Das Thema "Textverstehen und Textverständlichkeit" gilt innerhalb der Linguistik und angrenzenden Wissenschaften als Klassiker und ist im Bereich der sogenannten Verständlichkeitsforschung anzusiedeln. Seit den 70er Jahren wenden sich Forscher vermehrt diesem Thema zu, sodass in den 70er und 80er Jahren zahlreiche Arbeiten entstanden sind.
Der Begriff des Textverstehens steht für die Bereiche der Forschung, die sich mit den Verstehensprozessen von Menschen befassen, d.h. es geht um die Frage, wie Verstehen funktioniert und wodurch es beeinflusst wird. Historisch gesehen geht der Begriff des Textverstehens auf die Hermeneutik zurück, in deren Rahmen das Problem des Verstehens und Auslegens von Texten schon in den vergangenen Jahrhunderten im Zentrum des theoretischen und praktischen Interesses gestanden hat. Im Rahmen dieser Arbeit soll die Tradition der Hermeneutik jedoch zugunsten der Kognitionswissenschaft vernachlässigt werden, da letztere die Hermeneutik weitgehend ignoriert, indem sie sich eher als szientifische Wissenschaft versteht. Mit der Entwicklung einer fachübergreifenden Kognitionswissenschaft wird dabei die Frage nach der theoretischen Erklärung der in Prozessen des Sprachverstehens eingebundenen kognitiven Strukturen zu einem zentralen Problem.
Im Gegensatz zum Textverstehen ist der Begriff der Textverständlichkeit auf die Verständlichkeit von Texten ausgerichtet. Dabei geht es um die Frage, welche Texteigenschaften das Verständnis eines Textes erleichtern bzw. erschweren und wie man Texte in der Praxis optimieren kann.
Die Verständlichkeitsforschung gewinnt also sowohl durch die Hermeneutik als auch durch die Kognitionswissenschaft eine theoretische Basis des Textverstehens, von der aus praktische Fragen zur Textverständlichkeit formuliert werden können (vgl. Biere 1991: 1f.).
In den folgenden Ausführungen soll es nun zunächst um den Begriff des Textverstehens allgemein und aus kognitionswissenschaftlicher Sicht gehen, dabei wird der Verstehensprozess an einem konkreten Modell erläutert. Der zweite und umfangreichere Teil der Arbeit beschäftigt sich mit verschiedenen Ansätzen zur Textverständlichkeit, die die relevanten Dimensionen der Textstruktur sowie Methoden der Verständlichkeitsmessung aufzeigen. In einem letzten Schritt sollen Anregungen zur praktischen Textoptimierung dargestellt werden, wobei die Frage, ob Textverständlichkeit einen Einfluss auf die Verstehens- und Behaltensleistung eines Rezipienten hat, beantwortet werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Textverstehen
- Textverstehen aus kognitionswissenschaftlicher Sicht
- Darstellung des propositionalen Ansatzes
- Das Modell der zyklischen Textverarbeitung
- Textverstehen aus kognitionswissenschaftlicher Sicht
- Textverständlichkeit
- Ansätze zur Textverständlichkeit
- Lesbarkeitsforschung
- Das Hamburger Modell der Textverständlichkeit
- Der deduktive Ansatz der Textverständlichkeit
- Ansätze zur Textverständlichkeit
- Praktische Anwendung: Perspektiven der Textoptimierung
- Textoptimierung: Sprachliche Einfachheit
- Textoptimierung: Semantische Kürze/Redundanz
- Textoptimierung: Kognitive Gliederung/Ordnung
- Vorstrukturierungen (advance organizer)
- Sequentielles Arrangieren
- Zusammenfassungen
- Hervorhebungen und Unterstreichungen
- Überschriften und Randbemerkungen
- Fragen
- Textoptimierung: Motivationale Stimulanz
- Konfliktgenerierende Fragen
- Inkongruenter Rückbezug auf Bekanntes
- Inkongruente/widersprüchliche Alternativen
- Neuheit und Überraschung
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den fundamentalen Konzepten des Textverstehens und der Textverständlichkeit, die in der Linguistik und den angrenzenden Wissenschaften, wie der Sprachpsychologie, eine zentrale Rolle spielen. Der Fokus liegt auf der Analyse des Textverstehensprozesses und der Erforschung von Faktoren, die die Textverständlichkeit beeinflussen. Dabei wird die Entwicklung der Kognitionswissenschaft als wichtiger Kontext für die Erforschung des Textverstehens betrachtet.
- Der Prozess des Textverstehens aus kognitionswissenschaftlicher Perspektive
- Verschiedene Ansätze zur Textverständlichkeit
- Die Bedeutung von Textstruktur für die Verständlichkeit
- Methoden der Verständlichkeitsmessung
- Praktische Ansätze zur Textoptimierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Textverstehen und Textverständlichkeit“ ein, beschreibt die Relevanz des Themas und die Herangehensweise der Arbeit. Im Kapitel „Textverstehen“ wird der Begriff des Textverstehens aus kognitionswissenschaftlicher Sicht beleuchtet, dabei wird der Verstehensprozess anhand des Modells der zyklischen Textverarbeitung erläutert. Der Abschnitt „Darstellung des propositionalen Ansatzes“ liefert eine detaillierte Beschreibung dieses wichtigen Konzepts für die Analyse von Wissensstrukturen und Textinhalten.
Im zweiten Teil der Arbeit werden verschiedene Ansätze zur Textverständlichkeit diskutiert, die die relevanten Dimensionen der Textstruktur und Methoden der Verständlichkeitsmessung aufzeigen. Kapitel „Textverständlichkeit“ bietet einen Überblick über die verschiedenen Ansätze zur Textverständlichkeit, darunter die Lesbarkeitsforschung, das Hamburger Modell der Textverständlichkeit und den deduktiven Ansatz der Textverständlichkeit. Der Abschnitt „Praktische Anwendung: Perspektiven der Textoptimierung“ beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Textoptimierung, um die Textverständlichkeit zu verbessern.
Schlüsselwörter
Textverstehen, Textverständlichkeit, Kognitionswissenschaft, Textverarbeitung, Propositionen, Textstruktur, Verständlichkeitsmessung, Textoptimierung.
- Arbeit zitieren
- Madeleine Jansen (Autor:in), 2009, Textverstehen und Textverständlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143389