Leistungsbeurteilung in der Grundschule


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A) Vorwort

B) Leistungsbeurteilung in der Grundschule
1. Leistung
1.1 Definition von Leistung
1.2 Pädagogischer und gesellschaftlicher Leistungsbegriff
1.3 Leistungsmessung und -bewertung
2. Arten der Leistungsbeurteilung und Zeugnisse
2.1 Ziffernnoten/Notenzeugnisse
2.2 Verbalzeugnisse
2.3 Zeugnisse in der Grundschule
3. Mögliche Folgen der Leistungsbeurteilung
4. Neue Formen der Leistungsbeurteilung
4.1 „Neue Leistungskultur“
4.2 Portfolio - Konzept
4.3 Weitere neue Formen

C) Fazit

Literaturverzeichnis

A Vorwort

Eine kindgerechte Leistungskultur zeichnet sich nach Meinung des Grundschulverbands durch kindgerechte Gestaltung des Schulanfangs, Respekt vor den Unterschieden der Kinder, Förderung der Leistungen im schulischen Alltag und mehr Zeitaufwand für die Kinder in Form von Ganztagsschulen aus, d.h. sie soll individuell die „Leistungen aller Kinder entwickeln und fördern“.1 Im Rahmen des Mittelseminars “Lernen und Leisten in der Grundschule“ unter der Leitung von ******** im Sommersemester ***** wurden die verschiedenen Aspekte des Leistungsprinzips und die unterschiedlichen Formen der Leistungsbeurteilung behandelt, von denen ausgewählte Aspekte im Folgenden zusammengefasst und mit persönlichen Reflexionen versehen werden.

B Leistungsbeurteilung in der Grundschule

1. Leistung

1.1 Definition von Leistung

Zur Hinführung auf das Thema des Seminars wurde versucht, eine Definition des Begriffs Leistung zu erstellen, wobei es sich als schwierig erwies, eine allgemeingültige und konkret die Bedeutung erfassende Erklärung zu finden. Im Seminar wurde geklärt, dass der naturwissenschaftliche Explikationsversuch „Leistung = Arbeit : Zeit“, der den meisten Studenten bekannt ist und ihnen als erstes beim Hören dieses Wortes in den Sinn kommt, jedoch nur oberflächlich den Begriff Leistung erfasst und keinesfalls in dieser Art auf menschliche Leistung projizierbar ist, denn er beachtet nicht die Qualität der Leistung und stellt keinen individuellen Bezug zur leistenden Person dar.

Die etymologische Herleitung erfolgt aus dem Germanisch/Gotischen „laistjan“, d.h. „einer Spur nachfolgen“, was auch im übertragenen Sinne wiederzufinden ist in dem davon abgeleiteten Wort „die Leisten“ eines Schusters. Man orientiert sich also an einer Spur, die vorgegeben ist, verfolgt ein Ziel und das Resultat der eigenen Arbeit wird an etwas Vorhandenem gemessen. Weitere Definitionen sind bei Klafki und speziell für Schulleistung bei Krapp zu finden: „Leistung ist das Ergebnis und der Vollzug einer Tätigkeit, die mit Anstrengung und gegebenenfalls Selbstüberwindung verbunden ist und für die Gütemaßstäbe anerkannt werden, die also beurteilt wird.“ (Klafki, 1976) Und im engeren Sinn bedeutet das: „Mit Schulleistung bezeichnet man das Ergebnis von Lernprozessen, die durch Unterrichtsmaßnahmen initiiert und/oder gesteuert wurden.“ (Krapp, 1976)

Nicht nur die Definition Krapps, sondern auch die Klafkis ist für den Schulgebrauch geeignet, jedoch sind bei beiden Kritikpunkte anzuführen. Während Klafki in seiner Ausführung zu negativ formuliert und Leistung mit Anstrengung - die jedoch nicht für jeden in gleichem Maße oder überhaupt besteht - und sogar Selbstüberwindung verbindet, gibt Krapp eine zu allgemeine und wissenschaftliche Definition, die sich nur auf das Ergebnis und nicht auf den Prozess bezieht (im Gegensatz zu Klafki).

1.2 Pädagogischer und gesellschaftlicher Leistungsbegriff

„Kinder wollen lernen, etwas leisten und mit ihrem Können wachsen.“2 Demzufolge bringen Kinder schon von Natur aus die für die heutige Gesellschaft erforderliche Leistungsbereitschaft mit, in der der „Zugang zu sozialen und beruflichen Positionen […] von der individuell erbrachten Leistung“3 abhängt.

Die Übertragung des gesellschaftlichen Leistungsbegriffes auf die „sensible Entwicklungsphase der Grundschulzeit“4, erweist sich jedoch als problematisch. Er ist produktorientiert, was sich im schulischen Bereich als vermehrte Wertschätzung von Tests und Noten zeigt, wodurch nicht mehr auf die individuellen Leistungen eingegangen wird. Zudem weist er eine Konkurrenzorientierung auf, die durch die Vergabe von Noten gefördert wird, da sich hierdurch konkretere Vergleichsmöglichkeiten im Klassenverband ergeben. Auslese findet durch Wiederholen einer Klassenstufe bzw. in der vierten Klasse in Hinblick auf den Übertritt statt.5

Um sich jedoch später in der vorwiegend von diesen Begriffen beherrschten Berufswelt der Erwachsenen behaupten zu können, muss das Maß der bereits vorhandenen Leistungsbereitschaft und -fähigkeit erkannt und im schulischen Alltag der Grundschule, die die Basis bildet für deren Weiterentwicklung darstellt, von pädagogischer Seite (= pädagogischer Leistungsbegriff) aus gestärkt werden. Unerlässlich ist hierbei die Motivation auch der leistungsschwächeren Schüler durch Lob auch bei kleineren Fortschritten bzw. schon wenn eine individuelle Bemühung erkennbar ist. Dagegen müssen leistungsstärkere Kinder dazu angeregt werden nicht auf ihrem Wissenslevel zu verbleiben.6

Meiner Ansicht nach erfordert es vom Lehrer sehr viel pädagogisches Einfühlvermögen, um die Wesensart der Schüler und ihre individuelle Leistungsfähigkeit zu erkennen, und diese dann entsprechend fördern zu können. Hierzu sind auch Gespräche mit den Eltern unabdingbar. Ich finde die bildhafte Erklärung der Verbindungsfunktion der Grundschule zwischen pädagogischem und gesellschaftlichem Leistungsbegriff eingängig, welche von Frau Dr. Franz vorgestellt wurde, wobei der Regen für die produkt-, leistungs- und ausleseorientierte und von Konkurrenz geprägte Gesellschaft steht. Der Regenschirm repräsentiert die Grundschule mit dem pädagogischen Leistungsbegriff, der die Kinder vor dem gesellschaftlichen Leistungsbegriff (Regen) schützt, ihnen aber den Zugang in die Gesellschaft offen lässt.

1.3 Leistungsmessung und -bewertung

Leistungsmessung beschreibt die Erhebung und Beurteilung von Schulleistungen. Beim Messen muss unterschieden werden zwischen dem Messen im weiteren Sinne, als Zuordnung von gleichwertigen Kategorien zu Objekteigenschaften (=Nominalskalenniveau), und zum anderen dem Messen im engeren Sinne, wenn Zahlen den Objekteigenschaften zugeordnet werden; hier gibt es das Ordinal-/Rangskalenniveau, Intervallskalenniveau (Aussage über Abstände zwischen den Zahlenwerten) und Verhältnisskalenniveau (Nullpunkt bei der Messung vorhanden). Schulnoten werden mithilfe der Ordinalskala gemessen, da hier die Leistungen einer Art Rangfolge an Ziffern zugeteilt werden.7

Wenn Ergebnisse sinnvoll verwendbar sein sollen, müssen Messungen die Gütekriterien erfüllen: Objektivität, Reliabilität und Validität. Objektiv bewertet wird, wenn mehrere Prüfer innerhalb der drei zu erfüllenden Aspekte Durchführung, Auswertung und Interpretation zu denselben Ergebnissen kommen. Reliabilität oder Zuverlässigkeit beweist sich durch Genauigkeit und Sicherheit einer Messung, was durch eine wiederholte Durchführung des Tests (=Wiederholungsmethode), der Halbierung des Tests in zwei Teile, die dann ausgewertet werden (= Halbierungsmethode) oder dem Vergleich zweier strukturgleicher Varianten des Tests (= Paralleltestmethode) überprüft werden kann. Bei der Validität geht es darum, nur das zu messen, was auch zu messen vorgegeben wird . Man differenziert zwischen Inhalts-, Prognose-, Übereinstimmungs-, Konstruktionsvalidität und Testfairness.8

Auch wenn die Gütekriterien eingehalten werden, können Beurteilungsfehler seitens des Lehrers niemals ganz ausgeschlossen werden, worunter dann auch die Bewertungsqualität leidet. Unterteilt werden die Arten der Fehler in ungleiche Ausschöpfung des Beurteilungsspektrums, die sich in Strenge- und Mildefehler, Tendenz zur Mitte oder zu Extremurteilen gliedern lässt, und in Interferenzen im Urteil, zu denen Reihungsfehler, Schwankungsfehler, der Halo-Effekt und logische Fehler zählen.9 Interessant finde ich den Halo-Effekt, denn diesen konnte ich auch in meiner Schulzeit beobachten. Hierbei handelt es sich um die Voreingenommenheit eines Lehrers gegenüber den Schülern, die auf den globalen Gesamteindruck oder den Ruf eines Kindes begründet ist und die Bewertung beeinflusst. Auch in meiner Gymnasialklasse wurden bei sehr guten Schülern oftmals Fehler übersehen, die sonst die Leistung um eine Notenstufe herabgesetzt hätten und leistungsschwächeren Schülern, von denen aus den Notenbögen der vorherigen Klasse Leistungen bekannt waren, wurde es nicht leicht gemacht, einen neuen verbesserten Stand zu erlangen.

2. Arten der Leistungsbeurteilung und Zeugnisse

2.1 Ziffernnoten/Notenzeugnisse

Die Einstufung des Könnens durch Ziffernnoten ist in der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft, in welcher der Wettbewerb bestimmend ist, nicht mehr wegzudenken. Diese spielen und spielten schon seit Jahrzehnten daher nicht nur in der Schule eine große Rolle für die Benotung von Klassenarbeiten sowie mündlichen und praktischen Prüfungen, sondern haben auch eine große Bedeutung für den Einstieg in die Arbeitswelt, zum Beispiel bei Bewerbungen, bei denen die Noten im Abschlusszeugnis oftmals ausschlaggebend für die Einstellung sind. Auch in allgemeinen Bewertungsbögen bei Umfragen wird oft das System der Schulnoten von eins bis sechs angewandt.

Ihre Funktionen liegen in vielen Bereichen. Zum einen besitzen sie eine Berechtigungsfunktion, da sie klassifizieren, indem sie Schülern den Übergang auf höhere Schulen ermöglichen/verweigern oder ein Hinweis sind auf die Notwendigkeit der Wiederholung einer Klasse und zugleich auch die außerschulische berufliche Laufbahn steuern. Des weiteren informieren (= Berichtsfunktion) Noten die Eltern, den Lehrer und natürlich auch den Schüler über den Leistungsstand des Kindes. Pädagogisch gesehen (= pädagogische Funktion) können sie zum Lernen motivieren, dürfen aber nicht durch Verteilung schlechter Noten zur Disziplin zwingen. Eine vierte Funktion (= gesellschaftliche Funktion) der Noten liegt darin, dass innerhalb des schulischen Bereichs soziale Unterschiede dadurch ausgeglichen werden, dass jeder Schüler ungeachtet seiner Herkunft nach denselben Maßstäben beurteilt wird, zudem werden die Kinder „sozialisiert“, indem sie durch die Notengebung mit den Leistungsanforderungen der außerschulischen Welt vertraut gemacht werden. Sacher nannte als die Merkmale der Noten: Selektion, Legitimation, Kontrolle, Prognose, Information und Rückmeldung, Lehr- und Lerndiagnose und Sozialisation.10

Hinsichtlich der Bewertung mit Ziffernnoten merkt Sacher kritisch an, dass die Schule sich zu einem reinen „Ort der Bewertung von Leistungen“11 entwickelt habe, wobei gerade das Zustandekommen der Noten viele messtechnische Mängel aufweise. So sind die drei Gütekriterien der Bewertung, nämlich Objektivität, Reliabiltiät und Validität, zweifelhaft.

[...]


1 Vgl. Bartnitzky: Die pädagogische Leistungskultur - eine Positionsbestimmung. In: Bartnitzky u. Speck- Hamdan: Leistungen der Kinder wahrnehmen - fördern - würdigen., S. 29 f..

2 Lehrplan für die bayerische Grundschule, S. 10.

3 Bartnitzky: Leistung und Leistungsbeurteilung. In: Haarmann (Hrsg.): Handbuch Grundschule., S. 114.

4 Ebd., S. 118.

5 Vgl. ebd., S. 117.

6 Vgl. Bartnitzky, S. 119.

7 Vgl. Sacher (2004): Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen., S. 33 ff..

8 Vgl. ebd., S. 35-41.

9 Vgl. Sacher (2004), S. 48-51.

10 Vgl. Sacher (2002): Die Notengebung ist unzureichend. In: Winter (Hrsg.): Leistung sehen, fördern, werten., S.

11 Ebd., S. 26.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Leistungsbeurteilung in der Grundschule
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V143772
ISBN (eBook)
9783640547418
ISBN (Buch)
9783640552054
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Leistungsbeurteilung, Grundschule
Arbeit zitieren
Cornelia Kassens (Autor:in), 2008, Leistungsbeurteilung in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143772

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