Die EU und die Staaten Zentralamerikas (ZA) verhandeln das erste biregionale Freihandelsabkommen der Welt. Es soll Teil eines Assoziierungsabkommens sein, das den nächsten Schritt in den Beziehungen zwischen beiden Staatengruppen darstellen würde. Beide Blöcke versprechen sich, handelstheoretischen Grundsätzen entsprechend, einen beidseitigen Gewinn durch die Liberalisierung des Handels. Doch trotz der betonten Reziprozität des Abkommens ist die Assoziierung Teil der Regionalstrategie der EU für ZA und soll u.a. die Entwicklung des Isthmus fördern. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der europäischen Strategie Global Europe, die sich gegen protektionistische Maßnahmen ausspricht, scheint die Behandlung der Ware Banane in den Verhandlungen erstaunlich. Es stellt sich die Frage, warum die EU sich derart gegen eine Liberalisierung des Bananenhandels sperrt, zumal dieser von großer Bedeutung für die zentralamerikanischen Volkswirtschaften ist. Kein anderes Obst hat eine vergleichbare handelspolitische Bedeutung erlangt wie die Banane. Seit Gründung der EWG wird über ihre Einfuhrbestimmungen gestritten. Konfliktlinien ziehen sich zwischen europäischen Staaten, zwischen der EU und bananenproduzierenden Staaten Lateinamerikas, zwischen der EU und den USA, aber auch zwischen verschiedenen Generaldirektionen der Europäischen Kommission. Der Konflikt wird auf multi- und bilateraler Ebene ausgetragen und der Einfluss transnationaler Unternehmen spielt ebenso eine Rolle wie kolonialgeschichtliche Verknüpfungen. Entwicklungs- und handelspolitische Strategien prallen beim Thema Bananen aufeinander und der Streit ist zu einem nicht enden wollenden Testfall für die WTO geworden. In diesem banana war ist auch der Streit um die aktuelle Regelung im geplanten Assoziierungsabkommen zwischen der EU und ZA zu verorten.
Ziel dieser Arbeit ist es, die aktuelle europäische Weigerung, den Abbau des Bananenzolls in einem Freihandelsabkommen mit ZA zu integrieren, in das komplexe Interessenfeld einzuordnen. Der Umfang dieser Arbeit lässt die Berücksichtigung aller Akteure und Hintergründe des Konflikts nicht zu. Vielmehr wird im Folgenden zunächst ein historischer Abriss des Bananenkonflikts und die aktuellen Einfuhrkategorien erläutert. Anschließend wird verdeutlicht, warum die Beziehungen der EU zu den AKP-Staaten von Bedeutung für den Umgang mit zentralamerikanischen Forderungen nach einer Handelsliberalisierung sind...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergründe des Bananenkonflikts
- Handelspolitische Bevorzugung der AKP-Staaten gegenüber Zentralamerika
- Verhandlungsposition der EU in internationalen Institutionen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der aktuellen europäischen Weigerung, den Abbau des Bananenzolls in einem Freihandelsabkommen mit Zentralamerika (ZA) zu integrieren. Sie zielt darauf ab, diese Haltung in das komplexe Interessenfeld einzuordnen, das den Bananenkonflikt prägt.
- Historische Entwicklung des Bananenkonflikts
- Handelspolitische Bevorzugung der AKP-Staaten gegenüber ZA
- Einfluss multilateraler und bilateraler Verhandlungen auf die europäische Interessenlage
- Entwicklungspolitische Aspekte des Bananenhandels
- Relevanz der Bananenpolitik für die europäische Strategie Global Europe
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung präsentiert den aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen der EU und ZA über ein Assoziierungsabkommen, inklusive eines Freihandelsabkommens. Sie stellt die zentrale Frage nach der europäischen Weigerung, den Bananenhandel zu liberalisieren, und verweist auf die Komplexität des Bananenkonflikts, die über reine Handelszahlen hinausgeht.
- 1. Hintergründe des Bananenkonflikts: Dieses Kapitel liefert einen historischen Abriss des Bananenkonflikts, indem es die unterschiedlichen Interessengruppen in der Europäischen Gemeinschaft (EG) und die daraus resultierende Dreiteilung des EU-Bananenmarktes beleuchtet. Die Rolle des Lomé-Abkommens und die Schwierigkeiten der AKP-Staaten im Bananenanbau werden ebenso dargestellt wie die Wettbewerbsnachteile der EU-Eigenproduktion im Vergleich zu den zentralamerikanischen Produzenten.
- 2. Handelspolitische Bevorzugung der AKP-Staaten gegenüber Zentralamerika: Dieses Kapitel untersucht die Bevorzugung von EU-Bananen und AKP-Bananen gegenüber Dollarbananen aus ZA im Rahmen der Gemeinsamen Marktordnung (GMO). Es analysiert die Diskriminierung der zentralamerikanischen Staaten trotz deren günstigerer Anbau- und Erntebedingungen und zeigt die Widersprüche zwischen der EU-Politik und den Zielen des geplanten Assoziierungsabkommens auf.
Schlüsselwörter
Bananenkonflikt, EU, Zentralamerika, AKP-Staaten, Freihandelsabkommen, Assoziierungsabkommen, Handelspolitik, GATT, WTO, Dollarbananen, GMO, Importquoten, Lizenzen, Entwicklungspolitik, Global Europe.
- Citar trabajo
- Jakob Weber (Autor), 2010, Wieso sperrt sich die EU gegen eine Liberalisierung des Bananenhandels im Rahmen des geplanten Assoziierungsabkommens mit Zentralamerika?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144236