Auf der Basis der im Seminar „Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Literaturwissenschaft“ im Sommersemester 2007 behandelten Debatten-Beiträge von Umberto Eco, Richard Rorty, Christine Brooke-Rose und Jonathan Culler, die im Sammelband „Zwischen Autor und Text“1 abgedruckt sind und sich zur Thematik des literaturwissenschaftlichen Interpretationsproblems äussern, versuche ich in dieser Arbeit die darin entsponnene Kontroverse insbesondere zwischen Eco und Rorty auf ihre substanziellen Positionen zu fokussieren. Es soll dabei zuerst darum gehen, die unterschiedlichen erkenntnis-, bzw. wissenschaftstheoretischen, zeichen-, text- und interpretationsbegrifflichen Ausgangspunkte herauszuarbeiten. Anschliessend sollen die Textinterpretationstheorie Umberto Ecos und der pragmatische Zugriff Rortys auf ihre wesentlichen Argumente und Verfahrenslogiken untersucht werden, um dabei zu klären, inwiefern die beiden prima vista gänzlich verschiedenen Umgangsweisen mit (literarischen) Texten sich als kommensurabel oder inkommensurabel erweisen. Dabei versuche ich mit Blick auf die im Modus der vor akademischem Publikum ausgetragenen Kontroverse freizulegen, wo rhetorische Eigengesetzlichkeiten Inkorrespendenzen in der Dialektik des Streits auslösen (können).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Inkommensurable Differenzen?
- 2. Die tröstliche Präsenz des Texts: Umberto Ecos Interpretationstheorie
- 2.1. Der ideengeschichtliche und zeichentheoretische Horizont
- 2.1.1. Jenseits des modus – die Hermetische Semiose als offenes Interpretations-Universum
- 2.1.2. Titanic an der Berggasse – Paranoide Interpretationen
- 2.1.3. Charles S. Peirce Begriff der Unbegrenzten Semiose
- 2.1.3.1. Die interpretative community als transzendentale Kontrollinstanz
- 2.2. Osmotische Gebilde als Interpretationsgefässe
- 2.2.1. Dialektik der Kompetenzen - Intentio operis und intentio lectoris
- 2.2.2. Text als Parameter und Objekt der Interpretation – das Zirkularitätsproblem
- 2.2.3. Ökonomisches Oszillieren - Interpretieren wider die Verschwendung
- 3. Der Text hat keine,Natur' – das Konzept des Benutzens von Richard Rorty
- 3.1. Die Schleifung von,Hart' und, Weich' – Historizität, Kontingenz und Institutionalität des Faktischen
- 3.2. Sprache als Werkzeug – Alternative Vokabulare als alternative Beschreibungsweisen
- 3.3. Konsequenzen für die Literaturkritik: Von der Interpretation zum Benutzen der Texte
- 4. Bilanz: Narrenfreiheit an der Spitze des Elfenbeinturms?
- 4.1. Umberto Eco: Abgrenzung von Interpretation und Gebrauch
- 4.2. Richard Rorty: Interessante und instrumentalisierbare Zeichen-Ansammlungen
- 4.3. Vom Überzeugen und vom Überreden
- 5. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die kontrastierenden Positionen von Umberto Eco und Richard Rorty bezüglich der Interpretation von Texten. Der Fokus liegt auf der Herausarbeitung der unterschiedlichen erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Grundlagen, der Zeichen-, Text- und Interpretationsbegriffe. Die Arbeit untersucht die jeweiligen Theorien auf ihre wesentlichen Argumente und Verfahrenslogiken, um zu klären, ob und inwiefern sich die beiden Ansätze als kommensurabel oder inkommensurabel erweisen. Dabei wird die rhetorische Dimension des wissenschaftlichen Diskurses beleuchtet und untersucht, wo und wie rhetorische Elemente in die Dialektik des Streits eingreifen können.
- Unterschiedliche epistemologische und wissenschaftstheoretische Grundlagen von Eco und Rorty
- Analyse der Textinterpretationstheorie Umberto Ecos
- Untersuchung des pragmatischen Zugriffs von Richard Rorty auf Textinterpretation
- Klärung der Kommensurabilität oder Inkommensurabilität der beiden Ansätze
- Bedeutung von Rhetorik und argumentativen Strategien im wissenschaftlichen Diskurs
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Inkommensurable Differenzen?
- Kapitel 2: Die tröstliche Präsenz des Texts: Umberto Ecos Interpretationstheorie
- Kapitel 3: Der Text hat keine,Natur' – das Konzept des Benutzens von Richard Rorty
- Kapitel 4: Bilanz: Narrenfreiheit an der Spitze des Elfenbeinturms?
Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt den Forschungsgegenstand dar: die Kontroverse zwischen Umberto Eco und Richard Rorty über die Interpretation von Texten. Es werden die unterschiedlichen theoretischen Ansätze der beiden Autoren vorgestellt und die Relevanz der Auseinandersetzung für die Literaturwissenschaft herausgestellt.
Dieses Kapitel analysiert Umberto Ecos Interpretationstheorie. Dabei werden die ideengeschichtlichen und zeichentheoretischen Grundlagen seiner Theorie, insbesondere die Hermetische Semiose und die Unbegrenzte Semiose, untersucht. Es werden die Konzepte der „paranoiden Interpretation“ und die „interpretative community“ diskutiert.
Dieses Kapitel befasst sich mit Richard Rortys pragmatischem Konzept des Benutzens von Texten. Es analysiert die Kritik an der Dichotomie von „Hart“ und „Weich“, die Bedeutung von Historizität, Kontingenz und Institutionalität für die Interpretation sowie die Rolle der Sprache als Werkzeug.
Dieses Kapitel fasst die unterschiedlichen Positionen von Eco und Rorty zusammen und untersucht die Frage, ob und inwiefern diese sich als kommensurabel oder inkommensurabel erweisen. Es beleuchtet die Bedeutung von Rhetorik und argumentativen Strategien im wissenschaftlichen Diskurs und die Auswirkungen auf die Interpretation von Texten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Konzepte dieser Arbeit sind: Textinterpretation, Semiose, Hermetik, Paranoide Interpretation, Unbegrenzte Semiose, Interpretative Community, Pragmatismus, Kontingenz, Benutzen, Rhetorik, Argumentation, Kommensurabilität, Inkommensurabilität.
- Citar trabajo
- Fabian Saner (Autor), 2007, Logik und Rhetorik der texttheoretischen Positionen Umberto Ecos und Richard Rortys, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143709