Können moralische Konflikte einer demokratischen Gesellschaft gelöst werden? Wie kann damit angemessen umgegangen werden? Wie können trotz moralischer Konflikte gerechtfertigte und vernünftige Entscheidungen gefunden werden? Bietet die politische Theorie geeignete Modelle an? Wo liegen die Chancen und Grenzen dieser Modelle?
Gutmann/Thompson beschreiben deliberative Demokratie als das Modell, das diese Fragen am besten klären kann: „Deliberation is the most way for citizens collectively to resolve their moral disagreements not only about policies but also about the process by which policies should be adopted.“ Sie fordern: „When democratic citizens disagree about public policy, what should they do? They should deliberate with one another, seeking moral agreement when they can, and maintaining mutual respect when they cannot.” – Ist dieses Konzept ein angemessenes Lösungsmodell?
Um den eingangs gestellten Fragen nachzugehen, stellt die Hausarbeit deskriptiv das Modell deliberativer Demokratie nach Gutmann/Thompson dar und geht auf die daran geübte Kritik näher ein. Inhaltlich werden bei der Untersuchung der These der Angemessenheit des Modell zur Bearbeitung moralischer Uneinigkeit und zur Entscheidungsfindung in kulturell pluralistischen Gesellschaften u.a. die Fragen verfolgt, ob die Methode der Deliberation auf Politik anwendbar ist, ob Deliberation das in Demokratien auftretende Problem der Exklusion von Minderheiten lösen kann, ob deliberative Demokratie umsetzbar ist und ob die Agenda der Deliberation angemessen ist.
Nicht näher eingegangen wird daher auf andere Modelle deliberativer Demokratie, wie sie von Habermas, Schmalz-Bruns, Fishkin, Benhabib u.a. vorgelegt wurden. Ergebnisse und Bewertungen werden daher nahe am Modell nach Gutmann/Thompson und der explizit daran geübten Kritik ausgerichtet sein.
Zunächst wird die deliberative Demokratie allgemein und hinsichtlich Diskussionsverlauf erläutert, bevor im 3. Kapitel ausführlicher das Modell nach Gutmann/Thompson dargestellt wird. In Kapitel 4 setzt sich die Arbeit kritisch mit der Theorie und ihrer inneren Logik, der Auswahl der Begründungsbeispiele, der Umsetzbarkeit und normativ mit dem Anspruch der deliberativen Demokratie als Lösung moralischer Uneinigkeit auseinander. Der Schluss fasst die Kernergebnisse zusammen und gibt eine Bewertung des Modells unter Berücksichtigung der Kernfragestellung.
Inhaltsverzeichnis
- Demokratie und Uneinigkeit
- Deliberative Demokratie - ein Abriss
- Definition
- Theorieverortung
- Verlauf der Diskussion und Forschungsstand
- Deliberative Demokratie nach Gutmann/Thompson
- Begründung der deliberativen Demokratie
- Den Prozess konstituierende Bedingungen
- Inhaltliche Bedingungen
- Deliberative Demokratie im Spiegel der Kritik
- Übersicht über die Kritik
- Ist Deliberation eine Methode der Politik?
- Wirkt deliberative Demokratie Exklusion entgegen?
- Ist deliberativen Demokratie umsetzbar?
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Konzept der deliberativen Demokratie nach Gutmann/Thompson. Sie untersucht, ob dieses Modell geeignet ist, moralische Uneinigkeit in einer demokratischen Gesellschaft angemessen zu bearbeiten. Dabei geht sie der Frage nach, ob die Methode der Deliberation auf Politik anwendbar ist, ob sie Exklusion entgegenwirkt, ob sie umsetzbar ist und ob ihre Agenda angemessen ist.
- Das Modell der deliberativen Demokratie nach Gutmann/Thompson
- Anwendbarkeit der Deliberation auf Politik
- Die Fähigkeit der deliberativen Demokratie, Exklusion entgegenzuwirken
- Umsetzbarkeit der deliberativen Demokratie
- Die Angemessenheit der Agenda der Deliberation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar: Wie kann mit moralischen Konflikten in einer demokratischen Gesellschaft angemessen umgegangen werden? Das zweite Kapitel bietet einen Abriss des Modells der deliberativen Demokratie, definiert den Begriff der Deliberation und erläutert die theoretische Verortung des Modells sowie die Entwicklung der Diskussion und des Forschungsstandes.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf das Modell der deliberativen Demokratie nach Gutmann/Thompson. Es erläutert die Begründung des Modells, die konstituierenden Bedingungen des Prozesses und die inhaltlichen Bedingungen für die Deliberation. Das vierte Kapitel befasst sich kritisch mit der Theorie, ihrer inneren Logik, der Auswahl der Begründungsbeispiele, der Umsetzbarkeit und dem Anspruch der deliberativen Demokratie als Lösung moralischer Uneinigkeit.
Schlüsselwörter
Deliberative Demokratie, Gutmann/Thompson, Moralische Uneinigkeit, Deliberation, Politische Theorie, Exklusion, Entscheidungsprozess, Entscheidungsfindung, Kulturelle Pluralität, Demokratie.
- Citation du texte
- Anna Milena Jurca (Auteur), 2006, Deliberatives Demokratiemodell nach Guttman/Thompson, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142745