Deskriptive deutsche Syntax - lineare und hierarchische Struktur


Dossier / Travail de Séminaire, 2009

17 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Zu Thematik und Aufbau

2 Lineare Struktur des Deutschen
2.1 Das topologische Feldermodell
2.2 Verbstellungstypen

3 Hierarchische Struktur des Deutschen
3.1 Syntaktische Kategorien
3.1.1 Wortkategorien
3.1.2 Konstituentenkategorien
3.2 Phrasenstrukturen

4 Zusammenfassendes Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Zu Thematik und Aufbau

In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich sowohl mit den linearen, als auch mit den hierarchischen Strukturen der deutschen Sprache. Hierbei werde ich nur deskriptive Modelle berücksichtigen. Einer deskriptiven Grammatik geht es im Gegensatz zu einer normativen Grammatik nicht darum, „richtiges Deutsch“ vorzuschreiben, es geht ihr vielmehr darum die Phänomene zu beschreiben, welche in Wirklichkeit vorkommen. Die generative Grammatik inklusive der Government-Binding-Theorie klammere ich für diese Arbeit aus, weil sie ebenfalls nicht deskriptiv sondern explanativ ist. Sie erhebt nicht den Anspruch, die Sprache zu beschreiben, sondern zu erklären, wie die kognitiven Kenntnisse modelliert werden, die uns zur Sprache befähigen.

Zunächst gehe ich anhand des topologischen Feldermodells auf die linearen Strukturen des deutschen Satzgefüges ein. Hierzu bespreche ich zunächst die Besetzung der einzelnen Felder. An ausgewählten Beispielen mache ich die Möglichkeiten der Besetzung der einzelnen Felder deutlich. Im zweiten Teil des zweiten Kapitels bespreche ich die verschiedenen Satztypen des Deutschen, die durch die Verschiebung des finiten Verbs zustande kommen.

Im dritten Kapitel wende ich mich dem hierarchischen Aufbau der deutschen Satzstruktur zu. Hierzu betrachte ich zunächst die syntaktischen Kategorien (Wort- und Konstituentenkategorien), welche das Grundinventar für die Betrachtung der Phrasen und ihrer Hierarchiestruktur sind.

Das lineare und das hierarchische Struktur-Modell möchte ich hinsichtlich ihres Potentials zur vollständigen Beschreibung der deutschen Satzstruktur beleuchten.

2 Lineare Struktur des Deutschen

2.1 Das topologische Feldermodell

Das topologische Feldermodell (auch Stellungsfeldermodell genannt) dient der linearen Beschreibung der deutschen Satzstruktur. Es ist besonders geeignet um die Wortstellungsphänomene des Deutschen zu beschreiben. Es teilt sich in verschiedene Felder ein, die jeweils bestimmte Konstituenten eines Satzes umfassen. Konstituenten sind Wörter oder Gruppen von Wörtern, die zusammen gehören. Sie können zusammen umgestellt werden, ohne dass der Satz ungrammatisch wird. Um zu testen welche Wörter zu einer Konstituente gehören, gibt es verschiedene Tests, z.B. den Substitutionstest: Wenn eine Wortkette sich durch eine Proform ersetzen lässt, handelt es sich um eine Konstituente.[1] Bsp.: Der Dozent unterrichtet seine lieben Studenten. Der Dozent unterrichtet sie.

Für jedes Feld gibt es bestimmte Regeln zu ihrer Besetzung und der Reihenfolge der Elemente innerhalb der Felder. Ich gehe in dieser Arbeit von dem vereinfachten Modell aus, das aus Vorfeld, Linker Satzklammer (LK), Mittelfeld, Rechter Satzklammer (RK) und Nachfeld besteht. Zusätzlich kann man das KOOR- und das Vor-Vorfeld hinzunehmen. Diese Felder bleiben in dieser Arbeit unberücksichtigt weil die Elemente dieser Felder meist wegelassen werden können, ohne dass der Satz ungrammatisch wird. Mit den fünf genannten Feldern kann man bereits eine große Menge an Sätzen beschreiben. Ein Satz des Deutschen im topologischen Feldermodell kann also folgendermaßen aussehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Deutsche ist relativ frei in den Möglichkeiten der Wortstellung, denn meist leisten die Kasusmarkierungen die Identifikation der Satzglieder[2] und nicht nur die Position, wie in vielen anderen Sprachen. Im Englischen gibt es beispielsweise nicht viele Möglichkeiten, die Konstituenten eines Satzes zu verschieben weil die Wörter kaum Kasusmarkierungen besitzen. Ein Beispiel: The man sees the woman. Vertauscht man nun das Subjekt mit dem Objekt, verschiebt sich im Englischen auch die Bedeutung des Satzes. (The woman sees the man.) In einem deutschen Satz kann man das Objekt problemlos verschieben: Der Mann sieht die Frau. - Die Frau sieht der Mann. Weil die deutsche Sprache so flexibel ist muss das Stellungsfeldermodell Raum bieten für all jene Wortstellungsphänomene. Aufgrund der großen Zahl der Besetzungsmöglichkeiten der einzelnen Felder, beschreibe ich die sie nur in Auszügen. Auf jede Besonderheit oder Ausnahme einzugehen, würde den Rahmen und den Anspruch dieser Arbeit sprengen.

Für jedes Feld werden bestimmte Besetzungsregeln festgelegt: das Vorfeld, welches strukturell nur in Verbzweitsätzen realisiert ist, kann nur eine Konstituente erfassen. In den meisten Fällen (wie auch in unserem Beipielsatz) besetzt das Subjekt diese Position. Wie wir oben bereits gesehen haben, kann diese Position auch durch ein Objekt besetzt werden (z.B. Ihnen hat er erklärt, wie das Modell funktioniert.). Auch ein ganzer Satz ist eine Konstituente und kann somit das Vorfeld besetzen (z.B. Wie das Modell funktioniert, hat er ihnen erklärt.).

Die linke Satzklammer bildet zusammen mit der rechten Satzklammer den Verbalkomplex. Die Satzklammer ist dafür verantwortlich, dass der Satz in drei Abschnitte (Vorfeld, Mittelfeld, Nachfeld) unterteilt wird. In der linken Satzklammer kann sich, je nach Satztyp entweder das finite Verb oder eine nebensatzeinleitendes Element (z.B. eine Konjunktion oder ein Relativpronomen) befinden. In letzterem Falle steht das finite Verb in die rechte Satzklammer. In der rechten Satzklammer befindet sich also entweder der komplette Verbalkomplex oder sein Rest. Diese Reste können sowohl der infinite Teil des Verbs (wie in unserem Satz: erklärt) sein, als auch nur so genannte Verbpartikel (Sie denken darüber nach.). Befindet sich der gesamte Verbalkomplex in der rechten Satzklammer (wie bei der Verbendstellung)[3], herrscht die Regel: rangniederes vor ranghöherem Verb, wobei das finite Verb immer das Ranghöchste ist (... bis sie den Stoff verstanden haben). Tritt ein Ersatzinfinitiv auf, gelten kompliziertere Regularitäten, denen das topologische Modell ebenfalls gut gerecht werden kann.[4]

Zwischen der linken und rechten Satzklammer befindet sich das Mittelfeld, welches beliebig viele Konstituenten erfassen kann. Das bedeutet, dass die Elemente des Verbalkomplexes in vielen Fällen diskontinuierlich sind. Manche Nicht-Muttersprachler wie z.B. Mark Twain kritisieren dieses Phänomen und bezeichnen es als sehr verwirrend.[5] Weil das Verb für den Sinn eines Satzes existenziell ist, kann es tatsächlich verwirrend sein, wenn der Verbalkomplex weit auseinander gerissen ist. Ein Beispiel: Die Studenten sehen von weiteren Fragen zur Materie, welche das Verstehen der Komplexität einer solchen Konstruktion erleichtern würde, ab. Diese Verbalklammerstruktur, die ein Spezifikum des Deutschen ist, kann das Stellungsfeldermodell sehr übersichtlich und einleuchtend darstellen.

[...]


[1] Vgl. Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. 4. überarbeitete und ergänzte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht. Göttingen 2007. S. 50.

[2] Vgl. Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. Göttingen 2007. S. 77.

[3] Auf die Verbstellungs- bzw. Satztypen gehe ich im nächsten Kapitel ein.

[4] Näheres zum Auftreten eines Ersatzinfinitivs im topologischen Feldermodell in: Karin Pittner, Judith Berman: Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. 2., durchgesehene Auflage. Narr Francke Attempto Verlag. Tübingen. 2007. S. 93.

[5] Vgl. Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. Göttingen 2007. S.92.

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Deskriptive deutsche Syntax - lineare und hierarchische Struktur
Université
University of Wuppertal
Note
1,7
Auteur
Année
2009
Pages
17
N° de catalogue
V143622
ISBN (ebook)
9783640543144
ISBN (Livre)
9783640542925
Taille d'un fichier
523 KB
Langue
allemand
Mots clés
Deskriptive, Syntax, Struktur
Citation du texte
Vanessa Ruhrmann (Auteur), 2009, Deskriptive deutsche Syntax - lineare und hierarchische Struktur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143622

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