Das Theaterspiel ist unzweifelhaft für ein besseres Einprägen des Unterrichtstoffes förderlich und somit ist die Aufnahme in die heutigen Lehrpläne nachvollziehbar, aber ist dieses zweckmäßige Verarbeiten im Sinne von „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ zu verstehen?
Mein Standpunkt ist, dass es gar nicht um das stoffliche Erarbeiten durch das Theater geht. Es geht vielmehr darum, dem Kind einen Raum zu eröffnen, in dem es sich entwickeln kann, indem es Verhaltensweisen erproben und Erfahrungen machen kann. Früh begonnen kann es sich darüber ein größeres Handlungsrepertoire aneignen, das es nicht nur später zielorientiert anwenden, sondern sogleich auf seine Alltagserfahrungen und -situationen übertragen kann. Auch für neu erlernte Handlungsmuster braucht ein Kind einen Raum zum uneingeschränkten Üben und Erproben von diesen. Das Gelingen und Misslingen der angewandten Handlungen, die Reaktionen von der Umwelt darauf und die Reflexion vom Kind selbst fügen sich zusammen zu einem Erschaffen von Möglichkeiten und damit wiederum zu Bewältigungsstrategien. Probleme, die im Alltag des Kindes auftauchen, könnten so besser und schneller gelöst werden und haben somit einen positiven Einfluss auf die Psyche des Kindes.
Nicht nur das Erlernen von Handlungen, und somit von Fähigkeiten und Fertigkeiten, erzeugt ein gutes Selbstbewusstsein im Theater. Das Selbstbewusstsein entwickelt sich auch durch die neuen Erfahrungen, die das Kind macht, wie Bewegungen zu denen es lernt fähig zu sein oder emotionale Erfahrungen, die es beim Theaterspiel machen kann. Damit wird die wichtigste Grundlage geschaffen, die zur Problembewältigung des Kindes beiträgt. Zu mehr das Kind lernt fähig zu sein, desto positiver wirkt sich dieses Wissen auf die Entwicklung des Kindes aus.
Aber das Theater in der Schule kann sicherlich noch mehr bieten. Wichtig ist, dass das Spiel bei der Entwicklung der Persönlichkeit und damit der Identität ansetzt. Darauf basieren überhaupt erst Handlungsmöglichkeiten und das Verständnis von sich selbst und der Welt.
Auf dem Körper fundiert das Verständnis der Welt und die Entwicklung findet auch über ihn statt. Damit wird deutlich, dass der Körper einen hohen Stellenwert hat in der Entwicklung des Selbstbewusstseins, der Identität und damit der Findung von Handlungsmöglichkeiten und der Bewältigung des Alltags.
Welche Faktoren genau das Erreichen dieser Ziele ermöglichen und wie sie im Einzelnen zusammenhängen, soll in der folgenden Arbeit geklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung
- Vorgehensweise
- Die Entwicklung des Schultheaters
- Begriffseinordnungen
- Entwicklung der Identität
- Entwicklung durch den Körper
- Bedeutung der Bewegung
- Körpererfahrung und Körpererleben
- Verkörperung als Selbsterfahrung
- Zwischen Erleben und Erfahren bei der Verkörperung
- Habitualisierung, Verfremdung und andere Strategien
- Unterstützung durch das Gedächtnis
- Das kindliche Spiel als eine Grundlage für das Theater
- Das Spiel nach Walter Benjamin
- Nachahmung in der Sozialisation
- Kindliches Spiel als Selbsterfahrung
- Entwicklung durch Rollenübernahme
- Rollenübernahme als Sozialisationsinstrument
- Die Bedeutung von Rollenspielen
- Möglichkeiten für Rollenspiele
- Gewaltprävention und Kindertheater
- Gewalt und Aggression
- Anti-Gewaltprogramme und Theater
- Ein praktisches Beispiel: Faustlos
- Über das Programm
- Einsatz an einer Grundschule
- Abschluss
- Die Bedeutung von Kindertheater als Raum für Selbsterfahrung und die Entwicklung von Selbstbewusstsein
- Der Einfluss des Körpers und der Bewegung auf die Entwicklung der Identität
- Die Rolle von Rollenübernahme und Spiel im Prozess der Sozialisation
- Die Potenziale von Kindertheater für Gewaltprävention und die Entwicklung von sozialen Kompetenzen
- Die Verbindung von theoretischen Konzepten mit praktischen Beispielen aus der pädagogischen Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Kindertheater auf die Entwicklung von Strategien zur Alltagsbewältigung. Sie analysiert, wie Kindertheater als Raum für Selbsterfahrung, Rollenübernahme und Entwicklung von Fähigkeiten dienen kann, um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen zu helfen, Herausforderungen im Alltag zu meistern.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Kindertheaters als pädagogisches Instrument ein und beleuchtet die Frage, inwiefern Kindertheater zur Entwicklung von Bewältigungsstrategien im Alltag beitragen kann. Die Arbeit stellt die These auf, dass Kindertheater Kindern einen Raum bietet, um Verhaltensweisen zu erproben, Erfahrungen zu sammeln und ein Handlungsrepertoire zu entwickeln, das sie auf Alltagssituationen übertragen können.
Das Kapitel „Die Entwicklung des Schultheaters“ beleuchtet die Geschichte des Schultheaters und stellt verschiedene theoretische Ansätze und Konzepte zur Begriffsbestimmung von Theater in der Schule vor. Es zeigt, wie das Schultheater sich im Laufe der Zeit entwickelt hat und welche verschiedenen pädagogischen Ziele damit verfolgt werden können.
Im Kapitel „Entwicklung der Identität“ wird die Rolle des Körpers und der Bewegung für die Entwicklung der Identität von Kindern untersucht. Die Arbeit analysiert, wie durch körperliche Erfahrung und Selbsterfahrung im Theater Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gestärkt werden können.
Das Kapitel „Das kindliche Spiel als eine Grundlage für das Theater“ befasst sich mit der Bedeutung des Spiels für die Entwicklung von Kindern. Es werden verschiedene Theorien zur Rolle des Spiels in der Sozialisation und der Persönlichkeitsentwicklung vorgestellt. Die Arbeit zeigt auf, wie das kindliche Spiel als Grundlage für die Entwicklung von Kreativität, Fantasie und sozialer Kompetenz verstanden werden kann.
Das Kapitel „Entwicklung durch Rollenübernahme“ untersucht die Bedeutung von Rollenübernahme im Theater für die Entwicklung von sozialen Kompetenzen und die Fähigkeit zur Empathie. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Rollenspielen in der pädagogischen Praxis und zeigt auf, welche Möglichkeiten sich durch das Theaterspiel für die Entwicklung von Sozialkompetenzen und die Förderung von interkulturellem Verständnis bieten.
Das Kapitel „Gewaltprävention und Kindertheater“ befasst sich mit der Frage, inwiefern Kindertheater zur Gewaltprävention beitragen kann. Es werden verschiedene Ansätze und Programme vorgestellt, die das Theater als Instrument der Gewaltprävention und der Förderung von Konfliktlösungsstrategien einsetzen. Die Arbeit zeigt auf, wie Kindertheater helfen kann, Aggressionen zu kontrollieren, soziale Kompetenzen zu entwickeln und Gewaltbereitschaft zu reduzieren.
Schlüsselwörter
Kindertheater, Entwicklung, Identität, Selbstbewusstsein, Sozialisation, Spiel, Rollenübernahme, Gewaltprävention, soziale Kompetenzen, Pädagogik, Pädagogische Praxis
- Quote paper
- Dana Nowak (Author), 2009, Spielräume von Theater - Das Kindertheater als Grundlage zur Einübung von Strategien zur Alltagsbewältigung? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143756