Die Arbeit versucht zu beantworten, wie sehr die spanische Expansion in Amerika durch gesellschaftliches und materielles Gewinnstreben ihrer einzelnen Akteure geprägt war.
Die Eroberung der "Neuen Welt" durch die Konquistadoren stellt einen welthistorisch einmaligen Vorgang dar und wird häufig durch einen fanatischen Missionierungseifer und die blinde Gier nach Gold der Spanier erklärt. Tatsächlich spielte der Wunsch nach Verbreitung des katholischen Glaubens für die meisten Konquistadoren wohl eine untergeordnete Rolle und auch Gold war in den wenigsten Fällen die Beute der Eroberer. Sie begaben sich auch nicht auf Befehl des Königs als dessen Armee nach Amerika, sondern freiwillig auf eigene Kosten, Planung und Risiken. Die Krone vergab lediglich Lizenzen für Entdeckungen bzw. Eroberungen und beanspruchte das königliche Fünftel für die dabei entstehenden Gewinne. Es waren also in erster Linie weltliche Verlockungen, die das Leitmotiv der Konquistadoren prägten. Doch lagen diese weniger in Gold, sondern vielmehr in der "Ressource Mensch" in Form von encomiendas, Ländereien sowie Titel.
Diese Arbeit eruiert, wie sehr die spanische Expansion in Amerika durch gesellschaftliches und materielles Gewinnstreben ihrer einzelnen Akteure geprägt war. Der geographische und zeitliche Fokus liegt dabei auf dem Mexiko der 1520er Jahre, wobei unter der Prämisse, die Conquista als Gesamtphänomen zu verstehen, punktuell räumlich auf ihren karibischen sowie andinen Schauplatz ausgegriffen wird. Gleichzeitig wird die Arbeit dort, wo die inhaltliche Verflechtung es gebietet, auch zeitlich einen größeren Rahmen abdecken und neben der Eroberungsphase die anschließende Etablierung der spanischen Herrschaft einbeziehen, womit sie die Periode ab Kolumbus erstmaliger Ankunft in der "Neuen Welt" bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts umfasst. Nach der Einleitung werden ein Bild der sozialen Zusammensetzung einer Konquistadorengruppe gezeichnet und deren wesentliche Charakteristika herausgearbeitet. Dem folgt eine Darstellung der legitimatorischen Grundlagen der Conquista, die ganz wesentlich dafür waren, dass das, was die Konquistadoren erbeuteten, nach eigener Rechtsauffassung kein Raub, sondern genehmigte Beute war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die spanischen Konquistadorengruppen
- Eroberungslizenzen
- Die Rolle des Bellum Iustum
- Der Gebrauch des Requerimientos als rechtliche Absicherung für die Konquistadoren
- Die Belohnungslogik der Conquista
- Die Beuteökonomie und ihre Auswirkungen
- Formen unmittelbarer Beute
- Die zweite Ebene der Belohnungslogik: Belohnung durch königliche Gnaden
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie stark das gesellschaftliche und materielle Gewinnstreben privater Akteure die spanische Expansion in Amerika prägte, wobei der Fokus auf das Mexiko der 1520er Jahre liegt. Die Arbeit betrachtet die Conquista als Gesamtphänomen, indem sie punktuell räumlich auf den karibischen und den andinen Schauplatz der Eroberung ausgegriffen wird. Sie untersucht auch die Etablierung der spanischen Herrschaft und deckt somit grob die Periode von Kolumbus' Erstankunft in der „Neuen Welt“ bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ab.
- Die soziale Zusammensetzung und Charakteristika von Konquistadorengruppen
- Die legitimatorischen Grundlagen der Conquista, insbesondere die Rolle des Requerimientos
- Die Belohnungslogik der Conquista, die sowohl unmittelbare Beute als auch königliche Gnaden umfasst
- Die Auswirkungen des Gewinnstrebens auf die spanische Eroberung und Herrschaft in Amerika
- Die Rezeption und Revision der Conquista-Forschung im Laufe der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der spanischen Eroberungszüge in Amerika ein und skizziert die Forschungsfrage, den geographischen und zeitlichen Fokus sowie die methodischen Einschränkungen der Arbeit. Sie diskutiert auch die Rezeption und Revision der Conquista-Forschung, insbesondere im Hinblick auf die Eurozentrismus-Debatte.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der sozialen Zusammensetzung und den Charakteristika der spanischen Konquistadorengruppen. Es untersucht die Motivationen und Ziele der Konquistadoren und beleuchtet die Rolle von Eroberungslizenzen und dem Bellum Iustum. Dieses Kapitel geht auch auf die rechtliche Absicherung der Eroberungen durch das Requerimiento ein.
Kapitel drei analysiert die Belohnungslogik der Conquista und unterscheidet dabei zwischen der unmittelbaren Beute und den königlichen Gnaden. Es untersucht die Beuteökonomie, Formen der unmittelbaren Beute und die zweite Ebene der Belohnungslogik, die aus Belohnungen durch königliche Gnaden bestand.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen der Arbeit sind: spanische Eroberungszüge, Conquista, Mexiko, 1520er Jahre, Gewinnstreben, gesellschaftliche Motivationen, materielle Beute, Eroberungslizenzen, Requerimiento, Bellum Iustum, Belohnungslogik, königliche Gnaden, Beuteökonomie, Eurozentrismus, Indigene, translokale Verflechtungsgeschichte.
- Citation du texte
- Michael Bauer (Auteur), 2021, Spanische Eroberungszüge in Amerika als Gewinngemeinschaften. Wie prägte gesellschaftliches und materielles Gewinnstreben privater Akteure die Conquista?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1440997