Linking Kasus und semantische Rollen bei Wunderlich


Term Paper (Advanced seminar), 2009

16 Pages, Grade: 1.7


Excerpt


Inhalt

0. Einleitung

1. Wissenschaftsgeschichtliche Einordnung

2. Zwei-Ebenen-Semantik
a. Konzeptionelle Struktur
b. Semantische Form

3. X-Abstraktion und Thetastruktur

4. Constraints

5. Kontextuelle Merkmale und Linkingmechanismus

6. Linking Kasus am Beispiel von transitiven und intransitiven Verben

7. Lexikalischer Dativ

8. Diskussion des Ansatzes
a. Vorteile
b. Nachteile

9. Schlussfolgerung

10. Quellenverzeichnis

0. Einleitung

Der Begriff Kasus, vom Lateinischen casus, also Fall, hat seinen Ursprung im Griechischen ,ptotis`, das Aristoteles zur Bezeichnung der grammatischen Veränderung von Nomen und Verben benutzte. Diese erste Bezeichnung wurde dann von den Stoikern auf die Beugung der Nomina begrenzt.1 Im Deutschen gibt es vier Kasus, nämlich Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv. In anderen Sprachen, den sogenannten Ergativsprachen, wie zum Beispiel dem Baskischen gibt es den Ergativ. Dieser markiert in transitiven Sätzen das Subjekt, wobei er in intransitiven Sätzen nicht markiert.

Ziel der verschiedenen grammatischen Ansätze über Kasus ist die syntaktischen, perspektivischen und semantischen Eigenschaften des Kasussystems zu beschreiben und zu erklären. Wunderlichs Ansatz bedient sich der semantischen Dekomposition und dem Linking, also der Kasuszuweisung. Dies wird in der folgenden Arbeit näher beschrieben. Zuerst wird Wunderlichs Theorie wissenschaftsgeschichtlich eingeordnet, schließlich komme ich auf die Zwei-Ebenen-Semantik zu sprechen, dann beIDVVH LFK PLFK PLW GHU -Abstraktion und der Theta-Struktur. Anschließsend werde ich die verschiedenen Constraints auflisten und dann auf den Linkingmechanismus zu sprechen kommen. Diesen werde ich anhand von Beispielen erklären und den besonderen Fall des inhärenten Dativs erläutern. Abschließend werde ich mich dann den Vor- und Nachteilen widmen.

1. Wissenschaftsgeschichtliche Einordnung

Wunderlichs Grammatiktheorie basiert auf einer Zerlegung der Verbbedeutungen in kleine semantische Elementarprädikate. Diese Methode der semantischen Dekomposition wurde in den siebziger Jahren von James McCawley eingeführt und unteranderem von Ray Jackendoff, David Dowty und Manfred Bierwisch weiterentwickelt. Die semantische Dekomposition ist also eine Zerlegung der Bedeutung eines Worts in einzelne Bedeutungskomponenten, wobei es sich bei Wunderlich um Verbbedeutungen handelt. In Wunderlichs lexikalischer Dekompositionsgrammatik gibt es verschiedene Repräsentationsebenen, nämlich die konzeptuelle Struktur und die semantische Form, die auf Bierwischs Zwei-Ebenen- Semantik zurückzuführen sind, die Thetastruktur und schließlich die Phrasenstruktur auf die im Folgenden näher eingegangen wird.

2. Zwei-Ebenen-Semantik

Die Zwei-Ebenen-Semantik wurde wie bereits erwähnt von Bierwisch begründet und später in Zusammenarbeit mit Lang überarbeitet. Ihr Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die kognitiven Eigenschaften des Menschen nicht mit den sprachlichen identifiziert werden kann, sondern dass es sich dabei um zwei verschiedene Komponenten der menschlichen Intelligenz handelt.„ Zur menschlichen Sprachfertigkeit gehört als Teil der Grammatik eine semantische Komponente, die sprachlichen Äußerungen eine sprachliche Bedeutung zuordnet. Dies ist die erste Ebene der Bedeutung und wird in geeigneten semantischen Zerlegungen fiir sprachliche Ausdriicke und AuBerungen beschrieben."2 Die allgemein-kognitiven Fähigkeiten des Menschen helfen ihm sich ein Bild von der Welt zu verschaffen. Die sprachlichen Bedeutungen einer Äußerung müssen auf diese Wirklichkeit projiziert und mit ihr in Verbindung gebracht werden. Die Sprache ist somit nicht Abbild der direkten Wirklichkeit sondern ihrer Konzeptualisierung durch den Menschen.

Diese Unterteilung hat wunderlich sich bei seiner semantischen Dekomposition zunutze gemacht.

Die bereits aufgezählten Ebenen in der Dekompositionsgrammatik Wunderlichs kann in folgendem Schema veranschaulicht werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Zwei-Ebenen-Semantik differenziert zwischen den ersten beiden Ebenen, nämlich der konzeptuellen Struktur und der semantischen Form.

a. Konzeptuelle Struktur

Die konzeptuelle Struktur hat einen modularen Aufbau und wird durch das auf Welt- und Situationswissen basierende konzeptuelle System determiniert und kann dementsprechend als sprachunabhängig angesehen werden. Nicht für jedes Element der konzeptuellen Struktur kann ein sprachlicher Ausdruck gefunden werden im Gegensatz zur semantischen Formen, die sprachgebunden und lexikonbasiert sind.3

Die konzeptuelle Struktur von einem intransitiven Verb wie weinen, das einen Zustand darstellt:

x= Agens

Zustand: CRY(x)

Das transitive Verb leeren hat folgende konzeptuelle Struktur:

x= Agens y=Patiens

Kausation: CAUSE(x)

Resultatszustand: BECOME(EMPTY(y))

„In this representation the operator Cause does not relate two events, but rather the actor of a causal event and its effect."4

Die Konzeptuelle Struktur von ditransitiven Verb geben wäre wie folgt:

x= Agens y= Rezipient z= Patiens

Kausation: CAUSE(x)

Resultatszustand: POSS (y,z)

b. Semantische Form

Die semantische Form legt die Hierarchie der Argumente und die strukturellen Argumente fest.

„(...) LDG claims a level of SF that determines the argument hierarchy and the structural arguments, which in turn determine whether and how the arguments are linked into clausal syntax in purely structural terms."5

[...]


1 Vgl. Christa Dürscheid (1999), 1.

2 Markus Egg (1995), 18.

3 Vgl. Sabine Heinemann (2001), 28.

4 Manfred Bierwisch (2002), 327.

5 Dieter Wunderlich (1997), 43.

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Linking Kasus und semantische Rollen bei Wunderlich
College
University of Cologne
Course
Hauptseminar: Kasus
Grade
1.7
Author
Year
2009
Pages
16
Catalog Number
V143650
ISBN (eBook)
9783640547265
ISBN (Book)
9783640551378
File size
544 KB
Language
German
Keywords
Linking, Kasus, Rollen, Wunderlich
Quote paper
Tania Michaux (Author), 2009, Linking Kasus und semantische Rollen bei Wunderlich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143650

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