Ich bin der ich bin. Der Name und das Wesen Gottes


Hausarbeit, 2008

20 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entstehung des Gottesnamens
2.1. Die Frühgeschichte
2.2. Der Weg zum Monotheismus

3. Deutung des Gottesnamens
3.1. Die Septuaginta-Wiedergabe des Tetragramms durch κύριοϛ

4. Eigenschaften JHWH´s
4.1. JHWH der König
4.2. Gott der Herr
4.3. Der Begriff „Vater“
4.4. Das umstrittene Prädikat der Allmacht
4.5. JHWH der Kriegerische?
4.6. Gott als Bild?

5. Das Wirken Gottes
5.1. JHWH als richterlicher Sonnengott?
5.2. Namensoffenbarung Gottes am Sinai. Die Deutung des Gottesnamens am Sinai (Ex3)
5.3. Der kommende Name

6. Das Wort Gottes

7. Eigene Stellungnahme

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich möchte in dieser Arbeit dem Namen und dem Wesen Gottes auf die Spur kommen. Ich möchte klären, wie und wo der Gottesname entstanden ist, was das Tetragramm bedeutet und wie man es herleitet. Ein kurzer geschichtlicher Abriss sowie einige Bibelstellen sollen darüber Aufschluss geben. Ferner soll geklärt werden, wie Gott zu Israel steht. Um mehr über Gott zu erfahren, soll daraufhin eine Untersuchung und Deutung des Gottesnamens erfolgen, um zu erfahren, welche Gestalt Gott hat, und wie sein Name ausgesprochen wird. Im weiteren Verlauf möchte ich näher auf die Eigenschaften JHWH´s eingehen, hier insbesondere, warum JHWH auch als König bezeichnet wird, und welche Aufgaben ihm zukommen. Gibt es einen Stellvertreter Gottes auf Erden? Hat Gott vielleicht eine Kehrseite? Warum ist er manchmal zornig und manchmal Retter? In diesem Sinne möchte ich dem Begriff „Vater“ auf die Spur kommen. Denn ein Vater, so sollte man meinen, ist jemand, der Liebe und Schutz gibt. Im weiteren Ablauf soll ersichtlich werden, wer Gott als Vater bezeichnet und ob es dafür biblische Nachweise gibt. Wenn wir vom „Herrn“ sprechen, dann denken wir nicht allzu selten an die Allmacht Gottes. Dieses Charakteristikum möchte ich dann zum Anlass nehmen, um zu klären, warum die Allmacht Gottes oftmals als umstritten gilt. Die Attribute, die wir Gott zuschreiben, bedürfen, wie auch der Allmacht, einer notwendigen Imagination, folglich kam es dazu, dass nach biblischen Erzählungen Bilder von Gott angefertigt wurden, die in Form kultischer Objekte Gott als real präsent darstellten. Die Problematik die dabei entstand wird hier eingehend thematisiert. Anschließend möchte ich das Wirken Gottes thematisieren, und näher auf die Namensoffenbarung Gottes am Sinai eingehen, und sie am Text näher untersuchen. Als nächstes Thema, das mit Gott verbunden ist, möchte ich kurz der Frage nachgehen, ob JHWH ein kriegerischer Gott sein könnte. Kann man hierzu vielleicht Hinweise im Wort Gottes finden? Als letzter Punkt dieser Arbeit soll der „kommende Name“ behandelt werden, und erklären, inwiefern bereits im AT ein „Kommen“ vorhergesagt werden kann. Eine abschließende eigene Stellungnahme soll wichtige Punkte herausstellen, als auch meine Sicht der Dinge darlegen.

2. Die Entstehung des Gottesnamens

2.1 Die Frühgeschichte

Die Frühgeschichte der JHWH-Verehrung liegt im Dunkeln. Seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. ist in Israel/Palästina ein Wüstengott, der „Herr der Strauße“ genannt wurde, ikonographisch nachweisbar. Auch der Topos „Herr der Tiere“ hat sich in der Glyptik Eisenzeit IIA als auchtochthone Göttergestalt durchgesetzt. Sein Wirken wurde am Rande des israelitischen Kultlandes in der Steppe verortet, wo sich auch der Lebensraum des Straußes befindet.[1] Hierbei wird stark vermutet, dass sich diese Tatsache auf das Ereignis des Wüstengottes JHWH beziehen lässt, der mit der Exodusgruppe im Verlauf des 12. Jh. v. Chr. in das Land kam. Die Heimat des Gottes JHWH ist östlich des Golfes von Aqaba im Land Midian vorzufinden. Im weiteren Verlauf hat sich die Verehrung JHWH´s noch verstärkt, nachdem um ca. 1000 v. Chr. David damit begann, die Lade (JHWHs) nach Jerusalem zu bringen, und JHWH zum Reichsgott machte. JHWH war seit jeher der Gott der David Dynastie. Als Saul dann Anfang des 10. Jh. v. Chr. JHWH zum Gott seiner anti-philistäischen Stämme-Koalition machte, war damit der Name „Israel“ für diese Koalition wie der Charakter JHWH´s als kriegerischer Ägypten-Bezwinger. Im weiteren Exodus-Verlauf erhalten die Wörter: JHWH, Israel und Ägypten immer neue Wortbedeutungen. Unter anderem war von einem „Jakob-Israel“ und von einem „Exodus-Israel“ die Rede.[2] So begann der Weg zum Monotheismus. Ein Beleg ist in 1 Sam 17,45 zu finden, als David sagt: „Alle Welt soll erfahren, daß Israel einen Gott hat!“

2.2 Der Weg zum Monotheismus

Die JHWH-Verehrung war zunächst polyteistisch, was daran festgemacht werden kann, dass eine Verwandtschaft der israelitischen zur ugaritischen Religion (nordkanaanäischer Stadtstaat) bestand. In Ugarit herrschte ein aufgefächerter Polyteismus. Im AT lassen sich dahingehend folgende zugehörige Götternamen finden: Baal, El, Astarte, Anat, Aschera. In biblischen Texten lässt sich eine friedliche Verschmelzung und Koexistenz von JHWH und EL entnehmen. Dagegen wurden Baal und weibliche Gottheiten aufs heftigste bekämpft. Neuere Funde scheinen auf ein Zusammenwirken von JHWH und Aschera hinzudeuten. Die Inschriften aus Kuntillet Agrud und Khirbet el-Qom belegen für das Juda des 8. Jahrhunderts Formeln wie: „Ich habe euch gesegnet durch JHWH von Samaria (?) und durch seine Aschera“ oder „Ein gesegneter ist Urijahu durch JHWH – aus seinen Bedrängnissen hat der ihn durch seine Aschera errettet“.[3] War JHWH wirklich ein „einer neben einer anderen?“ Hatte er eine Gemahlin? So wie der EL oder Baal von Ugarit? Dazu müssen diese außerbiblischen Zeugnisse in den richtigen politischen, sozialen, geographischen und historischen Kontext gesetzt und interpretiert werden. Aber, dass hier JHWH und Aschera in einem Atemzug genannt werden ist schon atemberaubend. Man darf bei allem hier nicht übersehen, dass Ugarit ca. 500 km von Israel entfernt lag, und somit nicht alles eins zu eins von Ugarit auf Israel übertragen werden kann. Dann, im 8. bzw. ausgehenden 7. Jahrhundert gelang es der „JHWH-allein-Partei“ unter König Josia, die vor allem von Propheten geführt wurde, aus ihrer Randposition herauszutreten, und ihr Programm zu einer Grundlage eines Kulturstaates zu machen. Die inner- und außerhalb der Bibel bezeugten israelitischen Personennamen sind auch in der vorexilischen Zeit überwiegend JHWH lastig.[4] Im 9. Jahrhundert hatte „Die-JHWH-und-nicht-Baal-Bewegung“ unter dem Propheten Elija weiteren Einzug erhalten, und verhalf dem Monotheismus zu einer noch stärkeren Stellung. Ebenfalls im gleichen Jahrhundert tauchte eine moabiische Schrift auf (Moabiter waren das Nachbarvolk der Israeliten). Der Hinweis, dass JHWH von Seir herkommt findet sich in vier Bibelstellen: Dtn 33,2; Ri 5,4; Ps 68,7,8; Habakuk 3,3. Hier wird erzählt, dass JHWH von Seir / Theman her kommt. Unter dem Propheten Hosea wurden dann im 8. Jahrhundert Bilder dieses Gottes abgelegt. Es galt, dort wo sich ein Stier vorfand, thronte die Gottheit. Da jedoch überall dort, wo Bilder von Stieren auftraten auch der Gott Baal präsent war, wurden die Bilder schließlich verworfen. Es keimte Kritik am Baal-Kult auf.[5] Im weiteren geschichtlichen Verlauf fanden die Götternamen aus Ugarit bei den Aramäern, Ammonitern, Moabitern, Edomitern und Phönikern (alle Völker geographisch nahe an Israel gelegen) schwindende Verwendung. Man kannte nur noch Hoch- und Nationalgötter. Auch Aschera wurde seit dem 1. Jahrtausend außerhalb Israels nicht weiter erwähnt. Ist es plausibel, dass Aschera dem JHWH als ein zugeordnetes segenspendendes Kultobjekt fungierte? Somit wäre der „Ein-Gott-Glaube“ schon im frühen Israel nachzuweisen. Kann nicht zudem die Möglichkeit bestehen, dass die Götter aus Ugarit lediglich JHWH in anderer Gestalt repräsentieren? Es könnte sich um eine Aneignung möglicher Titel JHWH´s handeln. So kämen wir zu der Vermutung, dass es nicht zunächst einen exkludierenden, sondern anfangs einen inkludierenden Monotheismus gab. Eine andere Möglichkeit, der Geburt JHWH´s liegt in der Übernahme zeitgenössischer, autochthoner, vielleicht ägyptischer phönizischer Religiösität. Es hat den Anschein, dass JHWH unter David und Salomo zum Gott von Jerusalem wurde, und dabei den Sonnengott Schamach verdrängte, dabei jedoch selbst dessen Züge annahm. Die Domäne der Sonne steht für Recht und Gerechtigkeit, Eigenschaften, die JHWH zugesprochen wurden. Dazu möchte ich aber im Kapitel über das Wirken JHWH´s (Sonnengott) noch näher eingehen. Andere Hinweise zur Entstehung des Namen JHWH lassen sich dahingehend finden, dass der phönizische Baal-Schamem (Himmelsherr) als universaler Gott das Gewand bereit hielt, in welches der Berg- und Hirtengott JHWH geschlüpft ist. Ab hier sagt man, begann sodann der Eintritt in die Götterwelt des alten Orients, der sobald die führende, alleinige Rolle im Ein-Götter-Kult übernahm.[6] Israel und JHWH haben eine gemeinsame Geschichte, wobei Israel einem starken politischem Wandel unterzogen war. Nicht zuletzt beinhaltet der Name Isra(el) auch den Götternamen „EL“, welcher ca. 2000 vor Chr. in Ugarit als der „Erbauer des Erbauten“ galt, und als Eigenname für Gott als „Göttliches Wesen“ oder auch „Göttliche Natur“ nachweislich Verwendung fand. Im Alten Testament wird der Name El, der 230-mal auftritt, oft in der abgewandelten – eigentlich pluralen – Form als Elohim oder mit Zusätzen (El Schaddai, El Eljon) verwendet und mit Jahwe gleichgesetzt. El Eljon (Gen 14,18 EU) war zur Zeit der Jebositer der Hauptgott Jerusalems.[7] JHWH wurde durch die Israeliten allerdings erst im Babylonischen Exil als alleiniger Gott anerkannt, als JHWH sie aus Ägypten herausgeführt hat (Darf man heute nicht mehr wörtlich nehmen, die Gründung Israels sieht man heute vielmehr in kleinen Stadtstaaten begründet). JHWH ist „der Gott von Ägypten her“, so steht es in Hos. 12,10;13,4.[8] Im Monotheismus wurden andere Götter somit explizit abgelehnt. JHWH, so scheint es, hatte von Anfang an Eigenschaften (seines Wesens), die ihn signifikant von anderen umliegenden Religionen unterschied. JHWH bindet sich nicht an ein Territorium oder Königshaus, sondern explizit an sein Volk.[9] Es ist „der Name“, der verkündigt, gepriesen und gefürchtet wird.[10] Es ist „der Name“, den man einander segnet, und den der Prophet verkündet.[11] Der Name, dem Salomo einen Tempel baut, und eben diesen Namen lehrte Jesus uns als Erster zu heiligen.[12] Der Höhepunkt des Monotheismus lässt sich in der Exilszeit ausmachen, als das Volk andere Götter suchte, aber wieder zu JHWH zurückkehrte. Abschließend lässt sich sagen, dass JHWH sich stets als ein und derselbe erwiesen hat, auch wenn sein Bild nicht immer das gleiche war.[13] Der JHWH Glaube hat sich für Israel als sinn- und identitätsstiftende Mitte erwiesen.[14]

3 Deutung des Gottesnamens

„Der Name“ ist in Israel ein Synonym für Gott selbst. Gott ist unnennbar und ungreifbar, sowie er auch namenlos und gleichzeitig viel- und allnamig ist.[15] Folgender Text soll dies verdeutlichen:

„Ich bin der, der ich bin“. Das ist der wahre Name Gottes, der freilich nicht die Fantasie anregt, weder zum Träumen verleitet noch Symbole enthält und der sich deshalb von vornherein jeder Versuchung von Anthropomorphismus und Idolatrie widersetzt. Wenn sie mich aber fragen: Wie heißt er? Was soll ich den Israeliten dann sagen?“Gott antwortet Mose:“Der >Ich-bin-der-ich-bin< hat mich zu euch gesandt“.[16]

[...]


[1] Vgl. Deutsche Bibelgesellschaft , Stuttgart 2007, http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/ referenz/31828/// cache/ce67a3c1ba/ 30.09.2008, 17:31.

[2] Vgl. Berlejung/C, A., Handbuch theologischer Begriffe zum AT und NT, 176-178.

[3] Vgl. Dietrich,Walter / Klopfenstein, (Hrsg) Martin A., Ein Gott allein? 14-15.

[4] Vgl. Dietrich,Walter / Klopfenstein, (Hrsg) Martin A., Ein Gott allein? 15.

[5] Vgl. Steins, Georg, Prof. Dr. theol., Vorlesung: Theologische Hauptwörter des AT, SS 2008.

[6] Vgl. Dietrich,Walter / Klopfenstein, (Hrsg) Martin A., Ein Gott allein? 16-17.

[7] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/El_%28Gott%29, 09.11.2009, 21:28.

[8] Vgl. Berlejung/C, A., Handbuch theologischer Begriffe zum AT und NT, 176-178.

[9] Vgl. Dietrich ,Walter / Klopfenstein, (Hrsg) Martin A., Ein Gott allein? 18.

[10] Vgl. Ex 9,16; Ps 103; 86,11.

[11] Vgl. Num 6,27; Ez 39;25.

[12] Vgl. 2 Sam 7,13; Mt 6,9.

[13] Vgl. Dietrich,Walter / Klopfenstein, (Hrsg) Martin A., Ein Gott allein? 20.

[14] Vgl. Dietrich,Walter / Klopfenstein, (Hrsg) Martin A., Ein Gott allein? 19.

[15] Link, Christian, Die Spur des Namens, Theologische Studien 38-39.

[16] Leonardo Boff, Vater unser, Das Gebet umfassender Befreiung, 49.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Ich bin der ich bin. Der Name und das Wesen Gottes
Hochschule
Universität Osnabrück  (Katholische Theologie)
Veranstaltung
Theologische Hauptwörter
Note
3,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V144116
ISBN (eBook)
9783640523269
ISBN (Buch)
9783640522552
Dateigröße
660 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Name, Wesen, Gottes
Arbeit zitieren
Manuel Berg (Autor:in), 2008, Ich bin der ich bin. Der Name und das Wesen Gottes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144116

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