Schwierigkeiten dar, die sich bei der Performancemessung und -analyse in Bezug auf Private Equity-Transaktionen ergeben. Es wird analysiert, inwieweit eine ganzheitliche Performancemessung trotz der immanenten Schwierigkeiten möglich und sinnvoll ist. Es werden Konzepte und Methoden zur Messung des Erfolges vorgestellt und hinsichtlich ihrer Eignung für den Private Equity-Sektor beurteilt. Darüber hinaus widmet sich die Arbeit den Möglichkeiten der Wertgenerierung durch Private Equity und untersucht wesentliche Einflussfaktoren auf die Performance von Private Equity-Investitionen.

Im folgenden Kapitel wird die grundlegende Struktur der Private Equity-Assetklasse erläutert und es werden wesentliche Charakteristika vorgestellt. Es wird eine Abgrenzung der wichtigsten Private Equity-Untersegmente Venture Capital und Buy-out vorgenommen und der idealtypische Verlauf einer Private Equity-Finanzierung dargestellt. Darüber hinaus widmet sich dieses Kapitel der Entwicklung des Private Equity-Marktes und dessen volkwirtschaftlicher Bedeutung.

Kapitel drei befasst sich mit den Besonderheiten und Problemen, die sich bei der Performancemessung von Private Equity-Investitionen ergeben. Nach den Schwierigkeiten der Datenbeschaffung werden die Auswirkungen der Informationsasymmetrie, der hohen Illiquidität und einer hohen Verschuldung analysiert. Die Bewertung nicht realisierter Beteiligungen bildet einen Schwerpunkt des Kapitels. Zum Abschluss des dritten Kapitels werden unterschiedliche Methoden zur Performancemessung und -aggregation vorgestellt und auf ihre Eignung für die Bewertung von Private Equity-Transaktionen untersucht.

Die Bewertung und Analyse der Performance von Private Equity-Investitionen erfolgt in Kapitel vier. Nachdem die unterschiedlichen Werttreiber für die Rendite vorgestellt wurden, werden Vergleichsindikatoren für die relative Beurteilung analysiert. Es werden Probleme bei der Verwendung klassischer Risikokennzahlen erläutert und alternative Methoden zur Bewertung des Risikos genannt. Abschließend werden wesentliche Einflussfaktoren auf die Performance von Private Equity-Transaktionen dargestellt und erläutert, welchen Stellenwert Private Equity in der Asset Allocation einnimmt.

Im fünften und letzten Kapitel werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und bewertet. Außerdem wird ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen bei der Performancemessung von Private Equity gegeben.

2 Grundlagen der Private Equity Assetklasse

In diesem Kapitel werden die wesentlichen Merkmale und Ausprägungen von Private Equity erläutert. Dabei erfolgt eine Abgrenzung der wesentlichen Private Equity-Segmente anhand der Finanzierungsphasen eines Unternehmens. Darüber hinaus werden die Formen einer Private Equity-Beteiligung erläutert und der idealtypische Verlauf einer Private Equity-Transaktion dargestellt. Zum Abschluss des zweiten Kapitels wird ein Überblick über die historische Entwicklung und die volkswirtschaftliche Bedeutung von Private Equity gegeben.

2.1 Definition und Begriffsabgrenzung

Grundsätzlich beschreibt der Begriff „Private Equity“ eine Finanzierungsart, bei der nicht öffentlich notierten Unternehmen mittel- bis langfristig eigenkapitalähnliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. In der Regel geht die Beteiligung an diesen Unternehmen mit einer aktiven Unterstützung bei der Unternehmensführung einher. Private Equity-Beteiligungen zielen in erster Linie auf eine Gewinnmaximierung. Diese wird durch die von Beginn an feststehende Veräußerungsabsicht deutlich.[5]

Auch wenn mit dem Begriff Equity eine Finanzierung durch Eigenkapital assoziiert wird, finden sich in der Praxis auch andere Formen der Finanzierung, wie erstrangig besichertes Fremdkapital, Verkäuferdarlehen oder nachschusspflichtiges Genusskapital.[6]

Älter als der Begriff Private Equity ist der des Venture Capitals, im Deutschen auch Risikokapital genannt. Entstanden nach dem zweiten Weltkrieg in den USA, stellten Venture Capital -Beteiligungsgesellschaften ursprünglich neuen Unternehmen, vor allem aus der High-Tech-Branche Kapital, zur Verfügung. Da die High-Tech-Unternehmen überwiegend von Ingenieuren und Informatikern gegründet wurden, ging die finanzielle Beteiligung häufig mit einer Unterstützung beim Management einher.[7]

In den 1970er- und 1980er-Jahren haben Beteiligungsgesellschaften begonnen, auch Umstrukturierungen älterer und reiferer Unternehmen zu finanzieren. Außerdem wurden Unternehmensübernahmen durch deren Management finanziell unterstützt. Auch die verwendeten Mittel gingen mit einer Erweiterung der Finanzierungsformen über Eigenkapital hinaus.[8] Die Beschreibung des Venture Capitals mit der Fokussierung auf junge Unternehmen traf nicht mehr auf die neuen Formen der Beteiligung zu. Mit der Bezeichnung Private Equity wurde ein umfassenderer Begriff geschaffen, unter dem heute neben Venture Capital auch andere Formen der Finanzierung wie Buy-out - oder Mezzanine -Finanzierungen zusammengefasst werden.[9]

Die Termini Private Equity und Venture Capital werden heute noch häufig synonym benutzt[10], wobei sich diese Arbeit jedoch an der Verwendung im angloamerikanischen Raum orientiert und Private Equity als Oberbegriff der unterschiedlichen Finanzierungsarten betrachtet.

2.2 Segmente und Finanzierungsphasen

Je nach Finanzierungszeitpunkt werden unterschiedliche Phasen des zu übernehmenden Unternehmens klassifiziert. Dabei lassen sich diese grob in vier unterschiedliche Phasen mit verschiedenen Entwicklungsstadien unterteilen. Venture Capital richtet sich dabei zeitlich verstärkt an die Wachstumsphasen eines Unternehmens. Zu diesen zählen die Early Stages mit der Seed -, Start-up - und First-Stage sowie die Expansion Stage.[11]

Abbildung 1 stellt den Phasen, die ein Unternehmen durchläuft den jeweiligen Risikokapitalgeber gegenüber.

Abbildung1: Unternehmensphasen und Risikokapitalgeber[12]

Als Seed-Stage wird die Phase eines Unternehmens vor der eigentlichen Unternehmensgründung bezeichnet. Kapital wird benötigt, um Ideen zu entwickeln und Vorbereitungen für eine Umsetzung der Ideen in entsprechende Produkte zu treffen. Das benötigte Kapital und die Dauer der Phase können stark variieren und hängen unter anderem von der Branche des Unternehmens ab. Eine Seed-Stage nimmt im Internetbereich üblicherweise weniger Zeit in Anspruch und benötigt weniger Kapital als beispielsweise im Biotechnologiebereich.[13] Da in der Seed-Stage zum einen noch keine Einnahmen erzielt werden und zum anderen häufig noch mehrere Jahre bis zur Produktreife vergehen, gehen Investoren mit einem Engagement ein hohes Risiko ein. Im Gegenzug können sie sich allerdings mit verhältnismäßig geringem Kapitaleinsatz einen großen Anteil an dem Zielunternehmen sichern. Aufgrund der hohen Risiken, die mit einem Engagement verbunden sind, halten sich Private Equity-Beteiligungsgesellschaften mit einer Investition zu diesem Zeitpunkt zurück.[14]

Erstes Kapital stammt hier von den Gründern selbst und aus deren Umfeld. Auf die in der Gründerszene leicht abschätzig „Family, Friends and Fools“[15] genannte Investorengruppe folgen in der Regel als „Business Angels“ bezeichnete Privatpersonen. Diese treten in der Start-up- Phase auf und bringen häufig nicht nur Geld sondern auch Know-how und ein entsprechendes Netzwerk in die Geschäftsbeziehung ein.

Daneben stehen bei technologiebasierten Produkten evtl. auch öffentliche Fördergelder zur Verfügung. Ein erhöhter Kapitalbedarf bei ähnlichem Chance-Risiko-Profil wie in der Seed-Stage wird durch den Aufbau von Personal und verstärktes Marketing notwendig.[16]

Als Zwischenstufe zu späteren Phasen sehen einige Autoren danach eine First oder Early Stage. In dieser wird an der Kernproduktentwicklung gearbeitet und die Marktrelevanz zeigt sich an ersten Umsätzen. Ab hier werden die nicht-institutionellen Business Angels für gewöhnlich von institutionellen Early Stage Venture Capital -Fonds abgelöst.[17]

Nach erfolgreicher Markteinführung folgt die Expansion Stage mit den weiteren Finanzierungsrunden Second, Third und Fourth Stage bzw. Bridge oder Pre-IPO. Ein verstärktes Wachstum auf dem Heimatmarkt sowie anschließend auf ausländischen Märkten kennzeichnet die Expansionsphase. Für erste größere Finanzierungsrunden mit einem Volumen von bis zu 7,5 Millionen Euro stehen größere spezialisierte Venture Capital -Fonds bereit, die die Finanzierung ggf. mit Fremd- oder Mezzanine-Kapital verbinden.[18]

Am Ende der Finanzierung durch einen Venture Capital -Fonds steht der Verkauf des Unternehmens, beispielsweise über die Börse (IPO), an strategische Investoren (Trade Sale) oder zurück an den Unternehmer (Company Buy-back). Die Venture Capital -Fonds realisieren damit ihre erzielte Unternehmenswertsteigerung.

Spätphasenorientierte Kapitalbeteiligungen erfolgen durch einen Buy-out. Spezielle Buy-out -Fonds zielen auf reifere und etablierte Unternehmen mit tendenziell geringerem Wachstum aber konstanten Cash Flows ab. Die Übernahme erfolgt durch eine Private Equity-Beteiligungsgesellschaft als Finanzinvestor, der sich die Mehrheit der Firmenanteile sichert und in der Regel einen organisatorischen Kontrollwechsel durchführt. Wird bei der Übernahme überwiegend Fremdkapital aufgenommen, kann der Buy-out auch als Leveraged Buy-out bezeichnet werden.[19]

In der Buy-out -Phase besitzt das zu übernehmende Unternehmen ein bewährtes Geschäftsmodell und es liegen wesentliche betriebswirtschaftliche Kennzahlen vor. Dadurch ist die Übernahme durch die Investoren mit einem geringeren Risiko verbunden als in den Frühphasen eines Unternehmens.[20]

Findet die Übernahme unter maßgeblicher Beteiligung des Managements statt, wird je nach Herkunft der Manager zwischen einem Management Buy-out und einem Management Buy-in unterschieden. Bei einem Management Buy-out übernimmt das bisherige Management – in der Regel durch massiven zusätzlichen Einsatz von Fremdkapital – die Mehrheit am Unternehmen. Unter Management Buy-in wird die Übernahme durch ein überwiegend externes Management verstanden.[21]

Weitere Formen von Buy-out -Transaktionen sind:[22]

Employee Buy-out: Die Arbeitnehmer erwerben die Mehrheit an einem Unternehmen.

Institutional Buy-out: Der Private Equity-Investor übernimmt die gestaltende Rolle im Unternehmen.

Buy-in Management Buy-out: Eine Kombination aus der Übernahme durch externes und internes Management.

Buy-out -Transaktionen stellen heute insbesondere bezogen auf das Volumen, den wichtigsten Zielbereich von Private Equity dar. Die größten Private Equity-Fonds sind in diesem Segment tätig, da sich in der Vergangenheit – vor allem im Vergleich zum Venture Capital -Segment – eine hohe Rendite bei geringerem Risiko erzielen ließ.[23]

In der Wendephase oder Turnaround-Stage finden Finanzierungen für Unternehmen statt, die sich aufgrund von finanziellen, rechtlichen oder operativen Schwierigkeiten in einer Krisensituation befinden. Auch hier gibt es wiederum spezialisierte Private Equity-Fonds, die Kapital für die Restrukturierung zur Verfügung stellen.[24]

Lag der Anteil von Buy-out -Transaktionen am europäischen Private Equity-Markt 1990 noch bei ca. 40 Prozent des finanziellen Gesamtvolumens[25], so betrug er im Jahr 2002 bereits ca. 60 Prozent (≙ ca. 16,9 Milliarden Euro) und ist bis heute auf fast 70 Prozent (≙ 48,8 Milliarden Euro) angestiegen. Daneben spielen vor allem Beteiligungen in Expansionsphasen mit ca. 15 Prozent eine große Rolle. Seed - und Start-up -Beteiligungen besitzen bezogen auf das Gesamtvolumen zwar lediglich einen Anteil von weniger als 10 Prozent, machen aber über 30 Prozent bei der Gesamtanzahl der Investitionen aus.[26] In den USA spielen die Buy-out -Fonds mit einem Anteil von etwa 90 Prozent bezogen auf das finanzielle Gesamtvolumen noch eine weitaus größere Rolle.[27]

2.3 Marktstruktur und -teilnehmer

Unter Private Equity wird im Allgemeinen das Engagement einer Beteiligungsgesellschaft mit Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Mitteln an verschiedenen Unternehmen verstanden. Daneben existieren aber auch andere Formen von privatem Beteiligungskapital.[28] Die Unterschiede zwischen den einzelnen Formen liegen in erster Linie in den verschiedenen Risikoniveaus begründet.[29]

Während junge Unternehmen das höchste Risiko bergen, können sie aufgrund ihrer geringen Größe von Einzelpersonen finanziert werden. Dagegen erfolgt vor allem die Finanzierung sehr großer Zielunternehmen in der Regel nicht allein durch einen einzelnen Fonds, sondern häufig durch eine Syndizierung mit weiteren Parteien. Dazu können weitere Private Equity-Gesellschaften, Kreditinstitute, spezialisierte Mezzanine -Fonds, Industrieunternehmen oder vermögende Privatpersonen gehören.[30]

2.3.1 Direktinvestitionen

Das größte Risiko gehen Investoren mit einer direkten Beteiligung ein. Die Renditeverteilung, die sich aus einer direkten Beteiligung ergibt, zeichnet sich durch eine große Schiefe sowie Breite aus. So ist hier zwar die Wahrscheinlichkeit einer extremen Wertsteigerung (mindestens ein Verzehnfachen des eingesetzten Kapitals) in über 10 Prozent der Fälle am höchsten, doch führen ca. 30 Prozent der Direktinvestitionen zu einem Totalausfall.[31]

Ferner müssen die Investoren hier selbst über das nötige Know-how verfügen, um ein potenzielles Investment auszumachen und eine Wertsteigerung in den übernommenen Unternehmen herbeiführen zu können.[32] Darüber hinaus bringen diese Investoren neben ihrem Know-how auch ein gutes Business-Netzwerk in die Geschäftsbeziehung ein.[33]

Steht allerdings nicht allein der Gewinn einer Investition im Vordergrund, sondern auch die Motivation, aktiv an der Unternehmensentwicklung beteiligt zu sein und junge Unternehmensgründer zu unterstützen, engagieren sich vor allem vermögende Privatpersonen in Form von Business Angels direkt an überwiegend kleinen und jungen Unternehmen.[34]

Business Angels begleiten die Unternehmen in den ersten Finanzierungsrunden und verkaufen ihre Beteiligungen in der Regel danach an Venture Capital -Fonds oder begleiten mit diesen zusammen das Unternehmen bis zu einem Weiterverkauf, z. B. in Form eines Börsengangs.[35]

2.3.2 Beteiligungsgesellschaften

Die am weitesten verbreitete Art einer Private Equity-Beteiligung ist wie bereits angedeutet eine Beteiligungsgesellschaft in Form eines Private Equity Fonds. Die Gesellschaft tritt bei einem Fonds als Finanzintermediär zwischen den Investoren (größtenteils Banken und Versicherungen, Pensions- und Staatsfonds, Dachfonds) und den Investitionsobjekten auf.[36] Dabei schwankt die Anzahl der Unternehmen in einem Private Equity-Fonds im Allgemeinen zwischen 10 und 30.[37]

Bei Private Equity-Fonds besteht im Allgemeinen die Struktur einer Gesellschaft mit einseitig beschränkten Mitsprache- und Kontrollrechten (Limited Partnership). Der Private Equity-Fonds agiert als aktiver Teilhaber bzw. General Partner. In diesem Zusammenhang werden in der Fachliteratur die Begriffe Fonds, Fondsmanager und General Partner häufig synonym verwendet.[38] Die beschränkten Teilhaber bzw. Limited Partner stellen in der Regel etwa 99 Prozent und damit den Großteil des Kapitals zur Verfügung. Sie besitzen aber darüber hinaus nur über eingeschränkte Mitspracherechte.[39] Die Partnerschaft zwischen dem General Partner und den Limited Partnern kann mit der Struktur einer deutschen Kommanditgesellschaft verglichen werden, in der mindestens ein Kommanditist (Limited Partner) und ein Komplementär (General Partner) existieren.[40]

Die Beteiligung der Limited Partner in Form des zugesagten Kapitals (Commited Capital) wird in der Regel nicht sofort und nicht vollständig einbezahlt, sondern erst, wenn es von dem General Partner abgerufen wird. Deshalb müssen die Investoren von zweifelsfreier Bonität sein und jederzeit ihren Verpflichtungen nachkommen können. Ansonsten können Strafen fällig werden.[41]

Die Private Equity-Häuser übernehmen zudem häufig die Kontrolle der Unternehmensfinanzierung und bilden das Bindeglied zwischen dem Portfoliounternehmen und dem Kapitalmarkt bzw. anderen Intermediären. Dabei werden in der Regel zahlreiche Kontakte und Netzwerke genutzt.

In regelmäßigen Abständen – üblicherweise quartalsweise schriftlich und einmal jährlich persönlich – berichten die Fondsmanager über wichtige Aktivitäten und Entwicklungen im Private Equity-Fonds. Entspricht die Entwicklung im Private Equity-Fonds nicht den Erwartungen der Investoren, steht diesen als Sanktionsmöglichkeit ggf. die Kündigung von Bereitstellungsverpflichtungen offen.[42] In jedem Falle aber kann die Management-Gesellschaft über Vertrauens- und Mittelentzug in der Zukunft abgestraft werden.

Die Entlohnung der Fondsgesellschaft ist in einen fixen und einen erfolgsabhängigen Teil untergliedert. Im Zusammenhang mit den Vertragsbeziehungen zwischen General und Limited Partnern wird in Kap. 3.2 intensiver auf die Vergütung eingegangen.

Aus der Beziehung zwischen dem General und den Limited Partner resultieren Agency-Konflikte, denen in den Verträgen mit geeigneten Anreiz- und Kontrollstrukturen Rechnung getragen werden muss. In Folge der hohen Informationskosten zur Beurteilung der unterschiedlichen Investitionsmöglichkeiten bzw. der bereits bestehenden Engagements besteht eine ausgeprägte Informationsasymmetrie zwischen beiden Partnern.[43]

Darüber hinaus besteht für den General Partner ein Anreiz, risikoreichere Investitionen zu tätigen. Die General Partner sind am Gewinn des Private Equity-Fonds beteiligt und ggf. direkt an den Zielunternehmen. Der finanzielle Einsatz ist verhältnismäßig gering, potenzielle Erträge dagegen unbeschränkt. Dies führt tendenziell zu sehr rentablen aber auch risikoreichen Investitionen der General Partner.[44]

Die Dauer der Partnerschaft bzw. die Lebensdauer eines Private Equity-Fonds ist in den meisten Fällen zeitlich begrenzt und beträgt je nach Investitionsfokus 5 bis 15 Jahre (Closed-end Funds). Vorzeitige Liquidationen sind häufig nur mit hohen Werteinbußen möglich und die Fondsanteile sind – wenn überhaupt – nur schwer übertragbar. Eine Ausnahme bilden die sogenannten Evergreen Fonds, deren Lebensdauer unbegrenzt ist (Open-end Funds).[45]

2.3.3 Dachfonds und Publikumsfonds

Private Equity-Dachfonds (Funds of Funds) investieren häufig in 20 Private Equity-Fonds und damit indirekt in über 100 Beteiligungen an unterschiedlichen Unternehmen. Damit erreicht ein Investor eine breite Risikodiversifikation, über die eine symmetrische Renditeverteilung mit wenig ausgeprägten Verteilungsenden und einer geringen Anzahl von Totalausfällen erzielt wird.[46]

Die Struktur einer Dachfonds-Beteiligung ist ähnlich der einer Beteiligung über einen Private Equity-Fonds. Auch hier stellen Investoren Limited Partner dar, die den Fonds Kapitalzusagen erteilen. Neben dem Diversifikationseffekt bieten Dachfonds eine Reihe von weiteren Vorteilen. Vor allem der Zugang zu erfolgreichen Private Equity-Fonds über eine häufig jahrelange Zusammenarbeit und eine bessere Verhandlungsbasis gegenüber den Private Equity-Fonds aufgrund des zur Verfügung stehenden Kapitals seien hier als weitere wichtige Vorteile genannt.[47]

[...]


[1] Vgl. Handelsblatt (2009).

[2] Vgl. Hepp (2006), S. 38f.

[3] Vgl. Reuters (2009).

[4] S. EVCA (2009).

[5] Vgl. Bader (1996), S. 10.

[6] Vgl. Groh (2004), S. 19.

[7] Vgl. Bader (1996), S. 4.

[8] Vgl. Bader (1996), S. 5.

[9] Vgl. Bader (1996), S. 10f.

[10] Vgl. Groh (2004), S. 16f.

[11] Vgl. Busack & Kaiser (2006), S. 17ff und Grabherr (2003), S. 337ff.

[12] Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Grabherr (2003), S. 339 und Kraft (2001), S. 4.

[13] Vgl. Grabherr (2003), S. 339.

[14] Vgl. Busack & Kaiser (2006), S. 20.

[15] Vgl. Förderland (2007).

[16] Vgl. Grabherr (2003), S. 339.

[17] Vgl. Grabherr (2003), S. 340.

[18] Vgl. Grabherr (2003), S. 340.

[19] Vgl. Grabherr (2003), S. 340.

[20] Vgl. Busack & Kaiser (2006), S. 22f.

[21] Vgl. Grabherr (2003), S. 430f. und Busack & Kaiser (2006), S. 22f.

[22] Vgl. Kacis (2009), S. 9.

[23] Vgl. Busack & Kaiser (2006), S. 23.

[24] Vgl. Kraft (2001), S. 4.

[25] Vgl. Kaserer & Diller (2007), S. 60.

[26] Vgl. EVCA (2007), S. 72.

[27] Vgl. Hepp (2006), S. 27.

[28] Vgl. Grabenwarter & Weidig (2005), S. 16f.

[29] Vgl. Grabenwarter & Weidig (2005), S. 4.

[30] Vgl. Groh (2004), S. 19.

[31] Vgl. Grabenwarter & Weidig (2005), S. 4f.

[32] Vgl. Grabenwarter & Weidig (2005), S. 5.

[33] Vgl. Kaserer & Diller (2007), S. 41f.

[34] Vgl. Grabherr (2003), S. 343 und Kapitel 2.2.

[35] Vgl. Grabherr (2003), S. 343.

[36] Vgl. Grabenwarter & Weidig (2005), S. 16f.

[37] Vgl. Grabenwarter & Weidig (2005), S. 5.

[38] Vgl. Kocis (2009), S. 16.

[39] Vgl. Kaplan & Schoar (2005), S. 4.

[40] Vgl. Groh (2004), S. 22.

[41] Vgl. Groh (2004), S. 23.

[42] Vgl. Groh (2004), S. 28.

[43] Vgl. Groh (2004), S. 25.

[44] Vgl. Groh (2004), S. 24.

[45] Vgl. Bassi & Grant (2006), S. 122 und Groh (2004), S. 23.

[46] Vgl. Grabenwarter & Weidig, S. 5f.

[47] Vgl. Grabenwarter & Weidig, S. 146f.

Fin de l'extrait de 77 pages

Résumé des informations

Titre
Private Equity Investments. Fondsperformance und Benchmarks
Université
University of Cologne
Note
2,0
Auteur
Année
2009
Pages
77
N° de catalogue
V142580
ISBN (ebook)
9783640530380
ISBN (Livre)
9783640530144
Taille d'un fichier
1385 KB
Langue
allemand
Mots clés
Private Equity, Performance, Fondsperformance, Benchmark, Benchmarks, Privates Beteiligungskapital, Buyout, Venture Capital, LBO, MBO, VC
Citation du texte
Thomas Börger (Auteur), 2009, Private Equity Investments. Fondsperformance und Benchmarks, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142580

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