„There is a language faculty, that is, there is some part of the mind-brain, which is dedicated to the knowledge and use of language. That is a particular function in the body; it is a kind of language organ, roughly analogous to the visual system which is also dedicated to a particular task. Now, that is an assumption but there is good evidence that it is true.”
(Chomsky 2000: 3)
Die oben zitierte Aussage Noam Chomskys repräsentiert seine Hypothese, dass jeder Mensch genetisch mit einer angeborenen Sprachfähigkeit ausgestattet ist. Diese Sprachfähigkeit drückt sich in der Universalgrammatik aus, die in Chomskys Theorie eine Bezeichnung ist für „die Menge von grammatischen Prinzipien und Parametern, die allen Sprachen gemeinsam sind, weil sie auf ein angeborenes Inventar von Eigenschaften und Restriktionen zurückzuführen sind“ (Bußmann 2008: 764). Die genannten Prinzipien und Parameter werden sprachliche Universalien genannt. (...)An der Existenz von universalen sprachlichen Elementen gibt es heute kaum Zweifel, die Erklärung dieses Phänomens ist jedoch seit jeher eingehend diskutiert worden. Sind sprachliche Universalien auf die Abstammung aller Sprachen von einer gemeinsamen Ursprache zurückzuführen, auf eine gleiche Funktion von Sprache in den verschiedenen Sprachgemeinschaften oder aber, wie Chomsky es postuliert, auf eine gleiche biologische Ausstattung der Menschen bezüglich ihrer Sprachfähigkeit (Bußmann 2008: 764)?
Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist die Vorstellung und Diskussion eines relativ neuen Ansatzes, der Chomskys Hypothese der genetisch bedingten universalen Grammatik der Menschen zu beweisen versucht: Die Entwicklung der Idioma de Signos Nicaragüense, der Gebärdensprache Nicaraguas, die als Nachweis sprachlicher Universalien im Sinne Chomskys herangezogen werden soll. (...)
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Bickertons Theorie des Bioprogramms
- 3. Merkmale von Gebärdensprache
- 3.1 Phonologie
- 3.2 Morphologie
- 3.3 Syntax
- 3.4 Nicht-manuelle Artikulatoren
- 3.5 Zusammenfassung
- 4. Die Idioma de Signos Nicaragüense
- 4.1 Zur Entstehung der Gebärdensprache in Nicaragua
- 4.2 Studien zur Untersuchung der qualitativen Unterschiede von LSN und ISN
- 4.2.1 Studie zur Untersuchung des Einflusses von sprachbegleitenden Gesten bei der Entstehung von Gebärden
- 4.2.1.1 Untersuchungsmethoden
- 4.2.1.2 Resultate
- 4.2.2 Studien zur Untersuchung des Gebrauchs von räumlichen Modulationen als grammatisches Element
- 4.2.2.1 Untersuchungsmethoden
- 4.2.2.2 Resultate
- 4.2.3 Studie zur Untersuchung des Gebrauchs von Klassifizierern als grammatische Elemente
- 4.2.3.1 Untersuchungsmethoden
- 4.2.3.2 Resultate
- 4.3 ISN als Nachweis genetisch bedingter sprachlicher Strukturen
- 4.4 Kritik
- 5. Auswertung
- 6. Literaturverzeichnis
- Die Entstehung der Idioma de Signos Nicaragüense
- Die Theorie des Bioprogramms von Derek Bickerton
- Die Untersuchung sprachlicher Universalien anhand von Gebärdensprachen
- Die Anwendung der Theorie des Bioprogramms auf die ISN
- Die kritische Betrachtung der Ergebnisse der Studien zur ISN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Erforschung der Entstehung der Idioma de Signos Nicaragüense (ISN) und untersucht, ob diese Gebärdensprache als Beleg für die Universalgrammatik im Sinne Chomskys angesehen werden kann. Im Fokus steht die Theorie des Bioprogramms von Derek Bickerton, die die Hypothese von der genetisch bedingten Sprachfähigkeit des Menschen mit der Entwicklung von Kreolsprachen aus Pidginsprachen zu belegen versucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sprachlichen Universalien ein und stellt Chomskys Hypothese der genetisch bedingten Sprachfähigkeit des Menschen vor. Es wird erläutert, wie die Entstehung der ISN als Beweis für diese Hypothese herangezogen werden kann.
Kapitel 2 erläutert Bickertons Theorie des Bioprogramms, die auf der Entstehung von Kreolsprachen aus Pidginsprachen basiert. Die Theorie versucht zu erklären, wie die komplexen grammatikalischen Strukturen von Kreolsprachen entstehen und als Beweis für die Existenz eines menschlichen Bioprogramms für Sprache interpretiert werden können.
Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Merkmale von Gebärdensprachen und stellt dar, dass es sich bei solchen Sprachen um natürliche Sprachen handelt, die in gleicher Weise wie lautsprachliche Sprachen für linguistische Forschungsarbeiten genutzt werden können.
Kapitel 4 beleuchtet die Entstehung der ISN und analysiert die Ergebnisse von Feldstudien, die qualitative Unterschiede zwischen der ursprünglichen Gebärdensprache Nicaraguas (LSN) und der ISN untersuchen. Die Studien konzentrieren sich insbesondere auf den Einfluss von sprachbegleitenden Gesten, den Gebrauch räumlicher Modulationen und Klassifizierer als grammatische Elemente. Die Ergebnisse dieser Studien werden im Kontext der Theorie des Bioprogramms diskutiert und kritisch betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Gebärdensprachen, Universalgrammatik, Bioprogramm, Kreolsprachen, Pidginsprachen, Idioma de Signos Nicaragüense (ISN), sprachliche Universalien, genetisch bedingte Sprachfähigkeit, sprachliche Evolution, Feldstudien, linguistische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Teresa Kretschmer (Autor:in), 2009, El "Idioma de Signos Nicaragüense", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143728