Viele Magdeburger kennen diesen Titel genau: „Unser Herrgotts Kanzlei“, denn dies ist ein Titel für Magdeburg aus der Feder Wilhelm Raabes, der der Stadt damit ein Denkmal setzt und ihren mutigen Widerstandskampf bewundert. Doch was hat es wirklich mit diesem Kampf auf sich? Hatte Moritz von Sachsen tatsächlich vor, die Stadt zu erobern? War die Stadt tatsächlich in Gefahr?
Um dieser Frage nachgehen zu können, ist es meiner Meinung nach nötig, ein klein wenig in die Vergangenheit zu reisen, denn ohne die Ereignisse im Schmalkaldischen Krieg wenigstens angerissen zu haben - ebenso wie die Verhältnisse und Beziehungen der Obrigkeiten untereinander - wird man die Entscheidungen und Vorfälle Anfang der 50er Jahre des 16. Jahrhunderts kaum verstehen können. Eine besondere Rolle muss in meiner Arbeit der Kurfürst Moritz besetzen, dessen Geschichte eng mit der der Stadt Magdeburg verwoben ist. Beginnen werde ich diese Arbeit also mit einer Analyse der Vorbedingungen und Konstellationen im Reich und in der Stadt. Darauf folgt ein Kapitel über den Kurfürsten Moritz, in dem ich verschiedene Ansätze und Probleme vorstellen werde. Vor diesem Hintergrund werde ich im anschließenden Teil direkt der Frage nachgehen, ob Magdeburg tatsächlich eine Stadt in Gefahr war.
Die Literatur über Magdeburg ist, was die einschlägigen Stadtgeschichten angeht, gut. Gerade die Publikationen, die in den letzten Jahren oftmals begleitend zu den großen Ausstellungen im Kulturhistorischen Museum erschienen sind, überzeugen. Jedoch gilt auch für die Geschichte der Stadt Magdeburg, dass bei den Publikationen, die in der ehemaligen DDR erschienen sind, gewisse Dinge mit Vorsicht zu lesen sind. Das Phänomen der „Herrgotts Kanzlei“ hat bis vor kurzem keine große Beachtung gefunden, was daran liegen mag, dass mit dem Interim ja ein Diskurs in der lutherischen Kirche selber begann. Mit dem Werk „ Das Ende der Reformation“ von Thomas Kaufmann hat sich diese Lücke jedoch geschlossen.
Die Quellenlage ist mit der fünfbändigen Korrespondenz des Kurfürsten sehr gut. Ein nicht kleiner Teil der Korrespondenz beschäftigt sich zudem mit Magdeburg, so dass es möglich ist, einen direkten Einblick in die damaligen Ereignisse zu bekommen.
Leider wurde bei der Zerstörung Magdeburgs 1631 auch das mittelalterliche Ratsarchiv vernichtet, so dass viele mögliche Quellen und Akten für immer verloren sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung und Quellenlage
- Das Reich in den Jahren 1500-1555
- Karl V. und seine Politik
- Kirche, Reformation und Politik bis 1548
- Der Schmalkaldische Bund
- Der Reichstag von Augsburg 1547/48 und das Interim
- Der Fürstenkrieg
- Geschichte Magdeburgs bis zum Interim
- Unser Herrgotts Kanzlei - Magdeburgs Reaktion auf das Interim
- Moritz von Sachsen
- Magdeburg - Eine Stadt in Gefahr?
- Exkurs: Wilhelm Raabe
- Zusammenfassendes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Belagerung Magdeburgs durch den Kurfürsten Moritz von Sachsen in den Jahren 1548 bis 1552. Ziel ist es, die Ereignisse in diesem Zeitraum vor dem Hintergrund der politischen und religiösen Auseinandersetzungen im Heiligen Römischen Reich zu beleuchten und zu analysieren, ob Magdeburg tatsächlich in Gefahr war.
- Die politische und religiöse Situation im Heiligen Römischen Reich im 16. Jahrhundert
- Das Interim als politische und religiöse Lösung nach dem Schmalkaldischen Krieg
- Die Rolle des Kurfürsten Moritz von Sachsen im Kontext der Konflikte
- Die Reaktion der Stadt Magdeburg auf das Interim und die Belagerung durch Moritz
- Die Bedeutung des Begriffs „Unser Herrgotts Kanzlei“ für die Geschichte Magdeburgs
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung und Quellenlage: Dieses Kapitel stellt die Forschungsfrage und skizziert den historischen Kontext. Es wird die Bedeutung der Belagerung Magdeburgs durch Moritz von Sachsen hervorgehoben und der Zusammenhang mit dem Begriff „Unser Herrgotts Kanzlei“ erläutert. Darüber hinaus werden die wichtigsten Quellen und Forschungsliteratur zur Thematik präsentiert.
- Das Reich in den Jahren 1500-1555: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die politischen und religiösen Entwicklungen im Heiligen Römischen Reich im 16. Jahrhundert, insbesondere die Rolle Kaiser Karls V., die Konflikte der Reformation und die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes. Des Weiteren wird die Bedeutung des Reichstags von Augsburg 1547/48 und die Einführung des Interims erläutert.
- Geschichte Magdeburgs bis zum Interim: Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte der Stadt Magdeburg bis zum Beginn des Interims. Es werden die besonderen politischen, wirtschaftlichen und religiösen Verhältnisse der Stadt hervorgehoben.
- Unser Herrgotts Kanzlei - Magdeburgs Reaktion auf das Interim: Dieses Kapitel analysiert die Reaktion der Stadt Magdeburg auf das Interim und den Widerstand gegen die Einführung des Interims. Es werden die Ursachen für den Widerstand und die Bedeutung des Begriffs „Unser Herrgotts Kanzlei“ untersucht.
- Moritz von Sachsen: Dieses Kapitel behandelt die Person des Kurfürsten Moritz von Sachsen und seine Rolle im Zusammenhang mit dem Interim und der Belagerung von Magdeburg. Es werden verschiedene Ansätze und Interpretationen der historischen Person des Kurfürsten Moritz beleuchtet.
- Magdeburg - Eine Stadt in Gefahr?: Dieses Kapitel beleuchtet die konkrete Situation Magdeburgs während der Belagerung durch Moritz und untersucht, ob die Stadt tatsächlich in Gefahr war. Die Argumentation wird vor dem Hintergrund der politischen und religiösen Konflikte der Zeit und der Handlungsstrategien des Kurfürsten Moritz von Sachsen analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen des Interims, des Fürstenkriegs, der Belagerung Magdeburgs, Moritz von Sachsen, „Unser Herrgotts Kanzlei“, Wilhelm Raabe und der Geschichte der Stadt Magdeburg im 16. Jahrhundert. Zu den zentralen Begriffen gehören außerdem Reformation, Konfession, Kaiser, Kurfürst, Stadtpolitik und Stadtgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Maxi Pellmann (Autor:in), 2009, Eine Stadt in Gefahr? - Magdeburg zwischen Interim und Fürstenkrieg (1548-1552), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144199