Jean de La Bruyère gilt, wie La Rochefoucauld als einer der berühmtesten Vertreter der der französischen Moralistik des 17. Jahrhundert. Seine Maximen, Reflexionen und literarischen Porträts sind das Ergebnis genauer Beobachtungen seines Umfelds und beziehen sich dabei auf geistige, wie auch gesellschaftliche Gebiete des Lebens.
Die Kunstform, welche dieser Moralisten verwendete, ist dabei sehr vielseitig, Sie zeichnet sich durch knappe Äußerungen, durch Maximen aus, wie sie schon La Rochefoucauld verwendete und die nur das Notwendigste mitteilen. Der Leser soll animiert werden, sich mit diesen „Orakelsprüchen“ auseinander zusetzen und angehalten sein sich selbst bzw. seine Mitmenschen zu prüfen. Daneben finden sich die Porträts, welche die Gesellschaft überspitzt und auf ironische Art und Weise widerspiegeln. Die pädagogische Aufgabe der „Charaktere“ La Bruyère’s ist es, dabei dem Menschen eine Hilfestellung zu geben, um sich in der Welt, die mehr und mehr aus dem Schein am Hofe und seiner Kopie in der Stadt, besteht, zurechtzufinden.
Diese Erziehung ist jedoch nicht offensichtlich oder direkt, sondern sie wird dem Leser angeboten, ihm selbst überlassen. Jean de La Bruyère schreibt in der Einleitung seines Werkes die „Charactères“ an das Publikum: „[…] wenn es einige der hier dargestellten Mängel an sich erkennt, [kann es] sich danach verbessern. Das ist der einzige Zweck, den das ist der einzige Zweck, den man vor Augen haben soll, dies auch der Erfolg, auf den man sich aber weniger verlassen darf.“
Der Autor La Bruyère hat in seinem Buch, wie der Vater der Charaktere Theophrast, den Menschen in der Gesellschaft dargestellt und dies mit seinen besonderen, jedoch meist negativen Eigenschaften. Die Sitten am Hofe Ludwigs XIV. sind eben nicht das, worauf der Mensch nach Meinung des Autors hinarbeiten sollte, vielmehr soll er diese falschen Sitten erkennen können und sie selbst vermeiden. Zu diesem Zweck stellt La Bruyère elegante und satirische Weise die Verfehlungen seiner Zeit da. Anders als La Rochefoucauld konzentriert er sich nicht auf die Leidenschaft, welche er aber als Ausgangspunkt der Verfehlungen nimmt. Der Moralist fokussiert vielmehr die Formen, in welchen die Leidenschaften jener Zeit auftreten und versucht diese für alle Sichtbar zu machen. Das der Höfling von Versailles dafür das Beispiel ist, hat La Bruyère erkannt und bewusst genutzt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Eine kurze Biographie zu Jean de La Bruyère und den Bedingungen seines Schaffens
- 3. Der Souverän oder dem Staate - La Bruyère, Revolutionär oder Kritiker der Monarchie?
- 4. Der Höfling, der habile homme und die Leidenschaften...
- 5. Der Schein einer schönen Gesellschaft
- 6. La Bruyère, ein Anhänger des Volkes.....
- 7. Einfaches Volk und Tradition als einzige Vorrausetzungen für den guten Menschen.....
- 8. Schlussbetrachtung....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Jean de La Bruyère und seiner Kritik an der höfischen Gesellschaft im Zeitalter Ludwigs XIV. Sie analysiert La Bruyère's Werk „Die Charaktere“ und untersucht, wie er die Sitten seiner Zeit beobachtet und schildert. Die Arbeit zielt darauf ab, die moralischen und gesellschaftlichen Ansichten La Bruyère's zu beleuchten und zu verstehen, wie seine Kritik zum Ausdruck kommt.
- La Bruyère's Kritik an der höfischen Gesellschaft und den Sitten des Hofes Ludwigs XIV.
- Die Rolle des „honnête homme“ im Kontext der höfischen Gesellschaft
- La Bruyère's Vorstellung von einem guten Menschen und der Bedeutung von Tradition und einfachem Volk
- Die literarischen Mittel, die La Bruyère zur Darstellung seiner Kritik einsetzt (z.B. Maximen, Porträts).
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung - Die Einleitung stellt Jean de La Bruyère als einen bedeutenden Vertreter der französischen Moralistik des 17. Jahrhunderts vor und erläutert seine literarischen Mittel, die er in seinem Werk „Die Charaktere“ einsetzt.
- Kapitel 2: Eine kurze Biographie zu Jean de La Bruyère und den Bedingungen seines Schaffens - Dieses Kapitel beleuchtet die Biografie La Bruyère's und seine soziale Herkunft. Es wird beschrieben, wie seine Erfahrungen und die Zeitumstände sein Schaffen beeinflusst haben.
- Kapitel 3: Der Souverän oder dem Staate - La Bruyère, Revolutionär oder Kritiker der Monarchie? - Dieses Kapitel untersucht La Bruyère's Haltung gegenüber der Monarchie und dem Souverän. Es wird diskutiert, ob er als Revolutionär oder Kritiker der Macht gesehen werden kann.
- Kapitel 4: Der Höfling, der habile homme und die Leidenschaften... - Dieses Kapitel befasst sich mit La Bruyère's Analyse der höfischen Gesellschaft und der Rolle des „honnête homme“. Es wird die Frage gestellt, wie La Bruyère die Rolle der Leidenschaften in diesem Kontext betrachtet.
- Kapitel 5: Der Schein einer schönen Gesellschaft - Dieses Kapitel untersucht La Bruyère's Beschreibung der höfischen Gesellschaft als „scheinbar schöne Gesellschaft“. Es analysiert die satirischen Elemente in seinem Werk und die Kritik, die er an der Oberflächlichkeit und den Verfehlungen der Zeit richtet.
- Kapitel 6: La Bruyère, ein Anhänger des Volkes..... - Dieses Kapitel beleuchtet La Bruyère's Haltung gegenüber dem einfachen Volk und seine Sichtweise auf die Bedeutung von Tradition und einfacher Lebensweise.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der französischen Moralistik des 17. Jahrhunderts, insbesondere mit der Kritik an der höfischen Gesellschaft, dem „honnête homme“, den Sitten und Gebräuchen der Zeit sowie dem Einfluss der Leidenschaften auf das menschliche Verhalten. Die Arbeit untersucht La Bruyère's Werk „Die Charaktere“ als wichtige Quelle für das Verständnis der moralischen und gesellschaftlichen Strömungen im Zeitalter Ludwigs XIV. Weitere Schlüsselbegriffe sind: Moral, Maximen, Porträts, Satire, Tradition, Volk, Monarchie, „honnête homme“.
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- Lars Rahn (Author), 2009, La Bruyère, die höfische Gesellschaft und die Neudefinition eines alten Ideals, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143865