Edgar Allan Poe war Wegbereiter der Moderne. Bis heute konstituieren sich seine Geschichten als ästhetisch grauenhaft groteskes Faszinosum, in denen der Tod der schönen Frauen oftmals zum Zentrum des Geschehens erhoben wird. Als man Poe einst vorwarf in der Tradition des deutschen Schauerromans zu stehen, antwortete dieser gelassen: „Wenn in vielen meiner Arbeiten der Schrecken das Thema ist, so behaupte ich, dass dieser Schrecken nicht aus Deutschland, sondern aus der Seele kommt.“
Poe befördert die Abgründe des menschlichen Unterbewusstseins zu Tage und lässt diese mit Hilfe einer toten weiblichen Projektionsfläche Metaebenen eröffnen. So überschatten Tod und Verfall nicht nur jene Kurzgeschichte, welche ich in meinen folgenden Ausführungen genauer betrachten werde.
Mit „Morella“ lässt Poe verdrängte natürliche Bedürfnisse und Instinkte in Form eines übernatürlichen, weder für den namenlosen Erzähler noch den Rezipienten fassbaren, Dus zurückschlagen. Innerhalb meiner Arbeit werde ich erörtern inwieweit das weibliche Du zur Bedrohung heranwächst, die selbst über den Tod hinaus erhalten bleibt. Der weibliche Tod dient in diesem Falle lediglich der Transformation des Selbst und als ästhetischer Moment. Fokus bleibt jedoch das Ausloten der männlichen Identität anhand einer fragmentarisierten weiblichen Identität. Für diesen Prozess sind Umformung, Metamorphose und Verdopplung von essenzieller Bedeutung.
Als Vertreter der Black Romanticism offenbart Poe seinen Lesern nicht nur die „Nachtseite der Romantik“ sondern veranschaulicht in seinen Shortstories exemplarisch eine Sehnsucht nach dem Transzendenten. Indem er die Figur der Morella in eben diesen transzendenten Raum entrückt, den auch der Rezipient niemals fassen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- 1. Das sich wandelnde Ich: Fremder Wille und bedrohliches Du
- 2. Der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation
- 3. Auf der Suche nach Identität: Morella und das Doppelgängermotiv
- Epilog
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Edgar Allan Poes Kurzgeschichte "Morella" unter dem Aspekt der männlichen Identitätsfindung im Kontext einer rätselhaften und bedrohlichen weiblichen Figur. Der Fokus liegt auf der Analyse der Transformation des Ich-Erzählers durch seine Beziehung zu Morella und der Rolle des weiblichen Todes als ästhetisches Element dieser Transformation.
- Die Konstruktion männlicher Identität im Angesicht des "Anderen" (Morella).
- Der weibliche Tod als ästhetischer Moment und Katalysator der Transformation.
- Das Doppelgängermotiv und seine Bedeutung für die Auflösung der Identität.
- Die Ambivalenz der weiblichen Figur: Bedrohung und Faszination.
- Die Erforschung verdrängter Bedürfnisse und Instinkte im Werk Poes.
Zusammenfassung der Kapitel
Prolog: Der Prolog führt in die Thematik ein, indem er Poes Werk im Kontext der Moderne und des Schauerromans verortet. Er hebt die zentrale Rolle des weiblichen Todes in Poes Geschichten hervor und kündigt die Analyse von "Morella" an, in der der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation des männlichen Ichs interpretiert wird. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der ambivalenten Beziehung zwischen dem namenlosen Erzähler und Morella, sowie auf dem Einfluss Morellas auf die Identitätsfindung des Erzählers, die weit über deren Tod hinausgeht.
1. Das sich wandelnde Ich: Fremder Wille und bedrohliches Du: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen dem namenlosen Erzähler und Morella, die durch ein starkes Abhängigkeitsverhältnis und ein unerklärliches Gefühl der Anziehung geprägt ist. Morella erscheint als rätselhafte Figur, deren Wissen und Intellekt den Erzähler faszinieren, aber auch bedrohen. Ihre fehlende körperliche Anziehungskraft im traditionellen Sinne unterstreicht die intellektuelle und spirituelle Natur ihrer Beziehung. Die Analyse betont die Fremdheit Morellas als "das Andere", welches die psychische Ordnung des Erzählers stört und seine Identität in Frage stellt. Das Zitat "Morella's erudition was profound..." verdeutlicht die Überlegenheit Morellas und ihre Fähigkeit, den Erzähler zu beeinflussen.
2. Der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation: Dieses Kapitel dürfte die ästhetische Dimension des weiblichen Todes in Poes Werk untersuchen und die Rolle, die er bei der Transformation des Ich-Erzählers spielt, beleuchten. Es wird wahrscheinlich auf die literarischen und philosophischen Aspekte des Todes als ästhetisches Konzept eingehen und analysieren, wie Poe diesen Tod als Mittel der Charakterentwicklung und der Erforschung der menschlichen Psyche einsetzt. Der weibliche Tod wird nicht als ein tragisch-sentimental aufgeladenes Ereignis, sondern als ein ästhetisches Element betrachtet, welches die Handlung vorantreibt und die Identität der Figuren prägt.
3. Auf der Suche nach Identität: Morella und das Doppelgängermotiv: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage nach der Identität Morellas und des namenlosen Erzählers. Es dürfte das Doppelgängermotiv als zentralen Aspekt der Geschichte untersuchen und analysieren, wie es die komplexe Beziehung zwischen den beiden Figuren beeinflusst und die Identitätssuche des Erzählers widerspiegelt. Die Fragmentierung der weiblichen Identität und der Versuch des männlichen Protagonisten, seinen eigenen Schrecken durch die weibliche Projektionsfläche zu bewältigen, stehen dabei im Mittelpunkt. Die Untersuchung des Doppelgängermotivs wird vermutlich die Unmöglichkeit einer eindeutigen Identitätsbestimmung sowohl bei Morella als auch beim Erzähler aufzeigen.
Schlüsselwörter
Edgar Allan Poe, Morella, weiblicher Tod, Transformation, männliche Identität, Doppelgängermotiv, Fremdheit, Abhängigkeit, Ästhetik, Black Romanticism, Identitätssuche, verdrängte Instinkte.
Häufig gestellte Fragen zu "Morella": Eine Analyse der männlichen Identitätsfindung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Edgar Allan Poes Kurzgeschichte "Morella" mit dem Fokus auf die männliche Identitätsfindung des Ich-Erzählers im Kontext seiner Beziehung zu der rätselhaften und bedrohlichen Figur Morella. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle des weiblichen Todes als ästhetisches Element dieser Transformation.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht die Konstruktion männlicher Identität im Angesicht des "Anderen" (Morella), den weiblichen Tod als ästhetischen Moment und Katalysator der Transformation, das Doppelgängermotiv und dessen Bedeutung für die Auflösung der Identität, die Ambivalenz der weiblichen Figur (Bedrohung und Faszination) und die Erforschung verdrängter Bedürfnisse und Instinkte im Werk Poes.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in einen Prolog, drei Hauptkapitel und einen Epilog. Der Prolog führt in die Thematik ein. Kapitel 1 analysiert die Beziehung zwischen dem Erzähler und Morella, die durch Abhängigkeit und Anziehung geprägt ist, und Morellas Rolle als "das Andere", das die Identität des Erzählers in Frage stellt. Kapitel 2 untersucht die ästhetische Dimension des weiblichen Todes als Transformationsmoment. Kapitel 3 befasst sich mit dem Doppelgängermotiv und der Identitätsfindung von Morella und dem Erzähler. Der Epilog fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird der weibliche Tod in der Arbeit interpretiert?
Der weibliche Tod wird nicht als tragisch-sentimental, sondern als ästhetisches Element interpretiert, das die Handlung vorantreibt und die Identität der Figuren prägt. Er dient als Katalysator für die Transformation des männlichen Ichs.
Welche Rolle spielt das Doppelgängermotiv?
Das Doppelgängermotiv ist ein zentraler Aspekt der Geschichte und beeinflusst die komplexe Beziehung zwischen Morella und dem Erzähler. Es spiegelt die Identitätsfindung des Erzählers wider und zeigt die Unmöglichkeit einer eindeutigen Identitätsbestimmung beider Figuren auf.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Edgar Allan Poe, Morella, weiblicher Tod, Transformation, männliche Identität, Doppelgängermotiv, Fremdheit, Abhängigkeit, Ästhetik, Black Romanticism, Identitätssuche, verdrängte Instinkte.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse von Themen in einer strukturierten und professionellen Art und Weise.
Wo finde ich das Inhaltsverzeichnis?
Das Inhaltsverzeichnis befindet sich zu Beginn der Arbeit und umfasst den Prolog, drei Kapitel (Das sich wandelnde Ich, Der weibliche Tod als ästhetischer Moment, Auf der Suche nach Identität) und einen Epilog.
- Quote paper
- Julia Kulewatz (Author), 2009, Edgar Allan Poes "Morella". Der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143203