Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Autor, der zwar in der Populärkultur einen hohen Bekanntheitsgrad aufweist, in akademischen Kreisen jedoch erst langsam Beachtung findet. Dies mag mitunter auch dem Umstand geschuldet sein, dass der Autor in Zeiten seines literarischen Schaffens fast ausschließlich in den wenig angesehenen Pulp-Magazinen publizierte.Wirklicher Ruhm kam H.P. Lovecraft erst posthum zuteil, und auch dahingehend beschränkt sich die Rezeption vornehmlich auf seinen fiktionalen Output. Sein exzellenter Essay Supernatural Horror in Literature, der einen umfassenden Überblick über die Literatur des Unheimlichen nebst Rezensionen und Werkzusammenfassungen bietet, wurde von Leserschaft und Wissenschaft nur am Rande wahrgenommen. Sein Essay wird noch immer als eine der besten Analysen übersinnlicher Literatur angesehen und ist daher immer noch von wissenschaftlicher Relevanz. Allerdings beschränkten sich die Untersuchungen bisher auf Lovecrafts Sicht auf die Literatur anderer phantastischer Literaten, vernachlässigend was Lovecraft mit seinen Ausführungen über seine eigene Theorie preisgibt, was ich mit dieser Arbeit nachzuholen versuche.
Anhand der Datierung des Aufsatzes auf das Jahr 1927 ist festzustellen, dass Lovecrafts theoretische Ausführungen erst nach dem Verfassen einiger Erzählungen entstanden sind. Es ist also durchaus wahrscheinlich , dass er seine künstlerischen Prämissen aus seinem vorherigen Schaffen extrahiert und erst im Nachhinein theoretisiert hat. Dennoch werde ich versuchen jene – wo möglich – auf Vorhandensein in seinen Erzählungen überprüfen. Die in Supernatural Horror in Literature dargelegte Theorie wird zunächst explizit erläutert und anschließend in seinen Rezensionen und Ausführungen belegt und spezifiziert. Durch Kritikpunkte in der Rezension Lovecrafts ist es möglich im Umkehrschluss seine Prämissen zu ermitteln. Es ergeben sich daraus nicht nur seine gattungstheoretischen Vorstellungen sondern auch explizite poetologische Forderungen und Gestaltungsideale, daher die Zweiteilung meiner Arbeit. Nach eingehender Analyse dieser Kriterien möchte ich zum Abschluss eine kurzen Vergleich zu der Phantastiktheorie Tzvetan Todorovs ziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lovecrafts Phantastikbegriff
- Definition durch Abgrenzung
- Die überweltliche Dimension
- Der implizite Leser
- Lovecrafts poetologische Forderungen
- Über den Zweck phantastischer Literatur
- Forderungen an die atmosphärische Gestaltung
- Forderungen an die sprachliche Gestaltung
- Seitenblick: Ein kurzer Vergleich mit Todorovs Phantastiktheorie
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert H.P. Lovecrafts Essay "Supernatural Horror in Literature" und untersucht seine Definition von Phantastik, seine poetologischen Forderungen und die daraus resultierenden Gestaltungsideale. Der Fokus liegt dabei auf der Erhellung von Lovecrafts eigener Theorie und der Identifizierung seiner Prämissen, die sich aus seinen Rezensionen und Ausführungen ableiten lassen.
- Lovecrafts Definition von Phantastik im Vergleich zu anderen Gattungen
- Die Rolle des "Überweltlichen Grauens" in Lovecrafts Theorie
- Lovecrafts poetologische Forderungen an die atmosphärische Gestaltung
- Lovecrafts poetologische Forderungen an die sprachliche Gestaltung
- Vergleich mit Todorovs Phantastiktheorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt H.P. Lovecraft als bedeutenden Autor der Phantastik vor und beleuchtet seine literarische Entwicklung und die Entstehungsgeschichte seines Essays "Supernatural Horror in Literature". Die Einleitung betont die wissenschaftliche Relevanz des Essays und die Notwendigkeit, Lovecrafts eigene Theorie tiefergehend zu analysieren.
- Lovecrafts Phantastikbegriff: Dieses Kapitel erläutert Lovecrafts Definition von Phantastik durch Abgrenzung. Es werden verschiedene Gattungen der Phantastik, wie Schauerromane und Geistergeschichten, von Lovecrafts Konzept des "Überweltlichen Grauens" abgegrenzt. Lovecrafts These, dass das Grauen des Unbekannten und Unfassbaren die Grundlage für wahre Phantastik bildet, wird hier ausführlich dargestellt.
- Lovecrafts poetologische Forderungen: Dieses Kapitel analysiert Lovecrafts poetologische Forderungen an die Gestaltung phantastischer Literatur. Lovecraft legt Wert auf eine dichte, atmosphärische Gestaltung und eine spezifische, expressive Sprache, die die Gefühlswelt des Lesers beeinflussen soll.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen und Begriffen der Phantastik, insbesondere mit Lovecrafts "Supernatural Horror in Literature", der "überweltlichen Dimension", "atmosphärischer Gestaltung", "sprachlicher Gestaltung", "poetologischen Forderungen" und dem Vergleich mit Todorovs Phantastiktheorie.
- Arbeit zitieren
- Christoph Ruffing (Autor:in), 2007, Supernatural Horror in Literature , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143737