Nach dem Beginn der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit fanden die Frauen aus dem Blickwinkel der Forschung lange Zeit keine Beachtung. Die Aufmerksamkeit der Forschung und Wissenschaft lag in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fast ausschließlich auf der Emigration der Männer. Berühmte Exilantinnen gibt es wenig. Nur in Zusammenhang mit männlichen Exilierten tauchten Frauen hin und wieder auf, dann allerdings meist als „die Frau von“ oder „die Frau an seiner Seite“. Erst in den 80er Jahren begann die systematische Untersuchung der Situation der Frauen im Exil. Besonders bei der Erforschung der Alltagssituation war es erforderlich, mit Zeitzeuginnen zu sprechen. Die Frage nach den Lebensumständen, der Wohnsituation und dem Gelderwerb, um nur einige Bereiche zu nennen, spielten in diesem Zusammenhang eine spezifische Rolle.
Zur Geschichte des Exils gehört die Geschichte der Frauen. Frauen ergriffen lebenstüchtig Initiative und vollbrachten viel kleines Heldentum. Von den nach 1933 aus dem durch die Nationalsozialisten beherrschten Deutschland vertriebenen Flüchtlingen waren etwa die Hälfte Frauen. Diese verdienten häufig den Lebensunterhalt für sich und/oder ihre Ehemänner bzw. Familien in Berufen, die sie nicht gelernt hatten. Sie spendeten ihren verzweifelten Männern Trost und gaben ihnen Hoffnung, eine Hoffnung, die sie selbst teils nicht besaßen. Im Exil übten sie die unterschiedlichsten Tätigkeiten aus und verzichteten dabei, zugunsten des Mannes, häufig auf ihre ursprünglichen Berufe. Andere tauschten ihr Hausfrauendasein gegen die Erwerbstätigkeit ein.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
TEIL 1: EMIGRATION UND EXIL - RAHMENBEDINGUNGEN UND DEFINITIONEN
1 Geschichtlicher Hintergrund
1.1 Anlässe und historische Rahmenbedingungen der Emigration
1.2 Zahlen und Fakten
2 Definitionen und Erläuterungen zum besseren Verständnis
2.1 Die Emigration
2.2 Das Exil
TEIL 2: STATIONEN DER EMIGRATION UND DIE SPEZIFISCHE ROLLE DER FRAUEN
3 Der Weg in die Fremde
3.1 Der Abschied
3.2 Die Flucht
3.3 Die Ankunft
4 Das Alltagsleben und die Lebensbedingungen im Exil
4.1 Der tägliche Existenzkampf der Frauen - Frauen mit Familie oder Ehemann im Exil
4.2 Die weiblichen „Emigrationsberufe“
4.3 Der Spracherwerb
5 Das Exil der Frauen: Chance oder Barriere?
5.1 Das Exil als Beitrag zur Veränderung des Rollenbildes Emanzipation der Frauen?
5.2 Das Exil als Chance oder als Rückschritt?
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
EINLEITUNG
Nach dem Beginn der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit fanden die Frauen aus dem Blickwinkel der Forschung lange Zeit keine Beachtung. Die Aufmerksamkeit der Forschung und Wissenschaft lag in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fast ausschließlich auf der Emigration der Männer[1]. Berühmte Exilantinnen gibt es wenig. Nur in Zusammenhang mit männlichen Exilierten tauchten Frauen hin und wieder auf, dann allerdings meist als „die Frau von“ oder „die Frau an seiner Seite“. Erst in den 80er Jahren begann die systematische Untersuchung der Situation der Frauen im Exil. Besonders bei der Erforschung der Alltagssituation war es erforderlich, mit Zeitzeuginnen zu sprechen. Die Frage nach den Lebensumständen, der Wohnsituation und dem Gelderwerb, um nur einige Bereiche zu nennen, spielten in diesem Zusammenhang eine spezifische Rolle[2].
Zur Geschichte des Exils gehört die Geschichte der Frauen. Frauen ergriffen lebenstüchtig Initiative und vollbrachten viel kleines Heldentum[3]. Von den nach 1933 aus dem durch die Nationalsozialisten beherrschten Deutschland vertriebenen Flüchtlingen waren etwa die Hälfte Frauen[4].
Diese verdienten häufig den Lebensunterhalt für sich und/oder ihre Ehemänner bzw. Familien in Berufen, die sie nicht gelernt hatten. Sie spendeten ihren verzweifelten Männern Trost und gaben ihnen Hoffnung, eine Hoffnung, die sie selbst teils nicht besaßen[5]. Im Exil übten sie die unterschiedlichsten Tätigkeiten aus und verzichteten dabei, zugunsten des Mannes, häufig auf ihre ursprünglichen Berufe. Andere tauschten ihr Hausfrauendasein gegen die Erwerbstätigkeit ein[6].
Weil die Erforschung des weiblichen Exils erst, wie bereits erwähnt, spät einsetzte, ergaben sich bei der Literaturrecherche einige Schwierigkeiten, die darin zum Ausdruck kommen, dass in der vorliegenden Arbeit keine Zeitschriften als Quellen herangezogen werden konnten. Zum Thema Emigration gibt es zwar ausreichend Literatur, doch zum Thema „Frauen im Exil“ ist im zugänglichen Zeitschriftenbereich im Bezug auf diese Arbeit keine Fundstelle zu ermitteln gewesen. In der Literatur wird zudem hauptsächlich die Emigration der Frauen in die USA beschrieben, weshalb sich die Hausarbeit auf dieses Emigrationsland beschränkt.
Die Hausarbeit ist in vier Teile unterteilt:
- Einleitung
- Teil 1: Emigration und Exil - Rahmenbedingungen und Definitionen
- Teil 2: Stationen der Emigration und die spezifische Rolle der Frauen dabei
- Zusammenfassung
Der Einleitung , einem ersten Teil, der in zwei Abschnitte aufgeteilt ist, in denen neben den historischen Rahmenbedingungen auch Grundbegriffe zum besseren Verständnis definiert und erklärt werden, einem zweiten Teil, der sich mit den Stationen der Emigration und der spezifischen Rolle der Frauen dabei beschäftigt und der aus drei Abschnitten besteht. Zunächst wird der Weg in die Fremde näher beleuchtet, anschließend spielt der tägliche Existenzkampf der Frauen im Exil eine wichtige Rolle. Desweiteren wird die Frage geklärt, ob die Emigration eine Chance oder eine Barriere für die Frauen war. Die Zusammenfassung beendet die Arbeit.
1 GESCHICHTLICHER HINTERGRUND
1.1 ANLÄSSE UND HISTORISCHE RAHMENBEDINGUNGEN DER EMIGRATION
Die nationalsozialistische Machtübernahme am 30. Januar 1933 stellt wohl den Anfang der systematischen Vertreibung von politischen, intellektuellen, literarischen und künstlerischen Gegner des NS-Regimes dar[7]. Schon der Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 wurde genutzt, um unliebsame politische Gegner zu beseitigen[8]. Nicht allein politische Gegner und Intellektuelle mussten um ihr Leben bangen und verließen in einer ersten Emigrationswelle ab dem Frühjahr und Sommer 1933 das Land, denn mit dem Erhalt der Macht, begann auch die „Lösung der Judenfrage“ Gestalt anzunehmen[9]. Was folgte waren Terror und Expansionen des NS-Staates in ganz Europa. Dazu gehörte die Errichtung des austrofaschistischen Ständestaates in Österreich 1934 (der „Anschluss“ erfolgte 1938), die Annexion der Sudetengebiete und die Zerschlagung der Tschechoslowakei[10]. Die Konsequenzen dieser „Gebietserweiterungen“ waren für die Emigranten schwerwiegend. Das für sicher gehaltene Fluchtland wurde zur Falle und zur Bedrohung und führte dazu, dass die Betroffenen wie Gejagte von einem Land zum nächsten fliehen mussten[11].
1.2 ZAHLEN UND FAKTEN
Zum Zeitpunkt der Machtübernahme lebten in Deutschland rund 500 000 Juden[12] [13]. Später kamen etwa 185 000 österreichische Juden hinzu. 1933 verließen rund 38 000 Juden Deutschland, 1934 knapp 23 000 und 1935 wiederum 21 000[14]. Die Nürnberger Rassengesetzte vom 15. September 1935 hatten zur Folge, dass 25 000 Juden im Jahr 1936 emigrierten[15]. Im Jahr 1937 waren es noch einmal 23 000 Menschen, die sich gezwungen sahen, ihre Heimat zu verlassen. Die größten Auswanderungswellen verzeichneten die Jahre 1938 und 1939 mit 33 000 - 40 000 bzw. 75 000 - 80 000 Menschen. Die Gründe lagen zum einen in der verschärften judenfeindlichen Politik des NS-Staates, zum anderen verfehlten die Austreibung der polnischen Juden im Oktober und die Novemberpogrome ihre Wirkung nicht.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatte verheerende Folgen für die Bedrohten, da er das Ende vieler Auswanderungsmöglichkeiten bedeutete. So schlossen diplomatische Vertretungen ihre Pforten und bisher zur Verfügung gestandene Transport- und Reisemöglichkeiten fielen weg. 1940 gelang nur noch 15 000 Juden die Flucht. Trotz des Auswanderungsverbotes 1941 entkamen zwischen 1942 und 1945 noch 8 500 Menschen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in den Jahren 1933 - 1941 257 000 - 273 00 Juden das Dritte Reich verließen. Insgesamt wird die jüdische Emigration auf 278 500 Menschen geschätzt[16]. Die Zahl der Juden, die von 1933 bis 1944 allein in die USA flohen, wird mit rund 130 000 Menschen angegeben.
Das politische Exil wird in einem Zeitraum von 1933 bis 1939 insgesamt mit 30 000 Personen beziffert[17]. Darunter befanden sich Sozialdemokraten, Kommunisten und aus anderen Gründen politisch Verfolgte. Die Zahl der exilierten Vertreter aus Literatur, Publizistik und Presse wird insgesamt mit etwa 3000 Personen angegeben.
2 DEFINITIONEN UND ERLÄUTERUNGEN ZUM BESSEREN VERSTÄNDNIS
Leichte Verwirrung entsteht bei der Lektüre der zur Emigration verfassten Literatur. Es werden Begriffe verwendet, wie „Exil“ und „Emigration“. Daraus folgt die berechtigte Frage: Wann wird welcher Begriff angewandt und unterscheiden sie sich voneinander?
Gleich zu Anfang sei erwähnt, dass keine allgemeingültige Definition für „Emigration“ in der Literatur zu finden ist. Zu dem selben Ergebnis scheint die Recherche nach dem Begriff „Exil“ zu führen. Zudem ist festzustellen, dass die Autoren keine klare Trennung zwischen den beiden Bezeichnungen vornehmen. Im Folgenden wird trotzdem der Versuch gemacht, das breite Spektrum der teilweise voneinander abweichenden Definitionen kurz und knapp auf einen Nenner zu bringen und eventuelle Unterschiede aufzuzeigen.
2.1 DIE EMIGRATION
In MEYERS GROßEM TASCHENLEXIKON heißt es, die „Emigration“ ist das freiwillige oder erzwungene Verlassen des Heimatlandes. Dies kann aus religiösen, politischen, ökonomischen oder ethnischen Gründen geschehen. Die „Emigration“ tritt vor allem aber an solchen Orten auf, an denen sich eine Diktatur immer stärker ausbreitet und mit wachsendem Druck von den Bürgern eine bestimmte Gesinnung verlangt wird[18].
Zu einer ähnlichen Definition kommt DAS LEXIKON DER DEUTSCHEN GESCHICHTE. Hier wird die Emigration als das „durch politische, religiöse oder ethnische Diskriminierung verursachte, freiwillige oder staatlich verfügte Wegziehen in ein anders Land“[19] erklärt.
Die Emigration zwischen 1933 und 1945 bestand weit über 90 Prozent aus Juden oder aus von den Nationalsozialisten zu Juden erklärten Menschen[20]. Dabei sind die Vereinigten Staaten von Amerika als das klassische Einwanderungsland zu bezeichnen. Von den Vertriebenen aus dem nationalsozialistischen Herrschaftsbereich[21] fanden dort ungefähr 130 000 Personen Zuflucht[22].
Der Fokus der Hausarbeit richtet sich aus diesem Grund in erster Linie auf die Emigrantinnen, die ab 1933 nach Amerika gingen.
2.2 DAS EXIL
Abgeleitet aus dem römischen Recht, bedeutet „Exil“ die Verbannung durch einen erzwungenen Ortswechsel. Heute wird unter dem Wort „Exil“ der Aufenthalt im Ausland verstanden, der ebenso wie bei der Definition der „Emigration“ durch Flucht aus politischen, religiösen oder rassischen Gründen ausgelöst wurde[23]. HEINZ KÜHN beschreibt das Exil in seinem Buch „Widerstand und Emigration“ als eine Münze, mit der immer wieder Menschen in aller Welt für ihre Gesinnung bezahlen mussten[24].
Der Unterschied zwischen der Verwendung von „Emigration“ und „Exil“ muss wohl darin gesehen werden, dass der Begriff „Emigration“ (v.a. von den Juden verwendeter Begriff) unter dem Gesichtspunkt zum Einsatz kommt, wenn sie ohne Hoffnung und Aussicht auf eine Rückkehr nach Deutschland angetreten wurde[25], der Begriff „Exil“ hingegen dann verwendet wird, wenn der Aufenthaltsort als Station des Widerstandes und als Wartesaal (v.a. die politischen Gegner), aus dem man in die Heimat zurückkehrte, gesehen wurde[26].
[...]
[1] Vgl. BACKHAUS-LAUTENSCHLÄGER (1991), S. 1
[2] Vgl. HANSEN-SCHABERG/SCHMEICHEL-FALKENBERG (2000), S. 155-158.
[3] Vgl. KREIS (1984), S. 35.
[4] Vgl. BACKHAUS-LAUTENSCHLÄGER (1991), S. 1-11.
[5] Vgl. KROHN (1993), S. 19
[6] Ebd., S. 240
[7] Vgl. KROHN (1998), S. 2.
[8] Vgl. BENZ (2001), S. 43.
[9] Ebd., S. 50.
[10] Ebd., S. 44.
[11] Vgl. KRAUSS (2001), S. 20.
[12] Anmerkung: Alle Zahlen sind nur Näherungswerte.
[13] Vgl. ERDMANN (1976), S. 416.
[14] Vgl. BACKHAUS-LAUTENSCHLÄGER (1991), S. 26.
[15] Vgl. BENZ (2002), S. 61- 65.
[16] Vgl. BACKHAUS-LAUTENSCHLÄGER (1991), S. 26-30.
[17] Vgl. BENZ (2001), S. 44.
[18] Vgl. MEYERS GROSSES TASCHENLEXIKON (1995), S. 127.
[19] LEXIKON DER DEUTSCHEN GESCHICHTE (1999), S. 132.
[20] Vgl. KRAUSS (2001), S. 125.
[21] Ebd., S. 9.
[22] Vgl. BACKHAUS-LAUTENSCHLÄGER (1991), S. 25.
[23] Vgl. LEXIKON DER DEUTSCHEN GESCHICHTE (1999), S. 144.
[24] Vgl. KÜHN (1980), S. 161.
[25] Vgl. BENZ (2001), S. 105.
[26] Vgl. KÜHN (1980), S.171.
- Arbeit zitieren
- Sarah Luscher (Autor:in), 2004, Frauen in der Emigration - Ihre Rolle im Exil zwischen Anpassung und Selbstbehauptung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142705
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