Edgar Allan Poes "Morella". Der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation


Term Paper (Advanced seminar), 2009

12 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Das sich wandelnde Ich: Fremder Wille und bedrohliches Du

2. Der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation

3. Auf der Suche nach Identität: Morella und das Doppelgängermotiv

Epilog

Bibliografie

Literaturnachweis

Prolog

„ Der Tod einer schönen Frau ist wahrlich das poetischste Thema der Welt. “ 1 (Edgar Allan Poe)

Edgar Allan Poe war Wegbereiter der Moderne. Bis heute konstituieren sich seine Geschichten als ästhetisch grauenhaft groteskes Faszinosum, in denen der Tod der schönen Frauen oftmals zum Zentrum des Geschehens erhoben wird. Als man Poe einst vorwarf in der Tradition des deutschen Schauerromans zu stehen, antwortete dieser gelassen: „ Wenn in vielen meiner Arbeiten der Schrecken das Thema ist, so behaupte ich, dass dieser Schrecken nicht aus Deutschland, sondern aus der Seele kommt. “ 2

Poe befördert die Abgründe des menschlichen Unterbewusstseins zu Tage und lässt diese mit Hilfe einer toten weiblichen Projektionsfläche Metaebenen eröffnen. So überschatten Tod und Verfall nicht nur jene Kurzgeschichte, welche ich in meinen folgenden Ausführungen genauer betrachten werde.

Mit „Morella“ lässt Poe verdrängte natürliche Bedürfnisse und Instinkte in Form eines übernatürlichen, weder für den namenlosen Erzähler noch den Rezipienten fassbaren, Dus zurückschlagen. Innerhalb meiner Arbeit werde ich erörtern inwieweit das weibliche Du zur Bedrohung heranwächst, die selbst über den Tod hinaus erhalten bleibt. Der weibliche Tod dient in diesem Falle lediglich der Transformation des Selbst und als ästhetischer Moment. Fokus bleibt jedoch das Ausloten der männlichen Identität anhand einer fragmentarisierten weiblichen Identität. Für diesen Prozess sind Umformung, Metamorphose und Verdopplung von essenzieller Bedeutung.3

Als Vertreter der Black Romanticism offenbart Poe seinen Lesern nicht nur die „Nachtseite der Romantik“ sondern veranschaulicht in seinen Shortstories exemplarisch eine Sehnsucht nach dem Transzendenten.4 Indem er die Figur der Morella in eben diesen transzendenten Raum entrückt, den auch der Rezipient niemals fassen kann.

So wird das Fremde gleichermaßen als Bedrohung und als großes anziehendes Geheimnis imaginiert und in den Körper einer siechenden Mystikerin gekleidet. Morella versinnbildlicht die Transzendenz die von der fremden bedrohlichen Frau ausgeht, die sich ihrem Betrachter und Partner vollkommen entzieht und dessen Leben noch weit nach dem eigenen Tod auf unerklärliche Weise kontrollieren kann.

Bereits Elisabeth Bronfen stellte die wirkungsvolle Verbindung von Weiblichkeit, Schönheit und Tod und der daraus resultierender Ästhetik heraus. An sich ein Oxymoron, denn die Frau erschafft Leben, weshalb ihr Tod umso vieles tragischer erscheinen muss als der männliche. Poe führt diesbezüglich einen weiteren wichtigen Punkt an, denn „ [ … ]ebenso steht es au ß er Zweifel, da ß die Lippen eines trauernden Liebenden am besten geeignet sind, solch ein Thema auszusprechen. “ 5

Doch Morella nimmt unter den schönen Leichen Edgar Allan Poes meines Erachtens eine Sonderstellung ein, denn weder ist der namenlose Erzähler in Liebe zu ihr entbrannt, noch betrauert er den Tod der Gemahlin. Ebenso bleibt es unklar, ob Morella mit ihrem ersten Verscheiden überhaupt von ihm gegangen ist.

In meinen nun folgenden Ausführungen werde ich explizit auf die Wandlung des männlichen Ichs anhand des weiblichen Dus eingehen. Diese Wandlung ist von prioritärem Aussagewert um schließlich die Figur der Morella in ihrer Bedeutung genauer zu ergründen. Zweifellos werden bei eben diesem Versuch die Fragen nach männlicher und weiblicher Identität aufkommen. Letztere wird schwieriger zu klären sein, denn die Identität Morellas ist eine zusammengesetzte und aus der Sicht des namenlosen Protagonisten heraus konzipiert. Der die weibliche Projektionsfläche benötigt um den eigenen Schrecken in seiner Wirklichkeit zu manifestieren und zu überwinden. Sich bei dieser Fragestellung dem Doppelgängermotiv anzunähern bleibt unausweichlich.

[...]


1 Poe, E. A.: „The Philosophy of Composition.“, (1846)

2 Siehe dazu: Hans-Dieter Gelfert : „Edgar Allan Poe.“

3 Vgl. Weißmann-Orzlowski, E.: „Das Weibliche und die Unmöglichkeit seiner Integration.“, S. 14

4 Ebd. S. 19

5 Vgl. Bronfen, E.: „Over her dead body.“, S. 92

Excerpt out of 12 pages

Details

Title
Edgar Allan Poes "Morella". Der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation
College
University of Erfurt
Course
BA - Literaturwissenschaft: „American Shortstories“
Grade
1,0
Author
Year
2009
Pages
12
Catalog Number
V143203
ISBN (eBook)
9783668329881
ISBN (Book)
9783668329898
File size
496 KB
Language
German
Keywords
edgar, allan, poes, morella, moment, transformation
Quote paper
Julia Kulewatz (Author), 2009, Edgar Allan Poes "Morella". Der weibliche Tod als ästhetischer Moment der Transformation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143203

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