Auf der Basis der Debatten-Beiträge von Umberto Eco und Richard Rorty im wichtigen Sammelband „Zwischen Autor und Text“ nähert sich diese Arbeit dem literaturwissenschaftlichen Interpretationsproblem an. Die Darstellung der Kontroverse zwischen dem Semiologen Eco und dem Radikalpragmatisten Rorty soll, ausgehend von den substanziellen Positionen, versuchen die unterschiedlichen erkenntnis-, bzw. wissenschaftstheoretischen, zeichen-, text- und interpretationsbegrifflichen Ausgangspunkte herauszuarbeiten. Anschliessend sollen die Textinterpretationstheorie Umberto Ecos und der pragmatische Zugriff Rortys auf ihre wesentlichen Argumente und Verfahrenslogiken untersucht werden, um dabei zu klären, inwiefern die beiden prima vista gänzlich verschiedenen Umgangsweisen mit (literarischen) Texten sich als kommensurabel oder inkommensurabel erweisen. Dabei versuche ich mit Blick auf die im Modus der vor akademischem Publikum ausgetragenen Kontroverse freizulegen, wo rhetorische Eigengesetzlichkeiten Inkorrespendenzen in der Dialektik des Streits auslösen (können). Resultat der Arbeit ist eine relationale Gewichtung der beiden Ansätze in Bezug auf ihre argumentative und rhetorische Eigenlogik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Inkommensurable Differenzen?
- Die tröstliche Präsenz des Texts: Umberto Ecos Interpretationstheorie
- Der ideengeschichtliche und zeichentheoretische Horizont
- Jenseits des modus – die Hermetische Semiose als offenes Interpretations-Universum
- Titanic an der Berggasse - Paranoide Interpretationen
- Charles S. Peirce Begriff der Unbegrenzten Semiose
- Die interpretative community als transzendentale Kontrollinstanz
- Osmotische Gebilde als Interpretationsgefässe
- Dialektik der Kompetenzen - Intentio operis und intentio lectoris
- Text als Parameter und Objekt der Interpretation – das Zirkularitätsproblem
- Ökonomisches Oszillieren – Interpretieren wider die Verschwendung
- Der ideengeschichtliche und zeichentheoretische Horizont
- Der Text hat keine ,Natur' – das Konzept des Benutzens von Richard Rorty
- Die Schleifung von‚Hart' und ,Weich' – Historizität, Kontingenz und Institutionalität des Faktischen
- Sprache als Werkzeug - Alternative Vokabulare als alternative Beschreibungsweisen
- Konsequenzen für die Literaturkritik: Von der Interpretation zum Benutzen der Texte
- Bilanz: Narrenfreiheit an der Spitze des Elfenbeinturms?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Kontroverse zwischen den Textinterpretationstheorien von Umberto Eco und Richard Rorty. Sie untersucht die erkenntnis-, wissenschaftstheoretischen, zeichen-, text- und interpretationsbegrifflichen Unterschiede zwischen den beiden Autoren, um zu klären, ob ihre Umgangsweisen mit (literarischen) Texten kommensurabel oder inkommensurabel sind. Im Fokus stehen Ecos Interpretationstheorie, die auf der Hermetik und der Unbegrenzten Semiose basiert, und Rortys pragmatischer Zugriff, der die Sprache als Werkzeug und die Texte als benutzbare Zeichen-Ansammlungen begreift.
- Kontroverse zwischen Umberto Ecos und Richard Rortys Interpretationstheorien
- Unterschiede in den erkenntnis-, wissenschaftstheoretischen und zeichenbegrifflichen Grundannahmen
- Ecos Interpretationstheorie und das Konzept der Unbegrenzten Semiose
- Rortys pragmatischer Zugriff auf Texte und die Rolle der Sprache als Werkzeug
- Analyse der kommensurablen und inkommensurablen Aspekte der beiden Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Inkommensurable Differenzen?
Die Einleitung führt in die Thematik der Seminararbeit ein und erläutert den Kontext der Debatte um die Textinterpretation, insbesondere die Kontroverse zwischen Umberto Eco und Richard Rorty. Sie stellt die wesentlichen Fragestellungen der Arbeit vor und umreißt die methodischen und theoretischen Grundlagen.
Die tröstliche Präsenz des Texts: Umberto Ecos Interpretationstheorie
Dieses Kapitel beleuchtet Umberto Ecos Interpretationstheorie. Es analysiert die ideengeschichtlichen und zeichentheoretischen Grundlagen seiner Theorie, insbesondere die Verbindung zu hermetischen Konzepten und die These der Unbegrenzten Semiose. Dabei werden auch die Problematik der paranoiden Interpretation und die Rolle der interpretativen Community erörtert.
Der Text hat keine ,Natur' – das Konzept des Benutzens von Richard Rorty
Dieses Kapitel untersucht Richard Rortys pragmatischen Ansatz zur Textinterpretation. Es analysiert sein Konzept des Benutzens von Texten, das auf der Historizität, Kontingenz und Institutionalität des Faktischen beruht. Es geht außerdem auf die Rolle der Sprache als Werkzeug und die Folgen für die Literaturkritik ein.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Seminararbeit sind: Textinterpretation, Hermetik, Semiose, Unbegrenzte Semiose, Paranoide Interpretation, Pragmatismus, Benutzen von Texten, Sprache als Werkzeug, Literaturkritik, kommensurabel, inkommensurabel, Umberto Eco, Richard Rorty.
- Citation du texte
- Fabian Saner (Auteur), 2007, Vom Überzeugen und vom Überreden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143711