Die durch den Geschmack der Madeleine hervorgerufene "mémoire involontaire", wie der Erzähler sie schließlich selbst in "Le temps retrouvé" bezeichnet, ist zwar sicherlich die bekannteste, jedoch keineswegs die einzige Art der Erinnerung, die in Prousts "À la recherche du temps perdu" beschrieben wird. Während die "mémoire volontaire" als Erinnerungsform, die nur punktuelle Einblicke in die Vergangenheit ermöglicht, jedoch deutlich abzugrenzen ist, scheint die "mémoire errante" nur eine Sonderform der unwillkürlichen Erinnerung zu sein, die die Brauchbarkeit der "mémoire involontaire" ─ zumal als Ausgangspunkt für die Suche nach der verlorenen Zeit ─ in Frage stellt. Dieser Aufsatz zeigt, dass Proust den vermeintlichen "Grundwiderspruch [...] zwischen einer Poetik des Wissens und einer Inszenierung des Nichtwissens" (Rainer Warning) durch die Einführung eines als "oubli" bezeichneten Informationsspeichers, dessen Funktionsweise anhand ausgewählter Textpassagen erläutert wird, aufhebt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die mémoire de l'intelligence oder mémoire volontaire
- Die mémoire involontaire
- Der oubli als Begründung für die mémoire errante
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die verschiedenen Formen der Erinnerung in Marcel Prousts „A la Recherche du temps perdu“. Sie analysiert, wie die unwillkürliche Erinnerung als zentrales Element des Romans die „verlorene Zeit“ wiedergewinnt und wie sich diese Form der Erinnerung zu anderen Arten der Erinnerung, wie der willkürlichen Erinnerung und der „mémoire errante“, verhält. Darüber hinaus betrachtet die Arbeit, wie die Theorie der unwillkürlichen Erinnerung im Kontext des gesamten Romans und seiner Entstehung verstanden werden kann.
- Die unterschiedlichen Formen der Erinnerung in Prousts „A la Recherche du temps perdu“
- Die Rolle der unwillkürlichen Erinnerung in der Wiedergewinnung der „verlorenen Zeit“
- Die Beziehung zwischen der unwillkürlichen Erinnerung, der willkürlichen Erinnerung und der „mémoire errante“
- Die Entwicklung der Theorie der unwillkürlichen Erinnerung im Kontext des gesamten Romans
- Die Bedeutung der „mémoire involontaire“ für die Entstehung des Romans als Kunstwerk
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die verschiedenen Formen der Erinnerung vor, die in Prousts Roman eine Rolle spielen.
- Das Kapitel „Die mémoire de l'intelligence oder mémoire volontaire“ behandelt die willkürliche Erinnerung und ihre Funktionsweise.
- Das Kapitel „Die mémoire involontaire“ analysiert die unwillkürliche Erinnerung und ihre Bedeutung für die Wiedergewinnung der „verlorenen Zeit“.
- Das Kapitel „Der oubli als Begründung für die mémoire errante“ untersucht die Rolle des Vergessens für die Entstehung der „mémoire errante“.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Erinnerung, Vergessen, unwillkürliche Erinnerung, willkürliche Erinnerung, „mémoire errante“, „A la Recherche du temps perdu“, Marcel Proust, Authentizität, Kunstwerk, Poetik.
- Citar trabajo
- Thomas Bednarz (Autor), 2002, Formen der Erinnerung und ihre Vereinbarkeit in Prousts "A la recherche du temps perdu", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14398