Das europäische Integrationsbestreben ist nicht zuletzt als Konsequenz der Zerstörungen, mit welchen die beiden Weltkriege Europa überzogen haben, zu verstehen. In einem Europa, das politisch wie wirtschaftlich miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten vermag, sind Sicherheit und Wohlstand von höherer Erreichbarkeit, so die Lehre aus der nationalistisch wie imperialistisch geprägten europäischen Geschichte.
Bis zur heutigen Europäischen Union mit ihren beständig weiterentwickelten supranationalen Charakteristika, hat die Integration in Europa diverse Etappen absolviert. Die am 1.Mai 2004 abgeschlossene Erweiterung der Europäischen Union von 15 auf 25 Mitgliedsstaaten wird zweifelsfrei von Einfluß auf die Geschwindigkeit wie auch die Ausrichtung der zukünftigen Entwicklung der Union sein.
Der unter Federführung von Valéry Giscard d’ Estaing erarbeitete Verfassungsentwurf, der die römischen Gründungs- und andere Vertragswerke ersetzen soll, ist dabei ein entscheidender Schritt für die Fortentwicklung der Europäischen Union. Nach der Unterzeichnung des Verfassungsvertrages durch die Regierungschefs der 25 Mitgliedsstaaten Ende Oktober 2004, wird die Verfassung Anfang 2007 in Kraft treten, vorrausgesetzt sie wird von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert. In einigen Mitgliedsstaaten, darunter Großbritannien, wird per Referendum diese Entscheidung dem Volke überlassen werden. Dabei hat eine im Auftrage der Europäischen Kommission durchgeführte Umfrage unter 25 000 Bürgern aller 25 EU-Mitgliedsstaaten ergeben, daß jeder Dritte nichts von der Existenz der Verfassung weiß. In Großbritannien ist es jeder Zweite. Darüber hinaus ist Großbritannien das einzige Land, in welchem sich eine Ablehnung der Verfassung im Falle der Volksabstimmung abzeichnet.
„Wenn die Briten Europa sagen, dann meinen sie meist den Kontinent. Ihre Insel zählen sie nicht dazu. Somit gehört Skepsis gegenüber der EU fast zur kulturellen Grundausstattung des Landes. Bei Teilen der konservativen Opposition ist daraus im Laufe der Jahre eine offene Feindschaft gegen den vermeintlichen „Brüsseler Superstaat“ geworden.“
Es soll nun im Folgenden die europaskeptische bis –feindliche Haltung der britischen Bevölkerung, und die Wechselwirkung ebendieser in Bezug auf die Politik des Staates gegenüber den europäischen Partnern, beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Teilbereich I:
- Einleitung
- Teilbereich II:
- Großbritanniens Rolle in der Integration Europas im 20. und 21. Jahrhundert
- Großbritanniens Politik nach dem Zweiten Weltkrieg
- Britischer Widerstand von der Montanunion bis zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
- Großbritanniens Hürden auf dem Kurswechsel zum Beitritt zur Europäischen (Wirtschafts-)Gemeinschaft
- Konsequenzen des Beitritts zur Europäischen Gemeinschaft
- Die Entwicklung der Europäischen Union unter britischem Einfluß
- Einfluß der Presse auf die britische Öffentlichkeit im europäischen Kontext
- Großbritanniens Öffentlichkeit gegenüber der europäischen Integration
- Teilbereich III:
- Die menschliche Psyche als Hort des Feindbildes
- Die drei psychischen Instanzen: Das Ich, das Es und das Über-Ich
- Reproduktion von Feindbildern innerhalb der britischen Gesellschaft
- Teilbereich IV:
- Die Rolle des Feindbildes als Fundament der anti-europäischen Politik Großbritanniens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle gesellschaftlich reproduzierter Feindbilder in der britischen Gesellschaft im Kontext der europäischen Integration. Sie beleuchtet, wie diese Feindbilder als Hindernis für die europäische Integrationspolitik agieren und welche psychologischen Mechanismen dahinterstecken.
- Großbritanniens Rolle in der Entwicklung der Europäischen Union und der vorangegangenen europäischen Integrationsprojekte
- Die Untersuchung anti-europäischer Feindbilder in Großbritannien unter Verwendung der Instanzentheorie von Sigmund Freud
- Die Analyse der Funktionsweise von Feindbildern als Fundament anti-europäischer Politik in Großbritannien
- Die Relevanz der britischen Presse und ihrer Rolle in der Meinungsbildung zum Thema europäische Integration
- Die Beziehung zwischen gesellschaftlich reproduzierten Feindbildern und der britischen Psyche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Thematik einführt und die Relevanz der Untersuchung von gesellschaftlich reproduzierten Feindbildern für die europäische Integrationspolitik verdeutlicht.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die historische Rolle Großbritanniens in der europäischen Integration analysiert, beginnend mit der Nachkriegszeit und der Entwicklung von der Montanunion bis zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Hierbei wird der britische Widerstand gegen die europäischen Integrationsprojekte sowie die Herausforderungen und Konsequenzen des britischen Beitritts zur Europäischen Gemeinschaft beleuchtet.
Teilbereich III widmet sich der Untersuchung der menschlichen Psyche als Hort des Feindbildes. Hierbei wird Sigmund Freuds Instanzentheorie genutzt, um die Entstehung und Reproduktion von Feindbildern innerhalb der britischen Gesellschaft zu analysieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Themen und Konzepte: Europäische Integration, Anti-europäische Feindbilder, Großbritannien, Sigmund Freud, Instanzentheorie, Reproduktion von Feindbildern, Britische Presse, Öffentliche Meinung, Psychologie.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Sozialwiss. Merlin Holthoff (Autor:in), 2005, Gesellschaftlich reproduzierte Feindbilder als Hindernis europäischer Integrationspolitik am Beispiel Großbritanniens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142793