[...] Theoretisch könnte zu jedem dieser Faktoren eine der drei folgenden
Positionen vertreten werden: 1. Er war entscheidend, 2. er war nicht
entscheidend, 3. er war mitentscheidend. Die Erfahrung lehrt uns gewöhnlich,
dass die letztgenannte Position auf einer differenzierteren Sichtweise fußt als
die beiden erstgenannten. Ziel dieser Arbeit wird es daher sein, diese Annahme
zu überprüfen.
Dies an einem punktuellen Zeitpunkt in der Geschichte zu versuchen, erscheint
wenig sinnvoll, da erst die Berücksichtigung eines größeren Zeitraums
Entwicklungen verdeutlichen kann. Diese Entwicklungen ermöglichen
wiederum Rückschlüsse auf die Intensität von Einflüssen zu einem bestimmten
Zeitpunkt. So kann beispielsweise der Einfluss der Öffentlichkeit auf
Entscheidungen der Regierung erst eine Rolle spielen, nachdem die
Öffentlichkeit informiert wurde. Daher werden drei Beratungen Blums mit den
unmittelbar betroffenen Ministern bzw. dem gesamten Kabinett im Zeitraum
vom 20. Juli 1936, dem Tag der spanisch-republikanischen Anfrage nach
Waffenlieferungen, bis zum 08. August 1936, dem Tag, an dem
Waffenlieferungen bis auf weiteres unterbunden wurden und Blum erstmals die
Nichteinmischungspolitik aktiv unterstützte, nähere Beachtung finden.
In der Historiographie führte zunehmende Distanz zu den Geschehnissen zu
einer weitgehenden Entideologisierung der Darstellungen und somit zu einer
Objektivierung. Darüber hinaus ermöglichen inzwischen veröffentlichte
Quellen dem Historiker, sich ein genaueres Bild der Ereignisse zu machen.
Französische Quellen zur Außenpolitik für den zu untersuchenden Zeitraum
wurden 1966 veröffentlicht. Problematisch sind die bis heute bestehenden
großen Lücken, die im Laufe des Zweiten Weltkrieges entstanden und auch
durch Zweitschriften aus Botschaften und Konsulaten nicht geschlossen
werden konnten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhaltsverzeichnis
- I. Entscheidende Faktoren für die Innen- und Außenpolitik Frankreichs von Januar 1933 bis August 1936
- II. Die erste Konsultation Blums mit seinen Ministern nach dem Hilfegesuch
- III. Die außerordentliche Kabinettsitzung vom 25. Juli 1936
- 1. Die Auffassung der linken Geschichtsschreibung
- 2. Nähere Betrachtung und Kritik an der linken Geschichtsschreibung
- 3. Die ,,öffentliche Meinung“ als Einflussfaktor
- 4. Das Problem fehlender Quellen
- 5. Erste Zwischenbilanz
- IV. Die Kabinettsitzung vom 01. August 1936
- 1. Die von Pierre Cot überlieferten Diskussionen innerhalb des Kabinetts und der britische Einfluss
- 2. Weitere Faktoren
- 3. Zweite Zwischenbilanz
- V. Die entscheidende Sitzung vom 08. August 1936
- 1. Die Ergebnisse der Sitzung
- 2. Der britische Einfluss
- 3. Ungereimtheiten um das „Ultimatum“ Clerks
- 4. Der Einfluss der Öffentlichkeit
- 5. Die Haltung anderer Staaten
- 6. Dritte Zwischenbilanz
- Schlussbetrachtung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Hintergründe der französischen Entscheidung zur Nichteinmischungspolitik im Spanischen Bürgerkrieg zwischen Mitte Juli und Anfang August 1936. Sie analysiert die Entscheidungsfindungsprozesse und die wichtigsten Einflussfaktoren, die zur Entscheidung der französischen Regierung unter Léon Blum führten.
- Die Rolle des britischen Drucks auf Frankreich
- Die innenpolitische Situation in Frankreich, insbesondere die Angst vor einem Bürgerkrieg
- Die öffentliche Meinung in Frankreich und die Bedeutung des Zeitgeistes
- Die Bedeutung der internationalen Beziehungen und die Gefahr einer Eskalation des Konflikts
- Die unterschiedlichen Auffassungen der linken und rechten Geschichtsschreibung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Problem der unvollständigen Quellenlage dar und hebt die unterschiedlichen Deutungen der französischen Nichteinmischungspolitik durch linke und rechte Geschichtsschreibung hervor.
- I. Entscheidende Faktoren für die Innen- und Außenpolitik Frankreichs von Januar 1933 bis August 1936: Dieses Kapitel beleuchtet den Kontext der französischen Politik in der Zeit vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs, insbesondere die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und die Spannungen im internationalen System.
- II. Die erste Konsultation Blums mit seinen Ministern nach dem Hilfegesuch: Hier wird die erste Reaktion der französischen Regierung auf das Hilfegesuch der spanischen Republik nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs beschrieben.
- III. Die außerordentliche Kabinettsitzung vom 25. Juli 1936: Dieses Kapitel analysiert die erste wichtige Kabinettsitzung in der entscheidenden Phase der Entscheidungsfindung, beleuchtet die unterschiedlichen Positionen der Minister und diskutiert die Rolle der öffentlichen Meinung sowie die Problematik fehlender Quellen.
- IV. Die Kabinettsitzung vom 01. August 1936: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die zweite wichtige Kabinettsitzung, analysiert die Diskussionen innerhalb des Kabinetts, untersucht den britischen Einfluss und bietet eine erste Zwischenbilanz der Entscheidungsfindung.
- V. Die entscheidende Sitzung vom 08. August 1936: Dieses Kapitel betrachtet die finale Kabinettsitzung, analysiert die Ergebnisse der Sitzung, untersucht den britischen Einfluss, diskutiert die Problematik des „Ultimatums“ Clerks, beleuchtet die Rolle der öffentlichen Meinung und die Haltung anderer Staaten.
Schlüsselwörter
Spanischer Bürgerkrieg, Frankreich, Nichteinmischungspolitik, Léon Blum, Britischer Druck, Innenpolitik, Öffentliche Meinung, Internationale Beziehungen, Linke Geschichtsschreibung, Rechte Geschichtsschreibung, Entscheidungsprozesse.
- Citar trabajo
- Dominik Bach (Autor), 2003, Der Weg Frankreichs zur Nichteinmischungspolitik in den Spanischen Bürgerkrieg Mitte Juli 1936 bis Anfang August 1936, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14379