La novela cinematográfica

Intermediale Bezüge und filmisches Schreiben in Beltenebros von Antonio Muñoz Molina


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Intermedialität, filmisches Schreiben und die novela cinematográfica – Begriffsdifferenzierungen
2.1 Intermedialität
2.2 Filmisches Schreiben
2.3 Die novela cinematográfica

3. Beltenebros und der spanische Buchmarkt

4.Filmische Elemente in Beltenebros
4.1 Der film noir
4.2 Das Kino: Realität versus Fiktion
4.3 Filmisches Schreiben: die Technik des flash back

5. Resümee

6. Bibliographie

1. Einleitung

Die Mannigfaltigkeit der heutigen Medien ermöglicht eine multilaterale Kommunikation und Vermittlung von Informationen. Ein Medium dient dem Diskurs zwischen einem Sender und dem Empfänger. Im Bereich der Medien lässt sich eine Vielzahl von Kategorien feststellen. Neben den klassischen Medien, wie Literatur, Theater und Malerei, finden sich unter den neuen Medien Film/Kino, Fernsehen, Internet und DVD-Träger. Durch einen langen Zeitraum hindurch betrachtete man einzelne Medien und deren Ästhetik getrennt voneinander. Seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts zieht jedoch ein neues Phänomen die Aufmerksamkeit der Medien-, als auch der Literaturwissenschaftler auf sich. Es handelt sich hierbei um den Begriff der Intermedialität, welcher sich heutzutage größter Beliebtheit erfreut. Der Begriff der Intermedialität ist aus der Medienwissenschaft entlehnt und rührt von der steigenden Tendenz des Vermischens und Ineinandergreifens unterschiedlicher Medien her.[1] Der heutige Forschungsstand zur Intermedialität lässt noch großzügigen Raum für zukünftige Untersuchungen, obwohl dieses Phänomen in jüngster Zeit immer häufiger Bestandteil der Wissenschaften, besonders der Geisteswissenschaften ist. Die Vernetzung und der Kontakt zwischen verschiedenen Medien wecken im genannten Forschungsrahmen das Interesse der Literaturwissenschaft, welche sich aber, speziell im Hinblick auf die Romanistik, erst spät der Forschung zur Intermedialität widmete.[2] Das heißt, dass sich ein Bewusstsein für das Ineinandergreifen von Literatur und anderen Medien erst spät herauskristallisierte. Die Problematik der Intermedialität liegt jedoch darin, dass lange Zeit die Schwierigkeit einer Begriffsbestimmung bestand, die auch bis heute nicht gänzlich geklärt ist. In Folge dessen strebt das nachfolgende Kapitel eine Im Rahmen dieser Arbeit angemessene Begriffsklärung und Präzisierung der Termini „Intermedialität“, „filmisches Schreiben“ und „novela cinematográfica“ an. Der vorliegenden Arbeit liegt die Intermedialitätstheorie von Irina Rajewsky zu Grunde[3], die sich der Intermedialitätsforschung, insbesondere im Bereich der Literatur-wissenschaft, widmet. Die darauf folgenden Kapitel untersuchen den Roman Beltenebros von Antonio Muñoz Molina im Hinblick auf intermediale Bezüge. In seiner Spezifität beleuchtet wird in diesem Zusammenhang der Aspekt des filmischen Schreibens und die Gattung der novela cinematográfica. Gehört Muñoz Molinas Roman zur Gattung des Filmromans und wie wird das Medium Film in das literarische Werk eingebettet? Der Autor bedient sich des filmischen Schreibens. Im Folgenden wird aufgezeigt, welche filmischen Elemente in Beltenebros präsent sind, wie auch deren Auswirkungen auf die Ästhetik des Romans und die ästhetischen Erfahrungen des Lesers.

2. Intermedialität, filmisches Schreiben und die novela cinematográfica – Begriffsdifferenzierungen

Es geht nicht um eine bloße Aufgabenbereichskosmetik,

sondern um die Realisierung der Einsicht, dass ausnahms-

los alle literaturwissenschaftlichen Fragestellungen die

Medialität und Intermedialität ihrer Untersuchungsgegen-

stände ausreichend berücksichtigen müssen.

Siegfried J. Schmidt[4]

Das Zitat von Schmidt verdeutlicht die lange Zeit unterschätzte Relevanz der Einflüsse und Wechselbeziehungen zwischen Literatur und anderen Medien. Im Bereich der Literaturwissenschaft nimmt das Phänomen der Intermedialität eine wichtige Position ein, welche einer genaueren Untersuchung würdig ist. Spricht man von Literatur kann besonders im Zeitalter der neuen Medien nicht davon ausgegangen werden, die Literatur beschränke sich auf jenes Medium. Besonders in der Literatur lassen sich Kontakte und das Einbeziehen anderer Medien, wie z.B. das des Films feststellen. Unterschiedliche Medien nehmen Einfluss aufeinander und bieten Anlass zu einer medienübergreifenden Betrachtungsweise von Literatur.

2.1 Intermedialität

Der Terminus der Intermedialität meint im weiteren Sinne den Verweis eines Mediums auf ein anderes und den Kontakt zwischen verschiedenen Medien. Rajewsky definiert Intermedialität weit gefasst und erläutert überzeugend die Vorteile einer Begriffspräzisierung im weiteren Sinne.

Aus den genannten Gründen ist es vernünftig […],

den Terminus als Hyperonym für die Gesamtheit

aller Mediengrenzen überschreitenden Phänomene

beizubehalten, also all der Phänomene, die, dem

Präfix >inter< entsprechend, in irgendeiner Weise

zwischen Medien anzusiedeln sind.[5]

Ausgehend von dieser Definition nimmt Rajewsky eine stufenartige Gliederung von Intermedialität vor. Sie entwickelt ein Schema, das von Intermedialität als „Mediengrenzen überschreitende Phänomene, die mindestens zwei konventionell als distinkt wahrgenommene Medien involvieren“[6] ausgeht und davon die Phänomene der Intramedialität und Transmedialität abgrenzt. Der Begriff der Intramedialität meint, dass innerhalb eines Mediums auf ebendies verwiesen wird. Das heißt, dass kein Wechsel von einem Medium zu einem anderen stattfindet, sondern z.B. ein literarischer Text auf einen anderen literarischen Text verweist. Nicht auszuschließen aus der Begriffsgeschichte von Intermedialität ist also der Einfluss von Kristevas Intertextualitätsbegriff. Rajewsky betont in diesem Zusammenhang das allgemein bekannte Phänomen der Intertextualität, welches sich in der Intramedialität widerspiegelt, jedoch nur eine Art der Intramedialität darstellt. Weitere Formen der Intramedialität sind Verweise von Film zu Film oder Musikstück zu Musikstück.[7] Als dritte Abstufung des Schemas bezeichnet Rajewsky die Transmedialität. Transmedialität meint die Transformation eines Themas, z.B. eines Genres, in verschiedene Medien. Gemeint ist hier, dass die Phänomene, welche in verschiedene Medien übertragen werden nicht auf ein bestimmtes Medium beschränkt sind.[8] Als Beispiel kann das Genre des film noir genannt werden, welches sich nicht nur im Medium des Films wieder findet, sondern auch auf die Literatur übertragen wird, was im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch genauer aufgezeigt wird.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit stütze ich mich auf das oben erläuterte Verständnis von Intermedialität als Oberbegriff für den Kontakt und den Verweis verschiedener Medien auf ein anderes Medium. Aufgezeigt wird insbesondere die Präsenz des Films in der spanischsprachigen Literatur des späten 20. Jahrhunderts am Beispiel des Romans Beltenebros (Kap. 3 und 4), als auch das Phänomen des filmischen Schreibens, das im Folgenden vorgestellt wird (Kap. 2.2).

2.2 Filmisches Schreiben

Der Begriff des filmischen Schreibens stellt sich insofern als problematisch heraus, als dass seine Begriffsbestimmung von mehreren Faktoren abhängig ist. Rajewsky hebt die Historizität in diesem Zusammenhang hervor. Betrachtet man im Rahmen einer literaturwissenschaftlichen Untersuchung den intermedialen Bezug des filmischen Schreibens, ist man zugleich aufgefordert den historischen Hintergrund und die Kenntnisse sowie Erfahrungen über Medien des Autors mit einzubeziehen. Jedoch auch die geschichtliche Entwicklung des Mediums selbst ist in den Fokus zu stellen.[9] Im Zusammenhang dieser Arbeit ist es folglich notwendig den Roman Beltenbros von Antonio Muñoz Molina im „film- und literaturhistorischen Kontext“[10] zu untersuchen. Zu berücksichtigen ist daher die Frage, was auf den Autor und die Gesellschaft blickend in den 90er Jahren filmisch bedeutete.

Weiterhin betont Rajewsky die Wichtigkeit der Berücksichtigung des >Als ob<-Charakters bezüglich des filmischen Schreibens indem sie sich auf ein Zitat von Heller stützt:

Die Synthetisierung filmischer Wahrnehmungsformen

mit literarischen Produktionskategorien erfolgt zum

einen nicht automatisch, sondern unterliegt subjektiven

Motivationszwängen – seien sie nun bewusst oder

unbewußt; zum anderen vollzieht sie sich in der schein-

haften Form des »Als ob«: Der literarische Autor

Schreibt so, als ob er über die >Instrumente des Films<

Verfügen würde, es realiter jedoch nicht tut.

(Heller, 1986)[11]

Die Frage aber, was genau filmisches Schreiben ist bleibt noch zu beantworten. In seiner Arbeit Theater, Film, Literatur in Spanien. Literaturgeschichte als integrierte Mediengeschichte (2001) diskutiert Franz-Josef Albersmeier in der Einleitung zunächst die intermedialen Bezüge von Film und Literatur, um den Terminus der „filmischen Schreibweise“[12] einzugrenzen. Albersmeier untermauert ebenfalls die Relevanz der Subjektivität des Autors und seines Horizonts, insbesondere im Hinblick auf den Umgang und die Verarbeitung von Medienerfahrung im literarischen Text.[13] Unter den Begriff des filmischen Schreibens kann man nach Albersmeier die „Möglichkeiten der Ein- schreib -ung filmischer Vorgaben und Anregungen in die Sprach-, Handlungs- und Reflexionsstrukturen des spanischen Romans im 20. Jahrhundert“[14] fassen. Charakteristisch für das filmische Schreiben ist, dass es die narrative Struktur des Romans durch filmische Elemente verändert. Um den Vorgang des filmischen Schreibens zu erläutern, stützt Albersmeier sich auf die Aussage Brechts:

[...]


[1] Vgl. Rajewsky, Irina (2002): 1.

[2] Vgl. Ibid., 2.

[3] Ich beziehe mich hier auf Rajewskys Publikation Intermedialität (2002) erschienen im Francke Verlag Tübingen und Basel.

[4] Zitat n. Nünning (2001): 134.

[5] Rajewsky, Irina (2002): 12.

[6] Ibid., 13.

[7] Vgl. Ibid., 12.

[8] Vgl. Ibid., 12f.

[9] Vgl. Rajewsky, Irina (2002): 34f.

[10] Ibid., 36.

[11] Zitat n. Rajewsky (2002): 39.

[12] Albersmeier, Franz-Josef (2001): 17.

[13] Vgl. Ibid., 17f.

[14] Ibid., 19.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
La novela cinematográfica
Untertitel
Intermediale Bezüge und filmisches Schreiben in Beltenebros von Antonio Muñoz Molina
Hochschule
Universität Münster  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Intermedialität von Film und Literatur in Spanien
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V143948
ISBN (eBook)
9783640546404
ISBN (Buch)
9783640546114
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beltenebros, Muñoz Molina, filmisches Schreiben, Intermedialität
Arbeit zitieren
Bettina Vázquez García (Autor:in), 2009, La novela cinematográfica, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143948

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